sagt daher dem Besuch dieser grossen gemeinnützigen Anstalt, die besonders auch den minder Bemittelten Bücherschätze zugänglich machen soll. Was muss man empfinden, wenn dort selbst das beste niederländische Wörterbuch ‘Van Dale’ nicht zu haben ist? Damit dürfte wohl Alles gesagt sein. Was nun gar das Deutsche betrifft, so muss man gestehen, die Königliche Bibliothek ist elend ausgerüstet. Von dem was nach 1870 in der deutschen Litteratur erschien, besitzt diese Anstalt spottwenig. Auch hier lässt sich der Massstab anlegen, wenn man vernimmt, dass ihr Brockhaus eine antiquarische Seltenheit vom Jahre 1875 ist. Die vielbedeutenden neuern Forschungen auf dem Gebiete der germanischen Mythologie u.s.w. sind so zu sagen gänzlich unbekannt. Die Herrn Bibliothekare sollten sich doch nur den Brief des Bürgermeisters Buls ‘die vlämische Hochschule’ durchlesen, der könnte ihnen gewiss von grossem Nutzen sein.
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Die Königlich vlämische Akademie bekrönte kürzlich mit Gold ein umfangreiches Werk des Genter Hochlehrers Willem De Vreese. Dieser Gelehrte schickte eine Abhandlung in die Welt über ‘Gallicismen in het Zuidnederlandsch’. Das Werk hat gewiss grosse Verdienste, artet aber in eine Schulmeisterei aus, die unerträglich ist. Merkwürdiger Weise hat De Vreese es sich nicht versagen können ganz besonders die Herren der vlämischen Akademie an den Pranger zu stellen, die ihr Mitglid so einmütig bekrönten. Man weiss eigentlich nicht, was man mehr bewundern soll: Die grossartige Unverfrorenheit gepaart mit Anstandsmangel des Verfassers, oder die wunderbare Selbstlosigkeit der Akademiker.
Dass De Vreese's Schreibart selbst nicht einwandfrei ist, wurde kürzlich gelegentlich seines Berichtes über den dreijährigen Wettstreit der vlämischen Bühnenlitteratur kund.
Auffallender Weise erklärte der sprachkundige Hochlehrer in diesem Bericht ausschliesslich Nachdruck zu legen auf die Sprache selbst und.... der Bericht wimmelte von Sprachfehlern, sprachlichen Unebenheiten und Gallicismen.
Es scheint demnach, dass diesem Herrn noch unendlich viel fehlt zum niederländischen Messias.
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In Antwerpen vereinigen die Feste zu Ehren des berühmten Vlamen Anton van Dyck (1599-1899) die Spitzen der Künstler und Kunstfreunde von ganz Europa. Die Ausschmückung der Stadt trägt ein völlig vlämisches Gepräge; nur ist zu bedauern, dass die sogenannte Gesellschaft sich wiederum darin gefiel, dem Feste etwas Internationales anzuhängen.