Nederlandse historische bronnen 3
(1983)–Anoniem Nederlandse historische bronnen– Auteursrechtelijk beschermd
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II Gemeindiarium van de Evangelische Broedergemeente te ZeistJanuari4.Der ledge Br. WiegeringGa naar voetnoot1, der auf einer Recognoscirungs Reise in Gorkum gewesen war, kam heute glücklich zurük, mit der Nachricht, dass keine Franzosen über der Waal wären; seine beste Empfelung beij den Englischen Truppen war die, dass er sagen konte, er wäre ein Moravian von Zeist. So wohl heute als die 2 vorigen Tage marschirten unaufhörlich Englische kleine Truppencorps durch das Dorf. | |
6.Das HeidenfestGa naar voetnoot2 war ein recht gesegneter Tag. Um 10 Uhr beteten wir nach dem Gesang einiger Verse erst die Bitten aus der Kirchenlitaneij, welche die Missions- und Heidensache betreffen, worauf Br. SchneiderGa naar voetnoot3 den Anfang machte, das neueste uns zugekommene merkwürdige Diarium von der Freijneger-Mission in BambeijGa naar voetnoot4 zu lesen, womit zum Vergnügen der Geschwistern Nachmittags um 4 und 5 Uhr von den Brüdern ZäslinGa naar voetnoot5 und HäckerGa naar voetnoot6 fortgefahren wurde. Gegen Mittag | |
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gingen mehrere Englische Bagagewagen, die von Driebergen kam, hier durch nach Soest. Die Nachricht welche einige zur Bedeckung dabeij befindliche Englische Dragoner mitbrachten, als ob die Franzosen in Thiel wären, wurde Tages darauf so rectificirt, dass ThuilGa naar voetnoot7 gemeint seij. In der Gemeinstunde, die Br. Schneider hielt, wurden die Knaben Ludwig van CalkerGa naar voetnoot8 und Wilhelm LotzGa naar voetnoot9 in die Gemeine aufgenommen und als wir uns beij dem Gebet auf den Knien dem Heiland zu fernerer Beschutzung und Beschirmung empfahlen, war ein gar tröstliches Gefühl wahrzunehmen. Auch unsere liebe Brüder und Schwestern unter den Heiden, der Heidengemeine und der ganzen Missionssache gedachten wir mit besonderer Angelegenheit. | |
7.In der Nacht waren 400 Hessische Dragoner hier angekommen und 2 Compagnien hatten die Nacht unter freijem Himmel im Cassberger BuschGa naar voetnoot10 zugebracht, beij der nachherigen Einquartirung fielen 60 Mann auf die Gemeine. Der Oberste Schmidt, so wie auch die übrigen Officiers, bewiesen sich gegen uns sehr freundschaftlich; es befand sich darunter ein verwandter des seligen Grafen von ZinzendorfGa naar voetnoot11. Von Driebergen, dem damaligen Hannöverschen Hauptquartier waren Nachmittags auch mehrere Officier, auch unter andern, der Adjudant des Generals WalmodenGa naar voetnoot12 beij uns, denen es in unserm Orte über die Massen wohlgefiel. Einen Gerücht vom Frieden, das vormittags hier mit grosser Gewissheit verbreitet und vielfältig geglaubt worden war, wurde von diesen Herren wiedersprochen. Der Graf von ArtoisGa naar voetnoot13 begab sich durch unsern Ort nach SandbergenGa naar voetnoot14, und einige | |
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Englische Generals zu einem Kriegsrath nach Utrecht. Vom Lek langten viele Flüchtlinge an, und von Wijk te Durstede, einer kleinen Stadt von 3000 Einwohnern, die 7000 Englische zur Einquartirung hat, kamen mehrere mit bittern Klagen, ja lautem Geheul über das schlechte Verfahren dieser Truppen, vor denen nichts sicher seij, hier an. Die Brüder LorenzGa naar voetnoot15 und SchindlerGa naar voetnoot16, die in Kuilenburg waren, konnten vor den aus- und durchmarschirenden Englischen Truppen kaum wieder aus der Stadt heraus. Beij dergleichen Umständen waren uns die Tages LoosungGa naar voetnoot17: Der Herr wird für mich streiten, und ihr werdet stille seijn. 2 Mos. 14, 14. Christus Jesus hat gestritten und gelitten und gerungen, ja den Tod im Sieg verschlungen, und der Text: Eure Haare auf dem Haupte sind alle gezehlet; darum fürchtet euch nicht, Math. 10, 30-31. Es kann mir nichts geschehen, als was Gott hat ersehen, dass es mir heilsam ist; sehr tröstlich und aufmunternd. Br. Schneider suchte dieselben den Abendmahls-Geschwistern beij der Anzeige des ersten Abendmahls in diesem Jahr, das wir am Sonntag[= 3] begehen solten, näher ans Herz zu legen. 2 Hessische Officiers wohnten dieser Versammlung beij. Gegen Abend fing es wieder an stark zu frierenGa naar voetnoot18. Unserm Nacht- | |
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wächter Br. DavidsonGa naar voetnoot19 wurden diese Nacht 3 Brüder zur Unterstützung zugegeben. Von Amsterdam retournirte heute unser lieber Br. von RanzauGa naar voetnoot20 von seinen Vicariat auf dortigem SaaleGa naar voetnoot21, nachdem er daselbst manche angenehme Hertzens-Bekanntschaften gemacht hatte. | |
8.Marschirten die Hessischen Dragoner wieder ab, nach dem Leck zu. Ein kleines Corps Hohenlohischer Jäger kam mit ihrer Regiments Casse hier an. Der englische Ambassadeur im Haag Lord S. HelensGa naar voetnoot22 sahe sich Nachmittags im Brüderhaus mit Wohlgefallen um. Ein schlimmes Gerücht folgte heute dem andern; dazu kam noch eine starke Kannonade, die so nahe war, als man sie zeither noch nicht gehört hatte, und man erfuhr bald, dass beij Geldermalsum unweit Buuren, 4 Stunden von hier, ein Gefecht zwischen den Franzosen und Engländern zum Vortheil der leztern vorgefallen war. Die Loosung: Seij nur getrost und sehe freudig, Joh. 1, 7. Zieh du mich an mit Freudigkeit, so bin ich auch ein Held; war uns sehr anmerklich. Die Kinderstunde und die Bibellection, worinn das 6-9 Capitel des 2. Briefs an die Korinther gelesen wurde, hielt Br. Schneider, in der Singstunde, die Br. WagnerGa naar voetnoot23 bediente, regte sich ein besondere Dank- und Lobe-Geist. Die Englische Kriegs-Casse wurde heute ins Dorf gebracht und blieb mit der Bedeckung so lange auf der Strasse, bis man den Ausgang der Action erfuhr, und ward so denn im Van MuijdenschenGa naar voetnoot24 Hause deponirt. | |
9.In der Nacht war Englischer Tross angelangt, und hatte vielen Unfug im Dorfe verübt; sie waren sonderlich grosse Feinde der Tauben und Hähner; beij dem starken FrostGa naar voetnoot25 hatten sie auf der Strasse grosse Feuer gemacht, wobeij sie sich | |
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mit Frau und Kind, deren sie viele mit hatten, wärmten. Grosse Fourage-Transporte gingen durch nach Arnheim zu. Nachmittag sahe sich der Prinz de RohanGa naar voetnoot26 und die Generalin von HarcourtGa naar voetnoot27 auf den Squären um. Wegen des starken Glatteises fielen die Gemeinversammlungen aus. Beij dem Sprechen fand man die Geschwister grösstentheils voll Zuversicht auf des Heilands fernere Durchhülfe, und voll Dank für das, was Er bisher an uns erwiesen hat. | |
10.Hatten wir vielen Besuch von Officieren aus dem Hannöverschen Hauptquartier in Driebergen, ¾ Stunden von hier, unter andern von dem Stabs-Auditeur Meissner, einem verwandten des seligen Br. SpangenbergsGa naar voetnoot28, der öfters wieder zu kommen versprach, wenn sie noch länger in unsrer Nähe blieben. Nachmittags waren wie gewöhnlich in ungestörter Ruhe die Abendmahls AgapenGa naar voetnoot29 in den Chören. Den ledgen Schwestern machte Br. Häcker beij der Gelegenheit bekannt, dass die Schw. Elisabeth MayerottoGa naar voetnoot30 in Gnadau, welche dem dortigen Schwestern Chor 11 Jahre mit vieler Treue gedient habe, an der Schwester Agnes StelleGa naar voetnoot31 zur Chorhelferin allhier ernannt worden, auch diesem Rufe willig folge, worauf sie | |
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dem Heilande zum Segnen empfohlen wurde. Das heilige Abendmahl genossen wir Abends um ½9 Uhr in stillem Frieden zu unaussprechlicher Erquickung unsrer Herzen. Die Nachricht, die man Abends vernahm, dass die Franzosen an der Greplinie ständen, wurde nur wenigen Brüdern bekannt; sonst würde dieselbe leicht einige Störung haben verursachen können. | |
11.Dankten wir in der Communion-Liturgie, die Br. Schneider hielt, dem Heiland mit gefühlvollem Herzen für den gestrigen so gesegneten Genuss seines Leibes und Blutes im heiligen Sacrament. In der Predigt redete Br. Schneider über die Worte: Gott hat den Menschen aufrichtig gemacht, aber er suchet viel Künste, aus Pred. 7, 30, mit einem Rükblick auf Jesu Kindheit und Jugendjahre, von dem Verhalten der Menschen, wenn sie Gottes Hülfe brauchen, es seij nun zum selig werden, oder zum heiligwerden, oder in Zeiten der Trübsal, wie die unsrigen; der beste Commentar dazu war Naemans Geschichte, 2 Könige, 5. Zum Schluss ermunterten wir uns, unser Zutrauen zum Herrn nicht fahren zu lassen, und unsre fernere Schiksale ihm kindlich anheim zu stellen, da er es doch immer am besten mit uns meint. Gleich nach diesen Versammlungen wurde es sehr unruhig; viele Flüchtlinge kamen vom Lek zu Fuss, zu Pferd und zu Wagen, zum Theil mit Sack und Pack. So verschieden ihre Aussagen waren, so stimmten sie doch darinn überein, dass die Franzosen mit grosser Uebermacht immer mehr auf die Greplinie andrängen. Mehrere Brüder gingen nach Driebergen, wo sie erfuhren, dass das Englische Hauptquartier in dieser Nacht nach Amersfort aufgebrochen seij. Die Bagage der Holländischen Schweiger-Regimenter, die seit dem Herbst hier lagen, bekam Nachmittags Orden zum Aufbruch nach Zwoll. Einige Brüder, die in Utrecht Briefe nach Herrnhut mit einer kurzen Nachricht von unsrer jezigen Lage bestellen wolten, fanden die ganze Strasse von VollenhovenGa naar voetnoot32 an, in einem Zug von 1½ Stunden, mit Bagagewagen bedeckt, die von Kuilenburg, Rheene und Wijk te Durstede kamen, den Weg nach Amersfort nahmen, und theils der Englischen Armee, theils den Französischen Emigranten-Corps, theils den Holländischen Truppen zugehörten. Gegen Abend trafen auch mehrere Wagen mit einer Bedeckung von 600 Mann Englischer Truppen im Dorfe ein, die auf diese Nacht untergebracht seijn wolten. Gegen 30 Mann stark blessirte und Kranke wurden in dem Hintergebäude des Brüderhauses einlogirt, deren sich unser Doctor EberhardGa naar voetnoot33 treulich annahm. Der Kapitäin kennte die Brüder von Fulnek, DublinGa naar voetnoot34 | |
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und BethlehemGa naar voetnoot35 her, und gebot seinen Soldaten, unter heftigen Drohungen, sich vor dem geringsten Unfug zu hüten. In der Gemeinstunde betrachtete Br. Ranzau die Loosung: Es seij ferne von uns, dass wir abtrünig werden von dem Herrn, dass wir uns heute wolten von Ihm wenden, Joh. 82, 29. Da hast du Herz und Hände, dass wir bis an das Ende wolln deine treue Seelen seijn, und ermunterte die Geschwister sich diesen Sinn durch des Heilandes Gnade schencken, und durch seinen Geist erhalten zu lassen. Ein jedes seufzete heute viel in der Stille zum Heiland, um seinen Beistand in allem, was uns noch bevorstehen dürfte. | |
12.Es marschirten mehrere Englische Truppen und Bagagewagen durch. Geschwister Cornelius van Laer Jun.Ga naar voetnoot36, die verwitwete Schwester SchaapGa naar voetnoot37 und die ledge Schwestern Agatha Gertraud van der JagdGa naar voetnoot38 und Christina SchmidtGa naar voetnoot39 retirirten sich nach Amsterdam. Die Nachrichten-LectionGa naar voetnoot40 besorgte Br. Wagner, und die Stundenbeter Versammlung Br. Häcker, in welcher leztere vor dem Heiland unsre Noth ausgebreitet, und er angefleht wurde, uns mit seiner schirmenden Hand ferner zu bedecken. Abends versicherte ein Englischer Commissarius die Französen könten in 2 mal 24 Stunden hier seijn. | |
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13.Die heutigen Tages-Texte waren allen Geschwistern sehr anmerklich. Die Loosung hiess: Aller Zeug, der wider dich zubereitet wird, dem soll es nicht gelingen, Jes. 54, 17. Weil der Herr zur Rechten sitzt, ist sein Volck auch wohl beschützt, und der Text: Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Sorgen der Nahrung, Luc. 21, 34. O Seele, lass dein banges Sorgen. Gott, der heut lebt, der lebt auch Morgen; sein Herz ist immer gleich gesinnt. Ueber 1000 Mann Englische Truppen marschirten durchs Dorf nach dem Leck. Das schöne Dragoner-Regiment, Garde der Königin, das hier herum in Quartier gelegen hatte, brach plötzlich auf, bekam aber in Driebergen Orden zum Rükmarsch und zog wieder durchs Dorf. Der grösste Theil der Englischen Bagage und die hier gewesenen blessirten brachen nach Amerfort auf. Dazu kam das Gerücht, die Franzosen wären schon in Kuilenburg. Die Kinder-Liturgie besorgte Br. Wagner, die Nachrichten-Lection Br. Schneider und die Liturgische Versammlung fiel aus. | |
14.Der Zuruf des Herrn in der heutigen Loosung: Saget den verzagten Herzen, seijd getrost, fürchtet euch nicht, Jes. 35, 4, war uns allen ermunternd, und von Herzen stimmten wir dem Seufzer in der Collecte beij: Ach! Gib du mir, so lang ich hier abwesend von dir walle, dass mir meine Zuversicht zu dir nie entfalle. Den Vormittag war es ganz still und ruhig, allein Nachmittag hörte man nach Rheenen und der Grep zu, sehr stark schiessen; und so, dass man das kanoniren und das Peloton-Feuer deutlich unterscheiden konnte, und das dauerte bis gegen Abend. Wie es dunkel wurde, sahe man den ganzen Horizont durch Feuer erlauchtet. Die durchpassirende Flüchtlinge verbreiteten viele ängstliche, sich aber sehr widersprechende Gerüchte. Die Englische Garde Dragoner marschirten wieder 2 mal durchs Dorf, und der Major sagte einigen Brüdern, dass die alliirten jezt der Uebermacht der Franzosen weichen müssten, und ein beträchtlicher Theil der Englischen Armee hierdurch nach Amersfort marschiren, jedoch wohl noch diese Nacht ruhig vorbeij gehen würde. Ein banges Gefühl bemächtigte sich vieler. Die Gemeine versamlete sich Abends um 7 Uhr auf den Gemeinsaal. Es wurde zuerst gesungen: Ist Gott für mich so trete, Lamm und Haupt, es seij geglaubt. Br. Schneider verlas darauf die gestrige, heutige und die morgende Loosung: Wahrlich, es hat Israel keine Hülfe, denn am Herrn unserm Gott, Jer. 3, 23. Darum traun wir nur auf dich; Zion, wenn Er dir entwich, Er, der alles in dir schafft, wärst du ohne Geist und Kraft, und nach einer kurzen Erinnerung an das gnädige Bekenntnis des lieben Heilandes zu uns armen in diesen Kriegszeiten, wobeij Er uns durch seinen Geist das kindliche Zutrauen zu sich erhalten, wurde gesungen: Du, du bist meine Zuversicht alleine. In einem innbrünstigen Gebet wurde so denn der Heiland angefleht, die ganze Gemeine ferner in seinen allmächtigen Schutz und Schirm zu nehmen, und jedes Chor insonderheit vor Schaden und Gefahr zu bewahren, uns unsern mancherleij Abweichungen, und vielfältige Versehen gnädiglich zu verzeihen, und unser Herz und Sinn in allen Umständen immer auf Ihn und seine Hülfe gerichtet seijn zu lassen. Es wurde zum Schluss gesungen: Bleib, ach bleib, o Haupt am Leib. Der Herr ist nun und nimmer nicht. | |
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Ein besonderes Gefühl der Nähe unsers lieben Herrn waltete in dieser Versammlung: es blieb kein Auge troken, und viele weinten laut. Es wird uns dieses Bekenntniss Jesu zu seiner armen hiesigen Gemeine immer eingedenk und eindrüklich bleiben. Die Aeltesten-ConferenzGa naar voetnoot41 kam nach dieser Versammlung noch zusammen, um das nöthige wegen der Platz-Wache, und wegen Vertheilung mehrerer ledgen Brüder zur Wache im Gemein-, Schwestern- und Wittwenhause, auch in mehreren Familien-Häuser zu verabreden, und schied mit getrostem Muth aus einder [sic]. Den Abend zeigte sich unter dem zurück gebliebenen Englischen Bagagevolck viele unruhige Geschäftigkeit, und man erfuhr, dass sie einige bedenkliche Drohungen ausgestossen und auf die Nacht nichts gutes im Sinne hätten, wie sie denn in den lezten Tagen in einigen Häusern im Dorfe geplündert, und in einem Ofen in Br. Lorenz neuen HauseGa naar voetnoot42 10 Patronen Pulver unter die todte Asche versteckt hättena. Wer nicht schon in der vorigen Woche seine beste Sachen in Sicherheit gebracht hatte, suchte jezt noch etwas auf die Seite zu schaffen. Mehrere von unsern Nachbarn im Dorfe brachten ihre besten Effecten, was sie nicht schon geborgen hatten, ins Brüderhaus in sichere Verwahrung. Die meisten Geschwister gingen wol mit einiger Unruhe, jedoch nicht ohne Trost, der Heiland werde eine feurige Mauer um uns her seijn, zu Bette. Aber gegen 30 Brüder wachten auf den Squären und um die Gärten herum. Die KälteGa naar voetnoot43 war grimmigb. So wohl Br. Ludwig van LaerGa naar voetnoot44 mit seinen Töchtern, als Geschwister BeuningsGa naar voetnoot45 und die Schwestern SchellingersGa naar voetnoot46 gedachten noch sich nach Amsterdam zu retiriren, sahen aber kein durchkommen, und den Schwestern Schellingers welche | |
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die ganze Nacht mit Vorbereitung zur Reise nach Amsterdam, die morgens um 8 Uhr vor sich gehen solte, beschäftiget waren, wurden noch dazu in dieser Nacht von dem Englischen Tross ihre Pferde mitgenommenc. | |
15.Morgens um ½ 2 Uhr fing es an sehr unruhig und lebendig zu werden. Die Englischen Garde Dragoner kamen zuerst wieder hier durch und nahmen ihren Weg nach Amersfort. Ihnen folgten so viele Truppen zu Pferd und zu Fuss mit Artillerie und Munitions- und Bagage-Wagen, dass der Zug über 4 Stunden dauerte; man schäzte die Anzahl dieser Truppen auf 15. bis 16000 Mann. Ueberall legten sie auf dem Wege grosse Feuer an, um sich auf diesem Rückmarsch zu erwärmen. Das gab einen fürchterlicher Anblick in der Nacht, und dazu kam noch wirkliche Feuers-Gefahr; denn nächst dem Dorfe trugen die halb erfrornen Soldaten alles, was sie von Holz auffinden konten, Bretter, Thüren, Fensterladen, Baumstämme etc. in grossen Haufen zusammen, die sie anzündeten; und der Nordost Wind trieb die grössten Funken bis an unsre Häuser. Was aber diese angstvolle frühe Morgenstunden noch schreklicher machte, war der Anzug eines Regiments Englischer Uhlanen, die meist aus Französischen Emigranten bestanden, und auf ihrem Zuge von Schalkwijk 3 Stunden von hier, bis nach Zeist nicht nur geplündert, sondern auch manche Greuel verübt hatten, und jezt auch so im Dorfe fortfuhren, so dass mancher fast um all das seinige kam, auch einige vor Schrecken krank wurden, ja eine Frauens Person vor Schaam und Angst gar starbd. Wie es tagte, liefen viele mit blancken Säbeln über die zugefrornen Slooten auf unsre Häuser zu. Die ledgen Schwestern waren bisher noch grösstentheils von allem unwissend, aber alle ledge Brüder, und viele verheirathete Brüder waren in Bereitschaft, hatten sich auch beij ihrer Nachtwache mit Knitteln und Stöcken bewaffnet. Man glaubte Anfangs, es seij nur Englisches Bagagevolk, gegen das man sich wol mit gutem Erfolg zur Wehre setzen könnte. Ein Bruder rief den andern um Hülfee: da die Plünderer bald hie, bald da die Brüder anhielten, durch vorhalten des Säbels auf die Brust sie zum stillstehen zwangen, und ihnen alles nahmen, was ihnen anstand, so verloren die Brüder HammerumGa naar voetnoot47 und KritzlerGa naar voetnoot48 ihre Uhren. Br. FridleziusGa naar voetnoot49, der auch herzueilte, um diese Unmenschen durch Geld zu besänftigen, bekam empfindliche Schläge mit dem blanken Säbel und musste Uhr und Geld hergeben, und da der lahme Br. GroeningerGa naar voetnoot50 ihm beij- | |
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stehen wolte, bekam er einen Hieb in den Kopf, der jedoch glüklicherweise nicht tief drang. Der Br. CattanesGa naar voetnoot51 wurde 2 mal angefallen, und bekam einen Hieb mit dem Säbel, der, ob er gleich wintermässig angezogen war, doch bis an die Haut gingf. Beij der grossen Glätte auf den zugefrornen Slooten fielen einige Brüder, die einander zu Hülfe kommen wolten, hin; und indem sie aufstehen wolten, warf ein Uhlane mit aller Gewalt seinen blossen Säbel nach ihnen und Br. WaltherGa naar voetnoot52, der schon einmal sich aus den Händen eines dieser Unmenschen gewunden hatte, entbog sich eben noch zur rechter Zeit diesem Wurf, sonst hätte er leicht sein Leben einbüssen können. Von Herzen dankte er dem Heiland für diese Bewahrung, als er nachher von dem ersten Schreck wieder zum besinnen kam. Was den meisten Schrecken verursachte, war, dass die Uhlanen mit aller Gewalt ins Schwesternhaus eindringen wollten, von vorne und von hinten, 8 bis 10 Mann zugleich, die mit ihren Säbeln an den Thüren und Fenstern fochten und pochten. Eine Küchenschwester, die das hin und hergehen hörte, war eben im Begriff die Thüre aufzumachen, indem sie glaubte, es seij eine ledige Schwester die herein wolte, als sie diese grimmige Kriegsleute gewahr wurdeg. So ging es auch einer andern Schwester beij der Vorderthüreh. Da alle Kellerfenster im Schwesternhaus ohne Laden, und die Fenster-Rahmen zum Theil alt und morsch sind, so ward es uns desto gewisser, dass der Herr allein ihr Schutz und Schirm war; wie hätten wir dies Unholde abwehren können. Es verursachte im Brüderhaus grosse Bestürzung, als ein grosse Parthie Brüder, die bisher noch die Uhlanen von den Häusern abzuhalten gedachten, auf einmal mit Geschreij herein stürmten und versicherten, dass wenn nicht mit guten Worten etwas von diesem Kriegsvolk zu erhalten wäre, so seij alles verloren. Br. SchlegelGa naar voetnoot53 als Curator der ledgen Schwestern eilte bald ins Schwesternhaus. Auf Ansuchen der ledgen Schwestern ArbeiterinnenGa naar voetnoot54 wurden 12 ledge Brüder zur Unterstützung und Wache für Tag und | |
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Nacht besorgt die in der Stube neben der grossen Hausthüre einlogirt wurden, für deren treuen und emsigen so wie überhaupt der ledgen Brüder Dienst und Hülfe wir, schreiben die Schwestern, unsere Dankbarkeit nicht gnug bezeugen können. Auch ins Wittwenhaus, das sonst ganz unangetastet blieb; ins Gemeinhaus, beij Geschwister Zäsleins und in die meisten Familienhäuser wurden 1 oder 2 Brüder gegeben. Die ledgen Schwestern, welche eigene Häuser bewohnen, die Schwestern Schellingers und GraffmannsGa naar voetnoot55, auch einige im Ort dienende retirirten sich ins Schwesternhaus, wo sie wie in einer vesten Burg vor allem Schaden bewahrt geblieben sind; auch ihre Häuser wurden indess mit einigen ledgen Brüdern besezt. Geschwister SchreijersGa naar voetnoot56 zogen für die Zeit zu der verwittweten Schwester LughtGa naar voetnoot57. Die Mutter und 2 Schwestern von unsern Schout und Secretair van DamGa naar voetnoot58, die die ganze Nacht auf dem Boden ihres Hauses unter dem Dach verbracht hatten, retirirten sich beij Tages-Anbruch zu Geschwister Schlegels, bis sie Nachmittag nach Utrecht kommen konten. Der Herr Capitän Escher de BergGa naar voetnoot59 aber, der sich noch seit vorigen Monat beij Geschwister Zäsleins aufhielt, und nicht hier in Französische Gefangenschaft gerathen wollte, begab sich, da keine Pferde zu bekommen waren, beij dem argen Stöberwetter zu Fusse nach Utrecht. Die Frau KeldermannGa naar voetnoot60 flüchtete aus dem Schlosse zur verwittweten | |
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Schwester KlavinGa naar voetnoot61 ins Verbeekische HausGa naar voetnoot62. Br. Zäslein sorgte dafür, dass auch das HandlungshausGa naar voetnoot63 wohl verwahrt und geschlossen gehalten wurde. In diesen bangen Stunden wurden in der Stille viele Tausend Thränen geweint, und gar viele Seufzer stiegen zu unserm lieben Heiland empor, uns Trost und Rath zu schaffen, und Er liess uns nicht umsonst nach Ihm blicken und zu ihm schreijen. Eben da Br. Lorenz sich gegen Uhlanen, die ihn plündern wollten, wehrte, hörte er eine gebieterische Stimme beijm eisernen Heck, das noch verschlossen war: Macht, Canaillen, das Heck auf, oder wir wollen es mit einer Kanone aufschiessen. Er eilte herzu, und Br. Fridlezius, der sich auch in der Nähe befand, führte die Officiere, die ausser dem Heck stunden, übers Eis herein, mit Bitte, sie möchten es erlauben, das Heck geschlossen zu halten. Auch Br. von Ranzau und Zäslein eilten herbeij. Die Officiere wurden so gleich auf Br. Wagners und Br. Schneiders Stube so gut als möglich tractirt, und durch Bitten und Vorstellungen dazu gebracht, dem Unfug ihres Volcks zu steuren und Einhalt zu thun. Mehr als 150 gemeine wurden indessen auf dem Brüder-Speisesaal mit Trank und Speise reichlich beköstiget, und die Officiere, die zum Theil Deutsche waren, sorgten dafür, dass nicht zu viele auf einmal, und dass nach und nach alle daran kämen, wobeij der Hausdiener Br. MeyerGa naar voetnoot64 und gar viele Brüder sehr geschäftig waren. In allen Häusern wurde nun herum gesagt, dass wenn wo von den Uhlanen Gewalt gebraucht würde, man nur gleich ins Brüderhaus um Hülfe senden sollte, 2 von den Officieren waren auch sehr willig, überall herbeij zu eilen, und | |
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befreijten so das Haus der Schwestern Graffmanns, wo sie die von den Dienstschwester ChartonGa naar voetnoot65, die ihnen auch Butter, Brod und Wein vorgesezt hatte, bekommene 3 Ducaten wieder heraus geben mussteni. Beij Geschwister HöversGa naar voetnoot66 waren 2 zur Hinterthüre herein gedrungen die eine Uhre mitnahmen und Geld fodertenk und beij Geschwister Beunings schlugen sie an der Hinterthüre einige Glasscheiben ein, auch mit den Flintenkolben gewaltig an die Thüre und Fensterladen; an beiden Orten trieben die Officiers die Raubbegierigen Soldaten zurük. Der Capitain war am freundschaftlichsten; er kannte die Brüdergemeine in NeuwiedGa naar voetnoot67 sehr wohl, und rief immer: Um Gotteswillen, halten Sie doch die Thüren und Fenster zul. Indessen hatten sich 4 Uhlanen beij der verwittweten Schwester Johanna van LaerGa naar voetnoot68 wohl bewirthen lassen; und zum Dank ihr einige silberne Theelöffel, und ihrem Sohn JacobGa naar voetnoot69 seine goldene Uhre und 10 Ducaten abgedrungen, nachdem sie dieselbe auf mancherleij Art geängstiget hattenm. Br. Ludwig van Laer nahm einige Officiere in sein Haus, um sie durch gute bewirthung und zuvorkommende Höflichkeit uns noch mehr geneigt zu machen. Die | |
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Pferde standen in der grossen Dorf-Allee, wo auf beiden Seiten grosse Feuer unterhalten wurden. Der Oberste liess sie gegen Mittag sich nicht mehr von ihren Pferden entfernen, und so warteten sie bis Nachmittags auf die Englische Kavallerie und Infanterie und Kanonen, die noch zurück waren und eilig nach Amersfort durchzogen. Die Officiere kauften in den Winkeln des Brüderhauses, und beij Br. Schlegel für mehrere 100 Livres Assignaten, die in der Folge von den Französischen Verificateurs in Utrecht für falsch erklärt wurden. Und dem Br. van Laer nöthigten sie auch 1800 Livres Assignaten gegen baares Geld an. Um 3 Uhr marschirten sie endlich ab nach Amersfort zu; ein Officier aber ritt nochmals zurük und wolte dem Br. Fridlezius noch eine Assignate von 400 Livres gegen baares Geld aufdringen. Da dieser sein Gesuch höflich abwiese, so fragte er: Ob er uns noch für 2 Stunden mit einer Salvogarde dienen könne? Erhielt aber zur Antwort: Ich denke nicht, mein Herr, dass wir dieselbe nöthig haben, und wissen Sie mehr als ich vermuthen kan, so könnten wir uns keine bessere Salvogarde wünschen und ausbitten, als dass Sie selbst uns ferner gegen alle Gewaltthätigkeiten, wie bisher, schützen mögen. Worauf er unfreundlich fortrittn. Man konnte nicht anders denken, als dass Geschwister Jacob SchmidtsGa naar voetnoot70 im Gemeinlogis eine betrübte Nacht würden gehabt haben, hofte aber, dass die dort einlogirten Englischen Officiers ihnen zu einige Bedeckung würden gewesen seijn. Da Br. Schmidt aber vestgesezt hatte, dass es der liebe Heiland nicht zulassen könne dass die Franzosen durchdrängen, und er sich in seiner Meijnung ganz betrogen sahe, so wurde er darüber so bestürtzt, dass er alle Besinnung verlor und alles gehen liess, wie es gehen wollte. Da noch die Gefahr am grössten war, wagte sich unser Br. HölzingerGa naar voetnoot71, der 30 Jahr in Holländischen Diensten gewesen, und jezt den Englischen Winkel im Brüderhaus besorgt, in das Gemeinlogis und sahe schon von ferne, wie geschäftig die Uhlanen waren, starkes Getränke, Wäsche, Kleider und sonderlich Decken aus dem Gemeinlogis zu schleppen, und da er ins Haus selber kam, fand er Thüren und Schränke aufgeschlagen, das Haus aber voller Kriegsvolck; und Geschwister Schmidts nicht mehr da; denn die waren eben durch die hintern Thüre auf das Brüder Squär entflohen. Br. Hölzinger ersuchte so gleich einen Officier der Englischen leichten Dragoner um Salvogarde, der auch 2 seiner Leute mit blancken Säbeln an der Thüre postirte, und nicht nur dem fernere Eindringen der Uhlanen wehrte, sondern auch einige nöthigte, das geraubte Gut wieder herauszugebeno. Indessen trugen die 3 Mägde so viel von | |
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Wäsche, als sie in der Eile zusammen raffen konnten, auf die Squären, 2 von ihnen aber und die 2 Knechte machten sich balde davon, und Schmidts selber fuhren gegen Mittag alles Zuredens ohngeachtet mit ihrem Sohn im Wagen und mit den Pferden des Gemein-Logis nach Amsterdam, wohin sie schon ihre Tochter vor einigen Tagen geschickt hatten. Br. Hölzinger liess darauf im Brüderhause um Hülfe bitten, und bekam den jungen Br. Kritzler zum Dollmetscher, und den Br. Andersen KierGa naar voetnoot72, der ehemals Schiffs-Koch gewesen, zum Kochen. Die Brüder Lorenz und Höver und mehrere ledge Brüder halfen auch treulich; und Br. Zäslein war mit den Br. Fridlezius besorgt, dass die noch nicht geraubten Sachen auf das Squär gerettet, das Wirthschild abgenommen, Thüren und Fenster aber zugemacht und die 3 Kühe in den Stall der Schwestern gerettet würden, wobeij auch Br. Schlegel sehr behülflich war. In der Folge bediente sich die Gemein-Direction des leeren Hauses zu Einquartirungen für solche Geschwister, die niemand in ihrem Hause einlogiren konnten. Die Nacht war ruhig, aber sehr kaltGa naar voetnoot73; es wachten wieder viele ledige Brüder, und litten viel von den starken Frost und Stöberwetter, das auch am Tage anhielt. | |
16.Es blieb still, nur streiften allen thalben Englische Marodeurs herum, die einzelne Häuser, so wie die Dorfmühle zu plünderen versuchtenp. Wir hielten das eiserne Heck an der Dorf-Allee verschlossen, und die verheiratheten Brüder machten da abwechselnd eine Stunde (vor Geld war wegen der Kälte in den ersten Tagen niemand zu bekommen, in der Folge wurden Dorfleute dazu die Stunde pro 6 Stuiver gedungen)q. Die Bauren waren durch den gestrigen Vorgang so erbittert über die Engländer, dass sie sich aller Vorstellungen des Gerichts und unserer Brüder ungeachtet, zusammenrotteten, zu den Waffen griffen und die einzelnen oder in kleinen Parthien durchmarschirenden Engländer entwaffneten und ihnen so gegen 40 Flinten, 2 Pferde und geraubtes Gut abnahmen. Man war nicht ohne Besorgniss, dass es üble Folgen haben dürfter. In den umliegenden Dörfem aber ging es eben so, ja es wurde selber auf die Marodeurs Feuer gegeben. Die Brüder Schneider und HaffnerGa naar voetnoot74 begaben sich nach Utrecht um beij einigen H. Staaten, | |
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an die Br. von Ranzau geschrieben hatte, unsere Gemeine bestens zu empfehlen und um Salvogarde anzusuchen. Sie wurden von demselben sehr freundlich empfangen, der gestrige Unfall herzlich bedauert, und der damalige Präsident der Staaten Baron Rheeden van NijveldGa naar voetnoot75 sagte ihnen, dass 3 AbgeordneteGa naar voetnoot76 von den Staaten ins Französische Hauptquartier zum General PichegruGa naar voetnoot77 nach Kuilenburg abgegangen wären, von deren Verrichtungen er Morgen uns Auskunft geben könnte. Sie erfuhren auch, dass Vormittags ein Französischer Officier und Trompeter in der Stadt gewesen wäre. Von der Bilt kamen spät abend einige bewaffnete Bauren zu Pferd und boten die Hülfe der dortigen Bauren an, wenn man sie nöthig haben solte. Es ritten auch Bauren Patrouillen von einem Dorf zum andern. | |
17.Vormittag war die Aeltesten-Conferenz beijsammen, froh über der erfahrnen Bewahrung und Durchhülfe des Heilands, und überlegte, was in diesen Zeiten für Sicherheits-Maassregeln zu nehmen seijn. Die vom Baron Rheeden versprochene Auskunft erfolgte heute durch den Br. Haffner, der zu ihm gesandt worden war, dass eine CapitulationGa naar voetnoot78 fürs Stift Utrecht mit den Franzosen geschlossen, und besonders auch freije Uebung des Gottesdienstes ausbedungen seij. Nachmittag rükte der Vortrab des Französischen Armee mit klingendem Spiel in Utrecht ein. Br. Ludwig van Laer war eben in der Stadt, und bat sich so gleich beijm Obersten Befehlshaber eine Salvogarde für Zeist aus, wurde aber damit, bis auf die Morgende Ankunft des Generals Pichegru vertrösst. Nachmittags kamen noch manche fürchterliche Gerüchte, und alles versah sich aus Vorsicht mit Französischen National-Cocarden. Abends um 7 Uhr war wieder seit dem 8. die erste Gemeinversammlung. Br. Schneider fiel in derselben mit der Gemeine auf die Knie, und dankte dem Heiland in einem Gebet für seine in diesen Tagen erfahrne gnädige Durchhülfe und treue Bewahrung, und empfahl Ihn die Gemeine ins ganze, und jedes Glied derselben zu fernere Obhut in allen Vorkommenheiten. Der Heiland sahe unsre Thränen in Gnaden an, und erfüllte unsre Herzen mit kindlicher Zuversicht zu Ihm. Br. StrohmannGa naar voetnoot79, der auf Schlittschuhen gestern von Amsterdam her gefahren war und heute retournirte, konnte als Augenzeuge | |
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die schrekliche Gerüchte von der gänzlichen Zerstörung Zeists, die dorten gingen, widerlegen. Die Geschwister Haekers waren in diesen Tagen sehr geschäftig mit Besuchen der Geschwister, zu ihrem Trost und Ermunterung. | |
18.Versammlete sich die Gemeine wieder Vormittag um 10 Uhr auf dem Saal. Br. Haeker sang zuerst mit derselben: Heiliger Herre Gott, dankte unseren treuen Heilande abermals für alle erfahrne Barmherzigkeit und die vielen Proben seiner Treue an uns in diesen Tagen; las darauf die Loosungen vom 10. und 18. Maij, die in der Aeltesten Conferenz für die hiesige Gemeine aufgeschlagen worden waren, und wunschte, zu Folge der am 10. (Ich habe nicht vergeblich zu euch gesagt: Suchet mich), dass die dermaligen Umstände, in denen wir uns befanden, einem jeden Gliede der Gemeine dazu dienen möchten, das Angesicht unsers lieben Herrn von ganzem Herzen zu suchen, und sich vor Ihm gründlich zu prüfen, ob es in dem genauen Umgang mit Ihm stehe, damit keines von uns sich etwa nur beij einem fremden Feuer wärme und sich damit begnügn, dass sich der Heiland ins ganze fühlen liesse. Es war dabeij eine grosse Bewegung in der Gemeine. Zu Mittag passirte ein kleines Commando Französischer Hussaren durch nach Soestdijk. Sie waren beij der starken Kälte so ausgehungert, dass sie froh waren im Dorf etwas trokenes Brod bekommen zu können. Ihnen folgten in grosser Anzahl, aber sehr einzele, Truppen zu fusse in der verschiedensten Kleidung und Bewaffnung, mitunter auch Hussaren und einige Artillerie; die Infanteristen hatten zum Theil Decken umgehängt, sich gegen die KälteGa naar voetnoot80 zu schützen, die Haare hingen wild um den Kopf her; ihre Bärte waren lange nicht rasirt. Manche hatten wenig ganze und alle schmuzige Kleider, und die meisten gar nicht das Ansehen von Kriegsleuten, so dass man sich mit Blicken zu fragen schien: Sind das die Welt-Ueberwinder? Da man sich lange Zeit ihren Einmarsch fürchterlich vorgestellt hatte, so machte jezt ihre Freundlichkeit, ihr beständiges Rufen: Bon jours, Citoyens, ihre Versicherung dass sie als Freunde kämen, damit einen ganz eigenen Contrast. Es lief von Geschwistern und Dorfleuten alles herbeij, bis sich zeigte, dass ihnen hie und da ein wärmeres Kleidungsstück wohl einleuchtete (welches sie mit den Worten zu verstehen gaben: C'est bon pour un Carmagnole). Die gemeinen Soldaten sprachen alle, dass sie durch Amsterdam nach London müssten, ehe sie Ruhe haben konnten. Wir sind auch schon zu Rom, riefen viele mit lebhafter Freude. Gegen Abend kamen einige Quartiermeister, und der Oberste eines Corps Infanterie, der Bürger Bonhomme, und bestellten beijm Bürgermeister Van Dam für 600 Mann Nachtquartier. Es kam alles in grosse Thätigkeit. Um 4 Uhr rükten die Truppen in guter Ordnung ein. Die Gemeine musste für 150 Mann sorgen, davon 50 ins grosse Gerichtshaus als Wache zu liegen kamen und vom Brüderhaus mit Essen besorgt wurden; und 100 Mann wurden im Gemeinlogis einquartirt und den verheiratheten Geschwistern ange- | |
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sagt, für 3-4 Mann Essen bereit zu halten. So kamen sehr verschiedene Arten Speisen zusammen, deren keine aber von den ermüdeten und hungrigen Soldaten verschmäht wurdes. Da Br. Fridlezius den Bürger Bonhomme ins Brüderhaus führte, und er sahe dass so viele Winkel da wären und noch voll Waaren, erbot er sich so gleich von freijen Stüken eine Salvogarde von 10 Mann zu geben, die überall, wo man es für nöthig hielt, vertheilt wurden. Einer vor das Schwesterhaus, einige ins Brüderhaust. Br. von Ranzau und Br. Ludwig van Laer, die nach der Gemeinversammlung vormittags nach Utrecht gefahren waren, um wo möglich heute eine Salvogarde zu erhalten, kamen erst Abends zurück, da alles dieses schon passirt war. Sie waren von dem General Pichegru und dem derzeitigen Commendanten von Utrecht sehr freundlich empfangen worden, und brachten einen schriftlichen Befehl vom General mit an die commandirenden Officiers, die mit ihren Truppen Zeist passiren würden, 25 Mann zur Salvogarde da zu lassen, bis wieder ein neuer Durchmarsch erfolgte, und diese 25 Mann durch andere 25 Mann abgelöst werden könnten. Br. Ludwig van Laer nahm 4 Officiere in sein Haus, und andere fanden ihre Nachtherrberge in dem Hause der Schwester Graffmanns. Die Officiere waren meist geborne Holländer; einer freute sich wie ein Kind auf das Nachtlager, da sie seit 14 Tagen heute erst das drittemal unter Dach kämen. Nachdem nun die 25 Mann Salvogarde, zu Folge des Befehls vom General Pichegru abgegeben waren, davon einige ins Brüderhaus, einer in der Schwestern Schellingers, einer in des abwesenden Br. de RooversGa naar voetnoot81, einer in der Schwestern Graffmanns Haus und 2 beij Br. van Laer und die ü brigen im Dorf, der Salvogarde Officier aber beijm Bürgermeister (Secretair) einlogirt wurden, marschirten diese 600 Mann ab | |
19.nach Amersfort. Es hatte die Nacht wieder stark geschneijet. Zu unserer grossen Freude bekamen wir Briefe von Neuwied, dass dortige Gemeine noch bisher unter dem Schutz des Heilandes bewahrt geblieben seij. Nachmittag um 1. Uhr war das Begräbnis der seligen Schwester Margaretha Sophia KesselinGa naar voetnoot82, die nach einer langen Auszehrung ihren Lauf am 15ten früh um 4 Uhr vollendet hatte. Das Aufseher-Collegium kam heute zum erstenmal in diesem Jahr zusammen, um über mancherleij nöthige Vorkehrungen in diesen unruhigen Zeiten abrede zu nehmen. | |
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20.Marschirten Nachmittags 3000 Mann Französische Truppen durchs Dorf nach Utrecht. Eben da die Abendversammlung um 7 Uhr angehen sollte, kam ein grosser Zug Kanonen und Ammunitions Wagen, und das Volck, das dabeij war, machte einen fürchterlichen Lerm, so dass die Leute im Dorfe nicht wenig in Schrecken geriethen. Dabeij gab es manches Misverständniss wegen der Verschiedenheit der Sprache. Unter der jezigen Salvogarde ist ein geborner Österreicher, dem es vorzüglich wohl beij uns gefiel. | |
21.Bekam man wieder seit voriger Woche die ersten Holländische Zeitungen und erfuhren daraus, dass die Franzosen am 18ten auch in Amsterdam eingerükt wären. Br. van WieringenGa naar voetnoot83 ging mit dem Boten Br. LotzGa naar voetnoot84 nach Utrecht, sich wegen des Preises der Assignaten zu erkundigen, da seit dem 18ten gegen 30.000 Livres in Assignaten hier eingenommen worden waren. Man hatte Anfang den Livre zu 6 stüber gerechnet, sahe aber wohl, dass man in die Länge nicht damit auskommen würde. In Utrecht war deswegen noch nichts bestimmt worden. Da manche Lebensmittel, wie Salz, Butter, Zucker, Wein und Brandtwein anfingen hier auszugehen, und man sonderlich des letzteren wegen der durchmarschirenden Truppen sehr benöthiget war, aber nichts aus der Stadt heraus durfte, begab sich Br. Von Ranzau mit dem Br. GeilGa naar voetnoot85 nach Utrecht, um beijm Commendanten Erlaubniss zur Ausfuhr einiger Nothwendigkeiten zu bekommen, erhielt aber nur den kurzen Bescheid: C'est defendu. Um ½5 Uhr war Gemeinstunde, in welcher Br. Schneider anzeigte, dass wir für jezt um diese Zeit täglich eine Versammlung zu halten gedächten, so oft es die Umstände erlaubten, und dann redte er über den gestrigen Text: Fasset eure Seelen mit Geduld, und die Gemeine ermunterte sich, als gute Kinder es alle Tage und jede Stunde gehen zu lassen, wie es der liebe Vater hiesse. Wir sungen zum Schluss mit Herzgefühl: Wärn wir nur stets Kinder. | |
22.Stand Fahrenheits ThermometerGa naar voetnoot86 auf 0. Wir lasen Nachmittag um ½ 5 Uhr Nachrichten von Suriname. | |
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24.Die Durchmärsche von kleinen Corps dauerten immer fort. Da wir unerwartet Briefe von Herrnhut mit den lezten Wóchentlichen Nachrichten aus der Unitäts-Aeltesten-Conferenz vom vorigen Jahr bekommen hatten, wurden solche den Geschwistern zu ihrer grossen Freude von Br. Haeker mitgetheilt. Von Haerlem ging Nachricht ein, dass die Revolution dort auch vor sich gegangen, unsern Geschwister aber, wie in Amsterdam, dabeij in ungestörter Ruhe geblieben wären. | |
25.War Predigt über das Sonntags Evangelium, Matth. 8, 1-13 von der grossen Bereitwilligkeit Jesu in allen Nöthen zu helfen, zum Eingang wurden die Worte Davids genommen, Ps. 13, 6: Mein Herz freuet sich, dass du so gerne hilfst, und dabeij angemerkt, dass David dieselben ausgesprochen, da er noch in Noth und Angst war, sich aber schon im Geiste mit gläubiger Zuversicht auf den Beijstand seines Herrn freuen konte. Nachmittags kamen einige Hussaren durch. Beij der heute in Utrecht erfolgte Regierungs-Veränderung wurde unser guter Freund, der Baron RenesseGa naar voetnoot87 Haupt Officier. In der Gemeinstunde zeigte Br. Schneider nach der Loosung, wie gut und sicher es sich dem ewigen Monarchen dienen lasse, der im Feuer Zuversicht ist, und im Wasser Archen bauet; wobeij wir uns einiger merkwürdi[gen] Exempel davon aus unsrer Gnaden-Oeconomie erinnerten. | |
26.Bruder Geil begab sich heute nach Utrecht, unsere bekommene Assignaten verificiren zu lassen, wobeij viele für falsch erklärt wurden, sonderlich aber alle von den Uhlanen herrührende. Mit der Beterversamlung unterhielt sich Br. Haeker über die heutige Loosung von der Herzensstellung, da man aufgelegt ist dem Heiland auch in Trübsalen Lob und Dank zu opferen. | |
27.Hatte es stark geregnet in der Nacht, und am Tage fror esGa naar voetnoot88, so dass wegen der starken Glätte keine Gemeinstunde seijn konnte. Nachmittag wurde in dem Linden-Rondeel im Dorfe ein Freiheitsbaum gepflanzt, vorher aber mit Nationalbändern und einer rothen Mütze geziert, und die Allee durch in Procession bis an unsre BrückenGa naar voetnoot89 von einigen Bürgern des Dorfs getragen. Die Salvogarde mit dem Tambour und mehrere Dorfbewohner waren dabeij zugegen, gaben einige Salven aus dem kleinen Gewehr, riefen Vive la Republique, und tanzten so denn die Caramagnole. Die ganze Feijerlichkeit endigte sich mit dem ausleeren einiger Fläschen Wein, die ihnen Br. van Laer reichen liess. Die ledgen Schwestern hatten dabeij einen kleinen Schrecken, indem die Salvogarde im Graffmanschen Hause unter den Fenstern des Schwesternhauses seine Flinte abfeuerte, um, wie | |
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er nachher der Schwester Charton eröfnete, eine Flasche Wein zu erhalten, die er auf der Nonnen Gesundheit trinken wolte. | |
28.Regnete es des Morgens, der Regen verwandelte sich aber nach und nach in ein gewaltiges SchneegestöberGa naar voetnoot90, so dass die Versammlung ausfallen musste. Es kamen gegen Abend etwa 100 Mann zur Einquartirung; die Officiere wurden wie gewöhnlich auf unsern Squäres untergebracht, beij Br. Ludwig van Laer, im Brüderhause, im Schellingerischen Hause und beij der verwittweten Schwester Lugt, die übrigen Geschwister, auf die je zuweilen Officiers trafen, brachten solche im Dorfe unter. Br. Johannes SchmidtGa naar voetnoot91 kam heute mit der Leiche seiner am 23ten selig verschiedene Frau zum Begräbniss hieher. | |
29.Die Nacht hatte viel geschneijtGa naar voetnoot92. Um 1 Uhr was das Begräbniss der seligen Schwester Anna Schmidt. Gegen Abend nahm der Heiland unsern 84-jährigen Bruder Peter PetersenGa naar voetnoot93, der bis zu seinen lezten Tagen der Backereij des Brüderhauses treulich vorgestanden hatte, und als ein Vater unter uns geehrt wurde, zu sich. Heute verliess uns unsre Salvogarde, und zwar sehr ungern, einige mit Thränen in den Augen. Die 3 Mann im Brüderhaus hatten fleissig in der Französischen Uebersetzung der Ratio disciplinaeGa naar voetnoot94 gelesen. Wir müssen dabeij anmercken, dass unter den hier einquartirten und als Salvogarde gewesenen Französischen Truppen viele nach ihrer Art fromm waren, und pünctlich ihr Morgen-, Abend- und Tischgebet verrichteten. Br. von Ranzau fuhr nach Driebergen, beij den Französischen daselbst commandirenden Officier um eine Salvogarde anzusuchen, er- | |
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reichte aber diesesmal seinen Zweck nicht, weil die Truppen auf dem Punct stunden abzumarschiren. Um 5 Uhr sollte Singstunde seijn; da kam aber ein Transportwagen mit Brandtwein und musste binnen dem Heck in der Allee zu beiden Seiten bis an die MittelbrückenGa naar voetnoot95 placirt werden. Der dabeij commandirende Officier betrug sich sehr wild und ungestüm, that auch, als ob er ins Schwesternhaus müsste, wurde aber endlich durch freundliche behandlung des Br. Fridlezius, und die Unterhaltung der Gebrüder Du CosGa naar voetnoot96 aus Bordeaux, die überhaupt, so wie noch mehr der Br. Geil aus dem Elsas, beij der Unterhandlung mit den durchmarschirenden oder hier bleibenden Französischen Truppen reale Dienste leisteten, besänftiget, und führte sich, da er in der Folge noch einigemal her kam, viel bescheidener und freundschaftlicher auf. | |
30.War viel Durchmarsch. Um 5 Uhr war eine Lection aus den Wochen von Suriname. Nachmittag gegen 4 Uhr wurden wir durch öfteres Sturmlauten vom Schlosse erschreckt; man hörte bald, dass es im Schlosse brenne. Die ledgen Brüder eilten so gleich hin, fanden aber den Schornstein, der gebrannt hatte schon gelöscht. Um 10 Uhr Abends kamen eine Menge Brodwagen, die binnen dem eiseren Heck einquartirt wurden, weil die Convoyirende Mannschaft es für sicherer hielt, als im Dorfe. | |
31.In der heutigen Aeltesten-Conferenz kam der Vorgang mit Jacob Schmidt in nähere Ueberlegung. Br. von Ranzau begab sich nach Utrecht zum General van DammeGa naar voetnoot97. In Utrecht redeten ihn einige der hier als Salvogarde gestandenen Soldaten an, dass er doch suchen sollte, es dahin zu bringen, dass sie wieder nach Zeist als Salvogarde kämen; einige hatten auch gestern hier besucht, und bezeugten wie wohl ihnen unter den Freres Moraves seij. Der General empfing den Br. von Ranzau sehr freundschaftlich, erkundigte sich viel nach Zeist, bat auch zuletzt die Brüderschaft von ihm zu grüssen, und sie des Schutzes der Französischen Nation zu versichern. Er gab auch so gleich Befehl, dass eine neue Salvogarde nach Zeist abginge, und zwar 30 Mann statt der bisherigen 25, da einige zu Zeist gehörige Bauerhöfe bisher keine hatten bekommen können, eines solchen Schutzes aber am meisten bedürften. Auch bekam Br. von Ranzau einen Pass | |
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für die vereinigten Brüder in Zeist, die nöthigen Bedürfnisse aus Utrecht holen lassen zu dürfen. Zum Schluss dieses uns so anmerklichen Monats sungen wir um 5 Uhr den Lobgesang No. 10, mit dankbarem Gefühl des uns von unserm Vater im Himmel bisher so vielfältig wiederfahrnen Schutzes. Es wurde zulezt angezeigt, dass die täglichen Versammlungen nun wieder um 7 Uhr gehalten werden würden. | |
Februari1.Es thaute und schneijete heut abwechselndGa naar voetnoot98. Br. Haeker betete um ½ 9 mit der Gemeine die Kirchenlitaneij. In der Predigt redete Br. Schneider über Pauli Worte Röm. 8, 31-32: Ist Gott für uns, wer mag wider uns seijn? von dem kindlichen Vertrauen auf des himmlischen Vaters Vorsorge, das sich auf die Erkenntniss der Liebe Gottes zu uns armen in Christo gründet. Derselbe betrachtete in der Gemeinstunde die Loosung: Wir wissen nicht, was wir thun sollen; sondern unsre Augen sehen nach dir, 2 Chron. 20, 12. Befehlen dir all unsre Sachen, und redete von der Zuversicht auf Jesum in Leibes- und Seelen-Noth, wenn man sich selbst nicht zu rathen und zu helfen weiss. Die ledgen Schwestern hatten um 4 Uhr eine Chorversamlung, in der ihnen Br. Haeker eine Rede aus den Wochen las. Br. Geil begab sich mit einem kleinen Praesent aus dem Gemeinladen heute zum General van Damme, der sich wieder ungemein freundschaftlich bezeigte und den Commendanten von Utrecht MarbaudeGa naar voetnoot99 hart anliess, dass die neue Salvogarde noch nicht nach Zeist abgeschickt seij. Diese war aber aus Missverstand nach Suilen statt nach Zeist marschirt, und kam Abends hier an. Der Commandeur derselben, Lieutenant Tremblÿ, hat uns in der Folge viele Dienste erwiesen und gar manche Einquartirung vom Dorfe abgewendet. Er besuchte öfters die Brüder von Ranzau und Fridlezius, hörte auch einigemal beij Liturgien auf unserem Saal zu, und wurde vom Gesange sehr charmirt, wiewohl er nichts verstehen konnte. | |
2.Sang Br. Haeker mit der Beterversamlung die Liturgie No. 52. Auf das Thauen am Tage folgte ein starker Schnee in der NachtGa naar voetnoot100. | |
3.War Nachmittag um 4 Uhr das Begräbniss des seligen Br. Petersen nach eine Rede über die Worte Ps. 37, 31: In des gerechten Herzen ist das Gesez seines Gottes. 113 Mann Franzosen wurden gegen Abend hier einquartirt, nebst 300 Pferden und dem dazu gehörigen Artilleriepark von Kanonen und Ammunitions-Wagen, | |
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die unter starker Wache, und dem Verbot, dass niemand hinzunahen durfte, auf der Wiese am Karpenvijver placirt waren und die ganze Wiese einnahmen. Manche Geschwister waren wegen des vielen Pulvers nicht ohne Sorgen, und in dem neuen FabrikgebäudeGa naar voetnoot101 waren 2 Brüder zur Wache. | |
4.Eben, da wir unsere Abgeschnittenheit von unsern lieben Gemeinen in Deutschland und anderer Orten stark zu fühlen anfingen, wurden wir unvermuthet durch Briefe von Herrnhut und ChristiansfeldGa naar voetnoot102 erfreut (vom 15ten und 17ten Januar). Abends zeigte Br. Schneider der Gemeine das bevorstehende Abendmahl an. | |
5.Die Brüder Geil und Pieter WillemsGa naar voetnoot103, die von Seiten des Brüderhauses und der Gemeinhandlung wegen Auswechseln der Assignaten nach Amsterdam gesandt worden waren, kamen unverrichteter Dinge von da wieder zurücku. Unsere Kinder hatten heute wieder eine Versammlung, die Br. Schneider hielt. Abends communicirte Br. Häker No. 1 der wöchentlichen Nachrichten aus der Unitäts Aeltesten Conferenz von diesem Jahre, und richtete herzliche Grüsse von den lieben Brüder der Unitäts Aeltesten Conferenz und unsren lieben Geschwister Herrmann RichtersGa naar voetnoot104 an dieselbe aus. Nach dieser Versammlung wurde für die in dem harten und nahrungslosen Winter Nothleidende und zum Theil geplünderte Armuth im Dorfe eine Collecte gesammlet, die gegen ƒ 190, - betrug, und sogleich von einigen Brüdern des Aufseher-Collegii zur Vertheilung an die Dorfgerichte überbracht und von denselben mit herzlichen Dank empfangen wurde. Es ward von diesem Geld eine Anzahl Decken und Hemden für die derselben bedürftigen angeschaft; weswegen der Domine Haus vor Haus besuchte. Spät Abends wurden wieder Fouragewagen zur Sicherheit in die Schloss-Allee placirt, und doch Brod in der Nacht gestohlen, welches leicht üble Folgen für uns hätte haben können. |
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