Niederrheinische Liederhandschrift von 1574(1574-1591)–Anoniem Niederrheinische Liederhandschrift von 1574– Auteursrechtvrij Vorige Volgende [Folio 74v] [fol. 74v] [Der wechter der blies ahnn denn tagh] 1. Der wechter der blies ahnn denn tagh, Aůff hoher zinnen dar er lagh Wolvf Jůnglingh es ist tagh, Dar zwey geliebtger bey einanderenn seindt, sey scheidenn nicht balt, Es taget fast vůr dem groenenn walt. 2. Fraw nachtegal singt ihrenn thoenn, Als sey aůch fůrbas plach zů thůenn Darbey spůr ich des taeges schein, Wol vf gesell es mag nicht anders sein, Es taget fast, Jch laes dir helt hir kein raw noch rast. [Folio 75r] [fol. 75r] 3. Der iůnglingh lag so fast vnnd schlief Der wechter vermeldt in also dief Er hoert des Wechters groesse klagh Jn hertzliebes armen da er lagh vmbfangen schon Schonns lieb wie solt es vns ergahenn. 4. Den tag ich an dem wechter spoerenn, Schoens lieb das sagh ich dir vůr war, Darůmb ist mir ein harte bůes, das ich mich von dir scheidenn můes, dem hertzen mein, der tagh bringt vns ein schware pein. [Folio 75v] [fol. 75v] 5. Nu hor geselle was ich dir sage, Es ist noch nicht der lichte dagh, Der mondt scheindt důrch die wolckenn sternn, Der wechter bedrůeg vns beide gernn, Das sagen ich dir, Die mitternacht ist noch nicht hir. 6. Der knab erfrewt sich der wort, Er sprach mein allerhochste hort mit weissenn armen er sey vmfingk bis ihrer beider wil volginck, zů der selbiger frist so dů mir schoens lieb die liebste bist. [Folio 76r] [fol. 76r] 7. Er druck sei frůntlich an sein brůst Sey lebtenn noch ihres hertzenn lůst, mit weissenn armen vmbfangenn schoenn, Schoens lieb wie solt es dir nach erg[a]hen, [Des] fraegenn ich dich, Der tagh brengt vns ein schware pein. Vorige Volgende