Vlamische Chronik
Das Vlamische am Hofe. - Wie schon früher gemeldet, hat sich allmählich die Haltung der königlichen Familie dem Vlamischen gegenüber gänzlich geändert. Die verstorbene Königin, eine geborene Oestreicherin, hatte zuerst eingesehen, wie wertvoll und im Interesse des Königstums in Belgien es sei, sich dem Vlamentum zu nähern. Trotz ihres Alters lernte sie vlamisch und gab also in Hofkreisen den Anstoss zum Erlernen und Würdigen der vlamischen Sprache. Obschon unwillig, musste der König, der im Herzen ein Orleans ist, folgen. Das verstand auch das gräfliche Haus der Flanderns, dessen ältester Sohn damals Prinz Balduin der zukünftige König werden sollte. Als junger Hauptmann hatte er sich die grösste Beliebtheit bei den Vlamen erworben, da er fliessend vlamisch sprach und so leutselig war dass er besonders die Herzen der vlamischen Soldaten und der vlamischen Bevölkerung im Fluge gewann. Wie bekannt, starb er plötzlich, kaum 23 Jahre alt vom ganzen Lande beweint. Nach ihm kam sein Bruder, der jetzige Prins Albert von Belgien, der vor drei Jahren die Tochter des Prinzen Karl Theodor, Herzogin Elisabeth in Bayern heiratete. Noch bevor diese liebenswürdige Prinzessin nach Belgien kam, hatte sie sich auf das Studium der vlamischen Sprache gelegt, was im Vlamenlande den günstigsten Eindluck machte. Man kann sich dann