welchen vaterländische Reden gehalten und patriotische Lieder gesungen werden. Auf solche Art trägt der 11. Juli dazu bei, das Stammesbewustsein der Vlamen und den nationalen Stolz bei ihnen zu erwecken und rege zu erhalten. Desto grösseres Befremden musste die Haltung der Stadtbehörden hervorrufen.
* * *
Vor wenigen Tagen ereignete sich zu Spa ein Vorfall, der nicht ohne eine tiefere Bedeutung ist. Man feierte die zwanzigjährige Erinnerung der Versöhnung zwischen dem niederländischen und belgischen Königshause. Vor zwanzig Jahren wurde das fünfzigjährige Bestehen des belgischen Staates gefeiert und wurde der jetzige König durch Wilhelm III der Niederlande besucht. Man hob damals die Seltenheit hervor des Zusammentreffens zweier Könige zu freundschaftlicher Begegnung in dem Palast selbst, wo beide geboren wurden. Seitdem wurden in taktvoller Weise die Septemberfeste in Brüssel afgeschafft, die jedes Jahr zur Erinnerung an die Septembertage der Revolution von 1830 gefeiert wurden, und auf den 21. Juli verlegt. In Spa kam es also zu einer neuen Verbrüderung. In der meistbesuchten Anlage wurden beide Nationalhymnen: Wien Neerlandsch bloed --- und die Brabançonne gespielt und durch die dichte Menge begeistert aufgenommen. Alle Häuser trugen die niederländische und die belgische Fahne. Dieses Ereignis verdient insoferne der Erwähnung, als es die Stimmung der beiden Länder gegenseitig beleuchtet. Seit längerer Zeit ist das Bestreben in beiden Grenzländern des deutschen Reiches unverkennbar, umes zu einer engeren gegenseitigen Anlehnung zu bringen. Schon lange trägt kein gebildeter Belgier und ganz besonders Vlame Bedenken mehr, die Revolution von 1830 zu bedauern. Jeder sieht jetzt ein, wie sehr ein Laurent und ein de Laveleye Recht hatten, dieselbe zu verdammen. Beide Länder hätten jetzt eine Gesamtbevölkerung von 12,000,000 und würden, auf ihren blühenden Handel und Gewerbe gestützt, eine ganz andere Rolle erfüllen, als es jetzt der Fall ist. Wir wissen übrigens, dass sogar der zukünftige Thronfolger, Prinz Albert, richtiges Geschichtsverständnis genug besitzt und unbefangen
genug ist, um dies einzusehen. Häufiger werden dann auch die Gelegenheiten wobei dies Bestreben zum Ausdruck gelangt. Noch neulich bei dem Besuch der Königin Wilhelmine in Maastricht, wo sie durch einen Vertreter Leopolds begrüsst wurde, sprach die Königin zu Gunsten eines engeren Anschlusses beider Brüdervölker und die Rede fand günstige Aufnahme in der belgischen Presse.
* * *
Hier lassen wir die Worte folgen welche der unermüdliche vlamische und vlamischredende Volksvertreter De Backer, in der Kammer gesprochen hat und den wir uneingeschränkt beistimmen: