Queeste. Tijdschrift over middeleeuwse letterkunde in de Nederlanden. Jaargang 2005
(2005)– [tijdschrift] Queeste– Auteursrechtelijk beschermd
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[Nummer 1]Ein Minneritter als Mönch?
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Überlieferung als Teil der Lancelotkompilation, in deren Zusammenhang er oft erwähnt wird. Doch erst seit relativ kurzer Zeit wird dem Text an sich verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet.Ga naar voetnoot5 Die Lancelotkompilation ist eine der wichtigsten Handschriften der mittelniederländischen Artusliteratur.Ga naar voetnoot6 Sie beruht auf der Grundlage flämischer Texte und ist in den ersten Jahrzehnten des vierzehnten Jahrhunderts in Brabant entstanden.Ga naar voetnoot7 Ihren Kern bildete mit großer Sicherheit eine relativ getreue Versübersetzung des altfranzösischen Prosazyklus Lancelot en prose oder Prosa-Lancelot (mit den Bestandteilen Lancelot propre, Queste del Saint Graal und Mort le roi Artu). Lanceloet, die Übersetzung des Lancelot propre, entspricht ungefähr dem letzten Drittel seiner Vorlage, da nur der letzte Band, der mit hoher Sicherheit ursprünglich zweibändigen Lancelotkompilation, erhalten geblieben ist. In diesem Band findet man noch sieben weitere Texte, die nicht zum Prosazyklus gehören.Ga naar voetnoot8 Diese Interpolationen wurden durch den Zusammensteller der Kompilation vorgenommen, der in der Forschung als der ‘Kompilator’ bezeichnet wird, da über seine Identität nichts Genaues bekannt ist. Der Kompilator hat bereits bestehende Versromane durch Kürzungen, Umarbeitungen, verbindende Passagen und Querverweise erzähltechnisch an den Kontext des Prosazyklus angepasst.Ga naar voetnoot9 Vergleichbare Bearbeitungsstrategien zeigen spätere Kompilationen in vollem Umfang. Typische Kennzeichen dieser Werke sind die Konzentration auf die Handlung und die Kontinuität der Geschichte. Dadurch wird die Darstellung sachlicher, da Merkmale früherer Werke wie Mystifizierung, Psychologisierung und Symbolismus kaum noch eine Rolle spielen. Gut zu folgen sind diese Werke oft nur für ein Publikum, das die Lücken auf Grund guter Kenntnis der Originaltexte selbst füllen konnte.Ga naar voetnoot10 Für | |||||||||||||||||||||||||
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wen die Lancelotkompilation zusammengestellt wurde und welches intendierte Publikum der Kompilator vor Augen hatte, ist nicht bekannt.Ga naar voetnoot11 Hinter der Queeste vanden Grale wurde der RmM in die Lancelotkompilation eingefügt. Es handelt sich um einen originär mittelniederländischen Roman, der nur in der Lancelotkompilation vollständig erhalten ist. Ein Fragment aus einer erheblich längeren Version beweist jedoch die Existenz einer von der Lancelotkompilation unabhängigen Version.Ga naar voetnoot12 Der Ur-RmM ist wahrscheinlich zwischen 1230 und 1320 (auf jeden Fall nach dem Moriaen) in Flandern entstanden.Ga naar voetnoot13 Die Version der Lancelotkompilation ist beträchtlich gekürzt und es wurde nachträglich eine Entrelacement-Struktur angebracht. Viele Kommentare des auktorialen Ich-Erzählers der Vorlage sind weggefallen oder durch die für die Entrelacement-Erzähltechnik typische unpersönliche Erzählinstanz davonture (altfranzösisch li contes) ersetzt worden.Ga naar voetnoot14 An dieser Stelle zwei Bemerkungen zur Besprechung der Kompilationsversion des RmM in diesem Artikel. Ich betrachte den Text in der Form, in der er in der Lancelotkompilation überliefert ist. Die Kompilationsversion ist das bewusst geformte und eigenständige Produkt eines Dichters (der in diesem Fall mit dem Kompilator identisch sein kann).Ga naar voetnoot15 Außerdem wird der Text weitestgehend unabhängig von den anderen Texten der Kompilation analysiert. Die Einbettung in den Kompilationszusammenhang ist wünschenswert, kann aber im Rahmen dieses Artikels nicht geleistet werden.Ga naar voetnoot16 | |||||||||||||||||||||||||
Genderforschung und MedioniederlandistikDie Genderforschung hat seit ihren Anfängen große Fortschritte gemacht. Inzwischen hat sich diese Forschungsrichtung für die Erforschung mittelalterlicher Literatur etabliert und neue Sichtweisen auf altbekannte Texte gebracht. Zeichen dafür sind die vielen einschlägigen Publikationen, die in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Romanistik, Germanistik und Anglistik erschienen sind.Ga naar voetnoot17 Die Genderforschung strebt nach der Offenlegung des Mechanismus, der sich hin- | |||||||||||||||||||||||||
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ter der binären Oppositionsbildung ‘Mann’ versus ‘Frau’, ‘weibliche Ohnmacht’ versus ‘männliche Macht’ (und so weiter) verbirgt. Erst die Analyse der Beziehung der Geschlechter zueinander ermöglicht Aussagen über die gesellschaftliche Logik des Ausschlusses von Frauen. Ausgangspunkt ist, dass die Bedeutung, die der geschlechtlichen Differenz beigemessen wurde (und wird), weder auf anthropologische, biologische, oder psychologische Gegebenheiten zurückgeführt werden kann. Sie ist von gesellschaftlichen Klassifikationen abhängig. Die Beziehung der Geschlechter ist nicht Ausdruck einer naturgegebenen Ordnung, sondern die Repräsentation kultureller Regelsysteme.Ga naar voetnoot18 In einem Text bezeichnet der Begriff Gender eine semiotische Konstruktion, die auf ihre Konsequenzen und Inhalte analysiert werden kann.Ga naar voetnoot19 Die genderorientierte Textanalyse kann und darf sich nicht auf weibliche Romanfiguren oder Autorinnen beschränken, sondern für jeden Text muss hinterfragt werden, in welchem Maß Auffassungen über Männlichkeit und Weiblichkeit bei der Darstellung der Figuren und anderer Aspekte des Textes eine Rolle gespielt haben. Ein Forschungsgebiet der Genderforschung ist deshalb die kritische Analyse gesellschaftlich konstruierter Männlichkeitskonzepte.Ga naar voetnoot20 Auch für die medioniederlandistische Forschung können die Impulse der Genderforschung fruchtbar gemacht werden. Noch ist die Resonanz jedoch zögerlich.Ga naar voetnoot21 Die Artusepik bietet für genderorientierte Untersuchungen ein umfangreiches Forschungsfeld. Gerade in dieser Literatur, die von der höfischen Kultur, einer der bedeutenden gesellschaftlichen Veränderungen des Mittelalters, geprägt ist, wird zum ersten Mal das soziale Zusammenspiel in der literarischen Fiktion ausspekuliert. Das Männer- und Frauenbild musste unter anderem im Rahmen des neuen Konzepts der höfischen Liebe überarbeitet werden. Die Literatur war ein geeigneter Platz, um gesellschaftliche Fragen zu diskutieren und neue Konzepte zu verbreiten, so dass eine Wechselwirkung eintreten konnte.Ga naar voetnoot22 Durch eine genderorientierte Textanalyse kann der Standpunkt des Dichters in der damals zeitweise äußerst aktuellen Geschlechterdebatte herausgearbeitet werden. Außerdem kann nachvollzogen werden, welche didaktischen Ziele der literarischen Ausarbeitung zugrunde liegen. In diesem Beitrag wird untersucht, welche Einsichten der Blickwinkel der Genderforschung für einen altbekannten Text liefern kann.Ga naar voetnoot23 | |||||||||||||||||||||||||
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Der EffeminationsdiskursGa naar voetnoot24Die Herausbildung der höfischen Kultur im europäischen Mittelalter ist mit einem gesellschaftlichen Wandel verbunden. Dieser wurden nicht von allen Seiten positiv aufgenommen. Kritik gab es sowohl von weltlicher als auch von geistlicher Seite. Widerstände weckte unter anderem der Typus des höfischen Ritters. Er unterschied sich im Auftreten und Aussehen von den Rittern des ‘alten Schlages’. Für die Menschen der Zeit steilte sich die Frage, ob ein höfischer Ritter überhaupt als ‘echter Mann’ zu betrachten ist: It will be apparent that the vehemence of the effeminacy rhetoric suggests that many knights were no longer of the belief that manliness should be manifest in acts of aggression. The complaints about effeminacy thus yield a picture of a period which, so far from agreeing on what male heroism consists of, is divided over the question of whether arms or culture make the man.Ga naar voetnoot25 Wir können heute in der Literatur dieser Zeit nachvollziehen, wie sich das Männlichkeitsbild wandelt. Bevor der höfische Ritter zum neuen Ideal wird, werden seine ungewohnten Eigenschaften oft negativ gewertet. Dabei wird die Diskussion häufig im Spannungsfeld zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit geführt. Der Effeminationsdiskurs ist keine Erfindung des Mittelalters, sondern durchzieht die Weltliteratur. In Texten aus verschiedenen historischen Perioden und unterschiedlichen Gebieten kommt es immer wieder vor, dass bestimmte männliche Gesellschaftsgruppen als ‘verweiblicht’ (effeminacy bedeutet sowohl ‘Verweiblichung’ als auch ‘Unmännlichkeit’) bezeichnet werden. So gelten Griechen im antiken Rom als ‘verweiblicht’, im Mittelalter hingegen können Byzantiner und treue Ehemänner sowie höfische Ritter zur Zielscheibe des Spotts werden. Es gibt keine historisch konstante Verhaltensweise oder Eigenschaft, die eine Gesellschaftsgruppe dazu prädestiniert, als verweiblicht zu gelten. Wer gerade noch dem Ideal eines Mannes entspricht, kann kurze Zeit später als verweiblicht gelten und vice versa. Das Auftreten des Effeminationsdiskurses in der mittelalterlichen Literatur bezeugt die Unsicherheit über Geschlechteridentitäten und ist ein Indiz dafür, dass man sich auch im Mittelalter der Geschlechteridentität als soziale Konstruktion bewusst war.Ga naar voetnoot26 Im Mittelalter gelten vor allem Mönche als besonders unmännlich. Höfische Ritter werden deshalb oft mit Mönchen verglichen, um zu zeigen, dass auch ihre Männlichkeit zweifelhaft ist.Ga naar voetnoot27 Zu Anfang richtet sich die Kritik besonders auf das Äußere des höfischen Ritters. Irritationen erweckt die Mode der Bartlosigkeit, da ein Bart so- | |||||||||||||||||||||||||
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wohl magisches Zeichen von Männlichkeit war, als auch Männer von Frauen und Ritter von Mönchen unterschied.Ga naar voetnoot28 Später richtet sich die Kritik auf die inneren Wesensmerkmale des höfischen Ritters. Er gilt in den Augen seiner Zeitgenossen als befriedet, weil männlich konnotierte, kämpferische Handlungen nicht mehr das Hauptziel seiner Aktivitäten sind. Aber auch andere Eigenschaften werden als Anzeichen der Verweiblichung gewertet: Bildung, der Einsatz des Verstandes und des Wortes zur Lösung von Problemen (Listen), die Wertschätzung äußerer Schönheit und seine durch die Befriedung bedingte körperliche Weichheit.Ga naar voetnoot29 Im Vergleich dazu wird der ‘wahre Mann’ des alten Ideals als stolzer, militärisch trainierter Kämpfer gezeigt, der keinen Wert auf sein von Waffentaten gezeichnetes Äußeres legt, Taten Worten vorzieht und mit äußerstem körperlichen Einsatz kämpft. Die Dichter der Artusepik beteiligen sich in ihren Werken am Effeminationsdiskurs. Dabei werden die Standpunkte der Dichter auch vom jeweiligen Auftraggeber und dem intendierten Publikum bestimmt.Ga naar voetnoot30 Die Positionen reichen von vehementer Stellungnahme gegen den befriedeten verweiblichten Ritter im Perlesvaus (einem Werk, das geschrieben wurde, um den Kreuzzuggedanken zu entfachen), bis zu Texten, in denen genau diese Eigenschaften als krönende Charaktermerkmale eines vollkommenen Ritters gefeiert werden. Schon Chrétien de Troyes (ungefähr 1140-1190) nimmt im Perceval deutlich Stellung. Gauvain gelingt es nicht durch Gewalt, sondern erst durch Einsatz seines Verstandes den völlig in Minnetrance versunkenen Perceval an den Artushof zurückzubringen. Gauvain ist ein Romanheld, der trotz seiner mit Unmännlichkeit in Verbindung gebrachten Eigenschaften ein erstrebenswertes Rollenbild verkörpert.Ga naar voetnoot31 Der Perceval bildet für den RmM einen wichtigen Analysehintergrund.Ga naar voetnoot32 Deshalb ist es möglich, dass auch im RmM Stellung zum Effeminationsdiskurs genommen wird. Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür. Die Entwicklung des Ridders während der ersten Queste wird im folgenden Abschnitt im Spannungsfeld zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit betrachtet.Ga naar voetnoot33 | |||||||||||||||||||||||||
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Die erste Queste: der Weg zum höfischen RitterDer RmM ist ein Roman des Typs 1 der arthurischen Romantypen nach Schmolke-Hasselmann.Ga naar voetnoot34 Der sen (die Sinnstruktur) dieser Romane wird durch die Vollbringung der Queste durch einen (variablen) Einzelhelden geprägt. Der Einzelheld besteht zwei Questen, wobei zwischen beiden Questen ein Zustand des Scheinglücks herrscht. Auslöser und Ziel beider Questen sind unterschiedlich. Die erste Queste wird meist durch eine Person, die von außen in die Artuswelt eindringt, ausgelöst, die zweite Queste durch ein Schuldmoment innerhalb des Einzelhelden. Während der ersten Queste besteht der Protagonist (ein) Abenteuer und erreicht dadurch eine höhere gesellschaftliche Stellung als am Anfang des Romans. In der zweiten Queste wird das Schuldmoment, welches zum erneuten Aufbruch führte, behoben. Nach der Periode der Selbstfindung wird der Einzelheld zu einem vollwertigen Mitglied der Artusgemeinschaft. Nicht befriedigend geklärt ist meiner Ansicht nach die Frage, worin die innere Entwicklung des Ridders während der ersten Queste besteht. Die vorliegende Forschungsliteratur sieht seine Entwicklung im Zusammenhang mit der Reife zum wahren Liebhaber.Ga naar voetnoot35 Aus diesem Blickwinkel betrachtet, sind zwei Momente während der ersten Queste nur schwer zu erklären: 1) warum begibt sich der Ridder nach seiner Rache an Keye nicht an den Hof und 2) warum tritt er in ein Kloster ein? Einige Bemerkungen zum bisherigen Forschungstand. Laut S. Smith weicht der Plotverlauf des RmM stark von der ursprünglichen Version ab. Der Ridder betritt den Hof nicht, um erst die Vatersuche abzuschließen. Smith vermutet, dass im Ur-RmM der Abschluss der Vatersuche Voraussetzung für die Heirat des Protagonisten, die erst am Ende des Romans stattfand, gewesen sei.Ga naar voetnoot36 Er schließt eine psychologische Erklärung der Abkehr vom Hof und des Klostereintritts aus. Wenn sich der Ridder seiner Minnedame Clarette unwürdig gefunden hätte, hätte er vor dem Kampf nicht seine Rückkehr zum Hof angekündigt. Smith sieht einen Zusammenhang zwischen der Minnevision und dem Klostereintritt und betrachtet den Klosteraufenthalt des Ridders als Test seiner Leidensfähigkeit.Ga naar voetnoot37 Tatsächlich gibt es im Fragment einige Textstellen, in denen Liebesleid des Ridders angedeutet wird (V. 196f, 277 und 306f), aber selbst dort erscheint der Aufenthalt im Kloster als eine Zeit der Einkehr. Im Kompilationstext wird an keiner | |||||||||||||||||||||||||
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Stelle von Liebesleid gesprochen. Neben diesem konkreten Interpretationsansatz von S. Smith wurde die Mönchsepisode bisher vor allem als intertextueller Verweis auf Chrétiens Perceval und den Tristanstoff betrachtet.Ga naar voetnoot38 Diese intertextuellen Bezüge genügen jedoch nicht als Erklärung für die Abkehr vom Hof und den anschließenden ordo-Wechsel des Ritters. Betrachten wir die erste Queste deshalb genauer.
Der Ridder begegnet Artus und dem männlichen Teil des Hofes zufällig außerhalb der Residenz Kardeloet und bittet den König um den Ritterschlag.Ga naar voetnoot39 Artus schickt ihn an den Hof, um dort auf ihn zu warten. Dort befindet sich außer dem weiblichen Hofstaat nur der Hofmarschall Keye. Als vor der Burg ein Ritter eine Jungfrau misshandelt, ist der Neuankömmling der Einzige, der die Interessen der Jungfrau und des Hofes wahrnehmen kann. Damit er die Verfolgung aufnehmen kann, schlägt die Königin ihn zum Ritter. Dies ist auffällig, denn es kommt äußerst selten vor, dass eine Frau den Ritterschlag vornimmt.Ga naar voetnoot40 Dazu kommt, dass ihm danach eine andere Frau, die Hofdame Clarette, Hinweise für vollkommenes Rittertum erteilt.Ga naar voetnoot41 Abschließend überreicht sie ihm mit der Bitte, ihr Ritter und vrient (Geliebter/Beminnter, V. 195) zu werden, einen weißen Ärmel.Ga naar voetnoot42 Nicht oft trifft ein arthurischer Einzelheld des Romantyps 1 noch vor Beginn der ersten Queste auf seine spätere Frau oder Minnedame. Wir sehen, dass die Standardbausteine des arthurischen Romananfangs gezielt variiert werden, um den Titelhelden mit der weiblichen Artuswelt in Verbindung zu bringen.Ga naar voetnoot43 Diese Ausgangssituation unterstreicht die Bedeutung der weiblichen Seite für die weitere Entwicklung des Jünglings. Als weiteres Indiz für die Betonung der weiblichen Seite werte ich die mehrmalige Betonung der Schönheit des Ridders.Ga naar voetnoot44 Schon bei der Einführung der Figur in den Roman wird die körperliche Schönheit betont: een knape van sconen leden / Ridende op een dravende part (ein Jüngling mit schönen Gliedmaßen reitend auf einem trabenden Pferd, V. 90f). Danach wird sein gutes Aussehen noch zweimal thematisiert. Es ist der Grund dafür, dass sich die Jungfrau Egletine und ihre Hofdamen unsterblich in ihn verlieben (V. 470-480).Ga naar voetnoot45 Auch die Mönche nehmen ihn ins Kloster auf Dat hi haer hof | |||||||||||||||||||||||||
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soude versiren, / Soe scone was hi van allen maniren (weil er ihren Hof [hier pars pro toto für ‘Kloster’] schmücken sollte, so schön war er in jeder Hinsicht/so ein schönes Äußeres hatte er, V. 1762f).Ga naar voetnoot46 Im Rahmen meiner Analyse werte ich diese Textstellen als mögliche Bezüge auf den Effeminationsdiskurs in der Darstellung. Außerdem verfügt der Ridder von Anfang an über perfekte höfische Umgangsformen und bekommt allein auf Grund seiner guten Manieren und seines guten Aussehens ein Minnegeschenk, ohne vorher eine kämpferische Tat vollbracht zu haben.Ga naar voetnoot47 Zusammenfassend stelle ich fest, dass der Ridder am Anfang des Romans dem Bild des verweiblichten höfischen Ritters recht nahe kommt. Die erste Queste scheint im gewohnten Rahmen zu verlaufen. Der Ridder erfüllt den Auftrag der Königin und besiegt den roten Ritter. Doch auch danach glaubt der Ridder, seine Ritterschaft durch Kampfeskraft beweisen zu müssen: ‘Ende canic met wapinen verdinen dan,
Datmen mi priest ende werde goet man,
Soe doe mi doch in haren sen,
Ende vernemtsi dat ic blode ben,
Soe sijs quite ende alle wijf
Te pensene iet om min lijf.’
(‘Und wenn es mir gelingt, mit Waffen zu verdienen, dass man mich lobt und [ich] ein guter Mann werde, so hoffe ich, dass sie an mich denkt, und wenn sie hört, dass ich feige bin, so soll weder sie noch irgendeine andere Frau jemals an mich denken.’ (V. 348-353)) Dies gelingt ihm in verschiedenen Abenteuern.Ga naar voetnoot48 Dabei missachtet er jedoch Clarettes Ratschlag aus der Ärmelübergabeszene, dass einen Ritter nicht kämpferische Qualitäten, sondern vor allem Ehre und gute Charaktereigenschaften auszeichnen (vergleiche V. 177-191). Dieser Irrglaube offenbart seine Unvollkommenheit und verhindert meiner Ansicht nach die Verbindung mit Clarette und die Integration durch den Artushof. Bevor er an den Hof zurückkehrt, will der Ridder erst die Beleidigung durch Keye rächen. Doch selbst bei einem Sieg hätte er eigentlich nichts erreicht, da er seine Eltern nicht kennt. Der Versuch, dieses Problem kämpferisch zu lösen, führt zu einem Debakel. Im Kampf verliert der Ridder die Selbstbeherrschung. Weil er Keye unritterlich behandelt, verletzt er die höfische Norm (V. 1611-1617).Ga naar voetnoot49 | |||||||||||||||||||||||||
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Das Verhalten des Ridders wird im Text nicht kritisiert, aber die darauffolgende Abkehr vom Hof werte ich als Zeichen seines Schuldbewusstseins. Er hat unritterlich gehandelt, seine Ehre verloren und zieht nun die Konsequenzen aus seinem unbeherrschten Verhalten. Noch fehlt ihm die Einsicht in die Ursache seines Scheiterns, denn er glaubt noch immer an die Möglichkeit der kämpferischen Lösung seiner Probleme. Der in diesem Moment vorhandene Überschuss an männlichem Gewaltpotential verurteilt ihn zur Erfolglosigkeit.Ga naar voetnoot50 Der folgende Kampf führt zu der physischen und psychischen Vernichtung seines Selbst und bietet ihm die Chance eines Neubeginns: Wat sal nu doen die edel man,
Die ors en hevet no wapine an
Sonder sinen halsheren goet?
Oec so liep hem trode bloet
Nederward vanden wonden,
Die hi hadde ontfaen tien stonden.
Hine wiste oec niet wanen hi was,
Noch hoe hi hiet, sijt seker das,
Noch wie sijn moder was oft vader.
(Was soll der edle Mann jetzt machen, der kein Pferd und keine Waffen [mehr] hat, außer seinem guten Kettenhemd? Auch lief ihm das rote Blut aus seinen Wunden, die er zu jenem Zeitpunkt erhalten hatte. Er wusste auch nicht, wo er herkam, oder wie er hieß, oder wer seine Mutter und Vater waren, seid dessen gewiss. (V. 1738-1746)) Der Ridder hat eine Identitätskrise: Er weiß weder woher er kommt noch wer er ist.Ga naar voetnoot51 Außerdem hat er die äußerlichen Attribute des Ritterstandes, das heißt, die Dinge, die ihn äußerlich als Ritter und Mann markieren, verloren. Vor ihm steht die wichtige Aufgabe, die Balance zwischen den beiden Seiten, die einen Ritter im RmM ausmachen, zu finden. Wichtige Eigenschaften in diesem Text sind gutes Benehmen (und Aussehen), überlegtes Handeln und Stärkung der Ehre durch die Wahrung der höfischen Normen. Diese Eigenschaften können einen höfischen Ritter auszeichnen, aber auch als effeminiert erscheinen lassen. Sie sind schon im Ridder anwesend, wie sich am Anfang des Romans gezeigt hat, wurden jedoch zuletzt von seinen kämpferischen Ambitionen überlagert. Der Klosteraufenthalt ist der erste und vielleicht entscheidende Schritt zur Lösung seiner Probleme. Nachdem der Ridder schon äußerlich kein Ritter mehr ist, begibt er sich genau in die Welt, mit der effeminierte höfische Ritter oft in Verbindung gebracht werden.Ga naar voetnoot52 Er braucht sich im Kloster nicht kämpferisch zu beweisen, stattdes- | |||||||||||||||||||||||||
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sen sind ‘unmännlich’ Qualitäten wie Friedfertigkeit, Bildung, Eloquenz und Keuschheit hoch angesehen. In diese nicht mit ritterlicher Männlichkeit assoziierte Welt zieht er sich zurück und wird ein angesehenes Mitglied. Er dingt sich dennoch aus, dass er das Kloster verlassen kann, sobald Clarette ihm ein Zeichen gibt (V. 1764-1768). Wenn der Ridder das Kloster verlässt, um Clarette in einem Turnier zu gewinnen, kommt es zu einer ‘crisis of categories’.Ga naar voetnoot53 In diesem Moment passt er in kein Rollenschema, da er wie ein vollwertiger Ritter kämpft, aber noch immer unter dem Mönchsgelübde steht und über seiner Rüstung eine Kutte trägt. Sein Auftreten ruft bei den anderen Turnierteilnehmern deshalb große Angst hervor: Daer was nieman, hine seide: / ‘Hets die duvel, ens geen man, / Die dus die ridders vellen can’ (Dort gab es niemanden, der nicht sagte: ‘Das ist der Teufel und kein Mann, der die Ritter derart umwerfen kann’, V. 1981-1983). Nahe liegend ist hier die Übersetzung mit ‘Mann/Mensch’ im Gegensatz zu ‘Teufel’, aber genauso gut ist es möglich, dass ein Kontrast zwischen ‘Mann’ und ‘kein Mann’ geschaffen wird, was er als Mönch in den Augen der anderen Ritter nicht ist.Ga naar voetnoot54 Er wird erst wieder zum Ritter und Mann, wenn er seine Kutte ablegt. Ein Argument für diese zweite Übersetzungsmöglichkeit ist die seit langem erste Verwendung von manlijc an dieser Stelle: Ende warp sine covle ut ter stede [...] Ende ginc hem manlijc verweren (In diesem Moment warf er die Mönchskutte ab [...] und wehrte sich männlich, V. 2097-2105). Während des Klosteraufenthalts hat sich der Ridder auf seine ‘unmännlichen’ Eigenschaften, die in diesem Roman Teil des höfischen Verhaltenskodes sind, zurückbesonnen.Ga naar voetnoot55 Dadurch stellt er das Gleichgewicht zwischen den Polen höfischen Rittertums her: Kampfeslust und verfeinertes Verhalten. Im Turnier zeichnet er sich dann auch, im Gegensatz zu seinem Verhalten gegenüber Keye, durch noble und höfische Gesten aus. So schenkt er einem anderen Ritter ein gewonnenes Pferd, anstatt es zur persönlichen Bereicherung selbst zu behalten (V. 1967-1971). Sein Ziel ist es nicht mehr, seine Männlichkeit zu beweisen, sondern seine Geliebte zu gewinnen.Ga naar voetnoot56 In der zweiten Queste verfügt er über alle Eigenschaften eines höfischen Ritters (im positiven Sinne des Effeminationsdiskurses). Er verliert im Kampf nicht die Selbstkontrolle und setzt zur Bezwingung von Aggressoren Listen ein. Minne spiek für seine kämpferische Motivation im zweiten Teil des Romans kaum eine Rolle. Es hat den Anschein, als ob in diesem Text die wünschenswerte Entwicklung eines höfischen Ritters aus klerikaler Sicht beschrieben wurde. Letztendlich ist dieser Ritter befriedet. Aber nicht eine Frau hat zu dieser Einstellung geführt, sondern er hat zu ihr wäh- | |||||||||||||||||||||||||
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rend eines Klosteraufenthalts gefunden. Die klerikale Sichtweise würde erklären, warum in diesem Text nach der abgeschlossenen innerlichen Formung des Ridders Frauen keine besondere Rolle mehr spielen. | |||||||||||||||||||||||||
SchlussbetrachtungIm RmM wird die Entwicklung des Protagonisten vom Jüngling zum vollwertigen Mann, im Kontext dieses Textes zum (höfischen) Artusritter, beschrieben. Diese Entwicklung verläuft während der ersten Queste im Spannungsfeld zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit, so dass man diese Darstellung als Bezugnahme auf den Effeminationsdiskurs betrachten kann. Am Beispiel des Entwicklungsweges des Protagonisten wird ein ritterliches Ideal präsentiert, das den Ausgleich zwischen beiden Seiten zu suchen scheint. Die Belohnung für den Ridder am Ende seines Weges ist die Heirat mit seiner Geliebten. Damit erreicht er den wichtigsten gesellschaftlichen Höhepunkt im Leben eines männlichen Laien und mehr, als er am Anfang des Romans als Findelkind erwarten konnte. Die ausschließliche Betrachtung der Entwicklung des Protagonisten als Minneritter versperrt den Blick auf diesen wichtigen Aspekt.Ga naar voetnoot57
In die mittelniederlandische Lancelotkompilation wurden verschiedene, nicht zum Prosazyklus gehörende Texte eingearbeitet, wodurch eine wechselnde Abfolge von Waleweinund Lanceloet-Abenteuern geschaffen wurde. Hinter diesem Kompositionsprinzip verbirgt sich die Absicht, Waleweins (Gauvains Name in der mittelniederländischen Tradition) schlechten Ruf in der altfranzösischen Überlieferung zu rehabilitieren, denn in den meisten interpolierten Texten spielt er eine positive Rolle. Da Walewein im RmM keine Figur von besonderer Bedeutung ist, muss sich hinter der Interpolation dieses Textes ein anderes Ziel verbergen. Eine Erklärung bietet das Prinzip der Dezentralisierung, das auch bei der Komposition anderer mittelalterlicher arthurischer Erzählzyklen eine Rolle spielt. Dabei werden Texte akzeptiert, die zwar nicht vollkommen zur Konzeption des Zyklus passen, aber zu gut erscheinen, um sie nicht aufzunehmen.Ga naar voetnoot58 Da keiner dieser Texte nur zur Entspannung und Unterhaltung des Publikums geschrieben (und interpoliert) wurde, kann auch davon ausgegangen werden, dass in der ansprechenden Verpackung einer unterhaltsamen Geschichte gesellschaftlich relevante Probleme angesprochen werden, was vorhergehende Analyse für den RmM bewiesen hat.Ga naar voetnoot59 In diesem Artikel wurde gezeigt, dass die charakterliche Entwicklung des männlichen Protagonisten im RmM im Spannungsfeld zwischen Eigenschaften betrachtet werden kann, die im zur Entstehungszeit des Romans aktuellen Effeminationsdiskurs | |||||||||||||||||||||||||
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weiblich und männlich belegt sind. Erst die Synthese der Gegenpole lässt ihn zum vollkommenen höfischen Ritter werden. Dieses Ergebnis sollte jedoch nicht zu der Annahme verleiten, dass in diesem Text weibliche Figuren aufgewertet werden, denn das Gegenteil ist der Fall: Frauen werden im RmM marginalisiert. Ein Grund dafür ist, dass im Rahmen des Effeminationsdiskurses das ‘weibliche Prinzip’ nicht für das biologische weibliche Geschlecht und den ihm zugeschriebenen Eigenschaften steht, sondern für das (un)erwünschte Andere des höfischen Ritters. Der Vergleich findet über eine andere Männergruppe (die Geistlichkeit) als Sinnbild von Verweiblichung statt. Dieses Darstellungsprinzip führt dazu, dass den weiblichen Figuren weniger Entwicklungschancen eingeräumt werden, während männlichen Figuren zusätzlich die Möglichkeit der Entfaltung ihrer ‘weiblichen Seite’ geboten wird. Wenn die im Genderdiskurs traditionell männlich und weiblich konnotierten positiven Eigenschaften in den männlichen Protagonisten gebündelt werden, werden weibliche Handlungsträger als Vorbildfiguren für Männer und Frauen überflüssig. Mit anderen Worten, die Gegenwelten werden im Rollenbild des Mannes integriert.Ga naar voetnoot60 Diese Darstellungsstrategie hat für die weiblichen Figuren weit reichende Konsequenzen. Wenn sie nicht mehr als Vorbild dienen, ist der Weg frei, ihnen mit vermehrter Vehemenz weniger positive Eigenschaften zuzuschreiben. Wenn zum Beispiel soziale Kompetenz nicht nur weiblichen Figuren eigen ist, sondern auch männliche Figuren darüber verfügen, werden Frauenfiguren, die diese positive Eigenschaft vermitteln, überflüssig. Mit der so entstehenden ‘Sinnlücke’ bei den weiblichen Figuren kann der Dichter auf unterschiedliche Art und Weise umgehen. Entweder er schreibt den weiblichen Figuren andere, negative Eigenschaften, wie charakterliche Schwäche und Untreue zu, oder er lässt die Stelle leer und richtet seine vermehrte Aufmerksamkeit auf die männlichen Figuren, wie im RmM geschenen.Ga naar voetnoot61 Interessant in diesem Zusammenhang ist die Frage, wie sich weibliche Rezipienten mit den marginalisierten Frauenfiguren auseinander gesetzt haben könnten. War es möglich, sich mit dem ‘männlichen Blick’ zufrieden zu geben oder konnte eine kritische Haltung gegenüber dieser Darstellungsstrategie eingenommen werden?
Es wäre schön, wenn dieser Beitrag einen Impuls für die genauere Bestimmung des intendierten Publikums des RmM und der Lancelotkompilation geben könnte, denn gerade über das primäre Publikum der Lancelotkompilation und der ihr zugrunde liegenden flämischen Texte ist wenig bekannt.Ga naar voetnoot62 Lange Zeit galten das Bürgertum oder der niedere Adel als primäres Publikum mittelniederländischer und vor allem flämischer Artusdichtungen. Von beiden Rezipientengruppen wird angenommen, dass sie | |||||||||||||||||||||||||
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sich nur wenig mit höfischer Kultur und französischer Literatur auskannten. Zumindest für den RmM hat die Untersuchung der intertextuellen Bezüge erwiesen, dass das intendierte primäre Publikum über grundlegende literarische Kenntnisse verfügte und diese aus der Kenntnis altfranzösischer Artustexte im Original schöpfte, was nach dem bisherigen Stand der Forschung diese Rezipientengruppen ausschließen würde. Dazu kommt, dass eigentlich nur mächtige Fürstenhöfe die materiellen Voraussetzungen für literarische Produktion in großem Umfang bieten konnten. Für Holland und Brabant bestätigt die Forschung dieses Bild. Über das flämische Mäzenat mittelniederländischer Literatur ist jedoch fast nichts bekannt. Der historische Fakt, dass der Hochadel Flanderns und der gräfliche Hof frankophon waren oder zumindest unter starkem französischen Kultureinfluss standen, stellt die Gönnerforschung für die mittelniederländische flämische Literatur vor große Rätsel. Ich habe gezeigt, dass die Darstellung der männlichen Hauptfigur des RmM Spuren des Effeminationsdiskurses aufweist. Da keine andere Version vollständig erhalten ist, und es keine direkte Quelle gibt, ist es nicht möglich, nachzuvollziehen, inwieweit die Indizien trügen. Unterstützende Argumente sind die intertextuellen Bezüge zum Perceval und Tristan-Stoff. Auch dort wird oft eine positive Haltung zum Effeminationsdiskurs eingenommen. Für eine sinnvolle Interpretation der Ereignisse im RmM ist es nicht notwendig, von einer umfangreichen Umarbeitung auszugehen. Die Aussage, dass der Text gekürzt wurde, kann eventuell präzisiert werden. Es hat den Anschein, als ob für den Bearbeiter des Ur-RmM der Effeminationsdiskurs keine tiefere Bedeutung hatte, da er so gut wie alle Verweise eliminiert hat. Diese Vermutung fügt sich gut zu bisherigen Ergebnissen zu seiner Bearbeitungstechnik: auch sonst zeigt er kaum Interesse für derartige Feinheiten der Darstellung in seinen Vorlagen. Weitere Untersuchungen sollten deshalb der Frage nachgehen, welche Hinweise diese Ergebnisse für mögliche Rezipientengruppen des Ur-RmM und des Kompilationstextes bieten. Dafür sollten andere mittelniederländische Texte auf Bezüge zum Effeminationsdiskurs untersucht werden. Für diesen Zweck besonders interessante und lohnende Forschungsobjekte sind Texte, über deren Primärpublikum mehr bekannt ist. | |||||||||||||||||||||||||
SamenvattingIn dit artikel wordt de gendergerichte benadering beproefd van een episode (vs. 1738-2098) uit de Middelnederlandse roman De Ridder metter Mouwen zoals die is overgeleverd in de Lancelotcompilatie. In deze episode treedt de protagonist in in een klooster. Hij verlaat dit echter wanneer een toernooi om de hand van zijn geliefde afgekondigd wordt. Pas nadat hij de overwinning in het toernooi behaald heeft, legt hij zijn monnikskleren af. De interpretatie van de eerste queeste en de episode in het klooster in het licht van de zogenaamde rhetoric of effeminacy levert een motivatie voor de intrede van de protagonist in het klooster en werpt een nieuw licht op de ontwikkeling van de Ridder tijdens de eerste queeste. Deze interpretatie maakt het overbodig uit te gaan van een omvangrijke inhoudelijke omwerking van de oorspronkelijke versie door de compilator. In de versie van de Lancelotcompilatie zijn maar weinig | |||||||||||||||||||||||||
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sporen van de rhetoric of effeminacy te vinden. In dit artikel wordt het vermoeden geopperd dat de bewerker tekstuele verwijzingen naar de rhetoric of effeminacy ingekort of weggelaten heeft omdat zij voor hem (en zijn publiek) niet meer van belang waren. Dit leidt tot de vraag welke gevolgtrekkingen deze conclusie toelaat over het primaire publiek van zowel de oorspronkelijke versie als van de compilatieversie.
Adresse der Autorin: Ulrike Wuttke Wisbyer Straße 45 d-13189 Berlin | |||||||||||||||||||||||||
Literaturverzeichnis
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