Taal en Letteren. Jaargang 8
(1898)– [tijdschrift] Taal en Letteren– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdRunen.Zu sakralen Zwecken sind die Runen in ältester Zeit nicht gebraucht worden. Davon sagt uns keinÉ™ Nachricht der Griechen und Römer, und keine der erhaltenen älteren Inschriften lässt auf sakralen Inhalt schliessen. Wir finden bei den Germanen keine Weihinschriften, wie uns deren so viele im Griechischen erhalten sind; das ist ja auch durch die religiösen Anschauungen der Germanen ausgeschlossen. Nordische Mythologie wird jetzt nicht mehr in Bausch und Bogen für germanische Mythologie ausgegeben und noch weniger nordisches Rituell für gemein germanisches.Ga naar voetnoot1) Damit ist auch die Grundlage erschüttert, dass die Runen schon von alters her als Zauberrunen dienten. Der Name runa, falls er wirklich mit gotisch runa, mustèrion, identisch ist, oder falls die Grundbedeutung des Wortes ‘Geheimnis’ ist, beweist nur, dass die Schreibkunst wie ja stets bei primitiven Völkern als etwas Geheimnisvolles betrachtet wurde, nicht aber dass die Runen geheimnisvollen Zwecken dienten. Der Schreibkünstler mag immerhin zuerst als Zauberer betrachtet worden sein, der Inhalt des Geschriebenen war nicht zauberhaft, sondern nur das Faktum au und für sich, dass die Gedanken auf diese Weise fremden Menschen übermittelt werden konnten. Sie können zunächst nichts als Eigentumsmarken gewesen sein und müssen als solche lange im Gebrauch gewesen sein. Bei der Herübernahme des Alphabets und seiner ersten Anwendung werden einzelne Runenzeichen und Buchstaben-Komplexe ohne Sinn als Eigentumsmarken genügt haben, weil die Runen in ältester Zeit wohl nicht ‘gelesen’, sondern ‘wiedererkannt’ wurden. Wir müssen eine eigene Einritzerzunft annehmen und haben diese sicher unter den Handwerkern, den Schmieden, nicht bei den germanischen Priestern zu suchen. Indessen ist es mit den Geschick solcher Einritzer nicht immer zum besten bestellt gewesen. Wenn wir sehen, welche erstaunlichen Fehler die griechischen Steinmetzen auf den Inschriften zu wege brachten, werden wir auch für die Runeninschriften nicht einen andern Massstab nehmen können, eine Bemerkung, die mir für die Interpretation der Inschriften wichtig erscheint. | |
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Gerade nu in den ersten christlichen Jahrhunderten machen die Germanen durch die Berührung mit der klassischen Welt grosse Kulturfortschritte, wenigstens zunächst die, die direkte Beziehungen mit ihr hatten, und in dieser Zeit wird der Gebrauch der Runen immer allgemeiner geworden sein. Die Eigentumsmarken mussten immer unzweideutiger gekennzeichnet werden, und jetzt wird man angefangen haben, die Runen auch zu ander Zwecken zu benutzen. Der Gebrauch zu Nachrichtenzwecken liegt nur so überaus nahe, dass man den Germanen die selbständige Ausbildung zutrauen kann. Als Grabinschriften scheinen die Runen, wie Wimmer richtig hervorhebt, speciell im Norden gebraucht worden zu sein. W. Luft, Studien zu den ältesten germanischen Alphabeten. |
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