Germania. Jaargang 1
(1898-1899)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
[pagina 600]
| |
Der kleinste formt aus Koth sich einen Ball
Und lenkt ihn nach des Gottes Angesicht,
Doch bis zum schlanken Fuss nur reicht die Kraft.
Der hebt den Stein, der andre zieht den Schuh
Vom schmutzgen Fuss und wirft ihn nach dem Bild.
Doch rein in's Blau ragt auf der schöne Gott,
Ein stilles Lächeln um den Marmormund.
| |
2. Nach der Preisvertheilung.In weisem Kleid, mit himmelblauem Gurt,
Ein blaues Band im krausen blonden Haar,
Die Hand, die ihren schwererworbnen Schatz
- Sechs schöne rote Bücher - fest umfasst,
In neue weisse Handschuh eingezwängt,
So geht klein Suschen, prunkend wie ein Pfau,
Errungnen Ruhmes froh die Strass' entlang,
Mit ihr die Mutter, die, gar stolz aufs Kind,
Der Bücher Bürde - rothes Gold auf Schnee -
Gern ab ihr nähme; doch das Kind, es lässt
Von seinem Schatz nicht einen Augenblick,
Ob auch des Büchereinbands frisches Roth
Mit manchem Fleck die weissen Handschuh färbt.
| |
3. Verlassen.Wo in der Strasse fremd der Fusstritt hallt
Und üpp'ges Gras, fortwuchernd ungestört,
Mit grünem Rand die grauen Stein' umzieht,
Dort steht, gar öd', das längst verlassne Haus.
Die Fenster blinken blau im Mondenlicht
Und starren seelenlos mit todtem Blick,
Dem Blick von Augen, die kein Licht mehr sehn,
Dem Blick des Armen, der sich blind geweint.
Vom hohen Thurm der alten Kirch' herab,
Der grau sich in die Nacht aufweckt, ertönt
Hin ob der Stadt das alte Glockenspiel,
Und wehmuthweich, indes rings Alles schweigt,
Klagt - fern verhallend - sanfter Geigenton.
| |
[pagina 601]
| |
4. Alter Garten.Der alte Garten liegt in Mittagsruh,
Wie grüner Sammt erglänzt das frische Gras,
Draus blühend sich die Monatsrose hebt;
Die schlanke Winde klimmt am Haus empor,
Und an der Wand erschliesst sich Kelch an Kelch
Orangefarb und gelb und purpurroth;
Hoch auf der Sonnenuhr spreizt sich ein Pfau,
Und zahme Tauben trippeln auf dem Kies
Des schmalen Pfads, den Buxbaum dicht umsäumt.
|
|