Horae Belgicae
(1968)–A.H. Hoffmann von Fallersleben– Auteursrechtelijk beschermd
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Je länger ich mit einer neuen Ausgabe gezögert hatte, desto schwieriger wurde sie. Als ich bereits damit umging, kam Mone's ‘Übersicht’ 1838 dazwischen, so dass ich es nun für gerathen hielt, noch einige Jahre zu warten. Unterdessen waren die Horae belgicae bis zum 11. Theile gediehen, das Werk durfte nicht länger ohne Kopf sein, und so entschloss ich mich denn endlich zu vorliegender Ausgabe: drei Jahre hinter einander (1854. 1855 und 1856) besuchte ich Holland und Belgien, um diejenige Vollständigkeit zu erzielen wie sie nur an Ort und Stelle möglich ist. Bei der Umarbeitung meines Buches habe ich dem Titel: Übersicht, überall zu entsprechen gesucht; deshalb ist die Vertheilung in Dichtungsarten nicht nach unsern heutigen Begriffen geschehen, sondern mehr im alten Sinne. Wenn ich Manchem zu viel in die 2. Abth. (Sproken) aufgenommen habe, so muss ich bemerken, dass das dem alten Worte nicht zuwider ist: sproke ist jedes Gedicht, welches gesprochen, vorgetragen wird. Darum hat denn auch ein liedartiges Gedicht von fünf 8zeiligen Strophen (Mone Nr. 158) die Überschrift: Enen abelen sproke van onser vrouwen, und Dirc Potter nennt sogar seine Kunst zu lieben in 4 Büchern eine sproke. Die alphabetische Ordnung nach den Anfängeh schien mir für diese kleinen Gedichte die passendste, sie wird sich besonders zweckmässig zeigen bei neuen Funden, die doch noch zu erwarten stehen. Die Denksprüche habe ich absichtlich weggelassen. Bei ihnen muss erst ermittelt werden, ob sie wirklich niederländisch und ob sie selbständig sind und auch der Zeit angehören, die sich als mittelniederländisch bezeichnen lässt. Darauf hat Mone S. 304-316 keine Rücksicht genommen, Nr. 484 gehört z.B. zum Lekenspieghel 3. boec cap. 3. vers 115-128 (gedr. bei Willems, Belg. Museum 6, 210, Vers 767-780), und mehrere | |
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hie und da gedruckte Denksprüche sind übersetzt aus dem Freidank. Was ich noch sonst zu bemerken habe, findet sich in der Aufzählung derjenigen Werke und Handschriften, auf welche vorkommenden Falles verwiesen wird. Diese Aufzählung mag jetzt folgen. B.H. = Brüsseler Handschrift. Leider habe ich nur die zu Mone's Zeit noch geltenden Nummern hinzufügen können. Jetzt sind die Handschriften neu numeriert und zwar so, dass die in einem und demselben Bande befindlichen Stücke je besondere Nummern erhalten haben. An eine Zusammenstellung der alten und neuen Bezeichnung, wie ich sie in meinem Verzeichniss der altdeutschen Handschriften der k.k. Hofbibliothek zu Wien lieferte, scheint man hier nicht gedacht zu haben, wenigstens konnte man mehrere Handschriften nach der alten Nummer nicht mehr finden. Es ist sehr betrübt, dass bei einer Handschriftensammlung, deren wichtigster Theil aus niederländischen Sprachdenkmälern besteht, kein Mensch angestellt ist, der vlämisch sprechen und lesen kann. C.H. = Comburger Handschrift zu Stuttgart: Cod. Stuttg. Poet. fol. Nr. 22. Ein Inhaltsverzeichniss dieser reichhaltigen Handschrift gibt Eduard Kausler, Denkmäler altniederländischer Sprache und Litteratur 1. Bd. Einleit. S. XXIX-LXI. H.H. = van Hulthem'sche Handschrift, Cod. Hulth. Nr. 192. S. darüber Hor. belg. P. VI. p. XXIX-XXXI. Bei Mone mit ‘HH.’ bezeichnet. Haag. Hs. Nr. 721. PgHs. aus dem Ende des 14. Jahrh., beschrieben von Julius Zacher in Haupt's Zeitschr. 1, 227-302. Enthält ausser den niederl. Gedichten auch viele deutsche und manche bei denen nicht ersichtlich ob sie ursprünglich niederl. | |
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oder deutsch sind, weshalb ich denn mehrere nicht berücksichtigt habe, obschon Zacher jedesmal holländisch oder deutsch dabei bemerkt, als Nr. 3. 17. 20. 45. 48. 49. 50. 59. 61. 63. 64. 65. 69. 70. 86. 90. 91. 92. 96. 104. 105. 108. So habe ich auch die unvollständigen Gedichte meist weggelassen: Nr. 11. 107. Hildegaersberch. Haager Handschrift, früher in Clignett's Besitz, der sie auch in s. Bijdragen Voorber. bl. XXIII. ff. beschrieben hat. Es fehlen ihr die ersten Blatter und zwar Bl. 1. 2. 3. 4. 5. u. 7. Jonckbloet 3, 403-453 benutzte nur diese Hs. - Brüsseler Handschrift, ehemals Cod. Hulth. Nr. 198 (cf. Bibl. Hulthemiana 6, 54. 55), jetzt Nr. 15659, ist vom Jahre 1469, wie sich aus dem Schlusse ergibt: Dit boeck waert ghescreuen en̄ voleint tot os Jnt iaer ons heren doemen screef M cccc en̄ lxix op sunte Jans auont baptista. Sie enthält 117 Gedichte, aber in anderer Folge als die Haager Hs. (Nr. 90-93 sind nur 4 Denksprüche, im Ganzen 42 Verse). Die Zahlung ist sehr flüchtig gemacht: bl. 64a-65b und bl. 69b-70c sind zwei Gedichte ausgelassen, jenes habe ich mit 60a und dieses mit 62a bezeichnet. Von einer dritten Handschrift sind nur Bruchstücke in Rostock aufgefunden worden, wovon De Vries Abschrift genommen hat. Vgl. Verslagen en Berigten der Vereeniging 1. jaarg. bl. 39-41. LL. H. = Le Long's Abschrift einer Hs. vom J. 1339. 114 Blätter fol. ‘Verscheyde Gedichten van Jacob van Maerlant Groot Poeët, Rhetoricien, Philosophe en Schrijver der Steede Damm, In Vlaanderen Gemaakt omtrent den Jare 1270. en gecopieert na | |
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een Exemplaar, op Perkement geschreven Ao 1339.’ Univ.- Bibl. zu Leiden. Catalogus van de Bibliotheek der Maatschappij van Nederlandsche Letterkunde, te Leiden. 1. 2. deel. Leiden 1847. 3. deel. (Alphab. bladwijzer) 1849. - Bijvoegsel over de jaren 1848 - 1852. Leiden 1853. Die reichhaltigste Bibliothek für niederländische Sprache, Litteratur und Geschichte, eine der schönsten Zierden des berühmten Leiden! Möge die thätige, erspriesslich wirkende Gesellschaft der niederl. Litteratur dies Kleinod durch Ankauf, Geschenke und Vermächtnisse fortan zu ihrem und des Vaterlandes Ruhm vermehren. Willems = Belgisch Museum voor de nederduitsche tael- en letterkunde en de geschiedenis des Vaderlands, uitg. door J.F. Willems. 1-8. jaerg. Gent 1837-1846. Eine sehr reichhaltige Sammlung, die leider durch Willems' Tod (24. Juni 1846) unterbrochen wurde. Oudvlaemsche Gedichten der XIIe, XIIIe en XIVe eeuwen uitgegeven door Jonkheer Ph. Blommaert. 1. deel. Gent 1838. (vj. 128 Seiten), 2. deel. 1841. (123 Seiten) 3. deel. 1851. (xv. 160 Seiten) Vom 1. Theile wird eine neue Ausgabe vorbereitet und ein 4. steht demnächst zu erwarten. Mone = Franz Joseph Mone, Übersicht der niederländischen Volks-Literatur älterer Zeit. Tübingen, Ludwig Friedrich Fues 1838. (Vorrede: Karlsruhe den 30. Juli 1837). XIV. 405 Seiten. Das Buch entspricht durchaus nicht seinem Titel: es enthält sehr viele Nummern, die gar nicht zur Volkslitteratur zu rechnen sind, und wieder sehr viele die durchaus nicht der älteren Zeit angehören. Die Übersicht ist sehr verworren und verwirrend. Das Ganze zerfällt in drei Dichtungsarten, | |
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und diese haben wieder ihre Unter- und Unter-Abtheilungen. Die Lehrgedichte sind der lyrischen Dichtung einverleibt. Unter den Heldensagen sind viele Nummern, wozu sich keine Dichtungen bis jetzt gefunden haben und schwerlich auch je vorhanden waren. Trotzdem ist es ein gutes und nothwendiges Buch: es enthält einen Schatz von Nachrichten und Nach-weisungen und hat nebenbei das grosse Verdienst, auf manche wichtige Handschrift in Belgien zuerst aufmerksam gemacht zu haben, was denn auch gute Früchte getragen hat. Ich habe es deshalb für nöthig erachtet, immer darauf zu verweisen, auch dann, wenn Mone's Angaben ungenügend oder ungenau oder ganz unrichtig sind. Verslagen en Berigten uitgegeven door de Vereeniging ter bevordering der oude Nederlandsche Letterkunde 1. - 5. jaargang. Leiden, du Mortier en zoon 1844-1848. (jetzt zu haben bei Martinus Nijhoff im Haag) Der dritte Jahrgang (1846) enthält bl. 5-62: Overzigt van verspreide middelnederlandsche gedichten, fragmenten en letterkundige mededeelingen - eine vortreffliche Zusammenstellung, verfasst von Jonckbloet und M. De Vries. Jonckbloet = W.J.A. Jonckbloet, Geschiedenis der Middennederlandsche Dichtkunst. 1-3. deel. Amsterdam, P.N. van Kampen 1851-1855. (I. XVI. 414, II. 478, III. 652 Seiten) Die erste und bis jetzt einzige Geschichte der mittelniederländischen Dichtung. Obschon ich nicht überall übereinstimme mit dem was der Vf. als Ergebniss seiner Forschungen gibt, noch mit den Folgerungen die er daraus zieht, auch nicht immer einverstanden bin mit seinen Urtheilen über Werth und Unwerth einzelner Dichtungen, so begrüsse ich das Werk doch als ein sehr bedeutendes und empfehle es allen Forschern und Freunden unserer heimischen Dichtung: es ist nicht allein sehr | |
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lehrreich, sondern auch bei aller seiner durchweg wissenschaft-lichen Haltung sehr unterhaltend und anregend. Eine fort-währende Hinweisung schien mir von mannigfaltiger Wichtigkeit.
Schliesslich noch einen Wunsch. Möchten alle diejenigen Männer, welche noch unbenutzte Handschriften besitzen oder solche unter Händen haben, dafür Sorge tragen, solche Schätze zugänglich zu machen! Sie würden der Wissenschaft einen grossen Dienst erweisen und sich des Dankes aller derer erfreuen können, die mit Jacob van Maerlant denken: Die gheven mach gheve alle weghe,
elken radic dat hijs pleghe,
want dat men gheeft dats dat men wint,
ende dat men houdt, vroomt niet een twint.
Weimar, Aschermittwoch 1857. H.v.F. | |
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