Nr. 35
Durch das Auftauchen dieser Variante eines Liebesliedes in D wird unser Wissen um die Überlieferungsgeschichte dieses Liedtypus beträchtlich erweitert. Die bisherige schmale Bezeugung stellt sich wie folgt dar: 1. Berl. Mgf 752 (1568) Nr. 122, vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 530 (7:6). - 2. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 42 = Berl. Ldb. 1582, Nr. 176, danach Uhland Nr. 60, Goedeke-Tittmann Nr. 5 und E.-B. Nr. 401, vgl. 402 (7:6). - 3. Nd. Ldb. Uhland - de Bouck (um 1600) Nr. 31, vgl. A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 17 (7:6). Den Text von D 35 druckt Hübner II, S. 178.
Zum einen rückt durch den Beleg in D die Erstbezeugung des Liedes von 1568 auf ca. 1546 hinauf. Zum anderen begegnet uns hier eine durch den Einfluß mündlicher Vermittlung stark abweichende Fassung. Kennzeichen des Tradierungsprozesses ist die starke Auflösung des ursprünglich durch die Schweifreimstrophe gegebenen Reimschemas a a b c c b. Außerdem sind von den 7 Strophen von 1-3 (3 ist übrigens nur eine der üblichen mechanischen Umsetzungen von 2 ins Nd.) in D nur vier (= 1, 2, 4, 7) erhalten.
Lesarten zum Ldb. Ambr.: 1 beter [grösser; 2 buelen [allerliebsten; 4 hy will [jm gebrüst; 5 drecht [gelüst; 6 [freundlich thun sie anschauwen; 7 freundtgen [bulen; 8 [drey viertel lenger denn ein jar; 9 [ich dorffts niemand sagen; der Rest der 2. Str. weicht völlig ab; 13-18 diese Str. hat nur ganz schwache Anklänge an 2 und ist ganz selbständig; 20 frommer lansknecht [freyer knab; 22 [Er geht zu Lünenburg aus und ein; 24 [er bleibt wohl unverdrungen.