schen Spontanität abgewandt, wird dieser Stil ein Stil von heroischer Monumentalität sein. (Beispiel: amerikanische Gransilo.) Ich möchte diesen Stil im Gegensatz zu allen Stilen der Vergangenheit den Stil des vollkommenen Menschen nennen, d.h. den Stil, bei dem die großen Gegensätze im Ausgleich sind. Alles, was wir mit Magie, Geist, Liebe usw. bezeichnet haben, wird durch ihn wirklich erfüllt. Die Vorstellungen vom Wunder, mit denen der primitive Mensch so gern spielte, können nur durch elektrischen Strom, durch mechanische Beherrschung der Luft, des Wassers, durch technische Überwindung von Raum und Zeit verwirklicht werden. Je mehr sich das Neue in unserem Leben, in unserer Kunst offenbart, desto mehr zeigen sich die Gegensätze von Neuem und Altem. Diese scharfen Gegensätze würden nicht sein, wenn das Neue das Alte ganz verdrängt hätte. Aber da in jeder Zeit - auch heute - die alte Kunstauffassung bestehen bleibt, treten die charakteristischen Merkmale der beiden verschiedenen Lebensauffassungen ans Licht.
Die Kennzeichen des neuen Stilwollens dem alten gegenüber sind z. B.:
Bestimmtheit statt Unbestimmtheit,
Offenheit statt Geschlossenheit,
Klarheit statt Verschwommenheit,
Religiöse Energie statt Glaube und religiöse Autorität,
Wahrheit statt Schönheit,
Einfachheit statt Kompliziertheit,
Verhältnis statt Form,
Synthese statt Analyse,
Logische Konstruktion statt Lyrische Konstellation,
Mekanismus statt Handwerk.
Gestaltung statt Imitation und dekorative Ornamention,
Kollektivismus statt Individualismus usw.
In mannigfaltigen Erscheinungen offenbart sich das neue Stilwollen. Nicht nur in der Malerei, Plastik und Architektur, in Literatur, Jazz-Band und Kino, sondern vor allem in rein utilistischer Produktion.
In all diesen verschiedenen Produkten, welche vor allem dem Zweck dienen, ist keine künstlerische Absicht vorausgesetzt. Trotzdem erregen sie uns durch ihre Schönheit. Die Eisenbrücken z. B. haben durch rhythmische Gliederung ihrer Teile ornamentale Wirkung. Nicht nur peinlich genaue Berechnung brachte sie hervor, sondern auch das Gefühl für harmonische Verhältnisse. (Beispiel: Eisenbrücke.)
Kein Schmuck, nichts Überflüssiges, nichts Künstlerisches im Sinne nachträglich außenangebrachter Schönheitsakzente. Nur die Wahrhaftigkeit der Sache selbst. Vor allem Wahrheit, Funktion, Konstruktion. Nirgends ein Manko durch individualistische Reflektion.
In all diesen Produkten, ob es eiserne Brücken sind, Lokomotiven (Beispiel), Automobile (Beispiel), Fernrohre (Beispiel), Landhäuser (Beispiel), Äroplanhallen (Beispiel), Luftzüge (Beispiel), Wolkenkratzer (Beispiel) oder Kinderspielzeug (Beispiel), offenbart sich das neue Stilwollen. Die Übereinstimmung mit den neuen künstlerischen Schöpfungen zeigt sich durch dasselbe Streben, das in der Wahrhaftigkeit der Sache zur klaren, reinen Gestalt vordringt. Es darf darum niemand wundern, daß die Schönheit des Mechanischen die Inspirationsachse der jüngsten Kunstgenerationen bildet.
Kunst ist Spiel, und das Spiel hat seine Gesetze. So wie frühere Künstlergenerationen mit der Natur spielten, so spielen die neuen Künstler (z. B. die Dadaisten) wieder mit der Maschine. (Beispiel: Man Ray: Danger.)
Wie sich in der Praxis unseres täglichen Lebens der mechanischen Beherrschung der Naturkräfte und die Überwindung von Raum-Zeit zeigt, weiß jeder, der sich der Telegraphie, des Telephons, Schnellzugs, Autos, Flugzeugs usw. bedient.
Allmählich verwirklicht sich der alte Traum des primitiven Menschen, nämlich seiner Umwelt Herr zu werden. Nur durch vollkommene Beherrschung der kosmischen Kräfte wird der primitive mythische Mensch zum kosmischen Menschen.
Die letzten Erfindungnn, z. B. die Erfindung des draht-