den und einzelstücke daraus versuchsweise miteinander kombinieren. zugegeben: man könnte das für die aufgabe eines reinen ‘musikers’ halten. doch ist das gleichzeitig die aufgabe des umfassenden regisseurs, der auf allen registern seines materials spielen muss. es ist klar, dass hier musikalische herkömmlichkeiten genau so wenig platz haben dürften wie die populäre genre-malerei mit der optischen seite des films nichts zu tun haben kann.
dieprimitivität unseres akustischen fassungsvermögens wird erst gewaltig gelockert und erweitert werden müssen, bevor wir vom sprechenden film wirkliche leistungen erwarten dürfen. die ‘musiker’ sind bis heute noch nicht einmal zur produktivmachung der grammofonplatte, geschweige denn des radios und der äterwellen gelangt. wir haben auf diesen gebieten ausserordentlich viel einzuholen. in diesem sinn sollen die vorschläge zum experimentieren mit den nur tonstreifen verstanden werden.
eine zweite etappe, die aber mit der ersten paralell verlaufen könnte, müsste folgende richtlinien berücksichtigen:
1. verwertung von realen akustischen fänomenen, wie sie uns im naturgeräusch, im menschlichen organ, im instrument zur verfügung stehen.
2. verwendung von optisch-notierbaren, aber von der realen existenz unabhängigen klanggebilden, die auf optischem wege auf dem ton-film-streifen nach einem vorgefassten plan fixiert werden (beim tri-ergonsystem z.b. durch hell-dunkle streifen.)
dazu kommt 3. die mischung der beiden.
zu 1. a) der sprechende film braucht nicht unbedingt ein kontinuierliches akustisches geschehnis zu enthalten.
das akustische kann doppelt intensiv wirken, wenn es in kürzeren oder längeren zeiträumen verteilt, unerwartet auftritt.
b) wie der optische film die möglichkeiten besitzt, ein objekt verschieden, von oben und von unten, von der seite und von vorn, frontal und in verkürzung zu fixieren, muss etwas ähnliches mit dem ton erfolgen können. den verschiedenen blickrichtungen müssen also verschieden hörrichtungen entsprechen.
in dem sprechenden film muss der optischen simultanität der ereignisse auch eine akustische simultanität entsprechen; das heisst, man muss den mut haben, jedweden akustischen, sogar sinn-erfüllten fluss des sprechens mit anderen klanggebilden zu mischen, oder ihn plötzlich zu unterbrechen und eine andere akustische dimension einzuschieben und erst nachher die ursprüngliche linie fortzusetzen und änliches.
(von einer übertragung der gesetzmässigkeiten aus dem optischen gebiet in das akustische darf natürlich nicht die rede sein. der geschlossenen gesetzmassigkeit des einen gebietes muss eine geschlossene gesetzmässigkeit des anderen gebietes entsprechen.)
zu 2. a) eine rechte höhe der schöpferischen auswertung wird aber beim sprechenden film erst dann erreicht, wenn wir das akustische abc in form von fotografierbaren hell-dunkel-projektionen beherrschen.
das bedeutet, dass wir ohne reale akustische geschehnisse der aussenwelt akustische fänomene planmässig auf dem filmstreifen notieren.
b) den ersten wirklichen sprechenden film wird derjenige fertigstellen der mit dieser oder jener metode eine akustische eigensprache der objekte und geschehnisse und ihrer zusammenhänge und verhältnisse schafft.
c) das würde uns befähigen, zur herstellung von akustischen umrissen der einzelnen geschehnisse oder einzelnen opjekte, wie - mit einem unzulänglichen vergleich - auf den mittelalterlichen bildern um die einzelnen figuren herum der glorienschein zu sehen war, um die reicheren, sonst nicht darstellbaren wesenheiten zu versinnbildlichen.
d) das wäre u.a. der akustische weg, auch die ‘grossaufnahme’ des akustischen vorgangs - nämlich heraushebung, nicht detaillierung - zu schaffen.
rapallo, sept. 1928.