Tijd en Mens. Tijdschrift van de Nieuwe Generatie. Jaargang 5(1954-1955)– [tijdschrift] Tijd en Mens– Auteursrechtelijk beschermd Vorige Volgende [pagina 1] [p. 1] [Tijd en Mens 1954] [Nummer 1 en 2] Rat an die bildenden kunstler HEUTE dachte ich daran, Dass auch ihr malenden und zeichnenden Freunde Und ihr, die den Meissel führt, In den Zeiten der kommenden grossen Kriege Nichts werdet zu lachen haben. Gründet ihr doch eure Hoffnungen, Die zu der Herstellung von Kunstwerken nötig sind, Hauptsächlich auf kommende Geschlechter. Da werdet ihr für eure Gemälde, Zeichnungen und Steine, Die ihr unter Entbehrungen geschaffen habt, Gute Verstecke ausfindig machen müssen. Bedenkt, dass zum Beispiel die Kunstchätze des Britischen Museums, Unter Menschen- und Geldopfern zusammengeraubt Aus allen Himmelsgegenden, die Arbeiten Versukener Völker, an einer Strassenecke aufbewahrt, Durch wenige Brisanzbomben in Staub verwandelt werden können An einem Vormittag zwischen neun Uhr und neun Uhr zehn. Wohin also mit den Kunstwerken? Nicht genug sicher Sind die Laderäume der Schiffe, die Sanatorien in den Waldungen, Die Stahlkammern der Banken, nicht genug sicher. Ihr müss versuchen, die Erlaubnis zu erlangen, Eure Gemälde in den Tunnels der Untergrundbahn anzubringen Oder noch besser in den Hangars für die Flugzeuge, Die sieben Stockwerke tief unter dem Boden einzementiert sind. Gemälde, geradezu an die Wände gemalt, [pagina 2] [p. 2] Nehmen ja keinen Platz weg. Und ein paar Silleben und Landschaften Werden die Bombenfliegermannschaften nicht stören. Allerdings müsset ihr dann an gut sichtbaren Stellen Täfelchen anbringen mit leicht lesbaren Hinweisen, Dass in der und der Tiefe, unter dem und dem Gebäude (oder Steinhaufen) Eine kleine Leinwand von euch liegt, darstellend. Das gesicht eurer Frau. Damit die kommenden Geschlechter, eure ungebornen Tröster, Erst erfahren, dass es zu unserer Zeit Kunst gegeben hat, Und Nachforschungen anstellen, Schutt weggrabend, mit Schaufeln. Während der Wächter im Bärenfell Hoch auf dem Wolkenkratzerdach, über den Knien die Büchse (oder den Bogen), Ausschau hält nach dem Feind oder der Krähe, Die er ersehnt, seinen hungrigen Magen zu füllen. BERTOLT BRECHT Vorige Volgende