deutschen Sprachgebiet alles verlaufen, wenn er im Ministerium geblieben wäre! Wir konnten jetzt nur noch über sein eigenes Werk sprechen. 1955 erschien sein erstes Buch in meiner Uebersetzung ‘Gebet um ein gutes Ende’; im gleichen Jahre schmiedeten wir den Plan für eine deutsche Roelants-Gesamtausgabe in 5 Bänden, die bereits 1959 vollständig vorlag. Weitere Bände sollten folgen: einer liegt in deutscher Uebersetzung vor, auf die Manuskripte der anderen haben wir gewartet. Sie kamen nicht.
Es kam immer die gleiche Antwort: zu viel andere Dinge! Am letzten Tag des Jahres 1957 schrieb mir Maurice Roelants: ‘Maar ik ben vijf beloofde artikels ten achter, een boek bij Manteau en... ik ben begonnen met proeven voor mijn nieuw boek: Tot onze Verrassing. Ik begin morgen 1958 met het voornemen om voor alles aan dit boek voort te werken en mij niet door extra-opdrachten te laten afleiden. Was ik nu een paar maanden rentenier, ik zou een nieuw boek klaar hebben, als alles blijft vlotten. Help mij de schrijver in mij verdedigen!’
Doch immer wieder siegte der Organisator in ihm über den Autor. Das 1958 begonnene Buch blieb unvollendet...
In den 12 jahren, die wir uns kannten, wuchs eine innige Freundschaft zwischen uns. Immer stärker trat der Mensch Roelants in den Vordergrund. Ofters kam er an den Rhein, wir wanderten zusammen durchs Siebengebirge. Er war nun nicht mehr Adviseur, dennoch lag ihm die Literatur seines Landes immers am Herzen. Viele meiner Pläne schmiedete ich gemeinsam mit Maurice Roelants. Ich fand stets Unterstützung bei ihm, wenn sich in Flandern eine ‘Krise’ anbahnte. Das freie Wort und die freie Entscheidung waren für ihn das höchste. Er zählte zu den wenigen Menschen, die Mut besassen und die zu jeder Konsequenz bereit waren. So blieben ihm Enttäuschungen nicht erspart.
‘In de Ark van het Vrije Woord wordt het vrije woord de nek omgewrongen’, schrieb er mir in einem seiner letzten Briefe.
Er fühlte sich verlassen, die ungerechten Angriffe seitens der jüngsten Generation taten ihm weh; mehr noch schmerzte ihn die Haltung einiger älterer Literaten, in denen er bisher Freunde gesehen hatte. In seinem letzten Brief, kurz vor dem Tode schrieb er mit: ‘De tijd zal uitmaken waar het punt van evenwicht tussen mijn deugden en ondeugden moet worden gezocht. Ondertussen doet uw warmte mij wel goed. Ik heb het inderdaad dit jaar koud, koud, koud...’ Die Wärme, die seine Freunde ihm zu bringen versuchten, reichte nicht mehr aus. Er ist von uns gegangen, er hat uns ärmer zurückgelassen. Er wird uns immer fehlen. Denn Menschen wie Maurice Roelants kann man in Flandern mit der Laterne des Diogenes suchen. Findet man eine Handvoll solcher Freunde, hat man fürwahr sehr viel gefunden!
Die Hast seines Lebens hat ein Ende gefunden, möge er nun endelich die ersehnte Ruhe finden, um an seinem ewigen Buch schreiben zu können.
Georg Hermanowski