Anlehnung und Abgrenzung
(1976)–Ulrich Bornemann– Auteursrechtelijk beschermdUntersuchungen zur Rezeption der niederländischen Literatur in der deutschen Dichtungsreform des siebzehnten Jahrhunderts
[pagina 239]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Katalog des Briefwechsels von Daniel Heinsius mit deutschen Korrespondenten.Die folgende Zusammenstellung der Korrespondenz von Daniel Heinsius mit deutschen Korrespondenten kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass sie den erreichbaren und noch vorhandenen Bestand annähernd erfasst, aber nichts über den wirklichen Umfang aussagt. Weiterleitungsbitten und Dankesformeln in Antworten lassen auf eine viel grössere Anzahl von Briefen schliessen. Die Zahl der Empfehlungsbriefe ist nicht einmal abzuschätzen. Noch Morhof erwähnt ungedruckte Briefe von Heinsius (Polyhistor I, S. 313). Die Schwierigkeiten liegen in der schlechten Überlieferung des Nachlasses von Heinsius. Seine Schreiben liegen in den europäischen Bibliotheken verstreut, oder sie wurden in den Bänden der zahlreichen Empfänger veröffentlicht. Eine Reihe von Briefbänden, z.B. die von Lucas Holstenius und Melchior Goldast, habe ich ohne Erfolg durchgesehen. Weitere Schreiben befinden sich sicherlich in den zahlreichen wissenschaftlichen Werken als Widmungsbriefe. Die Feststellung eines genauen Bestandes wird dadurch erschwert, dass sich die Zentralkartei der Autographen in Berlin noch im Aufbau befindet und daher keine erschöpfende Auskunft geben kann. Privatarchive und nicht öffentliche Bibliotheken bewahren bestimmt noch weitere Schreiben. Man denke nur an den kürzlichen Fund von Humanistenbriefen im Familienarchiv von van Foreest in Alkmaar. Die bedeutende Sammlung enthält u.a. Briefe von Descartes, Grotius, Huygens, Barlaeus, Daniel und Nikolaus Heinsius (s. Levende Talen 285 (Februar 1972), S. 120). Ein zeitgenössisches Inventar der Ein- und Ausgänge scheint nicht überliefert zu sein. Die wichtigste Zusammenstellung der Briefe von Heinsius befindet sich in der Koninklijke Bibliotheek, Den Haag, im Nachlass ter Horsts, der im Laufe der Arbeit an seiner Monographie über Heinsius rund 1000 Briefe in einem Zettelkasten gesammelt hat. Diese Angaben waren für mich eine grosse Hilfe, sie mussten aber für die deutschen Briefpartner berichtigt und ergänzt werden. In den Fällen, in denen eine Nachprüfung nicht möglich war, wird die Quelle mit ‘t.H.’ angegeben. In dem Nachlass ter Horsts befindet sich auch der Schriftverkehr mit Bibliotheken wie Danzig und Königsberg, aus dem hervorgeht, dass diese auch vor dem Krieg keine Briefe von Heinsius besessen haben. Allerdings soll sich im Stadtarchiv von Danzig früher eine grosse Anzahl von Heinsius-Briefen befunden haben (s. Wrangel, De Betrekkingen tusschen Zweden en de Nederlanden, 1901, S. 156 u. 364). Es war nicht immer möglich, den Kreis der Korrespondenten genau einzugrenzen. Die Schwierigkeiten ergaben sich vor allem dann, wenn die biogra- | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 240]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
phische Angabe ‘Danus’ lautet, oder wenn es sich um Ausländer in Deutschland und Deutsche im Ausland handelt. Hier wurde von Fall zu Fall entschieden. Bei den Quellenangaben habe ich mich auf jeweils eine beschränkt. Ich konnte nicht immer feststellen, ob ein mir handschriftlich vorliegender Brief bereits veröffentlicht ist, denn es erwies sich oft als einfacher, der Autographen habhaft zu werden als der seltenen Drucke des 17. Jahrhunderts. Mehrere Abschriften desselben Briefes werden ebenfalls nicht verzeichnet. Biographische Verweise habe ich bei heute unbekannteren Gelehrten hinzugefügt (ADB = Allgemeine Deutsche Biographie; Jö - Jöcher, Allgemeines Gelehrtenlexikon; Moller = Moller, Cimbria literata). Ich danke allen Bibliotheken, die mir Auskünfte erteilten oder Kopien übersandten, besonders aber der Handschriftenabteilung der Koninklijke Bibliotheek in Den Haag für die Erlaubnis, den Nachlass von ter Horst mehrere Male benutzen zu dürfen. Drucke werden mit dem Namen des Verfassers oder des Herausgebers, Handschriften mit der Ortsangabe der Bibliotheken abgekürzt: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
a. Drucke
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
b. Handschriften
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 241]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 242]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 243]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 244]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 245]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
II. Bibliographischer Anhang | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Niederländische Bücher auf der Frankfurter MesseBei den hier angegebenen Büchern handelt es sich um poetische und musikalische Werke und um solche Schriften, die für die theoretischen und sprachlichen Bemühungen von Wichtigkeit waren. Sie stammen aus folgenden Bibliographien und Bücherlisten, die Bestände bis 1624/25 verzeichnen:
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 246]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die fehlerhafte Orthographie von Draudius wurde nicht verbessert. Seine Liste ist reich an bibliographischen Informationen, man muss allerdings die Einschränkung machen, dass es sich um fehlerhafte Angaben handeln kann.
a. Zu den Nrr. 5, 6, 7. Sie sind nicht in der Heinsius-Bibliographie von Sellin verzeichnet. Das Erscheinungsjahr von Nr. 6 muss wohl 1622 heissen; bei Nr. 5 nennt Sellin mit Herman van Westerhuysen einen anderen Drucker; Nr. 7 fehlt völlig. Beide werden auch nicht bei Breugelmans genannt (Quaeris quid sit amor? Quaerendo 3(1973), S.281ff.). Von den Emblemata amatoria erschien 1973 ein Reprint (Menston, Yorkshire). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 247]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
b. Zu Nr. 8. Der Band stammt wahrscheinlich von Zacharias Heyns. Die Ausgabe von 1617 war mir nicht zugänglich. Auch bei Scheurleer Nederlandsche Liedboeken, findet sich keine Angabe. Aus den anderen Ausgaben jedoch lässt sich erkennen, dass der Nieuwe Jeucht Spiegel auf die erbaulichen Gedichte in Hudemanns Hirrnschleiffer gewirkt hat.
c. Zu den Nrr. 9, 10, 16. Keiner der Bände war mir zugänglich. Sie sind ebenfalls nicht bei Scheurleer verzeichnet. Unbestreitbar, aber bisher wenig erforscht ist die wichtige Rolle der Musiker bei der Vermittlung und der Verbreitung der Dichtkunst. Simon Dach z.B. behauptete, dass seine Gedichte erst durch die Vertonungen von Albert beliebt geworden seien (s. den Albert-Artikel in Musik in Geschichte und Gegenwart). Durch die Musikbücher wurden italienische und französische Texte verbreitet. Es kann hier nicht festgestellt werden, inwieweit diese Bände Gedichte oder lediglich Anweisungen zum Musikunterricht enthielten.
d. Zu Nr. 16. Vredemans Name wird in den gängigen Fachlexika nicht genannt. Der Autor ist möglicherweise identisch mit dem Komponisten ‘M.V.’ bei Scheurleer S.137ff. Eitner, Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon der Musiker und Musikgelehrten, nennt Vredemanns Werk, aber ohne Angabe der Quelle oder der besitzenden Bibliothek.
e. Zu Nr. 10. In der Fachliteratur zu Sweelinck wird das ‘Chyterboeck’ als ‘ghost’ bezeichnet. Noske soll in seiner Ausgabe der Instrumental Works von Sweelinck die Existenz des Bandes bezweifelt haben. Die frühste, ihm bekannt gewordene Angabe stamme von 1647, auf die eine weitere von 1759 zurückgehe (schriftliche Mitteilung des Instituuts voor Neofilologie en voor Neolatijn, Universität Amsterdam). Hier handelt es sich mit 1625 um die bisher frühste Nennung des Bandes, die wahrscheinlich auf einer Bücherliste aus den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts beruht. Die Frage, ob das Werk volkssprachige Texte enthielt, muss unbeantwortet bleiben. Sweelinck soll fast ausschliesslich italienische und französische Texte vertont haben. Draudius' Angabe des Erscheinungsjahres und des Verlegers deutet darauf hin, dass der Band tatsächlich erschienen ist; die Aufnahme in den ‘Catalogus Librorum Belgicorum’ lässt vermuten, dass er holländisch geschrieben wurde. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass deutsche Autoren Sweelinck anführten, um die Überlegenheit der deutschen Kunst zu beweisen. Köler hat ihn in einem Gedicht gegen die Franzosen gestellt: Wir wollen vnser Kunst auch in der music zeigen
In orgeln, lauten, harpff, auf Instrument vnd geigen.
Pavanen vnd ballet, Courant vnd Allemand,
Vnd wie es namen hat, ist alles vns bekandt.
Wie hat Jan Peters griff die leute so betrogen
Vnd zu sich ohren, hertz vnd sinnen angezogen.
(Zitiert nach Hippe, Kölen, S.95. Hervorhebung von mir. Da hier nur die Vornamen von Sweelinck genannt werden, ist dem Herausgeber und Kommentator Hippe der Bezug entgangen.) In einem ähnlichen Kontext wird Sweelinck bei Scherffer genannt: War Sweling nicht ein ruhm und wunder unser zeit in Teutschland ... (Gedichte, S.751). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 248]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
III. Verzeichnis von Gedichten deutscher Autoren an Daniel Heinsius.August Buchner
Vincentius Fabricius
Paul Fleming
Andreas Gryphius Vier anagrammatische Gedichte an Daniel Heinsius; abgedruckt bei Leubscher, De Claris Gryphiis Schediasma, 1702 (nach V. Manheimer, Die Lyrik des Andreas Gryphius, S.238).
Lucas Holstenius Ein Hochzeitsgedicht auf Heinsius in: Carmina epithalamia in nuptias etc. Danieli Heinsii et etc. Ermgardis Rutgersiae celebratas Dordrechti XVI maij etc. Lugd. Batav. MDCXVII.
Henrich Hudemann
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 249]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Martin Nessel
Martin Opitz
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 250]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IV. Textanhang
1 Solvi non possum, nisi magis constringar.
GEluckich die int veldt, int midden van de lanssen
En van de sweerden bloot den droeven dans mach danssen
Die wy al moeten gaen, en vallend' in het sandt
De leste voetval doet voor Godt en voor zijn landt.
5[regelnummer]
Maer my ellendich mensch die strijdt hebb' aengenomen
Vol vreucht en vol verdriet, wort oock de doot benomen.
Mijn vyandt is mijn lief: die my de strijdt aendoet
Die acht ick boven al, die wensch ick doppel goet.
Haer sweert is haer gesicht, de lanssen sijn haer woorden
10[regelnummer]
Daer zy my mede quetst: haer armen sijn de koorden
Daer zy my mede bindt. de pijlen die ick vlie,
Dat sijn de oogen self, die ick soo geerne sie.
O vriendelick gewelt! waer soud' ick konnen loopen,
Daer ick gebonden ben met sulcke soete knoopen?
15[regelnummer]
O vyandt die ick soeck! ô lijden sonder pijn!
Ick moest om los te gaen noch meer gebonden sijn.
(Heinsius, Nederduytsche Poemata, 1616, S.17f.)
2
WOhl dem/ der inn dem feld' vnd vnter tausendt Lantzen
Gebadt in todtes blut den schweren dantz mag dantzen
Den alle müssen thun/ von dem der frische sandt
Den letzten fußfall nimbt für Gott/ vnd seinem
land!
5[regelnummer]
Weh' aber mir der ich ein fechten vberkommen
Voll freud vnd voll verdruß! der todt ist mir benommen/
Mein feindt ist meine zier/ die mir das leidt anthut
Das heb ich über hoch/ das wüntzsch ich doppelt
gut.
Ihr andtlitz ist jhr schwerdt: kein spär kann so verwunden
10[regelnummer]
Als jhrer zungen klang/ Ich bin von jhr gebunden
Durch ihrer Armen bandt/ die pfeile die ich flieh
Seind jhrer Augenglantz/ die ich selbst an mich zieh.
O freundtlichs übelthun! wo soll ich mich hingeben
Do ich so angenehm gebunden solte leben?
15[regelnummer]
O feindinn dich ich such! ô leiden ohne pein/
Ich muß ümb loß zu gehn noch mehr
gebunden sein.
(Schneider, Die Tafel der Verleumbdung, 1637, S. Hiijr-v) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 251]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
3 Heinsius sein Holländisches Solvi non
possum, nisi magis constringar
Wol dem, der in dem Feld' immitten unter Lanzen
und Degen, die man blößt, den trüben
Tanz mag tanzen,
den Alle müssen tun, der sinkend in den Sand
den letzten Fußfall tut für Gott und vor sein Land!
5[regelnummer]
Ich aber armer Mensch hab' einen Krieg gewaget,
da mir bei Furcht und Angst der Tod auch wird versaget.
Mein Feind, der ist mein Lieb; die mir den Tod antut,
die acht' ich Allem vor und bin ihr mehr als gut.
Ihr Antlitz ist ihr Schwert, die Worte sind die Klingen,
10[regelnummer]
darmit sie mich verletzt, die Arme starke Schlingen,
darein sie mich verstrickt. Die Pfeile, mein Verdruß,
das sind die Augen selbst, die ich doch lieben muß.
O freundliche Gewalt, wie soll ich mich doch retten,
der ich gebunden bin mit solchen süßen Ketten?
15[regelnummer]
O Feind, den ich mir such', o Leiden ohne Pein,
ich muß um los zu gehn noch mehr gebunden sein.
(Fleming, Deutsche Gedichte, hg. v. Lappenberg, S.210)
4 CLXXXVI. Epigramma. Solvi non possum, nisi magis
constringar
Wol dem/ vnd dreymal wol/ Der mitten in den Lantzen
Durch Hagel/ vnd Geschoß den trüben Tantz mag
tantzen/
Vnd fället voller Ruhm zu letzt hin in den Sand/
Für Gott/ Religion/ vnd werthes Vaterland.
5[regelnummer]
Doch wehe mir/ der ich den Streit hab angenommen/
Voll Frewde/ voll Verdruß/ mir wil der Todt entkommen!
Mein Freund ist selbst mein Feind; Die mich zum Kriegen zwingt/
Der wünsch' ich/ daß sie sey mit vollem
Glück vmbringt.
Ihr Antlitz ist das Schwerd; Die Worte/ so zurücke
10[regelnummer]
Mich treiben/ sind der Spies; ihr Arme sind die Stricke/
So binden sonder Band; Der beyden Augen Liecht/
Die Pfeile/ die ich kan vnmüglich fliehen nicht.
O freundliche Gewalt! Wie solt' ich die verletzen/
So mich gefangen helt in solchen süssen Netzen?
15[regelnummer]
O Feindin/ die ich wil/ O Leyden sonder Pein!
Ich muß vm los zu gehn/ noch mehr gebunden seyn.
(Homburg, Schimpff- vnd Ernsthaffte Clio, 21642)
5 Vilius est aurum. Op de gouden tantstocker
O Lief, ô kostlick pandt, dat uyt de mondt genomen
Van d'hemelsche Godin, sijt nu tot my gekomen
Met soete dievery, tot mindring van mijn smert,
Om dat zy eerst van my gestolen heeft mijn hert.
5[regelnummer]
Mijn hert, dat zy my heeft geboeyt met soete banden,
Mijn hert daer zy met speelt, dat zy draecht in haer handen.
Nu ben ick sonder my. doch om te sijn by haer,
Daer ick niet wesen kan, ist dat ick u bewaer.
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 252]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dan neem ick u in d'handt, dan legg' ick u eens neder,
10[regelnummer]
Dan sie ick u eens aen, dan neem ick u eens weder.
O lief ô waerdich pandt, ô kostlick menichvout,
In u en vind' ick niet dat slechter is dan't gout.
(Heinsius, Nederduytsche Poemata, 1616, S.17)
6 Aus Heinsius seinem Niederdeutschen Vilius est
aurum. Auf den güldenen Zahnstocher
Du liebes, köstlichs Pfand, genommen aus dem Munde
der himmlischen Gestalt, kömst zu mir diese Stunde
mit süsser Dieberei, zu mindern meine Qual,
weil sie zuerste mir mein krankes Herze stahl,
5[regelnummer]
mein Herze, das sie mir verknüpft mit
süßen Banden,
mit dem sie spielt und das sie trägt in ihren Handen.
Nun bin ich ohne mich. Doch um zu sein bei ihr,
da ich doch nicht sein kann, so hab' ich dich bei mir.
Itzt nehm' ich dich herfür, itzt leg' ich dich denn nieder,
10[regelnummer]
ich schaue dich bald an, bald nehm' ich dich hinwieder.
O würdigs, köstlichs Pfand, dem ich bin herzlich
hold,
an dir befind' ich Nichts, das schlechter ist als Gold.
(Fleming, Deutsche Gedichte, hg. v. Lappenberg, S.210)
7 III. Epigramma. Auf der Sylvia geraubten
güldenen Zahnstöcher.
O Pfand/ O werthes Pfand/ So aus dem Munde kommen
Der braunen Sylvien/Vnd ich ihr abgenommen
Durch süsse Dieberey/ zu mind'n meinen Schmertz/
Weil sie zu allererst gestohlen mir das Hertz.
5[regelnummer]
Mein Hertz/ das Sylvia stets träget in den
Händen;
Mein Hertz/ das sie vermag nach ihrem Sinn zu wenden:
Nun bin ich sonder ich; doch vmb zu seyn bey ihr/
Da sonsten ich nicht kan/ mir nützet diese hier.
Bald nehm ichs in die Hand/ bald leg' ichs sanffte nieder/
10[regelnummer]
Bald seh' ich solches an/ bald drauff ertapp' ichs wieder/
Das Pfand/ das werthe Pfand/ dem ich zum höchsten hold/
Dieweil an ihm nichts ist/ so schlechter dann das Gold.
(Homburg, Schimpff- vnd Ernsthaffte Clio, 21642)
8 An das Armbandt
O Bandt, o schönes Bandt, geflochten von den Haaren,
Die vff der Liebsten Haubt zuvor gestanden waren,
An Golt vnd Perlen reich vmbbunden meiner Handt,
Zum zeichen jhrer Trew, zu jhrer liebe Pfandt,
5[regelnummer]
Du hast mir nit allein die schwache Faust umbgeben,
Durch dich ist auch bestrickt mein Sinn, mein Hertz, mein Leben,
O werdes Edles Pfandt, O Bürgin jhrer hold,
An dir ist vmb vnd vmb geringers nichts als Goldt.
(Opitz, Teutsche Poemata, 1624, Nr. 140) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 253]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
9 An den Ring/ welchem jhm seine Charitnes
übergeschicket hatte. Epigramma
O Pfandt/ O edles Pfandt/ daß vormahls hat vmbringet/
Die schönste Fingerlein/ der/ die mein Hertz bezwinget/
Biß willkomm tausendmahl/ nun solt du meine Hand
Auch zieren/ weil du bist der Liebsten Trew ein Pfand.
5[regelnummer]
Ach was beginn ich nun! Bald muss ich dich ansehen/
Daß mir fast alle Frewd' vnd Lust drob thut vergehen/
Bald küß' ich dich mit Lust/ bald leg' ich dich
dahin/
Bald nemb' ich wieder dich/ so daß mein Hertz- vnd Sinn
Durch dich verzaubert wird. Ach Ringlein lass doch kommen
10[regelnummer]
Die dich getragen hat/ so wird mir bald benommen
Die bitter süsse Pein/ dann wil ich sonder schmertz
Nicht (Ringlein) küssen dich/ sondren mein liebstes Hertz.
(Rist, Musa Teutonica, 31640, Jvir)
10 Dominam non totam in imagine ejus video
Vermeten stout pinceel, hoe hebt ghy derven naken
Het vier dat my verbrandt, en met de handen maken
Dat goddelick gesicht? den hemel en wilt niet
Dat yemandt hem naerbootst, of zijn schoonheyt siet.
5[regelnummer]
Waer is dat glat gelaet, dat my het hert doet breken,
En dat soo haest verkeert? waar is dat liefiick spreken?
Waer is den soeten lach? waer is den trotsen ganck?
Die lusticheyt van geest? de dertelheyt? den sanck?
Die blijtschap van gemoet? dat anders doen en dencken?
10[regelnummer]
De sprake van de oog? die heymelicke wencken?
Het minste sie ick hier. ick soecke noch het meest.
Of laet het lichaem staen, of schildert oock den geest.
(Heinsius, Nederduytsche Poemata, 1616, S.18f.)
11 In Imaginem sponsae ex Belgico
Vermessen Mahlerhand, wie hastu dörffen mahlen
Das Fewr das mich brent, die wunderschöne stralen
Deß Göttlichen Gesichts, die Götter
wollen nicht,
Daß jemands sie nach macht, vnd jhrer schönheit
licht.
5[regelnummer]
Wo ist die lieblich art, die mir mein Hertz kan brechen,
Und mich selbst stelen mir? wo ist das süsse sprechen?
Wo ist die schöne lach? wo ist der trotze gang?
Deß Geistes lustigkeit? das Spielen? der Gesang?
Die frewden allzumahl, die mir mein Hertz außsaugen?
10[regelnummer]
Das wincken mit der Hand? das reden mit den Augen?
Das meiste seh ich hier, und suche doch das meist,
Laß stehn den Leib, wo nicht, so mahle auch den Geist.
(Kirchner in: J.W. Zinkgref's und anderer deutscher Poeten auserlesene Gedichte (1624), hg. v.W. Braune, 1879, S.27) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 254]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
12 LXXXIIX. Epigramma. Auff der Chloris Contrefait
DV stoltzer Pinsel du/ wie hast du doch den Strahlen
Zu nähern dich vermocht/ vnd wissen abzumahlen
Die liebliche Gestalt der Chloris/ die man kan
Auch nie/ dann mit Verlust von fernen schawen an?
5[regelnummer]
Wo aber ist der Geist/ der meinen Geist kan brechen?
Die schöne Seele die? das Honig-süsse Sprechen?
Wo ist der leise Gang? der edlen Tugend Pracht?
Das Blincken/ welches mich zur Zinsbarkeit gebracht.
Die lächelnde Gestalt? Die lieblichen Geberden?
10[regelnummer]
Vnd was mit Fuge mag an ihr gepriesen werden/
Der keines seh ich noch: Wilt du nun sey gepreist/
Du stoltzer Pinsel du/ so mahle mir den Geist.
(Homburg, Schimpff- vnd Ernsthaffte Clio, 21642)
13 Het sterf-huys van Cupido
Gisteren des avonts laet,
Eer de Son te bedde gaet,
Eer zy gaet, end' ons berooft
Van haer schoon vergulden hooft,
5[regelnummer]
Eer de swarte nacht begint
Is gestorven Venus kint:
Venus kindt dat soete dier
Is gevallen in zijn vier.
Nu licht Venus arme vrou,
10[regelnummer]
Iammerlick in grooten rou.
VVie sal blusschen dese pijn?
Wie sal Venus trooster sijn?
Morgen voor den dageraet
Eer de Son haer bedd' verlaet,
15[regelnummer]
Dachvaert Venus altemael
Iupiters volck in haer sael.
Al ghy Goden over hoop,
Die wilt koopen goede koop,
Morgen voor het Sonneschijn
20[regelnummer]
Salder eenen koopdach sijn.
Eenen booch, en neven dien
Eenen koker wel voorsien:
Pijlen sijnder ses of acht,
Alle van verscheyden kracht.
25[regelnummer]
D'een heeft honich, d'ander gal,
D'ander lieflick ongeval:
D'een brengt groote blyschap aen,
D'ander doet die weer vergaen.
Een van hoop, van vreese twee,
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 255]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
30[regelnummer]
Een van vreucht, en dry van wee,
Twee doen haeten goeden raet.
Twee doen haeten middelmaet.
Dits den huysraet meen ick al,
Die men daer verkoopen sal.
35[regelnummer]
Dits den huysraet allegaer,
Die hy heeft gelaten naer.
Komt ghy Goden al te mael
Morgen vroech in Venus sael:
Die best biedt, van Venus moet
40[regelnummer]
Vinden noch twee soentjens goet.
(Heinsius, Nederduytsche Poemata, 1616, S.53f.)
14 Deß Cupido Sterbhauß.
Auß dem Holländischen Danielis Heinsii. 1626. Gestern auff den Abendt zu,
Da die Sonne gieng zu ruh,
Eh sie geht vnd führet ein
In den Hoff den güldnen schein,
5[regelnummer]
Eh die schwartze nacht begient,
Ist gestorben Venus Kind:
Venus Kindt der abenthewr
Ist gefallen in das fewr.
Venus da, die arme Fraw,
10[regelnummer]
Lieget in elender schaw.
Wer lescht jhr die grosse pein?
Wer soll doch ihr Tröster sein?
Morgen vor der Tageröht,
Eh die Sonn vom bett auffsteht
15[regelnummer]
Ruft die Venus allzumal
Jupiters Volck in den Saal.
Wollt ihr Götter schlagen auff
Mit mir einen guten Kauff?
Morgen vor dem Sonnenschein
20[regelnummer]
Soll benenter Kaufftag sein:
Einen bogen, der span new,
Einen Köcher auch dabey,
Pfeile, die da spitzig noch,
Vnd die starck und fliegen hoch.
25[regelnummer]
Der hat Honig, der hat Gall,
Der hat lust, der vngefall,
Der bringt klumpen Kraut vnd Lot,
Das von Mulciber geschrot.
Nem ein jeder, was er wiel,
30[regelnummer]
Habt jhr doch deß welens viel!
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 256]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Feilscht vnd wider niderstelt,
Waß da einem nicht gefelt!
Wer nun Haußrath haben sol,
Kom, er hat deß Kauffes wol!
35[regelnummer]
Kommt vnd kauffet gute wahr,
Die da feil mir allegar!
Kommt, jhr Götter, allzumal
Morgen früh in Venus saal!
Wer auff etwas bieten thut,
40[regelnummer]
Finden soll allhier, was gut.
(Köler, zitiert nach M. Hippe, Christoph Köler, 1902, S.149f.)
15 Venus-Treydel Vber dero verbliechenen
Söhnleins Cupido Verlassenschafft
Gestern vmb den Abend spat/
Als der güldnen Sonnen Radt
Nam der halben Welt den Schein/
Vnd fiel' in das Meer hinein/
5[regelnummer]
Eh' anbrach die stille Nacht/
Ist von Pluto vmbgebracht/
Ist zerstoben wie der Wind
Venus Sohn/ das zarte Kind.
Venus nun ihr dis genaw
10[regelnummer]
Zeucht zu Sinn/ die arme Fraw/
Ist voll Trawrens/ voller Pein/
Ach wer wird ihr Tröster seyn?
Morgen/ wann der Tag anbricht/
Wird sie/ wie man mich bericht/
15[regelnummer]
Jupiters-Volck allzumal
Zu sich fordern in den Saal.
Drumb ihr Götter allzuhauff/
Kauffet/ pfleget guten Kauff/
Morgen vor dem Sonnen-Schein
20[regelnummer]
Wird ein guter Kauff-Tag seyn/
Schöne Brillen sind da feil/
Bogen/ Köcher voller Pfeil'/
Ihrer/ halt ich/ fünff/ vnd acht/
Alle vnterschiedner Macht.
25[regelnummer]
Einem kömmet seine Krafft
Von dem süssen Honigsafft/
Bald der ander/ voller Leid/
Träget Gall vnd Bitterkeit/
Einer pflegt voll Leyd zu seyn/
30[regelnummer]
Zwey voll Furcht/ vnd drey voll Pein/
Zweene hassen guten Raht/
Drey die meyden Mittel-Pfad.
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 257]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dieses/ halt' ich/ Namentlich/
Wird allhier befinden sich.
35[regelnummer]
Drumb ihr Götter allzuhauff/
Kommet/ treffet guten Kauff/
Welcher nun wird bieten mild/
Diesen wil das Venus-Bild
Noch mit einem Kuß versehn/
40[regelnummer]
Dieses soll aus Danck geschehen.
(Homburg, Schimpff- vnd Ernsthaffte Clio, 21642)
16 HochzeitLied
Ignis Amor Deus est: consumitur ignis ab igni, Ignis & exstincto major Freylich/ Venus mag wol klagen/
All jhr Lust/ vnd all jhr Frewd
Ist verkehrt in lauter Leid/
Sie mag wol von Sorgen sagen:
5[regelnummer]
Kranckes Häupt/ betrübter Sinn/
All jhr Frewd vnd Lust ist hin.
....................
Aber eins macht sie schier sterben/
Daß jhr Sohn/ jhr Zuversicht/
Jhres Alters Staab vnd Liecht/
Müste von jhm selbst verderben:
35[regelnummer]
Venus ist in grosser Noth/
Dann jhr Kind ist auch nun todt.
Venus ist in schweren Sorgen/
Daß jhr Sohn gestorben ist/
Daß sie sein so bald vermisst:
40[regelnummer]
Heute früh am hellen Morgen
Fiel er in sein eigen Fewr:
Lieb' ist nun noch eins so thewr.
Er wolt zwischen Zweene Lieben
Fewr anlegen/ Fewr vnd Strick:
45[regelnummer]
Das ist eins der alten Tück/
Vns mit Hitze zu betrüben:
Heute fieng er wieder an/
Wie er dann nicht ruhen kan.
Einen Köcher/ einen Bogen
50[regelnummer]
Prächtig/ mächtig außstaffirt/
Wie es sich auffs best gebührt/
Damit kam er auffgezogen:
Pfeile bracht er etwan acht
Alle von besonder Macht.
55[regelnummer]
Ein war süß/ die ander bitter:
Ein bracht Lust/ die ander Pein:
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 258]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein mengt Gall in Honig ein/
Ein macht Sturm und Vngewitter:
Ein schlug Füncklein aus dem Sand/
60[regelnummer]
Da gerieth das Zeug in Brand.
Aber ach! es ist mißlungen:
Venus Sohn der arme Tropff/
Blind an Augen/ toll vom Kopff/
Ist selbst in sein Fewr gesprungen:
65[regelnummer]
Venus Kind/ (O Lieb ist thewr)
Ist gefallen in sein Fewr.
So gemeynt/ so auch gerathen/
Vntrew eignen Herren schlägt:
Wer dem andern Fewr anlegt/
70[regelnummer]
Muß doch selbst darin verbraten.
Venus Kind (O Lieb ist thewr)
Ist gefallen in sein Fewr!
Das sind Sorgen/ das sind Wunden:
Da ligt Venus armes Weib
75[regelnummer]
Jämmerlich an Seel vnd Leib
Wundgeschlagen/ vnverbunden:
Wer soll stillen diese Pein/
Wer soll Venus Tröster seyn?
Das solt jhr/ O jhr zwey Hertzen/
80[regelnummer]
Denn von diesem Bösewicht
Dieses Fewr war zugericht;
Jhr sollt wenden Venus Schmertzen/
Jhr sollt stillen diese Pein/
Jhr sollt Venus Aertzte seyn.
85[regelnummer]
Legt die Brände noch beysammen/
Blast vnd schewret hurtig zu/
Lasst dem Fewer keine Ruh/
Halt es stets bey liechten Flammen:
Halt es stets in liechter Loh/
90[regelnummer]
Dann wird Venus wieder froh.
(Lund, Allerhand artige Deutsche Gedichte ..., 1636, S.92ff.)
17 Op zijn eygen Bruyloft
Ex persona sponsi
Ten lesten heeft de soon van Venus ons gesonden
Een soet een eewich vier, en eenen pijl gevonden
Gevonden eenen pijl vol honich, sonder gal,
Die binnen in mijn hert geduerich branden sal.
5[regelnummer]
Ten lesten is het kint dat altijt pleecht te dwaelen,
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 259]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Te vliegen hier en daer, besloten in de paelen
Van oordeel en verstant, van reden en bescheyt.
Het heeft ten lesten eens zijn' blintheyt afgeleyt,
Al wat dat onse pen van Erato gedreven,
10[regelnummer]
Ontsteken en geleyt, gewenst heeft en beschreven.
Al wat zy dickwils heeft, beschreven en gespeelt,
Is altemael te saem begrepen in dit beelt:
Gewoon alleen haer eer met daden en gedachten,
En met een groot gemoet gestadich nae te trachten,
15[regelnummer]
Best in haer huys bekent, en verre vande straet,
Daer niet dan ydelheyt en dwaesheyt om en gaet.
Haers vader soeten lust, haers moeders welbehagen,
Gewoon alleen naer die te sien, naer die te vragen,
Niet als de kleuters doen: die gans het hert den sin
20[regelnummer]
Hangt naer de dertelheyt, en naer de sotte min.
Die met een anders eer en met haer eygen spelen,
En haeren goeden naem haer selven eerst onstelen,
Onstelen bey te saem haer selfen haeren man,
Het gene dat daer nae niet weder komen kan,
25[regelnummer]
En sien niet dat de deucht van een volmaeckte vrouwe
Is voester van de min, en borge van de trouwe:
Dat eerbaerheyt alleen, dat wijsheyt en verstant,
Bevesticht desen staet, doet sluyten desen bant:
Dat een hoochmoedich hert is boven sotticheden,
30[regelnummer]
Is boven ydelheyt, en volcht alleen de reden:
Daer zy niet af en gaet, en nimmermeer en wijckt,
Maer soeckt tot dat zy vint een ziel die haer gelijckt.
Dit is de grooten bant, die noch de swarte deuren
Van Pluto, noch de poel van Phlegeton kan scheuren,
35[regelnummer]
Dewelck' Eagri soon, heeft midden door de nacht,
En midden door de doot, tot Acheron gebracht.
Soet hert, beminde ziel, met reden uytverkoren,
Van een die tot de lust van wijsheyt is geboren,
Komt daer u dese deucht dit suyver oordeel leyt,
40[regelnummer]
En laet ons beyde gaen den wegh van eewicheyt.
En ghy vermaerde Stadt, Princesse van de Landen,
Die nu vereenight zijt, die met twee soete banden
Gevangen hebt een hert, verstrickt hebt een gemoet,
Tot noch toe niet beweegt door eere noch door goet:
45[regelnummer]
Die tegen Tamesis vermakelijcke stroomen,
Die teghen Rhodanus en Tiberis van Roomen,
Gestelt hebt uwe Maes en uwen schoonen Rijn,
Die meer als van te voor, van ons versekert zijn;
Deelt met van onse vreucht, en door de soete nachten
50[regelnummer]
Die ghy my geven sult, doet groeyen mijn gedachten
En breken door den tijdt. dat tot den lesten kant
Des werrelts sy bekent de vrucht van mijn verstant.
Het zy dat ick den lof van groote dapper helden,
Haer wapenen van oudts en daden wil gaen melden,
55[regelnummer]
Haer wijsheydt, haer beleydt, doe klincken over al
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 260]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Met een metalen pen, die niet vergaen en sal;
Of dat ick besigh ben, om neerstigh te doorsoecken
In Plato soet van mont en Epicteti boecken,
Hoe dat een hoog gemoet, gegrontvest op de deught
60[regelnummer]
Sich oock in ongeneugt en tegenspoedt verheucht;
Wort meester van sich selfs, is altijdt wel te vreden,
Leert gramschap, haet, en nijt, en gierigheyt vertreden.
Of dat ick hoogher vliegh, en na de wijsheydt stae
Die Godt ons selve leert, en tot den Hemel gae.
65[regelnummer]
Maer siet den avont komt, de nacht die gaet vertoogen
De peerlen van sijn hooft, sijn schoone gouwen oogen:
Siet Venus sent haer volck, die bidden dat de Maen,
Met haren schoonen sleep, wat vlijtiger wil gaen.
Sy loopen deur het huys, sy roepen en bespreken
70[regelnummer]
Dat Hesperus sijn hooft wilt uyt den hemel steken,
Eer dat sy gaen van daer. En met dat hy kijckt uyt
Loopt yeder na sijn werck, vlieght yder na de bruyt.
Den eersten trecktse voort, de tweeden gaet vast draven
En springen om haer lijf: de derden gaet begraven
75[regelnummer]
In't midden van het bed de maeghdom, die nu vreest,
En sal in korten tijdt gaen geven sijnen geest.
De vierde draeght de keers, de vijfde die gaet vangen
De tranen die de bruydt laet rollen van haer wangen,
Dat kostelijck soet nat: en sluyts' in een gelas,
80[regelnummer]
Die daer veranderen in soeten hypocras.
De schoone Venus staet en lacht om dese dingen,
En wenst haer veel ghelucks, en doet haer kinders singhen,
O Hymen Hymen komt. sy selve leydt de Bruydt,
Geeft haer de leste soen, en singht vast over luydt:
85[regelnummer]
Nu kinderen gaet heen, en smaeckt de soete vruchten
Van Venus en haer kint, en sucht toch soete suchten.
Maeckt liefelijck gerucht: maeckt liefelijck gesoen,
Veel soeter als ghy siet dat mijne duyven doen.
Gaet kinderen gaet heen, en wilt haer toch niet wijcken,
90[regelnummer]
En geeft haer toch niet toe. Ick sal de soentjens strijcken
Met soeten honichdau, met suycker, met den wijn
Daer mede dat by ons de Goden vroeylick zijn.
Gaet kinderen, en komt haest weder met u dryen,
Gaet kinderen en maeckt veel soete schilderyen.
95[regelnummer]
Gaet brengen voor den dach, een soet en aerdich dier
Vol van zijns moeders trou, en van zijns vaders vier.
(Heinsius, Lof-Sanck van Iesus Christus ... Ende zijne andere Nederduytse Poemata, Amsterdam 1650, S.162ff.)
18 Als de vvind diende, maer het Schip op een sant
raekde
KOmt ergens blint fortuyn met enig oogeluyken,
Straxs komt een ander vveer,
En smyt het eerst omveer,
Wat lichtlyk bovenshiet, kan lichtelyker duyken.
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 261]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Al gaet het al na vvens, al blasen nu de vvinden,
T'is evenvvel noch niet,
Van buyten komter iet,
Dat onsen voorspoet stuyt, dat onse vreughden binde.
Nu sitten vvy opt sant, als t'vveder vvel vvil voegen,
Daermet verloopt den tyt,
Ter vverelt ißer niet,
Dat overal na vvil de menschen kan vernoegen.
By elck vermaek en lust zyn hondert haperingen.
Soo gaet het in de min,
Is't eensies na de sin,
Daer tegen spoet van komt, zyn meer als duysent dingen.
Hier bryselt menig schip, of vvort doch opgehouden,
Al is het luchie soet,
Al dunkt het vveder goet,
Den cours gaet evenvvel niet als hij anders soude.
T' gesicht van Galate, als sy het straf vvil setten,
Is storm of tegenvvint;
Of is sy vvel gesint,
Komt nochtans enig qvaet, dat t'soete kan beletten.
Gy minnaers, de doer Liefd' u herten laet verbinden,
Is eens de vvint ter hant,
Noch hapert t' schip, op t'sant,
Of is het vvater hooch, soo stuyten doch de vvinden.
Maer de gelegenheit, en ook de gunst bekomen,
De hebden diepe zee,
En ook de vvinden mee:
My is altyt het een of allebey benommen.
(Vincentius Fabricius, zitiert nach Zacharias Lund, Allerhand artige Deutsche Gedichte, 1636, S.134f.)
19 Begräbnis-Gedicht von B.W.
Nüssler
Wie einen Wandersmann, der sich zur See begiebet,
Das ungeheure Meer viel hundertmal betrübet
Mit mancherlei Gefahr, da bald ein schneller Wind
Mit unverhofftem Sturm sich aus dem Winkel findt
5[regelnummer]
Der kalten Mitternacht, bald auch die starken Wellen
Den hohen Bergen gleich sich pflegen aufzuschwellen
Und fallen auf das Schiff, das schwerer Schrecken voll
Fast alle Augenblick zu Grunde gehen soll:
So ist es auch mit uns in diesem trüben Leben,
10[regelnummer]
Da wir nur allesamt nicht minder untergeben
Der rauhen Ungestüm, in der die kurze Zeit
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 262]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Jahre schweben thut, da zwischen Glück und Leid
Des Körpers schwache Schiff wird hin und her getrieben
Und weiß nicht wo hinaus; da müssen wir uns
üben
15[regelnummer]
In Hoffnung und in Furcht; kommt gleich ein Sonnenschein,
So findts sich, dass doch mehr der trüben Tage sein,
Die ohne Unterlass den Menschen so anfassen
Mit steter Angst und Noth, dass er muss sinken lassen
Die Hände und den Muth: da bleibet mancher Mann,
20[regelnummer]
Der nicht und recht beherzt entgegen gehen kann
Des strengen Wetters Macht; ein ander wird verschlagen
Weit von der rechten Fahrt, wenn ihme sehr behagen
Die Wege dieser Welt; dem bläst die Segel auf
Der Hoffart hoher Geist, dass er mit vollem Lauf
25[regelnummer]
An harte Klippen rennt und kommt nicht mehr zu Lande;
Viel bleiben auch gar behalten auf dem Sande
Der weichen Üppigkeit; der ist sehr wol daran,
Der sich durch diese Fluth behende dringen kann!
Nun wol, Herr Rhenisch, Euch! Ihr habet überwunden
30[regelnummer]
Und in geschwinder Eil den rechten Port gefunden
Das wahre Vaterland, Gott hat Euch selbst geführt
Durch diese finster Nacht und Euren Lauf regiert
Mit seinem Gnadenwind, es mochten Euch die Wellen
Der schnöden Eitelkeit durch keine Mittel fällen.
35[regelnummer]
Der jungen Jahre Lust, die Freude, die Begier,
Die dieses Alter treibt, die Pracht der Welt, die Zier
Und was sonst ingemein des Menschen Sinn bethöret,
Das er zu Grunde geht, hat Euch niemals versehret
Noch Euren hohen Geist, der zwar im Leibe war,
40[regelnummer]
Und sehnte sich doch stets zu kommen zu der Schaar
Des auserwählten Volks, bei denen Ihr nun wohnet
Befreiet vor Gefahr. Ihr bleibet gar verschonet
Der schweren Witterung, die über uns aufzeucht,
Da aller Fried' und Ruh, da Lieb und Treue fleucht
45[regelnummer]
Von dieser Erden weg, in der von allen Seiten
Die Teufel wider uns mit ihrem Schuppen streiten
Und stürmen auf das Schiff, in welchem wir bisher
Nicht ohne saure Noth gesegelt durch das Meer,
Das voller Schiffbruch ist. Wir fangen an zu sinken,
50[regelnummer]
Wo du nicht Hülfe thust, so müssen wir
ertrinken,
Du grosser Steuermann! Du hast in deiner Hand
Das Leben und den Tod: wir sind dir ja bekannt,
Wir dein erwähltes Theil: Lass deine Hülfe sehen,
Dass unsre Feinde sich nicht allzu sehr aufblähen
55[regelnummer]
Und toben wider uns! Gebeut du nur ein Wort,
Du Fried- und Kriegesfürst, so wird an allem Ort
Bald grosse Stille sein! Lass wehen mit Genaden
Den Westwind deiner Lieb', auf dass wir ohne Schaden
Den Nachen dieses Fleischs und dessen edlen Gast
60[regelnummer]
In Hafen führen ein, den du bereitet hast,
Das wir dadurch bei dir zu deiner Ruh' aussteigen,
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 263]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Da keine Noth wird sein, da alles Leid wird schweigen,
Da heller Tag vor Nacht, vor Regen Sonnenschein,
Da du wirst allensamt in Allem Alles sein!
(Zitiert nach Weimarisches Jahrbuch 4 (1856), S.148ff.)
20 Ehgedichte
ALß Vater Jupiter die kugelrunde Welt
In artiger gestalt vnd ordnung auffgestellt/
Vnd alle wesenheit vollständig außgebawet/
Hat er den gantzen baw des Weltwercks angeschawet:
5[regelnummer]
Vnd alß er stück auff stück des
Gantzen abgezehlt/
Befand er daß jhm noch das beste theil gefehlt.
Er war darauff bedacht noch über alle sachen
Ein wunderseltzam ding mit seiner hand zu machen/
Das eine Jungfraw heißt. Das schöne wunderthier
10[regelnummer]
Kömpt seinem Schöpffer selbst ein artig
muster für.
Wie offt hat er hernach deß bildes dürffen pflegen!
Bald ließ er sich herab mit einem güldnen Regen/
Bald kam er als eine Schwan/ Schaff/ Hirsch/ Ochs oder Löw/
Vnd fiel in Liebe schoß der Schönen ohne schew.
15[regelnummer]
Dieß eitle fabelwerck kan so gedeutet werden.
Nach dem der wahre Gott den Himmel sampt der erden
Durch seinen weisen rath im anfang hat formirt/
Vnd herrlich beyde theil des Weltbaws ausgeziert/
Schuff er den Ersten Mensch den König aller sachen/
20[regelnummer]
Die durch das schöne feld von Eden freundlich lachen.
Er sagt es ist nicht gut daß sey der mensch allein/
Drauff die gehülffin macht die vmb jhn möge sein.
Dann Eva/ als das Weib vom Manne ward gebawet/
Daß Adam selber hat sein fleisch vnd bein geschawet
25[regelnummer]
Vnd angesichts erkant! Er Adam liebt sein Weib
Auß innem Hertzensgrund/ als seinen eignen leib.
Dann hieß sie beyde Gott in ehren fruchtbar werden/
Vnd reichlich nehren sich vnd füllen voll die erden/
Damit durch jhren stamm von zeit zu zeit die Welt
30[regelnummer]
Im gange/ wesen/ art/ fein würde fortgestellt.
Nichts anders muß dich wol/ Herr Bräutigam/
bewegen/
Als Gottes ordnungen vnd reicher Himmel-segen/
Den Gott gesprochen hat auff diesen heilgen stand/
Daß du giebst deiner Braut zur ehpflicht trewe hand.
35[regelnummer]
Von Oben kömpts daß jhr einander lieb
gewonnen/
Der Geist hat zwischen euch die freundschafft angesponnen/
Entzündet beyder Hertz/ vereinigt muth vnd sinn/
Gestifftet dieses werck/ gefödert den beginn.
Weil einsam nicht der mensch verbringen kan sein leben/
40[regelnummer]
So sollen Mann vnd Weib sich fein zusammen geben/
Vnd trewlich ohne falsch einander hangen an/
Wie an den rüsternbaum der Wein sich halten kan.
Sie haben alle beyd ein jedes seine sachen
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 264]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die es sol treiben stets vnd in gemeinschafft machen.
45[regelnummer]
Der Mann des seinen wart/ das Weib das jhre thut/
Vnd helffen beyderseits zur nahrung/ geld vnd gut.
Der Mann geht in den Rath/ studiert/ handthieret/ pflüget/
Zeuch über meer vnd land rennt/ marcktet/ wachet/ krieget/
Verträget hitz' vnd frost/ lufft/ regen/ schnee vnd wind/
50[regelnummer]
Damit er ehrlich mag ernehren Weib vnd Kind.
Hergegen sol das Weib zu hause hüten/ wachen/
Sich sparsam halten auß beschliessen alle sachen/
Wol auff das jhre sehn/ vergehen keine zeit/
Die Kinder ziehen auff zur zucht vnd erbarkeit:
55[regelnummer]
Sich halten jhres Manns/ vnd nicht nach andern lauffen/
Ins haus mehr kauffen ein/ als was herauß verkauffen/
Die nahrung treiben fort/ sein hinten fornen dran/
Vnd das gesinde streng zur arbeit halten an;
Ein werck frisch greiffen an/ auch stricken/ spinnen/ neen/
60[regelnummer]
Zur kuche schaffen ein/ das gantze haus vorsehen/
Vnd gute Würdtin sein/ biß kömpt jhr
Mann zu haus/
Vnd alles findet wol vnd recht gerichtet auß.
So hat der Collatin die wette recht gewonnen/
Als die Lucretia sein keuschse Weib gesponnen/
65[regelnummer]
Da andre Frawen nachts so köstlich pancketirt/
Vnd mit gesellschafft sich zu Rom frisch elustiert.
So hat Penelope die freier stets betrogen/
In dem sie tageszeit jhr wollweb' auffgezogen/
Vnd nachtes wieder ab/ biß daß Vlysses kam
70[regelnummer]
Vom Meer'/ jhr lieber Mann/ den sie in armen nam.
Dir wirds im hertzen auch/ mein werther freund/ gelieben/
Wann du dich täglich wirst im recht' vnd händeln
üben.
Vnd von gerichte dan mit frewden gehn zu haus/
Daß alles überal wird hurtig sehen auß.
75[regelnummer]
Da kömpt dein liebes Weib entgegen dir gegangen/
Nimpt dir den mantel ab/ nach dem sie dich empfangen/
Drauff heißt sie neben sich dich setzen zu der ruh/
Vnd fragt wie es mit dem vnd dem gegangen zu.
In des kömpt essenszeit/ da sie den tisch
läßt decken/
80[regelnummer]
Vnd speisen tragen auff die dir am besten schmecken:
Sie selbest legt dir für/ vertreibet weil vnd zeit/
Vnd schmeckt dir besser nichts als jhre freundligkeit.
Dann wirst du gegen jhr dich freundlich auch erzeigen/
Vnd schöne mit jhr thun/ vnd jhr dein hertz zu neigen.
85[regelnummer]
Dann auff die liebe mus auch gegen liebe sein;
Alß wie der seitenklang einander stimmet ein.
Dann wirst du selig sein/ wann Gott wird deiner pflegen
Mit seiner gnade/ gunst/ vnd Himmelreichem segen/
Dadurch du Gottesfrucht vnd arbeit deiner hand/
90[regelnummer]
Dich ehrlich nehren kanst/ vnd führen guten stand.
Wann dir dein liebes Weib wie milde süsse reben
Der Heyrath werde frucht/ wird schöne Kinder geben/
Die ringes vmb den tisch als Oelezweige stehn/
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 265]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Da wirst du glückes voll auff lauter rosen gehn.
95[regelnummer]
Hilff Gott wie manche lust wird doch des Kleinen lachen
Vnd süsse mürmeln euch/ jhr lieben Eltern/ machen!
Sein allererstes wort/ das es wird rathen ein
Vnd seltzam brechen ab/ wird Ta/ Ta/ Ma/Ma/ sein.
Schickt Gott euch haußcreutz zu/ so helfft einander klagen/
100[regelnummer]
Vnd eines trewlich muß dem andern helffen tragen.
Der Ehstand Wehstand ist. Auff west vnd sonneschein
Folgt vngewitter/ sturm/ schloß/ donner/ hagelstein.
Giebt dir bißweilen auch dein Weib nicht gute worte/
Wie dieses völcklein thut/ laß es an seinem orte/
105[regelnummer]
Sieh durch die finger was/ vnd gieb jhr glimpfflich nach/
So wird sie stille sein vnd wieder thun gemach.
Ein junges freches pferd läßt jhm mit keinem
stechen
Noch hawen/ seinen muth/ ohn durch ermahnen/ brechen.
So wann du glimpfflich auch dem Weibe redest zu/
110[regelnummer]
So wiederbeißt sie nicht/ vnd
läßt dich wol zu ruh.
Ein böser Kettenhund läßt sich mit
keinem schlagen
Noch werffen von dir weg in seine hütten jagen/
Jemehr du schlägst vnd wirffst/ jemehr er immer billt:
So wird ein böses Weib mit schlägen nicht gestillt.
115[regelnummer]
Ein zänckisch tolles Weib ist recht das Fegefewer.
Den guten Socratem hat wol sein vngehewer
Xanthippe ausgeschändt/ geschmäht/ vnd ausgemacht/
Doch hat ers mit geduld ertragen vnd gelacht.
O selig/ selig seit jhr liebes paar zu heissen/
120[regelnummer]
Wann nun vnd nimmermehr das liebband wird zerreissen/
Das keine klage/ zanck/ noch schwerer zeiten lauff/
Ohn endlich bloß der tod wird können
lösen auff.
(Christoph Köler, Novello conjugum pari Matthiae Machnero et Marthae Schultesiae ... 1631; Hippe Nr. 22)
21 SchertzGedicht
Sorge sich wol zu ernehren/
Sorge sich für Frost zu wehren/
Sorge für das Haußgeret/
Sorge für ein Bettestet/
Sorge für Papier vnd Bücher/
Sorge für die Kinder Tücher/
Sorge für ein Magd vnd Amm/
Sorge für ein Börst vnd Kamm/
Sorge für ein Kinderwiegen/
Doch noch meist das Kind zu kriegen/
Sorge für ein Katz ins Hauß/
Sorge für die Mäuß' darauß/
Sorge für das Kind zu tragen/
Sorge für ein KinderWagen/
Sorge für das Bettgewand/
Vnd was mir noch vnbekand.
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 266]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sorge für das Schorstein fegen/
Sorge für Musquet vnd Degen/
Sorge für die Seiff vnd Saltz/
Sorge für das Korn vnd Maltz/
Sorge für das Holtz zu sagen/
Sorge für das Korn zu tragen/
Sorge für ein Backetrog/
Sorge für das Ofenloch:
Für das Backen/ für das Brawen/
Für die Kinder/ für die Frawe/
Für die Köchin/ für den Knecht/
Für das essen wann es schlägt/
Für das steiffen/ für das waschen/
Für das Geld/ vnd für die Taschen/
Für die Haußhawr/ für den Lohn/
Für die Tochter/ für den Sohn/
Für Gemüß vnd Kinderwecken/
Für Gewin vnd Schwefelstecken/
Für bey zeiten auffzustehn/
Vnd in Kirch vnd Schul zugehn/
Für das Kind wanns weint zu stillen/
Vnd noch Tausend andre Grillen:
Grillen/ die das Freyen bringt/
Wann auff Sorgen sorge dringt ...
(Auszug aus Lund, Deutsche Gedichte (1636), S.122f)
22 An Vlyssem Themistium/ Von seiner Braut
NAtura/ welche ist die Mutter aller Sachen/
Alß sie einmahls gewolt die schönste Jungfraw
machen/
So jetzt zu finden ist/ hat sie formieret fein
Die Cajam/ welche wird ewr Ehrenfrewde seyn:
Venus der Nimfen Kron/ der Zierde Meisterinne
Sie wol geschmücket hat; Sie ist auch ein Freundinne
Ihr Sohns Cupidinis/ sein Bogen ist jhr Mund/
Wann sie Euch lachet an ohn Pfeil seyd Ihr verwundt.
O wunderkünstlich Werck Naturae! O der Frawen
Fürnembste Preis/ ich sag/ wann ich sie thu anschawen/
Vnd daß ich jhr Gestalt/ so viel geschenen kan/
Durch meiner Feder lob ein wenig zeige an/
So ist jhr Angesicht/ fürnemblich jhre Wangen
Die in gar runder art einander thun vmbfangen
Mit weissen Helffenbein/ vnd Purpur vberkleidt/
Daß sie die Rosen all auch vbertreffen weith:
Jhr Augen Schwester seynd der Sternen/ so da schweben
Auß runden Himmels Schild/ vnd geben euch daß
Leben/
Wann sie den schönen glantz nach ewrem Angesicht
Mit hoher freundligkeit von jhnen zu euch richt:
Jhr Naß ist klein/ die Haar/ so auff dem Häupte/
gleichen
Dem reinem klaren Gold/ die Lilgen jhnen weichen/
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 267]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Phoebus gar behend in heisser Sommerzeit
Durch seiner Stralen Farb hat Gelbroth zubereit:
Jhr Halß ist weiß/ vnd rundt mit Perlen gantz
vmbringet/
So man auß Indien mit grossen kosten bringet:
Jhr Arm/ vnd Hände seyn den Cedernzweigen gleich/
Vnd von den Ringen viel vnd Adamanten reich.
Wie kann ich aber alls absonderlich beschreiben?
Jch solches nicht vermag/ ich muß es lassen bleiben:
Doch sage ich allein; der Braut Cajae Gestalt,
Jst zurgerichtet gantz mit Schönheit mannigfalt/
Also daß auch/ wann sie geschmückte
kömpt hergehen/
Die schöne Helena nicht mag vor jhr bestehen;
Jhr Gang gar artig ist; Jhr Worte/ seynd Erbar/
Damit sie weichet nicht der süssen Musen Schaar/
Wann sie in aller Zucht dieselben thut außgiessen/
Die auß des Hertzens Brunn mit Liebligkeit herfliessen;
Vnd weil sie so bescheidt im reden ist/ jhr Mund
Euch offenbahret fein jhres Gemütes grund/
Daß sie nicht straffbahr sey in täglichen
Gedancken;
Daß sie jhr Sinnen nicht lest hie/ vnd dorthin wancken/
Wie viele Dirnen thun; die dicke Wolcken seyn
Ohn Regen/ derer Lieb nur falscheit ist allein:
So hat Sie auch/ welchs ist an Jhr die höchste Tugend/
Die ware Gottesfurcht in jhrer zarten Jugend
Geschöpffet mit begier aus Jacobs Brunnen klar;
Gott hat Sie mit Frömbkeit erfüllet gantz vnd gar:
Der/ alß des Himmels Baw mit Wolcken war vmbschlossen/
Des tieffen Meeres Grund mit Wässern vbergossen/
Vnd alles zugericht nach seinem Willen fein/
Dem Adam zugebracht sein Even hat allein;
Derselbe hat euch auch die Braut Cajam bescheret;
Jhr werdet ewres wunschs mit Lust bald seyn gewehret/
Wann man euch stellen wird auff Amors gülden Thron/
Daß jhr sollt ewrer Kunst empfangen reichen Lohn:
Solch Glück jhr billig solt mit danckbarkeit erkennen/
Daß jhr bekommen wird ein Jungfraw/ die man nennen
Kan Schön/ vnd Reich/ vnd Fromb: O daß ein
Klehblat/
Davon man sagen mag; Wol deme der es hat!
(Hudemann, Divitiae Poeticae, 1625, S.204ff.)
23
Als GOtt den Baw der Welt nun hatte gantz beschlossen/
Die tieffe Grufft der See mit Wassern vbergossen/
Der güldnen Sternen schaar/ das blawe Himmels Zelt/
Die Thier/ vnd Element in jhren Standt gestellt.
Da fehlte noch ein Ding/ daß GOtt herfür
ließ kommen/
Ein Ding/ das alle Welt hat nunmehr eingenommen/
Ein artiges Gespenst/ das Jungfraw wird genandt/
Mit welchem jedermann in Gunst wil seyn bekandt/
Das in dem roten Mund/ vnd fürderst in der Zungen/
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 268]
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ein heimlich Gifft versteckt/ dadurch es Alt' vnd Jungen
Gar leichtlich an sich zieh't/ vnd bringt in süsse Pein/
Kreucht vnverwarnter Sach' in vnsre Hertzen ein/
Je mehr es man begehrt/ je mehr es einen fliehet:
Je mehr es einen haß't: je mehr es jhm nachziehet/
O wunderseltzam Dingk/ durch dessen Augen macht/
Das Liebes Fewer wird in vnsren Sinn gebracht.
O wunderliches Thier/ das vns ohn' Hitz entzündet/
Das ohne Band vnd Strick Gemüth vnd Hertzen bindet/
Vnd führet jhnen ein die angenehme Noth/
Die freye Dienstbarkeit/ den willig süssen Todt!
Es ist nicht nötig hier das Ding viel zu beschreiben/
Dieweil dergleichen auch man klärlich siehet treiben
Den Herren Bräutigam/ der seinen alten Standt/
Das einsam sein abgeht/ vnd durch der Ehe Bandt
Sich anverknüpfft befindt: Er hat auch müssen
weichen
Dem bitter-süssen Thier/ vnd leise lassen schleichen
Die Liebes flamm' ins Hertz/ Er muß nun sorgendt seyn
Wie er entbreche sich der angenehmen Pein/
Die von der Hitze kömpt. Darumb wann Er wil kühlen
Das Fewer/ welches Er bißher hat müssen
fühlen/
So muß Er bitten den/ der solchs jhm hat gemacht/
Wie dem Achilles ward die Linderung gebracht
Von dem der jhm verwundt. So wendet nun das Klagen/
O schöne Jungfraw Braut! Heilt was jhr habt geschlagen/
Es ist jetzt rechte zeit/ wann durch die stille Nacht
Den Thieren allzumal wird Ruhe zugebracht/
Do man sieht allgemach in einem stoltzen Hauffen/
Das goldtgestirnte Heer des Himmels Feldt durchlauffen/
Vnd blicken ohne zahl. Ist Euch zu kurtz die Nacht/
So nembt den Tag darzu/ dann wird es recht vollbracht.
(Michael Schneider, aus: ΤΑΜΕΛΙΑ Reverendo Dn. M. Christian. Jentzschen ... et Lectissimae Virgini Chirstinae Dn. Abrah. Seyferten ... Filiae Consecrata ... 1629) |
|