Niederrheinische Liederhandschrift von 1574(1574-1591)–Anoniem Niederrheinische Liederhandschrift von 1574– Auteursrechtvrij Vorige Volgende [Folio 14r] [fol. 14r] [Ein knab an einen morghenn] 1. Ein knab an einen morghenn Spacierenn wolt er gahnn Gegen im tratt woll bekommenn Ein Frewelein loebesam Er grůeß sey alsoe freihe Wo hatt ir willen hin, Soltt ich eůch wonnen bey Mein hertz thůedt heimlich schreyenn sie vill ihm gleich im sin. 2. Sei sahe den knaben ahne vnd sprach mit wordenn behende, licht dir einn soelches ahnn gegenn mir das nimpt mich frembdt Jch darff mit dir nit wagenn Dů bist der sachenn nicht weiß, die Jůgendt saltů fraegenn Jch sehenn an deinen aůgen der manheit bistů nicht weiß. [Folio 14v] [fol. 14v] 3. Frawe laist mich nicht mißgeldenn Das ich als Jůnge binn Als ir gegenn mir thůet melden nů mercket meinenn sin Ich wolte mich gerne haltenn Was ihr mich heischet thůenn, Laest gnaedt gen mir her waldenn, Das bitt ich eůch mennnichfaltt Die frawe lagh im in moedt. 4. Sei sprach mit worden behende Wie kůmmersthů mich so sehr, mein leib saltů nicht pfenden Der saechenn ich dich nicht gewer Solte ich es mit dir beginnenn, nach deines hertzenn lůst Jch frůchte mahn wůrdt es jnnen, Jch will mich baß besinnenn, die bitt die ist vmbsůnst. [Folio 15r] [fol. 15r] 5. Zart frewlein laest ab van denn dinghenn vnnd grimmet nicht so weitt Eůch solt aůch nit misslinngenn mit mir es gildt kein streidt Jr machet viel zů harde Seidt nicht so wederspann, Sehet gar vf mein geferde Jhr seidt meines wůnschens gerdenn Erfrewet mich Jůngher mahnn 6. Sei sprach die knaben seindt sprechenn Sey redenn offt ihm sinn Jnn mannichem vreien zechenn Dasselb licht mir ihn Soltt ich dir all vertrawenn mein sach qůem alsoe weitt, villicht es wůrdt mich rawenn vnnd wer mir itst gar newenn woll ein kleine zeit. [Folio 15v] [fol. 15v] 7. Der knab der sprach auß leidenn Zům Frewlein so geschwinde Noch will ich mich nicht scheidenn, bis ich ewer leben finde Jch hab oft hoerenn saegenn, kein boům faltt vom irhstenn streich Jch will noch langer iaegenn, weill ich habe die dache bis ewr leben erweicht 8. Das frewelein trauret vnnd hoeret des knaebenns stem Sey dacht sich hin vnnd here Ach wie wehe thůet es inne O reich mir dein schne weise hendenn verheisch mirs willichlich Gib mir dein trawe zů Pfande Das ich nicht werdt zů schande, so waegh ichs heimmelich [Folio 16r] [fol. 16r] 9. Der knab der thedt sich negen Zům frewelein wolgemoedt Frawe ist es ewr eigenn mein leib vnnd aůch mein gůtt Jrst ward sey im vmbfangenn, mit weissenn armenn bloes, er gůnte sich zů ir naegenn vnnd wardt zů fasse gahenn, Sey spraech halt rechte maeß 10. Sei thet sich baldt auffschnoerenn Das frewelein wol gebildt Sey spraech zů ihm mit gerenn Nhů thůe dů was dů wils Der knab schwoer einenn Eidt Er sprach es ist mir noeth Nhů sol vns gott albeidenn Jn freůden niemandt scheiden dan der bitter toedt. [Folio 16v] [fol. 16v] 11. Sei lagen beiander die weil wardt inhenn nicht langk Keins begerdt von dem annderenn Bis das der tagh antrangk Der Pfoe stůndt ahnn zů schreien vnnd zwanck seine flůegellen aůff Der wechter sanck getrewe, mit soesser Melodeyen staldt er sein hornlein vf. Vorige Volgende