breitet. Die wertvolle Dokumentation, die sich aus Fotos, Aufmassen, Notizbüchern und aus einer Anzahl unfertigen Manuskripten zusammensetzte, blieb jedoch wohlbehalten und landete auf Umwegen schliesslich beim niederländischen Freilichtmuseum ‘het Nederlands Openluchtmuseum’ und danach bei dem wissenschaftlichen Institut für Bauernhausforschung ‘Stichting Historisch Boerderij-onderzoek’.
Für die heutige Forschung ist diese Sammlung unter anderem wichtig, weil von den Bauten, die von Uilkema dokumentiert wurden, mittlerweile viele entweder nicht mehr existieren, oder sich, den Erfordernissen der heutigen Betriebsführung entsprechend, stark verändert haben. Dazu kommt, dass er die Bauernhöfe untersucht und festgelegt hat in einer Zeit, wo diese noch grösstenteils auf traditionelle Weise benutzt wurden. Seine Dokumentationen, mit den vielen verschiedenartigen Notizen, sind somit nicht nur für die Bauernhausforschung, sondern auch für andere Disziplinen, wie Agrargeschichte und Dialektologie, eine echte Fundgrube. Erforschung des Materials mit der Absicht, die Kollektion zu erschliessen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, brachte einige überraschend neue Erkentnisse. An erster Stelle entstand dadurch mehr Klarheit sowohl über die veröffentlichten als auch über die nicht veröffentlichten Ergebnisse seiner Untersuchung und es zeigte sich, dass Uilkemas Ideen in vieler Hinsicht unerwartet eng an die heutige Sicht des Themas anschlossen. So hat sich erwiesen, dass er als erster zu der Schlussfolgerung gelangte, dass die in Overijsel, Drenthe und im Gooi vorkommenden Bauernhäuser mit Querdiele, von Gallée noch in eine Sonderhausgruppe eingeordnet, aus dem einfachen Hallentyp mit Mittellängsdiele - oder wie man das damals meistens noch nannte dem ‘Sächsichen Typ’ - entstanden waren. Aus der gleichen Grundform war, wie er so nebenbei feststellte, durch seitliche Ausbauten des Wohnteils, auch die T-Hausform (das Querhaus) enstanden. In Zeeland stellte Uilkema fest, dass die dort häufig auftretende Trennung zwischen Wohnhaus und Scheune noch ziemlich jüngeren Datums war; bei den älteren Bauernhäusern in dieser Provinz waren Wohn- und Wirtschaftsteil überwiegend miteinander
verbunden. Und während im Herzen Zuid-Hollands jetzt ausschliesslich Gerüstformen mit aufgelegtem Balken vorkommen, entdeckte er als erster, dass hier jemals doch die Ankerbalkenzimmerung gebräuchlich gewesen war, etwas, was erst ein halbes Jahrhundert später nochmals von anderen Forschern bemerkt wurde. Man darf hieraus vorbehaltlos schliessen, dass Uilkema mit seiner Forschung in mehreren Punkten seiner Zeit weit voraus war.
Zugleich konnte man sich aus dem vorhandenen Material ein ziemlich gutes Bild des Verlaufs seiner Forschung in den verschiedenen Teilen des Landes machen und von der dabei angewendeten Methodik. Für die meisten Gebiete konnte der Untersuchungsfortgang und die Entwicklung der verschiedenen Theorien sogar Schritt vor Schritt und von Jahr zu Jahr ermittelt werden, wodurch auch die von Uilkema ausgeführten Dokumentationen in ein neues Licht gesetzt wurden. So stellte sich heraus, dass er zum Beispiel bei der Limburger Forschung anfangs auf die falsche Spur war; der zufällige Fund einer Anzahl abweichender Hausformen, einige Jahre später, hatte zur Folge, dass er seine Untersuchung hier wieder aufnahm und seine Theorien revidierte. Das vorhandene Material, das eher nur zum Teil verwertbar war, ist durch solche Hintergrundinformation wesentlich besser zugänglich geworden.
Aus einer vergleichenden Literaturstudie zeigte sich, dass auf den von Uilkema in vervielfältigter Form oder als Forschungsbericht veröffentlichten Theorien, wesentlich mehr - als anfangs geahnt - weitergebaut worden war. Obwohl sein Werk nur in engstem Kreis verbreitet war, stellte sich heraus, dass die wichtigsten Bauernhausforscher der Nachkriegszeit, wie S.J. van der Molen, L. Brandts Buys und R.C. Hekker, schon in einem Frühstadium ihrer eigenen Forschung über die in Uilkemas Privatausgabe festgelegten Schlussfolgerungen verfügen konnten, und dass sie auch alle dadurch, zwar unterschiedlich, beeinflusst worden sind. Durch ihre Arbeit, wodurch die frühere Forschung übrigens in vieler Hinsicht erweitert wurde, ist auch noch in der heutigen Gedankenführung über die Entwicklungsgeschichte der niederländischen Bauern-