trize). Nach dem Justieren kann dann endlich mit dem Guss begonnen werden.
Voll Ungeduld wird der Abzug von den ersten Typen erwartet. Geläutert erscheinen die Buchstaben auf dem Papier und sie präsentieren sich jetzt in der eigenartigsten Weise dem Zeichner. Entweder rein und anmutig - ganz so, wie er sie sich vorgestellt hat, oder hämisch grinsend, schief, als wollten sie vor übermut auf den Bauch fallen oder gar lustig tanzend auf der Linie hüpfend, eigensinnig, rücksichtslos gegenüber ihren Nachbarn, wieder andere übermässig fett und plump oder auch zu spinnig, zu mager und armselig im Ausdruck. Andere dagegen haben Buckel an den Rundungen, sind lahm in den Bogen, ohne Spannung und ausdruckslos in der Linie. So wird die erste Freude abgelöst durch kritisches Betrachten und Vergleichen mit der Originalzeichnung, dann gilt es, die Einwände und Verteidigungsreden der technischen Bearbeiter zu entkräften. Der erst makellose Abdruck wird mit Korrekturen und Verbesserungswünschen bekritzelt, der gefürchtete Rotstift tritt in Aktion und mancher Buchstabe wird ganz verworfen und muss noch einmal neu gemacht werden.
Es ist ein zähes Ringen um die Form, der Zeichner auf der einen Seite nur mit Pinsel und Feder bewaffnet und die zahlenmässig überlegene Gegenseite, mechanisiert und mit den raffiniertesten Maschinen ausgestattet. Wehe, wenn die Maschine siegt und die Formen nach ihrem Gutdünken gestaltet werden, und wen braucht es da zu wundern, wenn seelenlos und kalt der Buchstabe als Endprodukt herauskommt.
Viel Zeit geht ins Land, bis jeder Buchstabe durchgestaltet ist und alle Beteiligten zufriedene Gesichter zeigen. Zum Schluss muss das neue Kind noch einen Namen bekommen und auch das bereitet mancherlei Kopfzerbrechen, denn es muss ein schöner Name sein, der zu dem Charakter des neuen Geschöpfes gut passt, und natürlich auch ein Name, den noch kein anderes Schriftkind hat. Sind sich die Eltern einig und irgend ein berühmter Taufpate aus der Geschichte oder ein klangvoller Phantasiename wurde herangeholt, wird das freudige Ereignis erwartungsvoll der ahnungslosen Buchdruckerwelt angezeigt. Je nach den Mitteln, mit denen die Eltern gesegnet sind, hat die offizielle Geburtsanzeige in Form einer Schriftprobe ein bescheidenes oder grossartiges Aussehen.
Gar bald begegnet man der neuen Type in den Druckereien. Viel-