Berliner Liederhandschrift vom Jahre 1568
(1568)–Anoniem Berliner Liederhandschrift vom Jahre 1568– Auteursrechtvrij
[Folio 7r]
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hellenn schall,
frolig die Fogell singenn
vůr dies die nachtegall.
Der kůckůck mitt seinem schreien
magh froligh jedermann,
Des abentz an dem Reien
die mägdlein woll gethan,
Spatzerenn zů dem brůnnenn,
pflechtt man zů diser zeitt
all wellt fůilhtt freůide vnnd wůnne
mitt ereisen weitt.
Es gronett jn dem walde,
die blomlein blůen fein,
die roßlein aůff dem felde,
von farbenn mannicherlei,
ein blomlein steitt jn dem gartenn,
Die heist vergiß nitt mein,
Das edell kraůtt weghwarthenn
maghtt gůtten aůgen schein.
Ein kraůtt wegst jn der Auwe,
heischtt wolgemůett,
liebett sehr den schonen jůnckfrawenn,
darzů hollander bloett,
die weiss vnnd rothenn rosenn,
haltt man jn grosser achtt,
groß geltt daraůss gelosenn,
schon krentzelein man daraůß machtt.
Das kraůtt je lenger ye lieber,
an mannichem ende blůett,
brengtt offt ein heimlich feber,
der sich darfůr nitt hůitt
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[Folio 7v]
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Jch habens woll vernhommen,
was dies kraůtt vermag,
doch kan man dem vorkommenn,
wer weiß liebs brůchtt all tagh.
Des morgens jn dem daůwe,
die megdlein grasenn gahenn,
gar lieblich sie anschaůwenn,
die blůmlein die dar stann,
daraůß sie krentzlein machenn,
vnnd schencken jrem schatz,
denn sie freůndtlich anschauwenn
vnnd gebenn jm einenn schmatz.
Darůmb lob ich denn Sommer,
Darzů denn Meyen guitt,
der wendett vns allen kůmmer
vnnd brengtt vnnß fiele freůdt,
Der zeitt will ich geniesenn,
dweill ich pfenningk hab,
vnnd dem das thůitt verdriessen,
der fall die stiegenn ab.
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