Archaeologie.
Die festen daten für das letzte stadium der germanischen Lautverschiebung, für die verschiebung der tenues, sind mir unter den händen wider zerronnen. Ein neuer beweis, wie viel sicherer die archäologie gegenüber der sprachgeschichte in besiedlungsfragen entscheidet.
Die Germanen meiden so lange als möglich den eintritt ins gebirge. Sie stehen bereits um 1000 v. C. in der nähe des Harzes, im gebiete der Bode (hausurnen von Aschersleben u. Hoym), aber noch im 8. jh. finden sich ungermanische skelettgräben bei Wernigerode, Aschersleben, Oschersleben, u. südlicher bei Giebichenstein, Korbetha, Durrenberg, Stedten bei Schraplan, Quesfort, u. weiter durch ganz Thüringen, zu einer zeit also, da die Germanen am linker Saaleufer aufwärts bis nahe an die Unstrutmündung reichen und der einfluss ihrer kultur sogar in Schlöben bei Jena u. in Köstritz bei Gera fühlbar wird (8-7 jh.). Die Funie, deren name sprachlich so wichtig erscheint, ist im 5. jh. bereits überschritten, Gotha und Gera aber im 5-4 jh. noch nicht erreicht, Gera bleibt sogar noch im 3 jh. in den händen der Kelten. Ebenso zeigt der Südharz noch im 5.-4. jh. ungermanische siedelung. Aehnlich steht es im nordwesten, wo die germanische besiedlung, wie die funde zeigen, weit früher stattgefunden hat, als ich noch 1895 aus sprachlichen gründen schliessen zu müssen glaubte. Die Weser wird im 9.-8. jh. schon südlich des 53 grades überschritten (an der mündung noch früher); gleichzeitig oder noch etwas früher das Emsgebiet von der mündung bis an die hannöversch-westfälische grenze, endlich die holländischen provinzen Drenthe und Groningen besetzt, während am Dümmersee noch später sich ungermanische elemente zeigen. Im 5.-4. jh. sind die gegenden zwischen oberster sbunte und sbase erreicht, ebenso unter umgehung des Teutoburger waldes das mittlere Lippegebiet. Man sieht, dass, wenn Müllenhoffs ansicht, die flussnamen auf -apa seien keltisch, richtig wäre, man mit der aussage der archäologischen funde arg ins gedränge käme. Ich habe darum, wie mancher
andere gelehrte aus anderen gründen, die Müllenhoffsche ansicht aus archäolo-