De Stijl 2 1921-1932

Ausstellungssystem
Leger und Trager
F. Kiesler

(zum ersten Male verwendet auf der ‘Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik, Wien 1924.)

Es sind auszustellen:

1.	Ungerahmte Blâtter
2.	Gerahmte Blâ 'er
3.	Modelle
4.	Photografien
5.	Figurinen
6.	Plakate

Anzahl der Objekte: 600.

Zweck: Da Das bisherige Ausstellungssystem romantischer Museumsersatz ist die Behängung der Wandflächen dekorativer Bluff soll die Möglichkeit gegeben werden, die Starre des Raumes aufzulösen, dergestalt, dass die Raumarchitektur den Besucher zwingt, nichts zu übergehen; sich mit jedem einzelnen Objekt auseinanderzusetzen.

Budget: 4.000 franz. Francs.

Lösung: Bau zweier Raumkonstruktionen, der ‘Leger-Type’ und der ‘Träger’-Type. Die L-Type wird 12 mal, die T-Type 6 mal vervielfältigt. Die Konstruktionen stehen frei im Raume, sind rund herum zu begehen und müssen so gestaltet sein, dass jede ihrer Seiten einen völlig ungleichartigen Aspekt geben. Die Passagedistanz um jede Konstruktion beträgt 1,5 bis zu 2 m.

Die L-Type besteht zu drei Vierteln aus horizontalen, zu einem Viertel aus vertikalen Flächen. Sie dient hauptsächlich zur Aufnahme von

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Modellen, die auf ihre horizontalen Flächen ‘gelegt’ oder an die vertikalen gehängt werden.

Die T-Type besteht aus einem offenen Gerippe, verbunden mit einer vertikalen Fläche. Die drei Betrachtungsweisen: von unten nach oben, von oben nach unten und horizontal im Kreise bestimmen die Form der T-Type. Sie dient zur Aufnahme von gerahmten Bildern oder massiven Platten, die sie durch spezielle verschiebbare (abmontierbare) Klammern an ihren Rippen trägt. Durch die vertikale Fläche kann die T-Type auch ungerahmte Blätter aufnehmen.

Konstruktionssystem: Holz, geschraubt. Weder gezinkt, geleimt, gekeilt. Sämtliche Konstruktionsteile der L- und T-Type sind standarisiert und werden maschinell vervielfältigt.

ROST:

Alle Flächen-Wände der L- und T-Type sind durchbrochen, das heisst, sie bestehen aus völlig gleichdimensionierten Latten, die in Abständen von 1/2 cm. an je zwei Balkenpaare geschraubt werden. Dadurch ensteht ein Rost.

SCHRAUBENPRESSEN:

Auf diese Rostwände werden die Blätter gelegt und an ihren Rändern durch kleine Schraubenpressen festgehalten, deren Spindeln durch die Ritzen des Rostes hindurchgesteckt werden Jede Grôsse und jede Form von Blättern kann auf diese Weise niet- und nagelfest gemacht werden, ohne dass die Blätter oder die darunter befindliche Wand durch Nieten oder Nägel beschädigt werden.

FARBE:

Das Gerippe und die Rostflächen sind farbig. Die Wahl der Farben richtet sich nach den Arbeiten, denen sie als Grund dienen.

LICHT:

Der Ausstellungsraum ist abgedunkelt, die Beleuchtung

F. KIESLER
Composition de l'Exposition de Théâtre à Vienne 1924

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künstlich, der Gehweg zwischen den Konstruktionen mit grauem Linoleum, Kork oder Gummi bespannt, im Notfalle mit grauer Oellackfarbe bestrichen.

Die Gerippekonstruktion ist so gehalten, dass sie gleichzeitig zur Aufnahme von Glühlampen dient, die eine individuelle Beleuchtung der einzelnen Arbeiten oder einzelner Arbeitsgruppen ermôglicht.

Resultat: Dreifacher Belegraum, trotz Nichtverwendung der Wandflâchen der Sâle. Verbilligung der Herstellungskosten für grosse Ausstellungen durch Reduktion der Ausstattung auf zwei Typen, deren Konstruktionsteile typisiert sind.

Raschestes Auf- und Abbauen; transportables Ausstellungssystem. Keine Beschâdigung der Blâtter durch Ankleben, Reissnâgel u.s.w.

Keine Beschâdigung der Saalwânde durch Bespannen, Bemalen, Kleben, Benagelung.

Absolute Sicherheit gegen Diebstahl.

Organische Demonstration zueinandergehôriger Arbeiten absolut selbststândiges Wirken jeder einzelnen Arbeit.

Durch die râumliche Anordnung der L- und T- typen einerseits und durch ihren spezifischen râumlichen Aufbau andererseits, kann der Ausstellungssaal mit seinen Arbeiten nicht mehr simultan, sondern nur sukzessiv erfasst werden. Da durch ergibt sich ein optisches Ueberraschungsmoment, das allein die Suggestionskraft besitzt, jedes Objekt demonstrativ zur Geltung zu bringen.

F. KIESLER
L-type