Niederrheinische Liederhandschrift von 1574

[fol. 88v]

[Kein lieb ohne leid]

1. Kein lieb ohne leid
magh mich nicht wederfharenn,
Dweil ich plegh der lieber arth
Jch will mein hertz nicht langer spaerenn,
Jch hab es oft vnnd vill bedacht,
was lieb vermagh,
kůmpts alls an denn tagh,
kůndt ich dein gůnst erwerben
kein troest ich hab feins lieb,
vnnd lais nicht ab,
vill lieber wolt ich sterbenn.

2. Reden, duldenn trachtenn,
Jm hertzen leidenn,
das ist rechter liebe arth
Heimlich vnnd still
im hertzen schweigenn,
Darahnn gedenck mein schoen vnnd zart,
wiewol mein gůnst
ist gantz vmbsůnst,
verloerenn sein all mein sachenn
Jch trag gedůlt,
feins lieb ohn alle schůldt,
vůr trawrenn so můes ich lachen.

[fol. 89r]

 

 

 

3. Hoffnungh mein troest

 

mein stediger sinn,

 

dů [h]ast mich noch nie betroegen,

 

Es werdt vil verloehrenn,

 

kůmpt boeslich vmb,

 

wer ist der vf dar wagenn,

 

merck was ich sage

 

groes ist mein klagh,

 

Ach Got wie wehe thůet scheiden,

 

Bedenck dich recht

 

Jch bin ein armer Knecht,

 

Schwartz braůn will ich mich kleidenn.