Kurzfassung
Um 1260, während des Interregnums, einer unsicheren Epoche in der Geschichte, gezeichnet von Krisen in Welt und Kirche, schrieb der Brabantiner Dominicaner Thomas Cantimpratensis sein <Bonum universale de apibus> (BUA). Dieses Buch untersucht den Umgang zwischen Vorgesetzten und Untergebenen (prelati et subditi).
Vorher schrieb Er ein naturhistorisches Kompendium genannt <Liber de natura rerum secundum diversos philosophos> aus welcher er das Kapitel über die Bienen im BUA weiter bearbeitete. Der Autor fängt sein Kompendium mit der Beschreibung des Menschen an nicht mit den Wassertieren und Vögeln, wie in der biblische Schöpfungsgeschichte. Damit kennzeichnet er sich als ein früher Vorläufer der Renaissance, weil er den Menschen als Ziel und Ende der Schöpfung in den Mittelpunkt des Kosmos stellt.
Den Bienenstaat sah er als ein von Gott in die Schöpfung niedergelegtes Konzept für eine ideale christliche Gemeinschaft, besonders im Kloster (Man meinte noch immer, dass die Bienen von einem König regiert würden; aud die Rolle der unbedeutend aussehenden Drohne hat man erst im 19. Jahrhundert entdeckt.)
Jedes Kapitel in BUA fängt mit einem Zitat aus der <Natura rerum> über die Bienen an. Dieses Thema wird allegorisch bearbeitet in Predigten. Jede Predigt wird erläutert und illustriert mit mehreren Beispiele. Das BUA besteht aus zwei Teilen. Buch 1 behandelt die Verantwortung der Vorgesetzten (prelati) wie Bischöfe, Äbte und Könige als Stellvertreter Christi. Buch 2 setzt sich mit dem Vorgesetzten als Untergebenen (subditi) des einzigen Herschers, Jesus Christus auseinander. Der Papst wird deshalb erst im Praefatio Buch 2 erwähnt. Der Inhalt umfasst auch viele Mitteilungen von historischer Bedeutung, meistens in den ca. 300 Beispiele (Exempla).
Von BUA sind noch viele Handschriften erhalten. Auch ist das Buch sechsmal zwischen ca. 1473 und 1627 gedruckt worden. Im 15. Jahrhundert wurde di eses Buch zweimal in Oost - Niederländisch übersetzt und grosses Interesse. Zeugen davon sind die mehrere noch erhaltene Handschriften und zwei Wiegedrücke.
Diese Arbeit hat als Ziel, den Leserkreis in den Niederlanden zu definieren und festzustellen, warum gerade dieses Buch sein Interesse erregte. Untersuchungen haben erwiesen, dass dieses Interesse sich auf Klosterfrauen aus dem Kreis der Devotio Moderna bezieht, besonders auf Schwesternhäuser des Gemeinen Lebens. Es hat sich ergeben, dass die Schwestern im Bistum Utrecht, die ‘das Bienenbuch’ lasen, alle mehr oder weniger unter die Obhut von Windesheim standen.
Eine Veröffentlichung von der Handschrift aus Frenswegen (Strasbourg, Bibliothèque Municipale et Universitaire MS 2100), komplettiert diese Abhandlung.