De Stijl 2 1921-1932

Werner Gräff
Anmerkungen zur Filmpartitur Komp. II/22

Dem Bau aller Filmapparatur zugrunde gelegt ist das Projektionsflächen-Verhältnis 3:4.

In der Zeichnung geben die verschiedenen Formate der schwarzen Felder nur die verschiedene Dauer des betreffenden Vorganges an. [Z.B. bei IV die Zeiteinheit (¾ sec.), bei VI und VII 2mal eine halbe Zeiteinheit (⅜ + ⅜ sec.), bei XLII-XLIV 3mal ein Drittel Zeiteinheit (¼ + ¼ + ¼ sec); bei I 2 Zeiteinheiten (1 ½ sec.), bei XIX 4 Zeiteinheiten (3 sec.) etc. etc.]

Bei IV ist das größte weiße Quadrat, welches sich auf die Wand projizieren läßt (in großen Theatern ein Quadrat von ca. 10 m Seitenlänge).

Dieses größte weiße Quadrat taucht bei I plötzlich auf und beginnt gleichzeitig kleiner zu werden bis zur Punktgröße. Die Verkleinerung erfolgt hier (linear) nach geometrischer Reihe; dadurch wird eine Bewegung in die Tiefe senkrecht zur Projektionswand

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suggeriert. (Zentrale Projektion einer gleichförmigen Bewegung.)

Im dunklen Theaterraum ist die exakte geometrische Form von unerhörter Monumentalität in Höhe und Tiefe, da die dem Zuschauer geläufigen Maßstäbe (Haus, Baum, Stuhl oder Mensch) fortfallen; mithin ist die Bewegung von außerordentlicher Geschwindigkeit und Wucht. Der Vorgang I dauert 1 ½ sec.

Bei II und bei III der gleiche Vorgang.

Bei IV taucht zum viertenmal das größte Quadrat auf: und bleibt stehen (für den Zuschauer unerwarteterweise!). Nach ¾ sec. beginnt die plötzliche Verkleinerung, die nach einer weiteren Zeiteinheit abbricht (Quadrat mittlerer Größe). Bei VI und VII zweimal ganz kurz schlagartiges Auftreten desselben Quadrates und so fort.

Die lichtlosen Momente bei VIII und bei XXX wirken nicht etwa als Pause (Ruhe), sondern als Spannung; besonders bei XXX, weil der Zuschauer während der vorhergegangenen Momente XX bis XXIX in starke Erregung geraten ist. - XLV bis LII: Vor- und Zurückspringen des Quadrates in wechselndem Tempo und zu unerwarteter Stellung im Raum. -

In dieser Komposition ist versucht, mit elementar-optischen und elementar-filmtechnischen Mitteln den Zuschauern wuchtige Eindrücke von fast körperlicher Wirkung zu geben (Schläge, Reißen, Drücken etc.). Der gestaltete Wechsel von teilweisen und von vollständigen Überraschungen spielt hierbei die größte Rolle.