Internationale Revue i 10 1927-1929
(1978)– [tijdschrift] Internationale Revue i 10– Auteursrechtelijk beschermd
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moholy-nagy
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angedeutete weiterspinnen, deuten dürfen, alle endgültigkeiten nehmen wir zu kenntnis, nichts weiter.
daher die tatsache, dass man sich von jeher nach objektiven umgesehen hat, die augengemässer arbeiten. den ‘blick übers ganze’ wiedergeben. es sind in den letzten jahrzehnten eine reihe von schwach (sfärisch und chromatisch) unterkorrigierten objektiven entstanden, die alle auf das erste und einfachste aller objektive zurückgehen: die monokellinse.
wir haben heute in unseren modernen brillengläsern eine fotooptik, die den schlimmsten fehler der alten monokellinse vermeidet: die verzeichnung.
im übrigen hafteu der monokellinse alle erdenklichen optischen fehler an, vor allem koma, chromatische und sfärische abberration, astigmatismus.
aber gerade diese fehler machen wir uns dienstbar. was wir wünschen ist: FOTO MARIANNE BRANDT
1) unterdrückung oder doch dämpfung des allzufotografischen, des vielzuvielen im bilde.
2) geschlossenheit der töne, weichen übergang der kouturen. -ohneunschärfe.
dem, der sich etwas eingeheuder um diese primitive optik bemüht, zeigt sich, wie durchaus ähnlich dem menschlichen auge sie arbeitet, nämlich: summierend, “plakatmässig”, mit grossem tiefenschärfenbereich. überlagerung des scharfen kernbildes mitschwächeren und unschärferen bildern, daher eine bild wicdergabe die trotz schärfe der kernkontur nicht die unerbittliche genauigkeit des anastigmatbildes aufweist, hinzukommt, dass das “abfliessen” des lichtes von den starken helligkeiten dem bilde etwas lichterfülltes, lockeres, schwingendes gibt, das den ganz besonderen reiz dieser optik ansmacht. der anastigmat gibt beleuchtung, das sfärisch und chromatisch unkorrigierte objektiv gibt: licht.’
meine erwiderung an prof. schaja in nr. 11 der schaja-mitteilungen
‘ich bin in der frage “objektive” fotografie oder “aufdas wesentliche vereinfacht” anderer meinung als sie, und ich fühle mich genötigt, dies öffentlich auszusprechen, weil die von ihnen angeschnittene frage mir für den heutigen stand der fotografie lebenswichtig scheint.
(ausserdem könnte es geschehen, dass ihre ansichten manche optische fabriken in versuchung führen, in die amateurkameras statt der hochkorrigierten linsen weichzeichnende einzubauen - weil sie dafür plützlich eine konjunktur wittern.)
wir haben uns leider zu sehr daran gewöhnt - teils durch das heutige tempo gedrängt, teils aus trägheit | |
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- den einzelnen menschen schemenhaft “vereinfacht” an uns vorübergleiten zu sehen, ohne ihm ins gesicht zu blicken. oft nehmen wir nur die gesellschaftlichen gesten wahr. FOTO MOHOLY-NAGY
wir müssen uns wieder darauf besinnen, dass es eine biologische art der menschenbetrachtung gibt, die einer jeden pore, einer jeden runzel, einem jeden fleckchen bedeutung beimisst.
die objektivität der linse (objektiv) und die richtige ausnutzung des lichtes sagen über einen menschen tausendmal mehr aus als eine weichzeichnende linse mit dem versuch, den “sammeleindruck” verschiedener lebenslagen festzuhalten.
die erstrebenswerte aktivierung des betrachters besteht nicht darin, dass “angedeutetes weitergesponnen” wird; sondern vielmehr darin, dass er angeregt wird zur_intuitiv exakten deutung der wahren zusammenhänge, wie sie in der darstellung der lebenszeichen als objektives ausgangsmaterial gegeben sind. darum protestierte ich gegen leicht misszuverstehende vorschläge impressionistischer auffassung, umsomehr, als, wir heute die technischen grundlagen haben, objektive genauigkeit mit den wunderbarsten lichtwirkungen vereinigen zu können, und aus diesen elementen - wenn der rechte mensch dahinter steht - die optische darstellung der welt zu bilden.
ja, ich gehe soweit, zu behaupten, dass eine übertreibung der sachlichkeit, der schärfe, der zeichnung, des details mir heute - aus pädagogischen gründen - tausendmal lieber sind als ein noch so geschickter, in flächen zusammengefasster, aber detailloser “vortrag”. die objektive fotografie soll uns sehen lehren. wir wollen nicht das objektiv der unzulänglichkeit unseres seh- und erkenntnisvermögens unterordnen, sondern es soll uns grade helfen, unsere augen aufzuschliessen.’
darauf kam in demselben heft die antwort von prof. schaja:
‘dass auch ich gegen fotografische nebel protestiere, werden sie mir ohnedies glauben. wie ich anderseits überzeugt bin, dass die fotografie, die man landläufig die objektive nennt, durchaus eine fälschung sein kann. ich bin bereit, ihre frau so korrekt zu fotografieren, fotografisch derartig zu entstellen, dass sie nicht auf die idee kommen können, dies sei ihre frau. darauf aber würde ich sie so fotografieren, dass sie - wenigstens - eine entfernte bekannte in ihr wiedererkennen. das will sagen: ich will an ihrer frau weder fotografische psychiatrie treiben, sie weder in einer zufälligen seelischen verfassung blosslegen, noch ihre haut mikroskopieren, - ich will durch ein foto dem ausdruck geben, dass mir die architektur ihres kopfes und die gesammeltheit ihres wesens gefällt.
das aber hat nichts mit ihren sommersprossen und mit sonstigen unerheblichkeiten zu tun. ich weide mich hüten, mit den unznlänglichen (und lügnerischen) mitteln des objektis eine halbe psychiatrie zu treiben.
die ergänzenden vorstellungen unserer einbildnngskraft sind viel revolutionärer ( ? m - n) als es die | |
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FOTO SCHEPER DESSAU
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exakteste abschrift des daseins ist. in sachen bildnis ist die ‘objektive’ fotografie grotesk, drollig, niederschmetternd und unter umständen eine glatte fälschung des lebendigen. gewiss, es gibt in der ‘objektiven’ fotografie sensationen. aber radikalismus in bezug auf die mittel, in bezag auf die technik ist nicht gut. spitze pinsel und breite pinsel waren nie ein kriterium. wir wollen uns klar sein, dass, das ‘objektiv’, der anastigmat von heute alles andere als ein objektiv arbeitendes instrument ist. es kann fälle geben, in denen seine exaktheit hinreissend und solche, in denen sie - s.v.v. - stumpfsinnig ist. es kann fälle geben, in denen er vor übereifer schwindelt und sogar fälle, in denen man sich seiner nur mit schutzbrille bedienen kann. mir persönlich liegt es näher, so zu fotografieren, wie ich mit meinen beiden augen sehe. ihr hirn sagt ‘objektiv’, d.h. ‘so ist es’. es ist jedoch auch in ihrem falle nicht objektivität, sondern lediglich: ein anderes, ein neues, ein erfrischendes spiel mit dem ding, das optik heisst.
alles in allem: ich glaube, es wird und muss immer sache des ternperaments bleiben, wie einer zur welt und zu den dingen steht und mit welchen mitteln er ihnen beikommt.
vielleicht denken sie sich die fotografie sogar als schwerwiegendsten kulturfaktor? seitens? seitens der leute, die aus zellulose kinofilms und nebenbei noch sprengstoffe fabrizieren?’ | |
IIich halte die hier diskutierte frage für wichtig genug, um aus dem fachkreis der schaja-mitteilungen herausgehoben und einem weiteren kreis vorgelegt zu werden. für mich ist es erschfütternd, windisch - den ich bisher für einen kampfgenossen hielt, bei so veralteten argumenten zuhause zu finden. wie kann er heute noch mit der längst überführten sentimentalen forderung der subjektiven deutungsmöglichkeit kommen? wie kann er dar in das kriterium des kunstgenusses, der qualität sehen? weiss er nicht, dass kunst fertig ist, niemals deutbar, nur erfassbar, je nach geistesverfassung. damit wird dem unklaren, kurzsichtigen, verschütteten, armen zeitgenossen tür und tor geöffnet, in seinen altgewohnten vorstellungen zu schwelgen, statt dass man ihn durch das noch nie gesehene, noch nie bemerkte, exakte in bewegung bringt. ich will mich nicht auf worte festlegen. ‘objektiv’ kann gewiss auch missdeutet werden. ‘objektiv’ und ‘subjektiv’ ist aber hier nicht die kernfrage, sondern die optischen möglichkeiten des fotografischen verfahrens, die über unsere augenmässigen erfahrungen hinausweisen. es ist möglich, das unser auge, - wie windisch-schaja behauptet - die welt nur unscharf, summarisch sieht. warum aber soll die fotografische kamera sich demauge anpassen?
windisch sieht nicht, dass es in der kunst jeweilig um die werte geht, die eine menschliche intensität zum zwecke des ausdrucks dem material, dem instrument entlocken kann. wenn die kamera fähig ist, exakter - oder wenn man will: anders - zu arbeiten als unsere augen, sollen wir darüber doch froh sein! wer meint, dass sie dann keine angelegenheit des bildnisses sein kann: der lasse die finger davon. die fotografie ist nicht dazu da, den zielen der manuellen malerei nachzueifern. man verwende die kamera zu leistungen, die auf andere weise nicht zustande kommen können.
ein solcher irrtum wieder von windisch hat uns schon vor 30-40 jahren eine verhängnisvolle verwirrung gebracht. die maschinenarbeit sollte damals die schönheit des handwerklichen produktes ‘anstreben’. das war eine vergnügliche zeit! aber man traure ihr nicht nach; sie wird uns wieder prsäentiert, diesmal in der fotografie.
man könnte noch auf viele einzelheiten des windisch-aufsatzes eingehen. aber über die intellektuelle beweisführung hinaus ist - besonders bei neuen dingen - eine instinktsicherheit mitbestimmend. trotz unserer gewohnten sehweise, trotz unserer augeneinrichtung müssen wir alles versuchen, die uns bisher unbekannten, mit keinem anderen instrument erzielbaren möglichkeiten des fotografischen verfahrens herauszufinden und sie unserem ausdruck dienstbar zu machen. gewiss, ich sehe auch darin einen kultur ‘faktor’ - wenn auch gute erkenntnisse, grossartige erfundungen von verantwortungslosen menschen tausendmal umgebogen werden. |
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