Niederrheinische Liederhandschrift von 1574(1574-1591)–Anoniem Niederrheinische Liederhandschrift von 1574– Auteursrechtvrij Vorige Volgende [Folio 67r] [fol. 67r] [Die sonne ist verblichenn] 1. Die sonne ist verblichenn, Die sterne seindt aůffgegahnn, Die nacht die kompt geschlichenn, Fraw Nachtegal mit ihrenn gesangh Der Mondt ist aůfgegangenn, Redt sich ein wechter gůit Vnnd welcher hat verlangenn, vnd ist mit lieb vmbfangen, Der magh sich balt vf die farth. 2. Vnd das erhoerte ein geselle, Er schrey den wechter zů Ach wechter trawe geselle Gib deinen rath darzů Wie ich das solt angreiffen, Das ich koem vůr liebges thoer, gahr heimlich soltů schleichen, Ehe der haůsman hebt an zů Peiffenn, Das man dich gar nicht spůr. [Folio 67v] [fol. 67v] 3. Der knab trat vnůerborgenn Fůhr ihr schlaffkemerlein, Er sprach zů ihr mit sorgenn, Zart schoenes Jůngkfrewelein, Newe mehr will ich eůch sagen Dar ist gein zweiffel ahnn, Es liedt sich einer im Hage Der fůhrt so schwere klage, Es magh ewr boell woll sein. 4. Die iůngkfraw sprach mit sinnenn Es hat dich sonst gedůnckt, Der Mondt hat mir geschienenn, Die sternen mir gelůecht Der Moendt der hat geschienenn, O zartes Jůngkfrewelein, Er ligt in groener awenn, sein leib ist im zerhawenn, ein groessen trawren zwar. [Folio 68r] [fol. 68r] 5. Die iůngkfraw erschrack sehr Jhr hertz was leides voll, Sey wo[ll] keine frewdt mehr hoerenn, Die bottschaft gefiell ir nit w[o]ll Ein hembt thed sey vmbschnůerenn, Ein hembdlein das was weis Den knaben sey erblicket, Jr hertz vůr Frewdt erqůicket, begert in mit glantzem fleis. 6. Der knab der thedt sich schmůckenn, Gar Ermuedtlich ahn ihr brůst Sey thedt den knaben trůckenn, Mit ihrenn Froůntlichenn kůß, Der knab fingh ahn zů ringenn Mit der Jůngkfrawen zart, Der wechter vf der Zinnen, Fingh ahn ein liedt zů singen, Ein schoene tageweis. [Folio 68v] [fol. 68v] 7. Gesegen dich Got ihm hertzen, Zart Edles Frewelein Dů brenges meinem hertzenn schmerzenn, Es magh nit anders sein, Von dir můes ich mich scheidenn Zart Edles Frewelein, Jch zwingh mich vber die heiden, Jnn braůnn will ich mich kleidenn, důrch feil vnd groene klee. Vorige Volgende