Germania. Jaargang 2
(1899-1900)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdEinwirkungen der deuschen Litteratur auf die Litteratur Schwedens.Auf die schwedische Sprache ebensowohl wie auf die dänische hat das Deutsche einen bedeutenden Einfluss ausgeübt, was sich zunächst in einer grossen Anzahl von FremdwörternGa naar voetnoot(2) zu erkennen giebt, die aus der deutschen Sprache hinübergenommen sind. Die gleiche Beeinflussung hat auch in der Litteratur stattgefunden. Die Klöster waren im Mittelalter die eigentlichen Sitze der Bildung; allein es gab eine nicht geringe Anzahl von jungen Geistlichen, welche auf deutschen Universitäten sich bildeten. Die Einführung der Reformation in Schweden im Jahre 1519 geschah durch Olaus Petri, welcher 3 Jahr lang Luthers und Melanchthons Zögling gewesen war. Aus dem Deut schen übersetzte man die ersten geistlichen Gesänge, welche der neuen Lehre als Stütze dienten. Der 30jährige Krieg brachte die Schweden mit Deutschland in engste Berührung; lange Zeit waren sie in deutschen Gauen sesshaft. Georg Sternhelm (1598-1672), der Begründer der schwedischen Dichtkunst, nimmt einen ähnlichen Platz in der schwedischen Litteratur ein wie Martin Opitz in der deutschen. Er lag längere Zeit in Deutschland den Studien ob; deutsche Dichter waren vielfach seine Vorbilder. Auch Gustav Rosenham (1619-1684) steht unter dem Einflusse deutscher Dichtung, namentlich unter demjenigen der Lohenstein'schen Schule. Die zweite schlesische Schule wirkte auf Gunno Euretius Dahlstjerna (1661-1709) ein. Der Einfluss der deutschen Litteratur auf die schwedische wurde indes zu Gunsten der französischen völlig verdrängt, als eine deutsche Prin- | |
[pagina 191]
| |
zessin, Luise Friederike, die Schwester Friedrichs des Grossen, den Tron Schwedens bestieg. Sie hatte, wie auch Friedrich der Grosse selbst, nur Geschmack an der französischen Dichtung. Eine Einwirkung des deutschen Geistes gewahren wir bei Olof Bergkliet wieder. Die Bekanntschaft mit der aufblühenden deutschen Poesie führte ihn zu einer Erkenntnis von dem Wesen der Dichtkunst. Allein erst die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnet die Morgenröte einer neuen Zeit für die schwedische Litteratur. Derjenige, welcher die- Atterboms bedeutendes Dichtertalent wurde leider durch das Umhertasten in Schellings und Hegels Philosophie stark beeinträchtigt. Seine selbe heraufführte, war Thomas Thorild (1759-1808). Unter Hinweisung auf Skakespeare, Ossian, Klopstock und Göthe trat er dem Gallicils mus nachdrücklich entgegen. Sein Verdienst liegt wesentlich in der neuen Theorie, welche er schuf. Thorild weilte eine Zeit lang in Deutschland; die Herausgabe verschiedener deutscher Schriften brachte ihn mit den bedeutendsten Geistern Deutschlands in Verbindung. Die letzten 14 Jahre seines Lebens war er in Greifswald Professor und Bibliothekar an der dortigen Universität. Das 19. Jahrhundert führte in Schweden die Neuromantik ein. ‘Die nähere Bekanntschaft mit der neueren deutschen Litteratur, ganz besonders mit der Schelling'schen Philosophie und der auf sie begrüdeten Neuromantik gab den entscheidenden Anstoss.’ Lorenzo Hammersköld (1785-1827) scharte einen Kreis junger Dichter um sich - nach der von ihm herausgegebenen Zeitschrift ‘Phosphoros’ ‘Phosphoristen’ benannt - in ihrer Dichtung huldigten sie der Romantik in der Form, wie sie in Deutschland aufgetreden war, mit ihrer unklaren Sehnsucht nach den abstrakten Reflexionen, ihrer Geringschätzung der Wirklichkeit und ihrer Vorliebe für das nebelhafte Mittelalter und die einschmeichelnden südländischen Versformen. Das Haupt der ‘Phosphoristen’ ist Peter Daniel Amadeus Atterbom (1790-1855), einer der grössten Lyriker Schwedens. Atterbom war von 1817-1819 teils in Deutschland teils in Italien; nach seiner Rückkehr wurde er Lehrer der deutschen Sprache und Litteratur beim damaligen Kronprinzen Oskar. Als Frucht seiner Reise veröffentlichte er die ‘Aufzeichnungen über berühmte deutsche Männer und Frauen nebst Reiseerinnerungen aus Italien.’ Atterbom war, obwohl erst 27 Jahre alt, als schon berühmter Mann nach Deutschland gekommen. Er had mit den grossen Geistern jener Zeit gelebt und von ihnen in lebendiger Wechselbeziehung Eindrücke und Einwirkungen empfangen. Am innigsten schloss sich Atterbom an Rückert, welchen er 1818 in Rom | |
[pagina 192]
| |
kennen lernte. Am 14. März desselben Jahres schreibt er an Geijer: ‘Im Café Greco traf ich gestern Abend den genialen Friedrich Rückert, der sich seit einigen Monaten hier aufhält. Von seinen poetischen Arbeiten kennst Du vermutlich wenigstens die weltberühmten ‘Geharnischten Sonette’, die er unter dem Namen Freimund Reimar herausgab; sie sind vielleicht mit Ausnahme der letzten Körner'schen Gesänge, unter den vielen poetischen Aufforderungen zu Sieg und Tod, welche der Befreiungskampf gegen Frankreich hervorrief, die schönsten... unter den Sängern der jüngeren Generation könnte wohl nur Uhland mit seinen wunderschönen Romanzen ihm den ersten Platz streitig machen.’ dramatisierten Märchen ‘Die Insel der Glückseligkeit’ und ‘Vogel Blau’ lehnen sich ganz an Tieck. Esaias Tegnérs Dichtungen tragen im ganzen das Gepräge der Originalität, allein ganz unberührt sind auch sie nicht von dem Geiste geblieben, welcher seine Vorgänger durchdrang. Die Meisterwerke der deutschen und englischen Litteratur wirkten unverkennbar auf ihn ein. Seine ‘Nattvardsbarnen’ zeigen den deutlichen Einfluss van Göthes ‘Hermann und Dorothea’. Eine ähnliche Natur wie Heine, Byron und George Sand ist Karl Jonas Ludwig Almquist (geboren 1793 zu Stockholm, gestorben 1866 in Bremen). Die deutsch-schwedische Romantik hat vornehmlich auf den Geist und die Form seiner Werke eingewirkt. Auch die schwedische Dichtung der Gegenwart zeigt bei einigen ihrer Vertreter Spuren deutschen Einflusses. Die politische Poesie der Deutschen. welche in den 40er Jahren sich entfaltete, fand in Schweden einen Jünger in Karl Wilhelm Strandberg (1818-1877). Herwegh und Hoffmann von Fallersleben bildeten seine Muster. Der jetzige König von Schweden, Oskar II., geboren 1829, ist ein Kenner une glühender Verehrer der deutschen Litteratur im Gegensatze zu seinem verstorbenen Bruder Karl XV., der französische Verse schuf und ein inkarnierter Feind deutscher Ideen war. Oskar II. war früh durch seinen Lehrer Atterbom in die reichen Schätze deutscher Litteratur eingeführt worden Seine Übersetzungen von Herders ‘Cid’ und Göthes ‘Tasso’ ins Schwedische sind meisterhaft gelungen. Nach deutschem Vorbilde versuchte er sich auch in der Dichtung schwedischer Originaldramen. Von schwedischen Uebersetzungen deutscher litterarischer Erzeugnisse nennen wir hier noch Göthes ‘Faust’ von Viktor Rydberg und die meisterhaft übertragenen Balladen Göthes von dem bedeutendsten schwedischen Lyriker der Gegenwart, dem Grafen Karl Johann Gustav Sevilsky. | |
[pagina 193]
| |
Wie in Dänemark und Norwegen hat auch in Schweden fast jedes geistige Gebiet von dem deutschen Genius Nahrung empfangen. Es ist voraussichtlich, dass der deutsche Geist in Zukunft noch freier seine Schwingen regen wird. Die Verbindung des künftigen Thronfolgers Oskar Gustav Adolf mit einer deutschen Prinzessin, der für deutsche Litteratur und Kunst begeisterten Tochter des Grossherzogs von Baden, Viktoria, einer Urenkelin des letzten Königs aus dem Geschlecht der Wasa, wird dafür zuversichtlichtdst von nachhaltiger Wirkung sein. Charlottenburg. Dr. Otto Weddigen. |
|