V. Huszar (Holland)
Das staatliche Bauhaus in Weimar
Ziele des Bauhauses
‘Das Bauhaus erstrebt die Sammlung alles künstlerischen Schaffens zur Einheit, die Wiedervereinigung aller werkkünstlerischen Disziplinen - Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk - zu einer neuen Baukunst als deren unablösliche Bestandteile. Das letzte, wenn auch ferne Ziel des Bauhauses, ist das Einheits-kunstwerk - der große Bau -, in dem es keine Grenze gibt zwischen monumentaler und dekorativer Kunst. Das Bauhaus will Architekten, Maler und Bildhauer aller Grade je nach ihren Fähigkeiten zu tüchtigen Handwerkern oder selbständig schaffenden Künstlern erziehen und eine Arbeitsgemeinschaft führender und werdender Werkkünstler gründen, die Bauwerke in ihrer Gesamtheit - Rohbau, Ausbau, Ausschmückung und Einrichtung - aus gleichgeartetem Geist heraus einheitlich zu gestalten weiß usw.’
(Aus dem Programm des Staatl. Bauhauses in Weimar) Dieses Ideal zu verwirklichen, stellte sich jede große Kultur als Ziel.
Unter Kultur ist zu verstehen: eine Epoche, in der der Inhalt des Zeitbewußtseins sich in bestimmten, ihm entsprechenden Formen gestaltete.
In großen Kulturen wurde der Inhalt getragen von kollektivistischem Geist, wie etwa bei den Ägyptern, in der Klassik, im Mittelalter ein gemeinsamer religiöser Zeitgedanke zugrunde lag.
Das Ziel, das sich das Bauhaus als Aufgabe stellte und das unserm Zeitwillen entspricht, ist gut.
Wie steht es mit der realen Verwirklichung dieses Zieles heute nach fast vierjährigem Bestehen des Bauhauses?
Im Weimarer Museum besuchte ich die Ausstellung Thüringer Künstler, an der die Meister des Bauhauses sich beteiligt haben.
Was die Meister leisten, das lehren sie. Was leisten sie? Jeder macht, was seine Laune ihm eingibt, weit entfernt von bindender Disziplin. Wo sind wenigstens Versuche zu gemeinsamer Arbeit auch nur zweier Beteiligter, wo ist eine Vereinigung mehrerer Disziplinen, wo sind auch nur Versuche zu einem Einheitskunstwerk, zu einheitlicher Gestaltung von Raum, Form, Farbe?
Bilder, nichts als Bilder und Bildchen, Graphik und Einzelplastik.
Was Feininger zeigt, wurde vor 10 Jahren in Frankreich besser gemacht (Kubismus von 1912). Seine neuesten Aquarelle verwässerter Kleeaufguß! Klee selbst kritzelt krankhafte Träume, wie man sie in Prinzhorns Malerei der Geisteskranken ebenso schön und schöner findet. Kandinsky wiederholt immer noch seine durcheinandergewischten Dekorationen. Materialverschwendung ohne positiven Grund. Willkürlich und launenhaft! Willkürlicher und launenhafter, intellektuell, ohne intuitive Kraft, ängstlich zusammengetüpfelt sind die Arbeiten von G. Muche. Die hohl pompösen Schmierereien Ittens sind rein auf äußeren Effekt eingestellt. Die Arbeiten Schlemmers sind Experimente, die wir auch schon von andern