Die rote Nacht(1923)–Jacob Hiegentlich– Auteursrecht onbekend Vorige Volgende [pagina 7] [p. 7] Die rote nacht. Grau aus grauem hause das staunen aus blauen augen der einst so sehr geliebte. Das leben ist die rote nacht. Das rote blut doch fliessen muss. Das junge blut muss singen. Denn wenn man alt und lebensmatt zu leben schon vergessen hat und mit dem tot muss ringen: das rote blut verstorben ist, der tot schon lang am leib dir frisst. Das leben ist die rote nacht. Ich gehe den weg im regen. Ich gehe in die rote nacht, Da sind wohl zwei an meinem arm die blonde, die ich liebe, die schwarze, die ich hasse. Der hass schwer geht zur rechten Die liebe, leicht zur linken. Wohl schön sind ihre körper: [pagina 8] [p. 8] dunkles geheimnis, goldner lust. Frass an ihren leiber nicht schon lange die schlange des verderbens, zerrütend was einmal hoch und blühend? Das leben ist ein rotes verhängnis, Frivoles leben im roter nacht. Wie golden der kümmel im kristallglas! Wie funkelt das böse auge der schwarze! Goldflitter vom flackerende licht im kristall. Wie so nass Deine augen, blonde geliebte. Ringsumher ist die nacht die alles böse verschleiert, verschleiert den grauen tag im goldenen vorwand des goldenen verderbens. Bei dir mein blondes lieb, die du hier weinst im nacht des vergehen wünschte ich mal zu sterben, wenn man nicht auf einmal den roten vorhang offenriss und der graue tag uns schreckte empor. Grau aus grauem hause das staunen aus blauen augen der einst so sehr geliebte. Vorige Volgende