Germania. Jaargang 2
(1899-1900)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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lich bescheidene Resultate gezeitigt, die wir natürlich nicht verkleinern, aber noch viel weniger aufbauschen wollen. In den tropischen Besitztümern werden mit der Zeit auch finanzielle Ergebnisse nicht ausbleiben, wenn das deutsche Kapital ebenso beharrlich in der Unterstützung ist wie das englische. Anlagen von Eisenbahnen, Handelsfaktoreien und Bergwerken mehren sich langsam, da leider die deutsche Handelswelt sich weniger dabei bethätigt, als das uns missgünstige Ausland. Wo bleibt der Geist der alten Hansa, der einst über die damals bekannte Welt seinen Flug nahm und überall gründete, baute, reichlich erntete und eigenen Grund und Boden erwarb? Wohl ist deutsches Kapital an aussereuropäischen Unternehmungen stark beteiligt, wie dies in neuester Zeit der Bahnbau in der asiatischen Türkei wieder beweist, in unserm Eigentum, in unseren Kolonien, dagegen nur in verhältnissmässig geringem Massstabe; dort lässt man die Fremden wirtschaften und sieht mit verschränkten Armen zu, wie sie sich das Beste herausholen und sichern. Ganze Länderstrecken von der Grösse des Königsreichs Baiern werden verschenkt an Spekulanten, die Millionen daran verdienen, ohne dass sie etwas anderes gethan haben als Aktienscheine und Gewinnanteile an Börsen des Auslandes unterbringen und das mit unermesslichem Gewinn für sich selbst. (Landkonzessionen in Kamerun, wobei Douglas, Thys, Philippson u.s.w. gegen 18 Millionen verdienten). Gehandelt wird gewaltig, vorerst aber nur an der Börse. Es sei, nebenbei gesagt, entfernt von uns, jede Konzession unbedingt zu verdammen, aber Vorsorge sollte genommen werden, dass es sich dann nicht lediglich um gewöhnliche Spekulation handelt, wobei das Eigentumsrecht an deutschem Grund und Boden zumeist Ausländern überlassen wird. Un ere Geldgrössen tragen allerdings die meiste Schuld; auf ihren Schätzen hockend, legen sie beredtes Zeugnis ab für die Schlaffheit des deutschen Unternehmungsgeistes in kolonialen Dingen. Der Zug ins Grosse | |
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geht ihnen völlig ab. Belgier und Engländer betreiben im deutschen Afrika die Geschäfte, die der deutsche Geldmarkt sich vorbehalten musste. Wenn wir unsere Besitzungen so recht beschauen, da müssen wir leider eingestehen, dass dieselben ein gar eigentümliches Aussehen haben, besonders in ihren Umrissen. Das neue chinesische Gebiet beiseite gelassen, finden wir, dass Deutsch-Ostafrika, die anscheinend wertvollste Kolonie, unter englischer Vormundschaft und Beobachtung steht. Der Zanzibarvertrag setzte uns nicht blos einen Posten sondern sogar eine gehörige Wache vor die Ausgangspforte. Deutsch-Süd west-Afrika ist von den wichtigsten Verbindungen abgeschnitten und von der See her ebenfalls bewacht durch die liebevolle Fürsorge Albions, wahrscheinlich, damit uns kein Uebles von irgend einem bösen Neider zugefügt werden möchte. Das wertvolle Kamerun ist hinten herum allzu sparsam bedacht im Vergleich zu den freundlichen Nachbarn von Nord und Süd. Togoland gar, ist eine deutsche Landinsel in englischem Rahmen und fast ohne jede Küste. Unsere Eilande in der Südsee aber sind verhältnissmässig unbedeutend, bis auf das viel beredete und umworbene Samoa, das uns jetzt endlich gar grossmütig, teilweise als Geschenk überlassen wurde, das zu bezahlen wir nebenbei aber nicht vergessen durften. Nur dem blutigen Ansturm unserer niederdeutschen Brüder da unten im Süden verdankten wir endlich die bescheidene Abrechnung mit dem britischen Vielfrass. Er vergass dabei auch dort nicht, dem amerikanischen Vetter unsere Bewachung zu übertragen. Stets bemerken wir, mit welch rührender Sorgfalt Mutter Britania das wachsende germanische Kind hütet und bewacht! Tropenklima hindert natürlich eine regelmässig durchzuführende Ansiedlung von Europäern in grossem Massstabe. Darum sind alle deutschen Kolonien mit Ausnahme von Deutsch-Südwest-Afrika nur beschränkt besiedlungsfähig. | |
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Letzteres ist seines Klimas und seiner Lage wegen jedenfalls die wichtigste deutsche Kolonie, trotz der bekannten Unfruchtbarkeit und der elenden Verkehrszustände. Wie im Allgemeinen für alle Kolonien, so ist auch für Deutsch-Südwest-Afrika spottwenig von der deutschen Regierung und der deutschen Volksvertretung geschehen. Die Hafenanlagen in Swakopmund sollen endlich in Angriff genommen werden, eine Eisenbahn ist geplant, Wasserstauungen sind in Aussicht; aber gemacht ist bislang kaum ein Spatenstich. Wie lange diese Unthätigkeit noch andauern wird, weiss Niemand, wahrscheinlich so lange, bis wieder einmal der richtige Augenblick verpasst wurde. Schlimm ist es, dass der Regierung die Hände gebunden scheinen, trotzdem könnte dieselbe jedoch weit mehr unternehmen und thatkräftiger vorgehen. Die beiden nächst uns grössten Militärstaaten des Kontinents bringen für koloniale Zwecke bedeutende Opfer. Schon seit langen Jahren liegt eine starke militärische Macht an wichtigen Punkten ihrer Kolonien, oder wie in Russland, an der Grenze in Mittel- und Nordasien. Wohl organisierte Truppenteile, taktische Einheiten, befinden sich in Algier, Tunis, ja selbst in Hinterindien, während Russland im Kaukasus, in Turkestan und im südlichen Sibirien schlagfertige Divisionen, zur Verfügung hält. Die seit lange vorbereitete Stellung Frankreichs in Norddafrika wird wohl bald imstande sein, England die Einund Ausfahrt des Mittelmeers streitig zu machen. Die Besetzung der Nordküste Marokkos, mit oder ohne Einwilligung Spaniens, und die Bedrohung des Nilthals muss von französischen Staatsmännern als nächstliegende Aufgabe gegen das militärisch völlig ohnmächtige England ins Auge gefasst werden. Nordafrika kann nur französisch sein, wenn man in Paris künftig überhaupt noch in Weltangelegenheiten mitsprechen will. Russlands ganze Marschrichtung ist seit langen Jahren | |
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eine südöstliche und unmittelbar gegen England und dessen Einfluss gerichtete. Sollte Nordafrika aber französisch werden, so muss in Südafrika der germanische Einfluss vorherrschen, im engeren Sinne der grossdeutsche und niederdeutsche. Deutschland ist daher gezwungen, vor allen Dingen für Deutsch-Südwest-Afrika zu sorgen, und zwar mit allen Kräften. Das Land ist zu erschliessen, selbst mit den grössten Opfern. Alle Pläne, die hierauf zielen, sind staatlich zu begünstigen. Die Besiedlung ist in ausgedehntem Massstabe einzurichten und die Aufnahmefähigkeit des Landes zu steigern. Privatgesellschaften oder sonstige Unternehmen, um niederdeutsche Elemente dorthin zu verpflanzen, sind anzuregen und, wenn vorhanden, wirksamst zu unterstützen durch Verkehrserleichterungen, Konzessionen und gemeinnützige Anlagen. Aeusserst wichtig aber ist die Errichtung einer deutschen Militärkolonie daselbst und zwar unter Ueberweisung einer starken Division aus dem Reiche. Solche Truppenaufstellung ist nicht blos militärisch, sondern auch siedlerisch belangreich. Das Einführen bestehender Organisationen ruft andere hervor. Handel, Anbau, Schiffahrt erhalten unter solchen Verhältnissen einen gewaltigen Aufschwung. Für spätere militärische Aufgaben sind zeitweise neue Abteilungen überzuführen, in stetem Wechsel mit anderen, die nach der Heimat zurückkehren. Dadurch werden grössere Massen mit den Bodenverhältnissen und dem Klima vertraut. Entlassene Militärs jeden Grades sind durch besondere Vergünstigungen festzuhalten, anzusiedeln oder zu beamten. Auf diese Weise ist es möglich, doppelte Ziele zu erreichen. Aus dem heute unfruchtbaren Gebiet wird ein Neuland erstehen, das dem deutschen Reich sicheren Untergrund bietet zur Machtentwicklung im Belang des Deutschtums in Südafrika. Dort liegt die grosse Zukunft für uns, eine weit grössere als irgendwo auf dem Erdenkreis. | |
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Ein enges Band umschlinge die deutschen Bestandteile Südafrikas unter Wahrung völliger Unabhängigkeit jedes einzelnen Staatswesens. Echt deutsche Volkskraft bewährt sich dort in heissem Ringen. Mit wehrhafter Faust zerschmettert sie den frechen Eindringling. Ihr ist das gesamte Deuschtum verpflichtet beizustehen, ob Grossdeutsche oder Niederdeutsche. Das Rasse- und Stammesgefühl erwache zu gemeinsamem Handeln in nächster Zukunft. Brüssel. Baron von Ziegesar. |
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