Franztolles Gebahren in Belgien. Man sollte sich wirklich in Frankreich glauben; die franztolle Gesellschaft hier lebt seit kurzem in einem wahren nationalistischen Rausch. Nicht weniger als drei französische Denkmäler müssen eins nach dem andern und in verschiedenen Teilen Belgiens feierlich eingeweiht werden. Die Sache ist so auffallend, dass die Vlamen sich fragen, ob nichts dahinter steckt, besonders da die Regierung amtlich daran beteiligt ist. So wurde aan 28. Juni das Adlerbild, wovon schon lange her die Rede war, in Waterloo auf dem alten geschichtlichen Schlachtfelde mit grossen Pomp und schwärmerischen französischen Reden enthüllt. Einer der Redner verkündete dabei die neue geschichtliche Entdeckung, Belgier und Franzosen seien vom selben keltisch-gallischen Blut (!?) und hätten sie sich auch bekriegt und getötet, so sei dies gemäss militärischer Pflicht und zufolge ihrer Vaterlandsliebe geschehen, ohne Rassehass! Die Vlamenblätter nehmen zu solchen Aeusserungen höflich aber kühl Stellung, indem sie darauf hinweisen, die vlamische Bevölkerung stehe dieser lärmenden Franzosensch wärmerei recht ferne und empfinde bei dem Gedanken der Waterlooschlacht nur ein Gefühl und zwar das der Dankbarkeit gegen Deutschland und den unvergesslichen Marschall Vorwärts, der an jenem Tage uns und das bedrohte germanische Europa rettete. Dies mögen sich die Französlinge merken.
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Auch bei der jährlich am 11. Juli wiederkehrenden Feier zur Erinnerung an die welthistorische Schlacht der ‘Gulden Sporen’ bei Kortrik, wo wälsche Frechheit bestraft und die Gemeindefreiheit vor dem Uebermut des französischen Adels und den Ränken des Pariser Hofes bewahrt wurde, herrschte eine prächtige nationale Stimmung. Diesmal wurde diesem Vlamenfeste wohl noch eine besondere Bedeutung beigemessen als Beantwortung der jüngsten französischen Waterloo-Feier, die für die Vlamen nicht ganz ohne einen franztollen, agitatorischen Beigeschmack war.
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Der III. vlamische Rechtskongress, der in Gent abgehalten wurde, nahm einen über alles Erwarten glänzenden Verlauf. Er zeichnete sich nicht nur durch die Mitwirkung hochverdienter Vlamenführer aus, sondern auch durch die Teilnahme der hervorragendsten Rechtsgelehrten des Landes. Die Zahl der Teilnehmer war erfreulicherweise doppelt so gross wie im Vorjahr. Am ersten Kongress, der vor 2 Jahren in Antwerpen abgehalten wurde, beteiligten sich 108 Juristen, am zweiten in Brüssel 220, und jetzt zu Gent zählte man derer nicht weniger als 425. Es ist dies eine erfreuliche und ermutigende Thatsache für die vlamischen Vorkämpfer, die allzu oft mit der Schläfrigkeit bei