De Stijl 2 1921-1932

(1968)– [tijdschrift] Stijl, De– rechtenstatus

der internationalen Fraktion der KonstruktivistenGa naar voetnoot1 des ersten internationalen Kongresses der fortschrittlichen Künstler.

Wir sind nach Düsseldorf gekommen mit dem festen Willen eine Internationale zu bilden. Dabei hat sich folgendes herausgestellt:

I.	Als Basis der Organisierung stellt der Gründungsaufruf der Union die ‘warme lebendige Wechselbeziehung internationaler Geister’ fest.

II.	Vollständige Unklarheit über den eigentlichen Zweck der Union; ob sie eine Gewerkschaft zur Vertretung der wirtschaftlichen Interessen zur Aufgabe habe oder ob sie einen wirtschaftlichen Apparat bilden solle als Ausführungsorgan bestimmter kultureller Interessen.
III.	Keine Definition des Begriffes ‘Fortschrittlicher Künstler’. Fragen dieser Art wurden bei der Tagesordnung abgelehnt mit der Begründung, daß die Art und Weise, wie sich der einzelne zu den Problemen der Kunst stelle, ganz persönliche Angelegenheit sei.
IV.	Die Union hat, wie es aus dem Gründungsmanifest hervorgeht, eine Reihe von Unternehmungen vorgesehen, die in der Hauptsache einen internationalen Betrieb von Bilderkunstausstellungen bezwecken. Die Union hat demnach den Plan, kaufmännische Kolonisations-Politik zu treiben.

I.	Guter Wille ist kein Programm und kann infolgedessen nicht für Grundlage einer Organisation dienen, um so mehr, wenn der gute Wille in dem Moment versagt, als er sich innerhalb des Kongresses der Opposition gegenüber in die Wirklichkeit umseɮen soll.
II.	Für uns ist es klar, daß zuerst eine bestimmte Stellungnahme zu den Problemen der Kunst erfolgen muß und daß nur in Verbindung damit die wirtschaftlichen Fragen eine Rolle spielen.
III.	Wir definieren den fortschrittlichen Künstler als einen solchen, der die Vorherrschaft des Subjektiven in der Kunst verneint und bekämpft und seine Werke nicht auf lyrischer Willkür aufbaut, sondern auf dem Prinzip des neuen Gestaltens durch systematische Organisation der Mittel zu einem allgemein-verständlichen Ausdruck.
IV.	Wir verneinen die jetzigen Kunstausstellungen als Magazine, wo mit Dingen, die beziehungslos gegeneinandergestellt sind, Handel getrieben wird. Heute stehen wir noch zwischen einer Gesellschaft, die uns nicht braucht, und einer, die noch nicht existiert; darum kommen für uns nur Ausstellungen in Betracht zur Demonstration dessen, was wir realisieren wollen (Entwürfe, Pläne, Modelle) oder was wir realisiert haben.

Aus den erwähnten Gründen wird klar, daß eine Internationale der fortschrittlichen Künstler nur auf folgender Basis bestehen kann:

a)	Die Kunst ist ebenso wie Wissenschaft und Technik eine Organisationsmethode des allgemeinen Lebens.
b)	Wir stellen fest, daß die Kunst heute aufhört, ein Traum zu sein, der sich in Gegensatz stellt zur Realität der Welt, aufhört, ein Mittel zur Entdeckung kosmischer Geheimnisse zu sein. Die Kunst ist ein allgemeiner und realer Ausdruck der schöpferischen Energie, die den Fortschritt der Menschheit organisiert, das heißt, sie ist Werkzeug des allgemeinen Arbeitsprozesses.
c)	Um das in die Wirklichkeit umzuseɮen, muß gekämpft werden und für diesen Kampf muß man organisiert auftreten. Nur so kann die kollektive Energie freigemacht werden. So wird das prinzipielle und das wirtschaftliche zur Einheit. Die Handlungen des Kongresses haben bewiesen, daß durch die Vorherrschaft der Individuellen Einstellung eine Internationale fortschrittliche Solidarität aus den Elementen dieses Kongresses nicht aufgebaut werden kann.

Düsseldorf, den 30. Mai 1922.

gez. Theo van Doesburg

gez. El. Lissitzky

gez. Hans Richter

[advertentie]

voetnoot1: ‘Konstruktivisten ist hier nur gebraucht, um den Kontrast mit allen ‘Impulsivisten’ zu charakterisieren. (‘De Stijl’)