Onze Stam. Jaargang 1910

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Die Germanen.

Wenn ich gerade jetzt es für angezeigt halte, das hochbedeutsame Werk von Ludwig Wilser: ‘Die Germanen, Beiträge zur Völkerkunde’, (Thüringische Verlags-Anstalt, Eisennach und Leipzig) in Erinnerung zu bringen, so habe ich dafür zweierlei Gründe. Einmal kann den deutschen Vätern und Müttern, die für ihre erwachsenen Söhne (Sekundaner, Primamer, Studenten, usw.) ein gutes Buch zur nationalen Erhebung und Erbauung suchen, kein besseres Weihnachtsgeschenk empfohlen werden; es bietet Gehaltvolleres, Höheres und vor allem Wahreres, als die unter der erwachsenen deutschen Jugend so weit verbreiteten Schriften anderer Verfasser über denselben Gegenstand. Dann aber auch sind Ludwig Wilsers ‘Germanen’ noch in einem anderen, als diesem handgreiflichen Sinne ein Weihnachtsgeschenk an das deutsche Volk und die germanische Rasse überhaupt.

Das Buch verkündigt stolze Freude über die gewaltige weltgeschichtliche Bedeutung unseres Volkes und unserer Rasse. Es senkt Trost, Hoffnung und feste Zuversicht in die Herzen aller guten, echten Deutschen, insbesondere derjenigen, die vor dieser ‘Wintersonnenwende’ schon an der Zukunft unseres leider nicht mehr in alter Rassen - Reinheit, - Schönheit - und Kraft vorhandenen Volkes zu verzweifeln begannen. Lehrt es doch, dasz schon eine stärkere germanische Blutmischung einem Volke Ueberlegenheit gegenüber einem schwächer germanisch gemischten unter sonst gleichen Verhältnissen verschafft. Zeigt doch Ludwig Wilser, der mit einem Forscherblick von seltener Schärfe und Tragweite die Natur =, Welt = und Menschengeschichte zu einer groszen, fruchtbaren, erfolgreichen Einheit zu vereinigen vermag, wie schon seit jenen fernsten, grauesten Zeiten, die mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung umfassen, es einzig und allein unseres Volk, unsere Rasse war, welche die höhere Kultur aller Länder von der Nord-und Ostsee bis zum Mittelmeer, vom atlantischen bis zum indischen Ozeane ursprünglich erschaffen und nach dem später erfolgten Ermatten oder Erlöschen wieder von neuem befruchtet hat. Es war eine grosze, wahrhaft weltbewegende Entdeckung, als ein Deutscher und Germane, Nikolaus Kopernikus, überzeugend nachwies, dasz die Sonne nicht, wie man bis dahin glaubte, sich um die Erde, sondern

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umgekehrt, die Erde sich um die Sonne bewegte. Eine natur- und menschengeschichtliche Wahrheit von nicht geringerer Tragweite bedeutete es, als es einer Anzahl von Forschern, darunter besonders Wilser, im letzten Jahrzehnt endlich gelang, die urteilsfähige Welt zu überzeugen, dasz die höchste, edelste Rasse und Kultur der Menschheit nicht, wie man bisher meinte, von Osten und Südosten nach Westen Norden, sondern umgekehrt, von Norden und Nordwesten nach Süden, Osten und Südosten vorgedrungen ist. Wie Polarstern und Magnetnadel die in pfadloser Wasser- oder Sandwüste, Umherirrenden zurechtweisen, so zeigen auch die glückverheissenden Sterne der natur- und weltgeschichtlichen Forschung nach Norden, der Heimat der germanischen, der arischen, der im eigentlichen Sinne europäischen Rasse.

‘Es ist’ - so schreibt Ludwig Wilser im Vorworte - ‘die Arbeit eines Vierteljahrhunderts, die ich meinem Volk und Vaterland widme. Wenn uns das Alter die ersten Schneeflocken ins Haar streut, dann wird's Zeit, Einkehr zu halten, auf den Lebensweg zurückzublicken und zerstreute Werkstücke zu sammeln. Glücklich ist der zu preisen, dem sie sich zu einem festen und gefälligem Bau zusammenfügen.’

Das ist denn bei Wilser auch in der Tat auch der Fall. Indem er die in den Verhandlungen wissenschaftlicher Vereine und Versammlungen, in Vortragsberichten, einzelnen Abhandlungen und kleineren Aufsätzen, Bücherbesprechungen und dergl. enthaltenen Werkstücke einer Umschmelzung unterzog, bei der jedoch manche Stücke ihr altes Gepräge behalten durften, konnte das daraus entstehende Ganze in der Tat wie aus einem Gusse erscheinen.

Schon das Inhaltsverzeichnis mit seinem naturwissenschaftlichen, vorgeschichtlichen, geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Teile zeigt die klare, feste Gliederung des Ganzen und die lichtvolle Durchdringung von Natur-, Menschen- und Völkergeschichte. Vom Anfang des organischen Lebens, das wegen der früheren Abkühlung zuerst an den Polen sich regen konnte, von denen wiederum nur der Nordpol für die Verbreitung über die ganze Erde günstige Bedingungen bot, gelangen wir an den Anfang des Menschengeschlechtes. Dann werden die einzelnen Menschenrassen näher betrachtet, und es wird gezeigt, wie von allen andern sich gerade die nordeuropäische Rasse unter den Bedingungen der letzten Eiszeit und des darauf

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folgenden geologischen Abschnittes als eine an Leib und Seele alle andern überragende entwickeln konnte. Die letzten sich vom Norden ablösenden Wellen dieser Rasse sind die Germanen. Sie haben Nachbarn und Vorgänger: Kelten, Slawen, Tyrsener und Rhäter, Skythen und Perser, Iberer und Semiten gehabt. Sehr bezeichnend und für die Wilsersche Auffassung besonders beweiskräftig ist es, dasz es bei den Kimbern und Teutonen zweifelhaft erscheint, ob sie noch zu den Kelten oder bereits zu den Germanen zu rechnen sind. Zweifellos Germanen sind die Franken, die Sueven (Schwaben), die Goten, Wandalen und endlich die Sachsen, mit denen der geschichtliche Teil, der mit den Kapiteln über Kupfer und Erz, das Rünenrätsel und über germanischen Stil und deutsche Kunst ein Ganzes für sich bildet.

Man ersieht hieraus wohl schon, wie die Dinge ganz allmählich und organisch emporwachsen. Aus der Urgeschichte gelangen wir in die Vorgeschichte. Er ist ein langer, mitunter steiler und beschwerlicher, meist aber bequem gangbarer Weg, der durch 400 Seiten hindurch auf eine leichte Höhe führt, die mit wunderbarer, herrlicher Aussicht alle vorausgegangenen Anstrengungen reichlich lohnt Kein gebildeter Mensch und ganz und gar nicht ein gebildeter Deutscher und Germane kann an diesem Buche gleichgültig vorübergehen. Unter ehrfürchtigem Schauern offenbart sich dem aufmerksamen Leser die. Entstehungs- und Verbreitungsgeschichte unserer Rasse, und zwar nicht verworrene Mären und Sagen, soudern durch das klare Licht modernster wissentschaftlicher Forschung. Das Buch sollte in keinem gebildeten Hause, in keiner privaten oder öffentlichen Bibliothek fehlen, und jeder, der hier einen Eintlusz ausüben kann, sollte darauf dringen, dasz es angeschafft wird.

Aus dem kulturgeschichtlichen Teile zeigt sich zur nicht geringen Ueberraschung der in dieser Hinsicht bisher anders Belehrten, dasz sozusagen der Unterbau der europäischen, überhaupt der arischen Kultur: d.h. nicht blosz Ackerbau und Viehzucht, sondern auch die Kenntniss der Gewinnung und Bearbeitung der Metalle, sowie auch die Buchstabenschrift und die Anfänge der Sternkunde, schon in der nordischen Heimat selbständig hervorgebracht und von hier aus erst nach Süden und Südosten verpflanzt worden ist. Dasz sich dann hier, im Süden, auf dem vergleichsweise rohen Unterbau schneller und leichter der feinere, zierlichere Oberbau erheben konnte, lag, abgesehen von der reicheren, üppigeren Natur, besonders daran, dasz

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hier zahllose Sklavenhände für die Verrichtung der niedrigsten, langweiligsten Arbeiten verfügbar waren. Der Freie konnte sich darum hier um so besser den höheren mehr künstlerischen und wissenschaftlichen Kulturarbeiten widmen.

Diese Bequemlichkeit des Lebens für die Freien hatte zweifellos ihr Gutes, aber, meiner Ansicht nach, auch ihr Schlimmes. Erstens muszten sich dadurch die Unfreien, Unselbständigen viel schneller vermehren, als die Freien, Selbständigen. Diese gerieten dadurch gegenüber jenen an Zahl immer mehr ins Hintertreffen, konnten sich nicht mehr gegen die Mischlinge und unvermischten Urrassen der Eingeborenen behaupten und muszten so an Leib und Seele verderben. Zweitens konnte sich unter solchen Umständen, wohl zuerst unter den stark semitisch gemischten babylonischen Ariern, jener kapitalistische Sinn herausbilden, der nach und nach alle freie, künstlerische Arbeit, auch die der höheren Grade, vernichten und zuletzt in Sitte, Recht und. Staat an Stelle der urarischen Freiheit und edelmûtigen Billigkeit jene ekle Sklaven- und Wucherergesinnung zur Herrschaft bringen muszte, an der die von ihrer Heimat allzu weit fortgezogenen Arier immer und immer wieder zugrunde gingen. Ganz wie Hans von Wolzogen in ‘Wodans Erbe’ so schön singt:

‘Mein Sprosz, mein Volk, mein Wille, mein Mut,
Was halfen sie wider die Welt?
Ward sie dem Helden zum Beutegut,
Zur Beute ward ich der Held.’

Erst heute, wo wir für die niedrigsten, langweiligsten Sklavenarbeiten meist unsere eisernen, unermüdlichen Arbeitsriesen mit heiszem Dampfatem haben, wäre auch eine hochentwickelte Kultur ohne jene antiken Sklavenheere möglich gewesen. Da jedoch die Wucherersitte und das Wuchererrecht noch von jener Zeit her einmal da und stark eingewurzelt waren, so konnten alle diese technischen Erfindungen der Neuzeit nur dem Wucher, aber nicht der freien, ehrlichen Arbeit der Hand und des Kopfes zu gute kommen.

Es wird nun aber für den Rest der halbwegs rein gebliebenen Nordeuropäer endlich Zeit, höchste Zeit, dasz wir uns auf unser urarisches Erbteil besinnen und es in Sitte, Recht und Staat wieder zur Herrschaft bringen. Dazu kann das hier in Rede stehende Buch viel beitragen.

Gibichenfels.

D^r Otto Schmidt.