Stellungnahme der Gruppe ‘MA’ in Wien zum ersten Kongress der fortschrittlichen Künstler in Düsseldorf
Aus der in der 4. Nummer des ‘Stijl’ veröffentlichten Darstellung wird uns der tiefliegende Gegensaɮ der Meinungen und Bestrebungen klar, der zwischen uns und den Einberufern des Kongresses besteht. Die Leɮtgenannten bestehen nach wie vor auf Betonung der Sonderinteressen des ‘individuellen Künstlers’, wogegen wir das Leben vom sozialen Standpunkt des Menschen aus betrachten, im Bewußtsein dessen, daß der Mensch als Individuum ein zusammenseɮendes Atom der Gesellschaft ist. Folglich muß seine Schöpfung stets die stellungnehmende Äußerung eines mit kollektiven Kräften ausgestatteten Menschen sein. Hieraus erhellt, daß wir, wie bei all unseren Erwägungen, auch diesmal nur als Menschen, mithin primär und nicht als Künstler - was lediglich eine Folge unserer menschlichen Beschaffenheit darstellt - zu den Problemen des Kongresses Stellung nehmen.
Dieser Erwägung zufolge lehnen wir die Bildung der geplanten Union von vornherein ab und wollen alles aufbieten, um die aktive Zusammenwirkung aller schaffenden Geister zu fördern, die an die künftige kollektive Gesellschaft als einzig mögliche Basis der vollen Entwicklung unseres schaffenden Lebens glauben.
Die erste Aufgabe des künstlerischen Arbeitsgebietes ist, darauf hinzuweisen, daß die Kunst als Ausdrucksmittel subjektiver psychischer Erlebnisse jede Bedeutung eingebüßt hat; sie muß die objektiven Forderungen des Zeitalters erfüllen. Zu diesem Behuf wird sie nicht umhin können, zuerst die auf dem Gebiet der Kunst ungelösten Probleme des heutigen Lebens, dann aber die Wege und Mittel ausfindig zu machen, durch die diese Probleme in der kollektiven Zusammenarbeit der neuen Künstler gelöst werden können.
Die Struktur der internationalen Organisation revolutionär gesinnter Schaffender stellen wir uns wie folgt vor:
| 1. | Ihre Zentrale ist die Verwaltungskommission, von der auch die Initiative ausgeht.
Sie stellt sich aus wenigstens zwei Delegierten der Gruppe jedes einzelnen Arbeitsgebietes zusammen, die die ganze Arbeitsgemeinschaft übersehen können.
Ihre Aufgabe besteht in der Zusammenfassung aller materiellen und geistigen Mittel, in der Sicherstellung jedes möglichen Stoffwechsels im Interesse der vollsten Kollektivität und des allergrößten Resultates.
Zu diesem Zweck stellt sie sich Aufgaben und nimmt solche entgegen; sie errichtet Arbeitsstellen, demonstriert und propagiert die Ergebnisse (Kongreß, Organe, Demonstrationsausstellungen usw.). |
| 2. | Die Sondergruppen der einzelnen Arbeitsgebiete sind miteinander nicht nur durch den Verwaltungsausschuß, sondern auch durch unmittelbare Beziehungen in ständigem Zusammenhang.
Ihre Aufgabe ist auf dem eigenen Arbeitsgebiet dieselbe, wie die der Verwaltungskommission hinsichtlich der ganzen Organisation. |
Vorarbeiten zwecks Errichtung der Organisation:
| a) | Die Zeitschriften ‘Ves’ (Gegenstand), ‘De Stijl’ und ‘Ma’ als Organe, die mit ihrer bisherigen Tätigkeit
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