Nr. 95
Ein unbekanntes Lied einer unbekannten Hand, so daß die Kommentierung entsprechend kurz ausfallen kann. Die Möglichkeit, daß der Schreiber als Verf. in Frage kommt, ist wie bei D 92 auszuschließen, da der Text Spuren eines Traditionsprozesses nicht verleugnet. Das ursprünglich hd. Lied weist eine zweiteilige Strophenform auf: Der erste Teil besteht aus zwei Langzeilen, die durch Binnenreim in zwei Kurzzeilen von unterschiedlicher Länge gegliedert sind, danach folgt jeweils ein reimloser Vers. An diesen Vierzeiler schließt sich eine siebenzeilige Strophenhälfte mit dem Schema aawbcch an. Die offensichtlichen Mängel in Str. III sind ein Indikator für die Vermitteltheit des Textes. Abkürzungen für die Anfangsbuchstaben der Geliebten sind im nachhöfischen Minnelied überaus häufig; zahlreiche Beispiele bietet die Hs. Pal. 343, z.B. Nr. 23 (P), Nr. 24 (E), Nr. 25 (P), Nr. 26 (E), Nr. 27 (W), Nr. 35 (N), Nr. 147 (A), Nr. 180 (S), Nr. 182 (R) usw.