Germania. Jaargang 5
(1902-1903)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdHolland und die Düsseldorfer Ausstellung
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vinzial-Unternehmen trug schon in seinen Vorbereitungen so viel GelingenGa naar eindnoot2, dass es sich erlauben konnte, über Westdeutschland und ganz Deutschland hinaus auch im Ausland von sich reden zu machen als es noch um Monate bevorstand. Seine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung wurde von Anfang anerkannt; die politisch Denkenden zogen es als ein bemerkenswertes Symptom in BetrachtGa naar eindnoot3 und der Vergleich mit der Pariser Weltausstellung 1900, der in mancher BeziehungGa naar eindnoot4 herausgefordert werden konnte, fiel nicht zu seinen Ungunsten aus. Eines der wichtigsten Ziele der Ausstellung war die HebungGa naar eindnoot5 und Festigung der ausländischen Handelsbeziehungen. Die geographische Lage Düsseldorfs war ja gunstig genug, dass ausser den BerichterstatternGa naar eindnoot6 grosser ausländischer - selbst amerika-nischer und australischer - Zeitungen, Vertretern kommunaler Verwaltungen, abgesandten Fachleuten auf praktischen und sozialen Gebieten, auch ein breiteres Publikum ausländischer Besucher zu den Sehenswürdigkeiten und Vergnügungen der Ausstellung erwartet werden konnten. Den amerikanischen Europareisenden, denen auf den Lloyd-Dampfern selbst die Vignetten der Speisekarten von den ReizenGa naar eindnoot7 der Düsseldorfer Palästestadt erzählten, mochte die Ausstellung als Anfangspunkt der üblichen Rheinreise gelten. Mit England waren die denkbar kürzesten und bequemsten Verbindungen schon vorhanden. Naturgemäss aber richtete sich das Augenmerk der planmässigen Propaganda hauptsächlich auf Holland, Belgien und Frankreich. Mit holländischem oder französischem Text erschien das bekannte Plakat der Ausstellung in vielen Strassen und öffentlichen Lokalen holländischer, belgischen und französischen Städte. Die grössten Hotels des Auslands erhielten Sendungen ausführlicher Prospektheftchen. Ankündigungen erschienen in die meisten Zeitungen der drei Länder, die Redaktionen wurden zum Besuch der Ausstellung eingeladen. VertreterGa naar eindnoot8 der Propaganda-Abtei- | |
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lung besuchten die in Betracht kommenden Eisenbahndirektionen Hollands, Belgiens und Frankreichs, um wegen etwaiger Extrazüge mit deutschem Anschluss von den Grenzstationen nach Düsseldorf Rücksprache zu nehmen. Der Erfolg gestaltete sich in den drei Nachbarländern, wie es ungefähr vorauszusehen war, ziemlich verschiedenGa naar eindnoot9. Frankreich, dessen Presse den würdigen Glanz der Eröffnunesfeierlichkeiten mit ausgesuchter Höflichkeit zu loben wusste und während der Ausstellugsmonate im allgemeinen sich freundlich und ehrlich anerkennend verhielt, war zwar täglich durch neue Besucher in Düsseldorf vertreten, doch bei weitem wohl nicht in dem Masse wie es bei einem selbst geringen Entgegenkommen der französischen Bahnverwaltung dem Interesse wenigstens der Üstfranzosen entsprochenGa naar eindnoot10 hätte. Die belgische Staatsbahn veranstaltete erst im August, im September und im Oktober 1902 je einen Sonderzug mit II. und III. Klasse auf der Strecke Brüssel-Löwen-Lüttich-Verviers-Aachen, zu denen sie Fahrkarten zum Preise der einfachen Fahrt mit zehntägiger Gültigkeit ausgab. Diese Zuge fuhren nur von Belgien nach Düsseldorf, nicht aber zurück; die Rückreise konnte mit jeden beliebigen Zug über Rheydt oder Köln angetretenGa naar eindnoot11 werden. Von Antwerpen, Gent und Mecheln wurden gleichfalls Fahrkarten mit Ermässigung für die an die Sonderzuge anschliessenden Züge ausgegeben. Befordert wurden mit diesen ‘Vergnügungszügen’ im Ganzen 2354 Personen, von denen auf belgischen Stationen aber nur 534 einstiegen. Die übrigen 1820 Personen kamen erst auf deutschen Haltstellen hinzu. Dass thatsächlich die Zahl der belgischen Besucher denn doch eine weitaus grössere war, ist wohl kaum nötig zu sagen. So versammelten sich allein anfangs August 200 Mitglieder der ‘Association des Ingénieurs sortis de l'Ecole de Liège’ zu Düsseldorf; zu den grössten internationalen Kongressen, die während der | |
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Ausstellungsmonate in Düsseldorf tagten, entstandte auch Belgien eine stattlicheGa naar eindnoot12 Anzahl von Delegirten; mehrmals fanden sich ZöglingeGa naar eindnoot13 belgischer technischer Schulen in corpore in der Ausstellung ein, um besonders den Bergbau und das Maschmenwesen zu studieren, - eines Sonntags besuchte sogar die 50 Mann starke Arbeiterkapelle aus der jenseitigen Filiale einer deutsch-belgischen Stärkefabrik die Ausstellung und gab dort ein Konzert. Die weitaus höchsten Ziffern aber zeigte der Verkehr von Holland nach Düsseldorf: der beste Beweis für die Thatsache, dass die holländische Bevölkerung ein ausserordentlich regesGa naar eindnoot14 Interesse an der Düsseldorfer Ausstellung nahm: ein moralischer Erfolg dieses inbezug auf seine Entstehung doch ganz exclusiven Unternehmens, der weit tiefer ging als dass eine noch so fleissige Propaganda ihn als ihre ErnteGa naar eindnoot15 hätte bezeichnen können; dazu eine hocherfreuliche, spontane Widerlegung der SageGa naar eindnoot16 vom holländischen Phlegma. Paris 1900 war aller Völker Schachbrett gewesen; Düsseldorf zeigt die ganz ausgegliederte, in sich geschlossene KraftleistungGa naar eindnoot17 nur eines Volksteiles, und zwar eines verwandten, mit dem erst kurz vorher, in der Burensache, eine überraschende Gemeinsamkeit und Stärke des Stammesgefühls sich herausgestellt hatte. Daneben bot die Ausstellung in einer Grossartigkeit, die für jeden Niederländer etwas Verblüffendes haben musste, sowohl das Bild einer gewaltigen Montanindustrie, wie einer souverainen Beherrschung der Metalle; die bekannten Einfuhrartikel seines Landes: Eisen- und Stahlwaaren, Maschinen, Lokomotiven und Eisenkonstruktionen fand es hier im Gebiet ihrer Entstehung. Mehrere rein technische, von holländischen Ingenieuren verfasste Broschüren beschäftigtenGa naar eindnoot18 sich bald mit diesem GegenstandGa naar eindnoot19. Die Zeitungen wetteiferten bald in teils begeisterten, teils sorgfältig sachlichen Schilderungen sowohl der Ausstellung | |
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wie auch der Stadt Düsseldorf, die in ihrer Lage, in ihrer Schönheit und Sauberkeit an holländische Städte erinnerte und deren moderne Einrichtungen im Vergleich zu jenen bewundert wurden. Verschiedene Blätter brachten Anweisungen, wie man aus Holland mit dem geringsten Kostenaufwand am bequemsten nach Düsseldorf kommen und dort am leichtesten gute Unterkunft finden konnte. So löstenGa naar eindnoot20 sich denn allmählich Tausende von Deutschlandahrern, wenn auch oft nur für 1--2 Tage, von ihren holländischen Heimatsorten los. Was die beiden niederländischen Eisenbahnverwaltungen anbetrifft, so sorgten auch sie aufs eifrigste dafür, dass ihren Landsleuten angenehme und billige Gelegenheit zum Besuch der Düsseldorfer Ausstellung geboten war. Die Gesellschaft für den Betrieb der niederländischen Staatseisenbahnen veranstalteteGa naar eindnoot21 im ganzen 20 Sonderzüge, die in den Monaten Juni, Juli und August von Rotterdam, Haag und Amsterdam über Utrecht, Arnheim, Emmerich und Wesel nach Düsseldorf und teils am gleichen, teils am folgenden Tag zurückführen. Ganz erheblich war die ErmässigungGa naar eindnoot22 des Fahrpreises, die zu diesen ZügenGa naar eindnoot23 gewährt wurde: sie betrug für den holländischen Teil der Strecke gegenüber dem gewöhnlichen Preis der Rückfahrten bei den am selben Tag umkehrenden Zügen 67%, bei den am nächsten Tag zurückfahrenden 46%. Die Sonderzug-Fahrkarten waren somit, bei eintägiger Reisedauer, noch 59% billiger als die einfachen Fahrkarten. Für den deutschen Teil der Strecke betrug die Ermassigung, wie auch bei den sonstigen deutschen Sonderzügen, 33% gegenüber dem Rückfahrtkartenpreise. Der Preis deckte sich also mit dem der einfachen Fahrt. Die Züge führten sämtlich I. bis III. Klasse und brachten in den Monaten Juni, Juli und August 2181 Personen nach Düsseldorf. Das Nebensächliche mag dabei nicht für jeden ganz uninteressant sein, dass von diesen in Amsterdam 614, im Haag | |
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330, in Utrecht 382 und in Arnheim 460 einstiegen, dass iii Personen die I. Klasse benützten, 811 die II. und 125g die III. - Daneben wurden die sonstigen regelmässigen Reise-Erleichterungen vom holländischen Publikum sehr in AnspruchGa naar eindnoot24 genommen, zumal da Gesellschaftsreisen (für die der halbe Fahrpreis zu zahlen war), auch in Schnellzügen ausgeführt werden konnten. Insgesamt schätzt die Gesellschaft die Zahl der für Richtung Düsseldorf und darüber hinaus während der Monate Mai bis September 1902 ausgegebenen Fahrkarten auf 33,271, gegenüber 18,891 in den selben Monaten des Vorjahrs. Einbegriffen sind in diese Zahl die Rundreishefte, die Fahrkarten nach Düsseldorf über Emmerich, die Fahrkarten nach Düsseldorf aus England über Vlissingen (873) resp. Hoek (187), die Fahrscheine nach Süddeutschland überhaupt und endlich die gegenüber 1901 mehr verausgabten Gesellschaftskarten, Ferienkarten, Freifahrtkarten und Kilometerbücher bis zur Grenzstation und von da ab nach Düsseldorf. - Mag auf jeden Fall angenommen werden, dass die Gesellschaft innerhalb der fünf Aufstellungsmonate (1. - 20. Oktober nicht mitgerechnet) etwa 33,000 Personen nach Düsseldorf und weiter befórderteGa naar eindnoot25, so ist in dieser Ausstellung die beträchtlicheGa naar eindnoot26 Zahl der amerikanischen und englischen Reisenden, die mit Fahrkarten von Reisebureaux befordert wurden, nicht enthalten. Im ganzen erhöht sich mit den letzteren die Zahl der von Mai bis September durch die niederländische Staatseisenbahn nach und über Düsseldorf beförderten Personen auf 35,000 bis 40,000. Auch die holländische Eisenbahn-Gesellschaft in Amsterdam bewies der Ausstellung ein bedeutendes EntgegenkommenGa naar eindnoot27. Sie liess auf ihren StreckenGa naar eindnoot28 vom 19. bis zum 30. August an jedem Samstag je zwei Sonderzüge mit II. und III. Klasse nach Düsseldorf fahren, die immer am darauf folgenden Montag zurückkehrten. Diese Züge hielten in Hilversum, Baarn, Amersfoort, | |
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Nymwegen von Amsterdam aus, und in Dordrecht, Gorinchem und Tiel, auf der Strecke von Rotterdam. In Kesteren wurden die beiden Züge jedesmal kombinirt und fuhren von dort ab als ein Zug über Emmerich-Wesel nach Düsseldorf. Die zu diesen Zügen gewährteGa naar eindnoot29 Fahrpreis-Ermässigung betrug auf dem holländischen Teil der Strecke gegenüber dem Preis gewöhnlicher Rückfahrtkarten etwa 50%. Zu den Sonderzügen der holländischen Eisenbahngesellschalt wurden im ganzen 1554 Karten ausgegeben. - Diese Ziffern des Verkehrs aus den Niederlanden nach Düsseldorf sind ansehnlich genug, um ohne weiteres in ihrer hohen Bedeutung für beide Teile erkannt zu werden. Dass die holländischen Besucher bis zum letzten Tag der Ausstellung treu blieben, das machte gewiss, dass sie sich dort nicht allzusehr als ‘Ausländer’ fühlten und als solche genommen wurden. Und so wenig grosse Schwierigkeiten die Verständigung der Sprachen bot, so unvermittelt, hoffen wir, wild der starke Eindruck vom Ernst der deutschen Arbeit und von der BiederkeitGa naar eindnoot30 deutschen Wesens als etwas für immer Sympathisches nach Holland mitgegeangen sein. - Ohne das durchaus von jenseit der rot- weissblauen Grenzpfähle ausgegangene lebhafte Interesse würde die Düsseldorfer Ausstellung nie in so erfreulichem Mass das hohe Ziel erreicht haben, das sie inbezug auf diesen Nachbarstaat sich vorgesetzt hatte. |
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