Archives ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau (première série). Tome IV 1572-1574
(1837)–G. Groen van Prinsterer– Auteursrechtvrij70.
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Ga naar margenoot+moege dasz die selbige seiner Gn. wohlfarth gern sehen und befürdern wollt helffen, ihme, dem von Schoenbergk, bevolen habe uns, ahnstatt hochgedachter Herrn Printzen, hundert tausent cronen, ohne forderung einiger obligation oder versicherung, als ein freye königliche gabe, unverzüglich und zum fürderlichsten erlegen zu lassen, mit angehefften gnedigsten erbiethen dasz dagegen sein könig. W. nicht allein gar kheine erstattung begeren, sondern darneben auch sich erbotten haben den Herrn Printze sonst, wie und womit sie können, ihren gnedigsten willen zu vorstehender gelegenheit noch ferner zu beweisen. Darauff dan wir albereits verordnung gethan das vorberürte summa geldts von den unsern in kurtzen empfangen, und dem Herrn Printzen verhoffentlich zue gutem nüzen ahngewendet soll werd en. Darneben uns insonderheit hat ermeltter von Schoenbergk austrücklich angezeigt der König sey, auff den fall wo die Teutsche Fürsten sich des Hernn Printzen anzunehmen gemeint sein werden, ehrbietig und willig seiner Gn. gleichfalls weittere hüllf zu erzeigen. Und solchs dergestaltt wie dasselbig den Fürsten ahn angenembsten und vorträglichsten sein werde. Nemlich, entweder öffentlich und unverholen, oder aber heimlich zu thun, und, nach gelegenheit der fürstlicher hüllfleistung, sich mit königlichem zuschusz pro ratâ dermassen spueren zu lassen dasz verhoffentlich man daran ein guten genügen solle haben. Ferner hat vorgenannter Caspar von Schönbergk unsz auch berichtet der König sey in erfharung khommen das bey Chur- und Fürsten vast heftig umb bestimmung eines Reichstags angehalten werde, und ettliche leuthe gern | |
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Ga naar margenoot+dahin drachtenGa naar voetnoot1 wollten dasz aus dem Hausz Oesterreich ein Römischer König zum fürderlichsten erwelet werden möchtte. Wie dan hievon der König allerhandt geschwinde suchunge und angestellte practicken zu ohren brachttworden seyen, davon doch nocht zur zeitt unnöttig sey fernere meldung zu thun. Nhun solle man für gewisz halten dasz sein kön. M. geneigt sey die zwischen dem Römischen Reich und der Cronen Frankreich aus vertrewlicher zuneigung wolherbrachtte gute nachbarschafft und freundtschafft, nach äussersten vermögen, zu continuiren; auch der Teutschen Nation und des heyl. Reichs nachtheill mit allen trewen vorkhommen zu helffen, und desselben gemeine wolfahrt aller freundtschafft und privatnützen vortzusetzen. Wie wol demnach seine kön. M. dem Haus Oesterreich, wie menniglich bewust, nhumehr dermassen verwandt und zugethan sey dasz desselbigen bestendige erhöhung ihr zu allerhandt vortheil wol verdreglich erachtt werden möchtt, so wollt doch sein kön. M., gemeiner wolfarth halben, gern sehen dasz dahin gedrachtet würde wie ethwan der protestirenden Fürsten einer zum Römischen König erwehlet, und dadurch nicht allein die freyheit der wahl erhallten, sondern auch sonsten allerhandt besorgtte beharliche beschwerunge abgewendet könten werden. Dan ir anfenklich wol zu bedencken stehe dasz Oesterreich sich der keyserlichen dignitet nhun viel lenger dan sich menschen gedencken erstrecke, continuâ serie gebraucht und, wie sich's ansehen lasse, vast diesen wahn geschepfft habe, als ob das Keyserthumb dieszem Haus mher jure successionis dan aus freyer wahl hinfürtters gebüre. | |
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Ga naar margenoot+Neben dem sey auch offenbar dasz Oesterreich in jetziger zeitt dermaszen erschepfft und in unvermögen stecke dasz der jetzigen key. M. nicht allein schwer, sondern beynahe unmöglich sein würde ohne die Reichs contributiones den keyserlichen Stanndt zu fhueren. Welches auch ursach gebe das, zu erhalttung derselben standdts und reputation, das Reich eine Contribution auf die andere biszanhero einwilligen habe muessen, auch künfftiglich deren sich noch ferner habe zu vermuthen. So dann diese beschwerunge jetzt albereits vor augen und das werck bezeuge das, ohne äussersten nachtheill gemeiner Teutschen Nation, die Reichsstende solche in die lenge nicht würden erschwingen können: die aber, wo der jetzigen Hertzogen ausz Oesterreich einer erwehlet werden soltte, nicht allein nicht abnehmen, sondern je lenger je weither einreissen und nottrenglich würden gemehret, auch bestendiglich eingeführet werden. Dem allem nach acht die kön. M. ausz Frankreich dasz dieser nachtheill billig bey zeitten bedachtt, und durch erwehlung eines Römischen Königs, so nicht aus dem Haus Oesterreich geborn sey, abgewendet werden solle. Wiewoll auch hiergegen vorgewendt werden möcht dasz zu besorgen es werden sehr wenig Fürsten im Reich sein, die den auffgehenden keyserlichen unkosten, sonderlich da sie von inlendischen oder auslendischen angefochten sollten werden, erdragen werden können; so sey doch dagegen wahr dasz solches eben so wohl und auch mehr bey der wahl eines Oesterreichischen als andern Fürsten würde zu bedencken stehen, in erwegung dasz Oesterreich je so hart geschwecht und mit schuldt- | |
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Ga naar margenoot+lasten beschwerdt sey, als andere Fürsten des Reichs sein mögen. Ueber dasz sey den Teutschen und sonderlich den protestirenden Fürsten wol vonnötten mit höchstem vleisz und ernst zu gemueth zu fhueren dasz der König ausz Hispanien die Oestreichische Fürsten gar an sich hängen und dermassen ihm verpflicht gemacht habe das sie, auch wieder ihren willen, ihm in allen seinen suchungen (wie bisanhero leider das werck gnuchsam bezeugt) muessen wilfharen. Wie auch jetzermelter König mit hülff der Hertzogen zu Oesterreich vast alle geistliche und der Bapstlichen lehre zugethane Fürsten an sich gehängen, und seine practicken albereits so weith in Teutschlandt brachtet habe dasz zu bezorgen, wo die protestirende Fürsten nicht auch ethwan ein haupt und starcken rücken ihnen machen, sondern abermals das spiel übersehen, und die wahl eines Römischen Königs auff einen Papistischen Fürsten kommen würden lassen, dasz in warheit sie in die lenge vast geferlich sitzen, und ethwan unversehens von ihren wiederwertigen überfallen möchtten werden. Ausz diesen jetz ertzellten und andern mher bedencklichen ursachen, so auch ohne alle erinnerung verstendige leuthe leichtlich bey sich finden können, wollt höchstermeltter König die wahl eines Römischen Königs auff ein protestirenden Fürsten gern gerichtet wissen, auch demselben, wo solchs die nottürft erfördern würde, mit rath und that allen äussersten beystanndt und hilffe gutwilliglich leisten. Und sovern jetztertzellter massen die wahl angestellt werden könth, were sein kön. M. ehrbütig auf den nothfall sich nicht allein zu stattlicher hilfsleistung | |
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Ga naar margenoot+zu verpflichten, sondern auch derwegen vor der wahl eine ansehnliche summa geldts zu versichern; auch darneben mittel zu finden das auf ein gute antzal jahr ein annemlicher und bestendiger friede zwischen dem Reich und dem Türcken geschlossen werden, und man sich inmittelst gegen Oesterreich oder Ungern, desz Türcken halber, keiner fernern beschwerung solle zu besorgen haben. Gleichfalls were irer kön. W. Bruder, der neu erwelte König in Polen, guttwillig sich ebenmessiger gestalt zu leistung alles müglichen beystanndts zu verpflichten, dasz also auff jetzberürtten fall man sich vor niemandts dan allein vor dem König ausz Hispanien und seinen anhang zu besorgen würde haben, dem gleichwol ein erweltter Römischer König hernachmals, mit zuthun ihrer, der beiden Könige von Franckreich und Polen, auch anderer protestirender Stennde, jeder zeitt auch wol genuchsam würde können gewachssen sein. Wo aber die Stende des Reichs bedencken haben würden, besorgten unvermögens halben, ein fürsten des Reichs zu erwehlen, und die sachen dahin gerichtet könten werden dasz sein, des Königs, persohn zu solcher dignitet, durch gebührliche wahl brachtt werden möchtt (welche doch sein kön. W. den Stennden des Reichs, bey denen die wahl stehe, nach jetziger gelegenheit und nocht zur tzeit nicht wol ahnmuthen dörffe), alsdan und auf solchen fall wollt sein kön. Mat. die Stende des Reichs, nicht allein aller contributionen entheben und versichern, auch die auff Regierung des Kayserthumbs auflauffende unkosten selbst dragen, und das Reich gleichwol nach äussersten vermögen bey herbrachtten freyheiten schützen und handthaben; sondern auch die gewisse wege finden dasz | |
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Ga naar margenoot+zwischen dem Reich und dem Türcken ein bestendiger friede oder so langwiriger ahnstanndt, auff sechtzigk oder mehr jahr, fürderlich bewilliget und auffgerichtet solte werden. Letzlich hat Caspar von Schoenbergk uns angezeigt sein König, wie auch gleichfalls der neuerwehlte König in Polen, wollten nichts liebers wünschen noch befürdert sehen, dan das zwischen Chur- und fürsten des Reichs, sonderlich aber den protestirenden Stennden und beiden obgedächten Königerichen, gute nachbarschafft und correspondentz gepflanzt und erhalten mÖcht werden: achtten auch solchs zu beiden theilen, nach gelegenheit der jetzigen geschwinden leufft, nüzlich und nöttig; in betrachtung das man albereits gespüret und in kurtzem das werck selbst (wo solchs durch zeitliche versehung nicht vorkommen würde werden) noch weitter, mit gemeinem des heyligen Röm. R. nachtheil, betzeugen würde, wie gantz geschwinde practicken der König aus Hispanien und sein anhangk in Teutschlandt vorhaben, und so whol dem Reich, als auch den anstössenden benachbarten Königreichen zu beschwerung gern anrichtten woltten. Welchem beschwerlichen beginnen der gebühr nach zu wehren, beide Könige geneigt seien sich einer vertrewlichen correspondentz mit den protestirenden Fürsten und Stennden zu vergleichen, und auf gewisse masz, wie esz in nothfällen mit hülffleistung und anderm gehalten werden sollt, mit ihnen zu vereynigen, auch wo esz zur handlung kommen würde, sich dermassen finden zu lassen, und im werck zu ertzeigen, das ihrer kön. W. geneigter guter will gnuchsam erkhant werden, und man ursach | |
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Ga naar margenoot+haben sollte daran ein volnkhommenen guten genügen zu haben. Ob auch wohl hiergegen erregt werden möchte dasz ethwas bedencklich zu achten dasz diese Correspondentz eben den protestirenden Fürsten und Stände von höchstgedachten beiden Königen angemuthet werden, so doch offenbar dasz sie der bepstlichen und nicht deren von den prot. Fürsten bekannten lehre bisanhero anhengig gewesen, und derhalben zu vermuthen dasz ihre Wirden wol geneigter zu achten sein könnten diese ding bey den Bepstlichen als bey ihnen zu suchen; so sey doch dagegen wahr dasz der König ausz Hispanien den vortheil in dem albereith inbekommen, und mit hülff seines anhangs die genante Catholische mehrertheills auff seine seitt brachtt, und dermassen ihm verpflichtt gemacht habe dasz auff derselben hülff in nothfellen ihre kön. W. sich je so wenig als auch die protestirende Stennde zu verlassen würden haben. Welchs auch ihre kön. W. bewege dasz sie den miszverstandt in der Religion auff ein seit zu setzen, auch derwegen einem jeden sein gewissen frey zu stellen sich entschlossen, und diese vereinigung ausz obertzeltten erheblichen ursachen mit den protest. Stenden (so fern denselben solche, als denen hieran, ihrer kön. W. erachtung nahe, wo nicht mehr, jedoch wol so viel als ihren Wirden gelegen sey) eintzuwilligen und, vermittelst göttlicher gnaden, bestendiglich zu erhaltten. Wo aber über alle zuversichtte diese den Teutschen protestirenden Stennden ahngemuthe und beiden theilen hochnöttige und nüzliche vereinigung je auch auszgeschlagen würde werden, alsdan und auff solchen äuszer- | |
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Ga naar margenoot+sten fall werden ihre Wirden ihres bestens auch in andere wege müssen gedencken.
Diez sindt ungeverlich die redden die von Schönbergk, in nahmen der beide Könige, mit uns gehabt, die wir Euch, ausz sonderm vertrauen, als der lenge nahe haben wollen vermelden. Und nachdem er sich in seinem, ahn den hochgeb. F. Hern Wilh. Lgr. zu Hessenn unsern gnedigen Hern ausgangenem, schreiben, auff uns referirt und darin erclert hat dasz er dasjenige so er s.f. Gn. gern selbst persönlich vermelden hett wollen, uns gemeint sey antzutzeigen (wie dan geschehen ist), er auch begert hat dasz dieser antzeige sein f. Gn. wir fürderlich wollten verstendigen (darin wir uns gleichwoll ethwas beschwerdt funden, dieweil diese sachen vast wichtig und ungleich verstanden und auffgenommen möchten werden), haben wir rathsamer erachtet gegenwertig schreiben ahn Euch, als den bekanten und des gemeinen Vatterlanndts wolfarth liebenden, ausgehen zulassen, dan ethwan zur untzeitt obangereght desz von Schönbergk ahnbringen hochermelten uns. gn. Hern zuzuschrieben; wollen auch derhalben hiemit, unserm sondern vertrawen nahe, heimstellen welcher gestalt ihr dieser antzeige ihre f. Gn. zum besten vermeint zu verstendigen, dan wir dieselbig dannoch also geschaffen finden dasz darauff eines guten nachdenckens wol vonnöthen, und ein solche stattliche anmuthung, nach gelegenheit der jetzigen leuffte und geschwinden practicken, nicht leichtlich zu verachten sey. Und darneben gepeten haben Ihr wollet dies schreiben den Herrn Canzler sehen lassen, und und Eures guethdün- | |
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Ga naar margenoot+ckens hierinnen zu verstendigen unbeschwerdt sein. Es ist der von Schönbergk im widder hineinreisen bey unserm gn. Herrn den Churf. Pfaltz gewezen, und ihren Ch. Gn. disser ding bericht gethan, darauff man ihm dan mit ganz guter antwort, doch conditionaliter, im fall diesem stattlichen erpiethen nach gehandlet und alsbaldt im werck bewiesen werde, begegnet und ganz gnedigst getractiert und gehalten worden, da man ihne sonsten bis daher keine audienz hat geben wollen. Gott gebe dasz alles zum besten gerathen moege. Uns will gepueren in der wahl eines Röm. Königs oder Keysers vornemblich dahin zu sehen wie die reine Lehr Göttliches Wortts nicht allein erhaltten, sondern auch vortgepflantzet werden möge. Darnach, wie man dem Vatterlande und gantzem Reich vorstehen möge, und hierinnen wedder gunst, feindtschafft, gewinn, verlust, ruhe, oder gefahr angesehen sein. Wir haben mit dem kay. Gesandten zu Franckfurth gewesen, weittleuftige underredung gepflogen, und kein bladt vor das maul genommen. Sie vertrösten hoch man werde in kurtzenn der friedtshandlung einen anfang sehen; schlieszen dahin, wiewoll der D. Hegerweiler ein Papist ist, man könne oder solle hierinnen nichts handlen, der liquidiert dasz die Inquisition aufgehoben und die Spanische Regierung abgeschafft werden muesse. Haben uns auch zugesagt in kurtzenn was hierinnen zu verhoffen, vertrewlichen zuzuschreiben. Wir haben die ursach der underredung auff das wort Rebellen, so in den keyserlichen Mandaten und Schrifften gebraucht wirdt, gefundiert, und ihnen nach der lenge vermeldet warumb unser Herr und Bruder, der Prinz, under | |
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Ga naar margenoot+diszen tittel nicht könne noch solle gesetzt werden, auch darneben gebetten dasz ihre Matt. (da der Herr Prinz seine sachen gegen die Spanische Regierung in guetem wesen zu erhaltten, dasjenige thun würde wasz der krieg mit sich bringet) es nicht dahin wolle deuten lassen, noch dafür halten dasz man ethwa gefehrlicher weiss und dem Reich zum nachteil ethwas handlen wolle, sondern gewisslich glauben dasz aller Stende, so viell immer mueglich, solle verschonet werdenn, und seindt Euch mit günstigen guten willen ganz wol geneigt.
Datum den 28 Aug. ao. 73.
Euer gueter goenner,
Ludwig Graf zue Nassaw.
Dem ernvesten unserm günstigen lieben besondern Simon Binge, Hessischen Cammermeister zu Cassell. Cito, citissime. |
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