Bijdragen en Mededeelingen van het Historisch Genootschap. Deel 47
(1926)– [tijdschrift] Bijdragen en Mededeelingen van het Historisch Genootschap– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Aus dem Freiheitskampf der Niederlande. Briefe eines Badischen Kriegsmanns,
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hochgelehrten Doctor Pius Conradinus Brombach, oberösterreichischen Hofgerichtsadvokaten und Procurator zu Ensisheim. Und ein Brombach war es auch, der sie schrieb als Zeichen brüderlichen Gedenkens, Justus Octavianus mit Namen, der älteste aus der kinderreichen Ehe des markgräflichen Kammerschreibers und als solcher Lehensträger des Weiherschlosses zu Opfingen. Brombach von Opfingburg, wie er sich danach zu unterschreiben beliebte. Als die Spanier am Oberrhein für ihr Söldnerheer die Werbetrommel rührten, schlosz er sich aut Zureden des Bruders im Herbst 1572 mit Knecht und Diener cinem Truppe an, der nach den Niederlanden abging; der Abschied von seinem Ehegemahl, das in den Akten als ein ‘böses, altes Zankeysen’ erscheint, wird ihm wohl nicht zu schwer gefallen sein. Auf spanischer Seite nahm er dann in den Niederlanden in einem deutschen Regimente als Leutnant oder Fähnrich Dienste und wurde so Zeuge des heldenmütigen Kampfes, in dem die niederländischen Patrioten unter Führung Wilhelms von Oranien Glauben und Freiheit gegen spanische Gewaltherrschaft verteidigten. Er nahm, wie wir sehen, Teil an der denkwürdigen Belagerung und Eroberung von Haarlem, das nach siebenmonatlicher tapferster und zähester Gegenwehr sich am 12. Juli 1573 ergeben muszte und Schauplatz eines grauenvollen Blutgerichts wurde, das der Herzog von Alba über die unglückliche Stadt verhängte. Aber der Triumph des Herzogs war mit dem Verluste von zwölftausend Mann teuer erkauft und der moralische Eindruck, den die ruhmreiche lange Verteidigung auf die andern holländischen Städte ausübte, war ein ungeheurer: er hob ihren Mut und ihre Zuversicht in demselben Masze, wie die spanischen Greuel ihren Hasz ins Grenzenlose steigerten. Das zeigte sich bald, als Don Fadrique, des Herzogs Sohn, sich mit 16000 Mann gegen Alkmaar wandte und, da die Stadt ihm die Tore nicht öffnete, im August zur Belagerung schritt. Ein erster Sturm wurde von der aus 800 Köpfen bestehenden Besatzung, die von 1300 bewaffneten Bürgern unterstützt wurde, blutig zurückgewiesen, zu einem zweiten waren seine Truppen nicht mehr zu bewegen, und als die | |
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Geusen vollends die Dämme durchstachen und die Fluten des Meeres hereinbrachen und die Belagerer hinwegzuschwemmen drohten, gab der Spanier das fruchtlose Unternehmen auf und zog am 8. October ab. Am Tage vor dem Abzug hat Brombach den ersten Bericht geschrieben, der uns vorliegt. Er verschweigt und beschönigt nichts und kennzeichnet eindringlich die Lage und die Stimmung auf spanischer Seite. Kein Sold, Mangel an Speise und Trank, Hunger, Krankheit und Seuche, täglich Verluste, dazu vor Augen die stündlich wachsende, unheimliche Flut! Was Wunders, wenn auch unserm badischen Kriegsmann sich die Erkenntnis aufdrängt, dasz die Unterwerfung des mit dem Meere verbündeten, von einem tapferen, freiheitsliebenden Volke verteidigten Landes eine schwierige Sache sei und noch viele Jahre kosten werde. Das zweite Schreiben stammt aus dem Juni 1574 und ist aus Beverwijk, nördlich von Haarlem, datiert, wo die sieben Fähnlein von Brombachs Regiment seit ein paar Monaten wieder zusammengezogen waren und sich verschanzt hielten. Inzwischen hatte sich die Situation insofern zu Ungunsten des Oraniers geändert, als durch die Niederlage des neugeworbenen Söldnerheeres, das Graf Ludwig von Nassau vom Rhein herbeiführte, in der blutigen Schlacht auf der Mooker Heide die Hoffnung auf Entsetzung und Befreiung der belagerten Stadt Leyden vernichtet und die Not der Geusen gestiegen war. Von den beiden Vorgängen auf dem Kriegsschauplatze in der Provinz Holland, von denen Brombach berichtet, ist in der mir hier zugänglichen Literatur nichts bekannt. Sie stehen zweifellos in Zusammenhang mit den Operationen in Nord-Holland, von denen van Meteren in der deutschen Ausgabe seiner ‘Niederländischen Historien’ (Arnheim 1611) S. 253/4 spricht. Bei dem einen handelt es sich um ein Gefecht in der Nähe des Haager Busches, das zum Nachteil der Geusen verlief und mit der Gefangennahme von vier Fähnlein endigte. Bei dem andern, an dem Brombach selbst beteiligt war, um einen Haudstreich auf das befestigte Dorf Wormer, der am 30. Mai unternommen wurde und nach anfänglichem Erfolg durch | |
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das Eingreifen der Geusenflotte in eine empfindliche Schlappe für die Spanier verwandelt wurde. Er bestätigte auf's neue die alte Erfahrung, dasz die Niederländer überall, wo sie auf dem Wasser kämpften oder dessen Vorteile nützen konnten, den Gegnern überlegen waren, und unser badischer Kriegsmann hatte gewisz Recht, wenn er resigniert meinte, solange man keine Armada zur See habe, werde man Holland niemals erobern. Das letzte Schreiben fällt in das Frühjahr 1575. Das Regiment war durch Gelderland nach Overijssel gezogen, um sich dort auf fetter Weide auf Kosten der Bauern, nach dem Söldnerbrauch der Zeit mit ‘Fressen und Saufen’ von den Strapazen des Krieges zu erholen und für den seit Monaten rückständigen Sold schadlos zu halten. Man merkt der launigen Schilderung des Schreibers das Wohlbehagen, das er dort empfindet, während von Breda her Friedensschalmeien ertönen, ordentlich an. Von dem weiteren Briefwechsel mit dem Bruder hat sich nichts mehr erhalten. Die Friedensaussichten verschwanden abermals, der Krieg nahm seinen Fortgang. Vielleicht schon in diesem Jahre, spätestens aber im Herbst des nächsten Jahres ist Oktavian, dessen Gesundheit auf die Dauer doch nicht Stand gehalten, nach dem Oberrhein auf sein Weiherschlosz, das er neu aufgebaut, zurückgekehrt; ein todsiecher Mann ist er dann im März 1577 zu Basel, wo er wohl Heilung suchte, verstorben. Lassen wir ihn nun selbst zu Wort kommen. K.O. | |
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Meutereien angefangen, weren wir 6 Wuchen ehe für Alkmaar gezogen, welches nit eine kleine Ursach, dasz Alkmaar nit gewunnen worden ist. Haben Alkmaar belegert, zum Sturm geschossen, die Spangier allein angeloffen, den Sturm verloren, bei 400 erschossenGa naar voetnoot1), und geschedigt worden. Lauft das Wasser dermaszen an (dann die Giesen den Damm ufgerissen, da die Flut), dasz man besorgen müssen, wir kinten in die Lenge vor Wasser nit mehr us dem Ort, da wir ligen, komen und das Geschütz daraus bringen. Dann es ist um unser Leger schibenwis schon wol Wasser, dasz man bei 14 Tagen alle Tag über 1500 Mann schwecher. Müssen also, on etwas Fruchtbarlichs usgerichtet, mit Schaden und Spott abziehen, welches den Feind etwas übermütiger und noch verwenter macht. Etlich der Unsern sind Hungers halb verdorben, mehr geschedigt, der dritt Teil unsers Regiments allhie ist krank, haben diesen ganzen Krieg noch kein elender Leger gehabt, dann es ist in 4 Tagen in unserm Leger kein Brot, Bier noch Wein, ja kein einziger Markatender bei uns gewesen. Das Stettlein Alkmaar haben die Giesen dermassen anstatt der Mauren, die sie abgerissen, mit einem Wall verbauen, dasz es on sondern groszen Schaden des Kriegsvolks nit wol zu gewinnen ist, und soll dies Stättlin die onwehrhaftigst unter den andern sein, die abgefallen. Die Stätt, so der Prinz noch innhat, ligen all wol verbauen und verwart mit Wasser, dasz man für etlich kein Feldleger schlagen kann, und deszhalben zu besorgen, wann das Land nit zu einem Vertrag kommt, würd man noch vil Jar damit zu schaffen haben und würd ein langjährigen Krieg geben. Es sei dann Sach, wie mich bedunket, dasz sie sich einander selber erbieszenGa naar voetnoot2), so man ihnen alle Päsz verlegen wurd, dardurch ihrer Handlung und Gewerb ein Abbruch beschicht. Wir werden morgen wider zuruck neben dem Stettlin | |
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hinweg ziehen und unser Leger bei einem Closter, so jammerschad, dass die Giesen verbrannt, heiszt Egmont, schlagen, zwei Viertl Meil von gemeltem Stettlin. Do sollen wir etlich Tag still ligen. Wo man uns dann fieren würd, ist mir nit wissend. Es ist zu erbarmen, wie die Calvinisten mit den Kirchen und Gottsheusern um gehen. Sie erschlagen nit allein die Ceremonien, sondern verbrennen und zerreiszen und brechen alle Kirchen gar ab, öffnen der Abgestorbenen Gräber und treiben alle unbille Handlungen, machen mit Rauben und Stelen viel arme Leut. Bitt, wellest mir auch neue Zeitung schriben, wie es bei Euch steet. Soll jederzeit wider geschriben werden.... | |
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heiligen Pfingsttag ist verordnet gewesen, wie man sagt, WurmerGa naar voetnoot1), ein groszen Flecken mit groszen, tiefen Fluten und Graben wol bewart, einzunemen, hat man von unsern Fenlin uf 300 Mann und dann von AssendelftGa naar voetnoot2), so nit weit darvon ligt, Teutschen und Welschen, auch etlich Hundert genomen und sollten die Kriegsschiff von Amsterdam auch komen sein, und als die Unsern und die von Assendelft zu Wurmer angefaren, der Gösen Schanz halber ausgemacht, eingenomen, sie in das Dorf gejagt, da sind der Gösen zwei GallonenGa naar voetnoot3) daher gefaren, unter unser Volk kreuzweis geschossen, also dasz unser Volk wider zuruck in die Halbschanz weichen müssen. Indem sind der Gösen andere Schiff, gerüst mit Kriegsvolk, allenthalben daher gefaren, unser Volk umzugehen. Da nun die Unsern das gesehen und dasz kein Hilf mit Kriegsschiffen von Amsterdam, noch anderswoher, vorhanden, noch komen, auch unser Schiffleut mit ihren Schiffen fliehen wellen, ist unser Volk, als sie vermerkt, allein one Hilf nichts ausrichten kinten, den Schiffen zugeloffen, zum Theil darvon gefaren; die sich aber versäumt, ihre Wehr von ihnen geworfen, sind hindurch geschwummen; was aber nit schwimmen kinte und sich in das Wasser gelassen, ist ersoffen. Wenig sind vom Feind umkomen, der mehrer Teil, was dahinter bliben, ist gefangen, von unserm Regiment bei Hundert und von denen zu Assendelft uf 150 Mann gefangen. Die will man all ranzionieren lassen; hoff, sollent bald wider bei uns sein. Wir künten nit all Spil gewinnen, müssen auch etwan eins verlieren. Wir sind täglichs mehr Kriegsvolk uf Wasser und Land gewärtig; uf dem Land erobern wir das Holand nit, es sei denn Sach, dasz man auf dem Wasser ein Armaden hab, dasz ihnen nichts kan zu noch abkomen.... Man hat uns lenger dann in einem Jahr kein Bezalung geben, ist uns nun in die 24 Monat schuldig.... | |
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