Die Ausmalung des Residenz-Theaters in Weimar
Was will der Maler von heute?
Er will die Architektur mit den Mitteln seines Handwerks (der Farbe) zum Ausgleich, und die Dualität, Zeit und Raum zur Einheit zwingen. Die Beherrschung des Raumes: Wechselseitiges hineinzwingen von innen und außen in die größte Bestimmtheit (die Fläche).
Eine bewußte Schwungkraft der Seele ordnet die eignen strebenden Kräfte zur künstlerischen Gestaltung. Die neue Einsicht beginnt zu wirken und damit die kollektivistische Gesinnung, das neue Lebensverhältnis. Unsere Welt greift ein mit Arbeit, und die ersten Anfänge werden aufrichtig und offen gemacht. Verschließt Euch nicht, haltet Zwiegespräche mit Euch und begreift den Ernst, die Freude der Arbeit und des Gestaltens. Bald werdet Ihr in Euch Euer neues Leben spüren, Euere Bauwerke und Euere Farben werden wieder lebendig mit Euch werden.
Hier hat die ‘Stijl’ gruppe die Bresche geschlagen, und die ‘Stijl’ manifeste, die neuen Geseɮtafeln künden die Einheit des Geistes, und die engen Grenzen des Ichmenschen verdorren: sie werden eingerissen.
Es gibt nur Manifeste des Lebens und der Gestaltung in Architektur, Plastik, Malerei, Dichtung und Philosophie. Der Stil der Neuen Welt hat alle Grenzen vernichtet und da regiert nur die Erkenntnis. Sie wird siegen über uns.
Bei der Ausmalung des Residenz-Theaters in Weimar kommt die Architektur nicht in Frage. Es kann hier nur eine Manifestation der neuen Gesinnung in Farbe sein. Es soll ein Bekenntnis sein für unser Streben zur elementaren Kunst. Die Farben des Theaters leuchten, und die Manifestation der Farben soll eine Fahne sein, ihren Führer zu begrüßen, den Maler Theo van Doesburg. Vereinigte gleichgesinnte, verbindende Kraft.
Der Geist der neuen Welt begrüßt ihren neuen Führer und Freund.
Weimar, 13.IX.21.
Für die jungen Künstler:
Peter Röhl