De Gemeenschap. Jaargang 15(1939)– [tijdschrift] Gemeenschap, De– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd Vorige Volgende [pagina 379] [p. 379] [Gedichten van Irmgard Keun] Irmgard Keun Für Joseph Roth Die Trauer, Freund, macht meine Hände dumm- Wie soll ich aus dem schwarzen Blut der Grachten Kränze winden? Das Leid, mein Freund, macht meine Kehle stumm. Wo bist du Freund? Ich muss dich wiederfinden. Die Tränen sterben mir, denn du bist tot. Zerbrochne Gräber scheinen mir die Sterne. Es fliesst, es fliesst der Strom der grossen Not Aus jedem Grab der unerreichten Ferne. Ich möchte einen Mantel weben aus dem Leid Einsamer Stunden. Kann man Tote noch beschenken? Man darf nur dankbar sein für jede Stunde Zeit, Die Gott noch gibt, um liebend zu gedenken. [pagina 380] [p. 380] Irmgard Keun Aus ‘Lieder der Flüchtlinge’ Fremde Stadt- Ich liebe dich um deiner Fremdheit willen. Du könntest das Verlangen nach Verlorenem mir stillen, Nach dem, was ich verliess. Lass mich vollenden, was ich einst verhiess, Einmal als Kind. Lass mich noch einmal sem, wie Kinder sind, Die eines Menschen Fuss noch nicht getreten hat- Fremde Stadt. Berge mich hinter deinen Mauern- Fremde Stadt. Lass mich in deiner Sicherheit trauern- Nur eine Stunde- Nur kurze Zeit. Hunger und Hunde Jagen das Leid- Jage nicht du mich auch- Fremde Stadt. Lass mich ruhen unter deines Himmels Regen- Fremdes Land. Gott gab dir den Himmel, Mir gab er den Segen Für dich, fremdes Land. Nur eine Stunde, Nur kurze Zeit Wärmt uns Arme auf Erden die Ewigkert- Der Himmel über dir- Fremdes Land. Vorige Volgende