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Der Russe redet
(Duitsch van Alexander Eliasberg)
Die folgenden Aussprüche und Unterhaltungen einfacher russischer Soldaten wurden in den Jahren 1916-17 von einer Krankenschwester, Frau Ssofja Fedortschenko in den Feldlazaretten stenographisch aufgezeichnet. Die Soldaten sprachen in ihrer Gegenwart vollkommen ungezwungen miteinander und wussten nichts davon, dass ihre Worte protokolliert wurden. Aus dem reichen von Frau Fedortschenko gesammelten Material publizieren wir eine Auswahl in wörtlicher deutscher Uebertragung.
Ich legte mich, der dunkle Abend senkte sich herab, da wurden auch meine Gedanken anders, gar nicht fröhlich. Dass ich allein bin auf der weiten Welt, zwar gross und kräftig, aber ohne einen Beschützer, wie ein Stein auf der Strasse: jeder, der vorbeigeht, stösst mich mit dem Fuss. Aber wie die Sonne aufgeht, beim Morgenrot sind die Gedanken wieder anders. Leb nur und freue dich, Mensch, dass dir deine Seele nicht genommen ist. Freue dich über das Leben selbst. Ist Krieg oder ist kein Krieg, - hinter deinen Rücken steht der Schutzengel und bewacht deine Seele. Freue dich deines Körpers und lerne jedes Leben lieben...
Wohin die Sonne für die Nacht weggeht, kann ich nicht sagen. Was ich nicht weiss. das sage ich nicht. Aber das glaube ich nicht, dass wir uns selbst in der Nacht von der Sonne wegwenden und dass sie dann an anderen Orten scheint. Das kann nicht sein. Selbst wenn die
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Steine auf der Erde reden könnten, würden sie die Sonne nicht fortlassen. Aber die lebende Kreatur kann ohne die Sonne Gott nicht sehen...
Das Schönste in der Welt ist - den Sonnenaufgang über einem Flusse zu sehen. Wenn sie herausschaut, erhebt sich ein Nebel. Die feurige Sonne aber steigt schnell wie ein Dampf in die Höhe. Die Vögel ergiessen ihre Lieder, allerlei Kreatur zirpt unter den Halmen, und das Wasser plätschert vor dem vielen Leben. Es ist einem zu Mute, als wäre er bei der Weltschöpfung dabei. Man ist wirklich bereit, vor Gott Vater zu erschrecken...
Es ist mir hier immer so sonderbar zu Mute vor dem Einschlafen, wenn ich müde bin. Als ware ich nicht ganz bei Trost. Ich suche immer ein recht zärtliches Wort. Zum Beispiel: ‘Blümchen’, oder ‘Morgenrot’ oder sonst etwas recht Freundliches. Ich sitze auf meinem Mantel und spreche das Wort an die zehn Mal vor mich hin. Da wird es mir, als liebkose mich jemand, und ich schlafe ein...
Er stellte sich vor den Sarg, streckte die Hand aus und sagte: ‘Ich bin unschuldig!’ Und er schloss die Augen... Da hörte er in der Kirche einen Lärm, ein Getrampel, ein Getue... darm wird es wie nach einen Gewitter still... Er öfïnete wieder die Augen. Du Allerreinste Muttergottes!... Dicht vor ihm steht der Tote, aus seiner Wunde fliesst das Blut in Strömen, und sie sind beide allein in der Kirche... Das Volk hatte sich entsetzt und war davongelaufen... Der Bösewichtblickte dem Toten in die Augen und starb...
Am meisten schne ich mich hier nach den Vögeln. Ich
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bin ja ein Vogelfänger und Jäger... Aber hier gibt es keine Vögel. Ein Vöglein zwitschert hier nur ganz kurz und verliert wegen der Schiesserei jede Lust an dieser Gegend. Für mich ist das Schweigen der Vögel wie ein Donner... Ich habe nur für die Vögel ein Ohr...
Früher habe ich einen Garten gepflegt. Auch mein Vater war Gärtner, auch mein Grossvater. Waren lauter tüchtige Gärtner. Der Grossvater hat das Gärtnerhandwerk im Auslande erlernt. Auch meine Mutter ist eine Gärtnerstochter. Darum bin ich auch so zart. Wir alle haben seit undenklichen Zeiten kein Blut gesehen und uns nur der Blumen gefreut... Krieg haben wir nur gegen die Würmer und Käfer geführt. Nun hat man mich aus dem Garten ausgerodet wie einen alten Birnbaum. Was bin ich für ein Krieger...
Als ich das Meer sah, traute ich meinen Augen nicht: so eine göttliche Schönheit! Jetzt erst begann ich die Heilige Schrift richtig zu verstehen. Fing an, an die Pracht und Stärke Gottes mit Vernunft zu glauben. Unsereinem muss man alles auf den Tisch legen und zeigen, sonst hat er keinen Glauben...
Ich knopfte ihm den Waffenrock auf und fand auf seiner Brust das Bild einer Dame... Da ist dieses Bild. Ich trage es bei mir, nicht nur weil sie hübsch ist... Aber sie tut mir leid, die Verwaiste... Er hat sie mit seinem Herzen erwärmt, und nun werde ich sie bemitleiden...
Worüber denke ich, wenn ich mich hinlege?... Dass das Beste wäre, wenn ich ebenso schnell lesen könnte, wie ich spreche... Mein Gott, ich denke, ich würde darm mein Leben lang lesen und mein ganzes Leben vergessen...
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Denke nicht daran, dann wirst du dich nicht ärgern. Auch urn uns sorgt der Herr. Auch für uns gibt es einfache Freuden. Diese sind aber die wahren Freuden. Sie kommen von der Sonne und von den Sternen, vom Guten und von den Engeln. Selbst wirst du so etwas nicht ausdenken können. Mache deine Seele nicht durch Neidhart, sondern bewundere die Welt um dich herum und danke den Herrn für das Leben...
Er tat mir so leid, ich liege in der Kaserne und denke nur an ihn. Was mit ihm wohl ist, wie er wohl heranwächst... Unsere Briefe aber kennt man ja: was niemand braucht, das steht in ihnen geschrieben... Immer dasselbe: ‘Verbeugung bis zur feuchten Erde’... Das stimmt; bis zur feuchten Erde... Ich las und las und las erst am dritten Tage heraus, dass Mischutka gestorben ist... Und das nach den tiefen Verbeugungen und Grüssen...
Er sagte mir: Bursche, fang jeden deiner Gedanken auf und untersuche, wie dieses zusammenhängt. Und ich fing an, so zu tun. Das war eine Arbeit, Brüder... Meine Gedanken sind glitschig wie Schlangen. Kaum hat man einen erwischt, als er schon weit weg ist. Später gewöhnte ich mich daran und lernte es. Und so kam ich, Brüder, nach allem Denken auf den Gedanken: ich bin mir selbst der Nächste. Und lohnte es sich, wegen eines solchen Schatzes, solange im Kopfe zu wühlen? Einen solchen Gedanken kann man ja auch dort finden, wo man sich hingehockt hat...
Darin hast du recht: wenn es das Fell gilt, so hat die Seele nichts damit zu tun. Mein Fell spaziert stundenlang ohne Seele herum, wenn man in die Attacke gehen muss. Darum bin ich auch so tapfer.
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Man muss uns alles lehren. Als ich begriff, dass ich im Vergleich mit dem Feinde gar nichts weiss, sank mir die Seele in die Fersen. Das Leben langt mir nicht, um alles zu lernen. Auch mein Verstand ist mit den Jahren starr geworden. Man kann ihn nicht mehr biegen, höchstens verkrüppeln. Sollen dann schon lieber unsere Kinderchen lernen. Nur dazu möchte ich heimkehren. Ich habe solche Angst vor meiner Unbildung, dass ich sterben könnte...
Hier hast du ein Bildchen: der grauhaarige Alte, Gott Zebaoth hält die Erde in der Hand wie einen goldenen Apfel. Er hat sich in ihn so vergafft, dass er gar nicht sieht, dass der Krieg den Apfel wie ein Wurm das ganze Innere gefressen hat...
Ich klopfe ans Fenster... Eine Frau macht mir auf, ist so ängstlich, zittert und schweigt. Ich bitteum Brot. An der Wand ist ein Schrank, sie holte von dort Brot und Kase heraus und flng an, Wein auf dem Kocher zu wärmen. Ich esse, dass mir die Kinnbacken knacken. Ich denke mir: es gibt keine solche Gewalt, die mich von der Stelle bringen könnte... Da klopft es wieder ans Fenster. Die Frau macht genau so wie mir auf. Ich sehe: ein Oesterreicher kommt in die Stube... Wir schauen einander an, der Bissen bleibt mir in der Kehle stecken, ich könnte erbrechen. Wir wissen nicht, was wir tun sollen... Er setzt sich, nimmt Brot und Käse. Er frisst mit dem gleichen Appetit wie ich. Die Frau brachte heissen Wein und zwei Tassen. Und wir fingen zu trinken an, als wären wir Schwäger. Wir assen und tranken und legten uns dann auf die Bank, Kopf an Kopf... Am Morgen gingen wir auseinander... Es war eben niemand da, der uns hätte befehlen können.
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Ich verlor meine Zeit nicht, mühte mich immer für den Frieden ab, arbeitete, sparte, betete zu Gott... Ich glaubte, dieser Krieg würde doch nicht ewig dauern. Als ich aber tausende von Toten sah, verlor ich die Hoffnung... Wir werden das Frühere nicht umkehren, und es hat keinen Zweck, sich abzumühen und zu sparen... alles kann in die Erde versinken... Die Menschen werden sich besinnen, aber es wird zu spät sein, kein einziger Baumstrunk wird übrigbleiben...
Jetzt lerne ich alles um. Der Herr, der Sohn Gottes hat gesagt: ‘Du solist nicht toten’; das bedeutet: Hau ohne Gnade... ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’; das bedeutet; nimm ihm die letzte Brotrinde weg... Und wenn er sie dir nicht gutwillig gibt, so schlag ihn mit dem Beil tot... Es heisst: ‘Verunreinige deinen Mund nicht mit gemeinen Worten’; hier musst du aber unflätige Lieder über deine leibliche Mutter singen, damit es dir lustiger zu Mute sei... Mit einem Wort, lass dir Wolfszähne wachsen, wenn es aber zu spät ist und sie nicht wachsen wollen, so nimm das Bajonett und die Kanone, beiss dich deinem Nächsten in die Rippen fest... Und damit du ein bildhübscher Soldat wirst, peitscht man dir obendrein den Rücken voll...
Als Kind wusste ich nichts Schöneres als Pilze zu suchen. Wir Kinder sammeln uns in aller Frühe, ziehen, wenn der erste Morgennebel aufsteigt, in den Wald, und wenn die Sonne aufgeht, sind schon die Körbe voll. Man isst ein Stück Brot, durch wandert alle Wälder, und im Herzen singen gleichsam die Vögel. In unserer Gegend ist ein wahres Pilzparadies, es gibt keine Stelle, wo sie nicht wachsen. Der eine ist feucht und hat auf dem Hute Grashalme kleben, und der andere ist rot wie Blut. Und duftet so, als käme ein Hauch aus dem Schosse der
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Erde... Wenn ich abends auf die Pritsche steige und die Augen schliesse, sehe ich nichts als Pilze vor mir... Und dann suche ich sie die ganze Nacht...
Ich habe ihr lange zugeredet, die Frau ergab sich mir nicht. Da fing ich sie sehr zu achten an, weil sie ihre Ehre so wahrte. Nun entschloss ich mich: wenn ich wiederkomme, heirate ich sie und nehme sie mit den Kindern zu mir, aus Achtung... Ihren Mann hat man in der vorigen Woche bei Rakitno erschossen... Ich heirate sie, ist ein treues Weib...
Warum muss der Mensch immer lachen, wenn jemand aus Versehen hingefallen ist? Das kommt am ehesten vom Teufel: für den Teufel ist nichts zu gering, bei jeder gelegenheit sucht er Seelen zu fangen. Erst freut man sich, wenn der Nachbar sich eine Beule in die Stirn geschlagen hat, dann sucht man ihm selbst zu einer Beule zu verhelfen. Es gibt nichts Geringes auf der Welt, vor Allem muss man sich in Acht nehmen.
Den Tod kann man nicht sehen, und wenn man ihn auch sieht, so erkennt man ihn nicht. Ich meine, er wird jetzt irgendwo in der Nähe herumgehen, wo soll er denn auch sein... Hören kann man ihn aber wohl. Einmal schlief ich ein, und da hauchte mich jemand kalt an. Ich sprang auf, es ist niemand zu sehen, aber ich höre, wie sich jemand entfernt und bei jedem Schritte stöhnt...
Ich habe aber den Tod gesehen. Mitten im Felde steht ein langes und dürres Weib. Hat das Gesichtmit einem schwarzen Tuche bedeckt. Dann fangt sie an, den Kopf zu heben, rührt sich dabei nicht. Ich konnte ihren Blick nicht erwarten, so sehr packte mich das Grauen...
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Es gibt eine Sitte, am Busstage die Leute um Vergebung seiner Sünden zu bitten. Ich habe aber noch nie gesehen, dass jemand eine wahre Sünde vor den Leuten beichtete. Höchstens ganz im Geheimen dem Geistlichen. Die Sünde bleibt in uns erhalten: vergiss nicht, dass du deiner Seele Böses angetan hast, vergiss die Schande nicht und sündige nicht mehr. Wenn man aber seine Sünde vor die Leute trägt, so kann man leicht jede Scham verlieren...
Jetzt brauche ich nichts mehr, ich könnte immer so liegen und an nichts denken... Einem jeden Menschenist in dieser Welt sein Mass Leid beschieden... Ich aber habe wohl schon ein fremdes Mass angebrochen, darum bin ich so müde geworden...
Und der Herr erzürnte über jenen Kühnen, und stiess ihn vom Himmel mit Donner und Blitz, mit ewigem Fluch. Dieser Donner spaltete die Tiefe der Erde, grub einen grossen nackten Stein heraus, der Blitz wurde zu einer Kette und schmiedete den Kühnen an den Stein... Der Fluch Gottes saugt aber als schwarzer Vogel ihm an den Augen und am Herzen, bis ans Ende der Zeiten, bis zum Jüngsten Tage...
Solchen Jasmin habe ich nirgends gesehen: jeder Busch ist wie ein Baum... Der Duft fasst einen ums Herz... In ein solches Jasmingehölz stellte man uns hin. Wir legen uns nieder, können vor dem Duft kaum atmen... Im Kopfe ist es, als ob eine alte Grossmutter ein Märchen erzählte. Man hat keinen einzigen richtigen Gedanken, fühlt weder Angst noch Langeweile; es ist ganz wie ein Märchen...
Aber das Märchen war bald aus... Esschlug milten im Jasmin ein, und man hörte zu träumen auf, als Stepnja- | |
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kow mit schrecklicher Stimme zu schreien anfing: beide Beine hatte er verloren... In diesem selben Märchen guckte ich mir ein Auge aus... Mag ihm eine Hexe Märchen erzählen...
Das Gotteshaus ist hier wie ein alter Hühnerstall. Bei Gott, es ist zum Lachen, ich bin aber von Kind auf an die Kirche gewöhnt. Dafür ist das Haus bei ihnen wie ein Palast. Die Betten sind sauber, es gibt Schränke, Sofas, Geschirr, im Gärtchen wachsen Rosen, sind wie von einem Barbier gestutzt und geputzt. Doch das Gotteshaus ist wie ein Stall. Bei uns ist es anders. Wir haben Ungeziefer und Dreck in der Stube, die Luft ist so stinkig, dass sie einem in der Nase klebt... Dafür sind wir gottesfürchtig und bauen unserem Herrn ein herrliches Haus...
Erzähl mir mal vernünftig, was es heisst, alles zu wissen, wo welche Länder liegen, was jedes Ding bedeutet. Ich kann es mit meinem Verstande nicht fassen. Wir wissen nur das, was wir von den Grossvätern gelernt haben. So weiss ich sehr genau, was es im Jenseits gibt; das haben wir gut gelernt. Aber wie ich irgendeine Sache erklären soll, das kann ich mir gar nicht ausdenken.
Ich liebe das Gras, den Baum, das Insekt, auch das Tier und den Menschen. Ich liebe alles nach Christi Gebot, aber ich führe Krieg mit Vergnügen... Auch in der Bibel hat es schon Krieg gegeben, Christus hat mit Kriegern gesprochen, hat sie nicht verschmäht... Es gibt eben viel Menschen auf der Erde, die Erde kann nicht einen jeden brauchen. Darum ist der Krieg gekommen... Wir haben aber die ganze Zeit gut gelebt. Dann ist es auch nicht schrecklich, einen Menschen zu töten, es ist keine
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Sünde... Und wenn es doch eine Sünde ist, so habe ich dafür früher fromm gelebt...
Du liegst und rührst dich nicht. Da geht auf dich ein Käfer los, so furchtbar spassig ist er. Er geht, fegt unterwegs alles weg, jagt jedem kleinen Insekt Angst ein. Die Kleinen rennen vor diesem Helden an den Grashalmen davon und verstecken sich in Löchern... Jener aber geht, prahlt mit seiner Kraft und lässt den grünen Rücken in der Sonne funkeln. So gern liege ich ihm Grase...
Warum will ich weinen, sobald ich Musik höre?... Ich weine wie ein Kind... Es ist dir so weh ums Herz, möchtest leben, könntest wie ein Vogel fliegen... Wie Ostern...
Es gelang mir aber nicht, wegzukommen. Ich ging neunzig Werst bis Orjol und verdang mich da für gutes Gehalt als Hausknecht. Ich lebe anständig, habe viel Arbeit, aber die Arbeit ist leicht. Schön... Da schickt sie mir einen Brief: alle dreie sind an Diphtheritis erkrankt und ins Krankenhaus gekommen... Ich Hess den Hausherrn sitzen, lief die neunzíg Werst zurück - kam gerade zur Beerdigung zurecht... Sie hatten in aller Frühe ausgelitten... In der gleichen Nacht schlief ich mit Marja, und als ich in den Krieg zog, ging sie schon wieder mit einem Kind... Kummer ist Kummer, aber vor Tränen hat man immer mehr Lust nach dem Weibe...
Ich war so dumm, dass ich beim Einschlafen immer die Hände auf der Brust kreuzte... Für den Fall, dass ich im Schlafe verscheide... Aber jetzt fürchte ich weder Gott, noch den Teufel... Als ich das Bajonett
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in einen Bauch stiess, wurde von mir gleichsam etwas genommen...
Ich hab mich im Kriege nicht sehr bereichert. Geplü;ndert habe ich nicht, aber fremdes Geld hab ich wohl, eine Jüdin hats mir gegeben, weil ich einen rettete. Ich sehe: die Kameraden lassen einen alten Juden, einen hundertjährigen ausgetrockneten Greis mit Schläfenlöcken, weisse Strümpfe hat er an den Füssen, die Haare sind vor Alter sogar gelb, - über einen Zaun springen und treiben ihn mit Reitpeitschen an. Ich gehe auf sie los: ‘Ihr habt keine Gottesfurcht im Herzen, der Jude ist doch alt, diese Sünde...’ Sie lassen ihnlaufen, und die Jüdin stammelt etwas und steekt mir Geld zu. Ich nahm es. Zehn Kronen...
Mir träumt allerlei. Ich sehe einen blauen Wald. Alles ist blau, das Laub und die Erde, alles blau... Der Himmel ist aber rot wie bei einer Feuersbrunst... Und in ihm fliegen Funken wie bei einer Feuersbrunst... Und es ist mir so trübe zu Mute... Ich schliesse die Augen, und es fliegen mir aus den Augen blaue Vögel. Einer nach dem andern reissen sie sich los, wie die Seifenblasen, fliegen, und schon sind sie weg...
(Slot volgt)
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