Nr. 26
Das hier vorliegende Lied ist nur noch ein zweites Mal überliefert, und zwar im fast drei Jahrzehnte später erschienenen dritten Teil der ‘Bergreihen’ (Nürnberg: Valentin Fuhrmann, 1574, Nr. 11), s. Heilfurth, Bergreihen S. 138-140 (Text; der Kommentarteil spart das Lied aus). Diese Überlieferungssituation, verbunden mit den zahlreichen Unterschieden der beiden Fassungen, würden eine längere Untersuchung fast als wünschenswert erscheinen lassen, zumal die Aussage des Textes stark vom Durchschnitt der meisten anderen Lieder in D abweicht. Aus Raumgründen und im Hinblick auf einen ausgewogenen Umfang der Kommentare beschränken wir uns auf wenige Hinweise.
D 26 überliefert uns ein Soldaten- bzw. Landsknechtslied, das im Schema der sog. Schweifreimstrophe abgefaßt ist und damit rein äußerlich mit einer Reihe ähnlicher Texte des 16. Jhs. korrespondiert, die ähnliche Themen zum Gegenstand haben (Schlacht von Pavia, fränk. Bauernkrieg, Klagelied über Kriegsnot usw., s. die Zusammenstellung bei Böhme, Altd. Ldb. Nr. 389 und 407). Gesungen wurde dieses Lied wahrscheinlich auf die Weise des protestantischen Liedes Ich hab mein sach zu Gott gestellt (D 85), wozu Böhme, Altd. Ldb. Nr. 639 einen Tonsatz überliefert. Den Eingang teilt unser Lied auch mit einem Liebeslied in Pal. 343, Nr. 95 Ich hab mein herz zue friden gestelt / hab mir ein feins meidlein auserwelt. Diese Verbindungen und dazu der stark formelhaft geprägte Text von D 26 machen es wahrscheinlich, daß unser Lied in einen weit größeren Traditionszusammenhang hineingehört, als ihn die schmale und zufällige Textüberlieferung zu offenbaren vermag. Lieder dieser Art lebten offensichtlich lange Zeit ohne schriftliche Fixierung, um nur hie und da in Sammelhss. aufzutauchen und dann für Jahrzehnte oder gar Jhh. wieder im Dunkel zu verschwinden. Für die Zufälligkeit der Überlieferung spricht es, daß der Bergreihentext von 1574 zwei Plusstrophen gegenüber D aufzuweisen hat, für ihre Zähigkeit ist die Tatsache kennzeichnend, daß wir noch zwei Jhh. später in einem Husarenlied aus dem Siebenjährigen Krieg deutliche Anklänge an unser Modell vernehmen (Z. 25-29), wenn es dort heißt:
Wir haben ein Glöcklein das lautet so hell
und das ist überzogen mit gelbem Fell,
und wenn man das Glöcklein so lauten hört,
so heißt es: Husaren, auf eure Pferd.
E.-B. Nr. 1317, Str. II (1758)