Horae Belgicae
(1968)–A.H. Hoffmann von Fallersleben– Auteursrechtelijk beschermd
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eine Sage der Art vorlag, steht schwer zu ermitteln. Einzelne Züge kehren auch in andern Geschichten wieder. Auf ähnliche Weise z. B. wie hier durch Länder getrennt und sich gänzlich unbekannt zwei Herzen Liebe zu einander fassen, geschieht es auch in einer Entführungsgeschichte in den sieben weisen Meistern, Pariser Hs. 7595, Keller's Einleitung Seite ccxxviii: ‘Ein Ritter sieht im Traume das Bild einer Frau, in die er sich heftig verliebt. Er zieht aus, sie zu suchen, und findet sie in Ungarn in einem festen Schloss am Meer. Auch sie hat ihn im Traume gesehen und Liebe für ihn gefasst, und giebt ihm nun aus dem Fenster ein Zeichen, dass sie ihn kenne.’ 3, 282 und 380: staet op. Die Boten knieten vor demjenigen nieder dem die Botschaft galt und blieben so lange vor ihm auf den Knien, bis sie ihre Botschaft verrichtet hatten oder jener sie aufstehen hiess. Diese allgemeine Hofsitte des Mittelalters erhielt sich lange Zeit; wir finden sie noch am burgundischen Hofe. Wonderlijcke oorloghen bl. 9 (von Maximilians Ankunft): ‘Aldus was Gheerken die bode van Leuven inne ghelaten ende gheleit bi vrou Marie - als hi bi vrou Marie quam, groete hise seer - ende hi enielde ter eerden. Vrou Marie deden opstaen ende sprac: bode, wat is die blide niemare die ghi ons brenct?’ S. Münch, Die Fürstinnen des Hauses Burgund-Oesterreich I. Abth. S. 183; vgl. S. 86. | |
Printen und Printers.3, 290: dit anschijn na thare pheprent, geconterfeit, entworfen, so auch 454. Prenten, printen hiess früher allgemein in den Niederlanden (wenigstens bis in die Mitte des 16. Jahrh.), ja selbst in Norddeutschland so viel als buchdrucken wie noch jetzt das engl. to print. Das Wort ist heutiges Tages nicht mehr in dieser Bedeutung gebräuchlich, wol aber hat man noch prent, print, prentje für gedruckte Zeichnung, Bild (Weiland Wb. IV, 114. 115), und das stimmt noch ganz zu gheprent in | |
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unserer Stelle. Dies gheprent der alten Zeit ist nach meiner Ansicht weiter nichts als im Umriss entworfen und mit Farben ausgemalt. Darum wird denn auch impremia in einem alten Glossarium (schade dass kein Jahrh. dabei bemerkt ist!) in Martinii Lexicon bloss durch σκιογραφία glossiert. Als gegen Ende des 14. Jahrh. sich das Kartenspiel sehr verbreitet und der Bedarf der Spielkarten sehr gesteigert hatte, erfand man eine Kunst, die theueren Kartenblätter schneller und billiger zu liefern: man schnitt die Umrisse der Kartenbilder in Holz und druckte sie ab und illuminierte sie dann. Auf diese Weise machte man nun auch andere Bilder: das älteste dieser Art ist der heilige Christophorus, im J. 1423 in Holz geschnitten und kartenartig illuminiert, s. Jos. Heller, Geschichte der Holzschneidekunst (1823) S. 40. Alle Künstler, die sich mit Holz- oder Formschneiden und mit dem Illuminieren der Holzschnitte beschäftigten, nannten sich in den Niederlanden printers, verlichters, prentesniders, houteprintsniders, figuursniders op houte, figuurdruckers. Sie schlossen sich bald den vorhandenen Malergilden an, und so sehen wir bereits verlichters ende printers in der St. Lucas-Gilde zu Antwerpen 22. Juli 1442. In dem ältesten Antw. Ambochtsboec heisst es bl. XXXV: ‘hoe dat de goede mannen ende tgheselscap gemeynelick van den Scilders, houten Beeldsniders, Metselrisnyders, Gelasmakers, Verlichters, Printers ende alle die der Gulde van Ste Lucas aencleven, ons te kennen hebben gegeven’ - Willems, Mengelingen (Antw. 1828) bl. 76. Nur übermässiger Patriotismus liess in diesen printers den Des Roches Buchdrucker finden und bedrohte die ohnedies schon genug verworrene Buchdruckergeschichte mit neuer Verwirrung. In Deutschland aber waren damals die kunstgeschichtlichen Forschungen so weit gediehen, dass man die Antwerpener printers vom J. 1442 für das nahm was sie wirklich waren; man wusste recht gut, dass auch bei uns schon lange vor Erfindung der Buchdruckerkunst printers vorkommen, nur heissen sie anders, nämlich Kartenmacher, Kartenmaler, Briefmaler (Heller, | |
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Gesch. der Holzschn. 308); dies letzte Wort erhielt sich bis ins 17. Jahrh. in seiner alten Bedeutung: das Promptuarium von 1618 erklärt es ‘qui versicolores in chartis pigmentis colorat imagines.’ - Willems hat in seinen Mengelingen Nr. 2. 1828 die Antwerpener printers von 1442 wieder zur Sprache gebracht und möchte gar gern darthun, dass es wirklich Buchdrucker waren; er beweist aber nur: 1) dass in dem alten Privilegium der St. Lucas-Gilde wirklich das Wort steht, 2) dass bis zum J. 1557 alle Buchdrucker zu dieser Gilde gehörten und 3) dass diese Buchdrucker printers hiessen (die angeführten sind nur aus dem 16. Jahrh., Peeter Coeck van Aelst 1527 der erste); daraus folgt aber noch gar nicht, dass die printers vor 1500 Buchdrucker waren. Meine Ansicht von printen und printer wird auch durch das Rom. bestätigt, Roquef. Gloss. I, 441: ‘Emprainture. Tableau, peinture, empreinte, représentation.’ Schade dass Roquef. keine Belege hinzufügt; doch vgl. auch empreinte und empreindre in dem alten Dict. de l'Acad. franç. 3, 1056: het comt al touwe. -ouwe oder -owe für -oe lässt sich aus den ältesten niederl. Schriften nachweisen; so heisst es in einer Urkunde vom J. 1275 in Jan van Helu von Willems bl. 571: Ic dowe (doe) u dat cont - howe (hoe) et daer mede staen soude - ende nammere towe (toe) d oude ende d omsaten. Es lebt vielleicht noch heute in irgend einer Mundart fort. |
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