Niederrheinische Liederhandschrift von 1574

[fol. 154v]

[Hertzliep du bist mein hort]

1. Hertzliep du bist mein hort,
Zů dir vor ich mein kleglich wort,
erhoer mein kleglich pit,
vnd spott doch meiner nicht,
zů dir hab ich mein tzů versicht [g]estelt
du gefels mir vor alles güt vnd gelt,
neig [d]ein gemůe[tte] mir
nach meines hertzenn beger,
ich kann nicht [sein] ohn dich
dein gege[n]w[a]ert erfrewet mich
Want ich d[ich n]icht mag sehn,
thůt mir alle frewd vergehn.

2. Feinns liep dein klarer schein,
der hatt entzůn[d] das hertze mein
mein hitzige liept tzu dir,
vertzert das hertz in mir,
allein kanstů erkuelenn meine brůnst
so du mir ertzeigest deine gůnst
beůd mir dein weisse hend,
nim mich aůß de[ss]em ellend
so will ich lieben dich,
in deiner liept ertzeigenn mich,
nicht sall mir sein tzu schwer
was dient tzu deiner ehr.

[fol. 155r]

 

3. Jch will fortann nicht trawren mehr

 

du wirs nach meines hertzenn beger

 

o tzarte Jůnkfraw fein,

 

mir weiter gunstig sein,

 

nů nim von mir ietz alle [thrawrichkeit]

 

Vnd gib mir dein volko[mmenheit]

 

beůd m[ir dein roden mund],

 

so wirt mein hertz ge[sund],

 

[die lieb d]ie smackt [gar] woll

 

sei ist sich aller so[eßichk]eit voll

 

wann [ich] so mit ir scherz

 

von freud springt mir das hertz.