vorwort
In der deutschen und der ins Deutsche übersetzten fremdsprachigen Literatur, die sich mit der Erforschung des Prinzipienstreites zwischen Papst und Kaiser im 11. und 12. Jahrhundert befaßt, sind an vielen Stellen die Annales Rodenses zitiert. Vor allem mit kürzeren lateinischen Zitaten, die als Belege oder Bestätigungen für wissenschaftliche Erkenntnisse verwendet werden. Bei längeren Passagen beläßt man es bei Inhaltsangaben. Übersetzungen kürzerer Textstellen sind selten. Die Übersetzung der relativ kurzen Gesamtschrift schien als eine Art Dienstleistung für diejenigen, die Geschichte nicht nur als fertiges Ergebnis exakter Forschung zur Kenntnis nehmen, sondern sie unmittelbar aus den Quellen erfahren wollen, wünschenswert zu sein. Die Zahl dieser um eigene historische Erkenntnisse Bemühten ist seit Jahren groß und wächst ständig.
Ein weiterer Anstoß für die Übersetzung ging von der von P.C. Boeren und G.W.A. Panhuysen in Assen (Nl) herausgegebenen Faksimileausgabe der Originalhandschrift mit seitengleicher Transkription aus. Die Sorgfalt, mit der der Codex für die Ausarbeitung der Transkription beobachtet und erforscht worden ist, ist bemerkenswert. Alles, Typisches und Besonderes bis hin zum kleinsten Tupfer, ist gesehen, gedeutet und dem Urheber zugeordnet in zahlreichen Anmerkungen. In der umfangreichen Einleitung gibt Boeren einen Überblick über die Geschichte, die äußeren Merkmale und die inneren Kennzeichen der Handschrift. Auf die Einleitung sei hier nur verwiesen. Für den, der sich näher mit der Originalhandschrift beschäftigt, sind Boerens Erkenntnisse unverzichtbar.
Die Schriften des Mittelalters - gesammelt in den Monumenta Germaniae historica - sind Geschichtsquellen, aus denen man - so der Gedanke zu Beginn des vorigen Jahrhunderts - einmal die Abfolge der historischen Ereignisse festlegen, aber auch die Lebensverhältnisse bestimmter (meist adliger) Schichten erfahren konnte, überhaupt sich ein ‘Bild’ vom Mittelalter machte, das in der Zeit der Romantik ebenso anders war wie in der Zeit vorherrschender soziologischer Forschungsprinzipien, wie Romantik und Soziologie verschieden sind.
Als die Übersetzung Gestalt annahm, ergab sich, daß man an den Autor der Annales Rodenses (wie auch an die Autoren anderer Texte des Mittelalters) neue Fragen stellen konnte, ja mußte, in der sicheren Erwartung, neue Antworten zu bekommen.
Zu welchen Christen macht der Prinzipienstreit die Christen? Was muß der veränderte Christ tun, um das Heil zu erreichen? Warum strömen die Christen zu Ailbertus, um vom Erlöser zu hören? Warum gerade die aufrichtigsten? Welchen Inhalt haben die von Kirchenvätern längst