Germania. Jaargang 3
(1900-1901)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Das deutsche Volk ist sich seines Rechtes bewusst worden, laut und vernehmlich (hoorbaar) nach den Gründen zu fragen, den Gründen jener Handlung, für die es kein Verständnis (verklaring) findet und gegen die das deutsche Volksempfinden (volksgevoel) sich aufbäumt (verzet). Das deutsche Volk hat begreifen gelernt, dass die Stammesgenossenschaft auch in der Politik kein leerer (ijdele) Wahn sein darf, es hat begreifen gelernt, dass der Heldenkampf, den die Buren kämpfen, ein Rassenkampf ist, dass dort unten gekämpft wird für germanische Eigenart, für niederdeutsches Recht und Freiheit, und dass mit der Unterjochung (onderwerping) der Burenstaaten zugleich die Erdrosselung (verzorging) des deutschen Elements in Südafrika far alle Zukunft besiegelt sein wird. Deshalb auch der helle Jubel im deutschen Volke bei der Kunde von den herrlichen Burensiegen, die die Bewunderung der ganzen Welt herausforderten (afdwongen), und deshalb auch die einmütige, innige Teilnahme, das Weh unseres Volkes, als die Nachrichten von der drohenden Erdrückung (verplettering) jenes Heldenvolkes durch brutale Gewalt und Uebermacht zu uns drangen. Und da, ehe (eer) sie den letzten Verzweiflungskampf wagen, ehe die bewunderten Helden untergehen wollen auf den Trümmern (puinen) ihrer Freiheit und ihres Rechtes, da kommt Einer, der Beste unter den Tapferen, Einer, der nur Gott fürchtet, sonst (anders) aber Nichts auf dieser Welt (wereld), kommt Einer, um seinem Volke zu retten, was noch zu retten ist, kommt der Stammesgenosse zum Bruderstamme - und bittet!! Und um was bittet er denn? Er bittet nicht um bewaffnete Einmischung (bemoeiing) nicht um Schiessbedarf (schietvoorraad) und Kanonen, wie man sie dem heimtückischen (arglistigen) Gegner (tegenstander) still gewährt (verleend) hat, nein, um Frieden bittet er, um Frieden für sein Volk, um Frieden für | |||||||||
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unsere Stammesgenossen; er bittet um Vermittelung(bemiddeling) um ein Schiedsgericht, dass da entscheiden (beslissen) soll zwischen niederdeutschem Recht und britischem Recht. Er bittet an den Höfen Derer (van hen), die allein die Macht haben, Recht vor Macht gehen zu lassen. Und er präsentiert dem deutschen Volke einen Wechsel (wissel), gestellt (getrokken) am 3. Januar 1896, ausgestellt auf die deutsche Treue! Der Wechsel wird nicht honoriert, man weist den Vorzeiger (drager van den wissel) ab! Man weist ihn ab? Wer weist ihn ab? Das deutsche Volk etwa (wellicht)? Nein! Nimmermehr! Denn schon (reeds) in der ersten Stadt auf deutschem Boden sieht er sich umjubelt von Tausenden von deutschen Bürgern, die ihm entgegenjauchzen und die ihn im Triumpf führen möchten an die dem Deutschen heilige Stätte, wo der höchste Vertreter (Vertegenwoordiger), der berufene (aangewezen) Schirmherr des gesamten (geheele) Deutschtums, also auch des Niederdeutschtums, thront. Denn sein kaiserliches Wort, gesprochen seinerzeit im weissen Saale in Berlin, hat es verkündet, dass des Kaisers starke Hand Schutz verleihen (verleenen) wolle auch allen jenen Deutschen, die jenseits (aan gene zijde) der Meere wohnen. Indes die Pforte ist verschlossen, erstaunt (verbaasd) muss es das deutsche Volk vernehmen, dass sie auch in Zukunft jenem Heldengreise verschlossen bleiben soll. Warum verschlossen? - ‘Etiquettenfrage!’ - der schlichte, treuherzige, alte Bur, der ja Europas übertünchte (oververniste) Höflichkeit (beleefdheid) nicht kennt, was weiss er von der Etiquettenfrage? In höchster Not erst ist er gekommen, rasch muss er bitten, rasch nur kann ihm geholfen werden! Und seit wann wäre es denn auch unter uns Deutschen Sitte, | |||||||||
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dass man einen Ertrinkenden untergehen lässt, weil er vergessen hat, uns vorher seine Visitenkarte zu reichen?-- ‘Wir wollten uns nicht überrumpeln, nicht vergewaltigen lassen!’ - Die deutsche Diplomatie überrumpelt von dem einfachen niederdeutschen Bauer! Ja, ja, das deutsche Volk hat es leider (jammer genoeg) in den letzten 12. Jahren oft (dikwijls) erleben müssen, dass die deutsche Diplomatie überrumpelt worden ist. Nur einer ist über die deutsche Erde gegangen, der allezeit wach war für sein deustches Volk, der sich nie hat überrumpeln, und nie hat vergewaltigen lassen, und dessen Ruhestätte (ruststede) im Sachsenwalde dafür dem deutschen Volke ein Heiligtum geworden ist. ‘Ich spreche Ihnen meinen Glückwunsch aus, dass Sie ohne Hilfe verbündeter Mächte die Unabhängigkeit des Landes gegen Eingriffe (invallen) von aussen (van buiten af) haben wahren können.’ An eines Kaisers Wort soll man nicht deuteln (haarkloven), es steht also so viel fest - und diese Auffassung ist dem Burenvolke keineswegs zu verargen (euvel te duiden), - dass es in diesem Kaiserlichen Telegramm ein Unterpfand deutscher Treue, einen Schutzbrief gegen etwaige (mogelijke) gänzliche Vernichtung erblicken musste. Und die Buren hatten ein volles Recht zu dieser Auffassung; denn, diese Depesche verkörperte damals den Ausdruck der Empfindungen (gevoelens) des ganzen deutschen Volkes. Alle Parteien - einschliesslich derjenigen, die heute regierungstreu schweigen und lächeln, - sprachen damals ihre Genugtuung (voldoening) darüber aus und bezeichneten (noemden) es als den Endpunkt deutscher Politik, die bedeutenden Interessen Deutschlands in Südafrika kräftig zu schûtzen. | |||||||||
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Unser damaliger Staatssekretär des auswärtigen Amts (buitenlandsche zaken) Marshall von Bibsrstein, hat es klar ausgesprochen ‘dass Deutschland in scharfem Gegensatz (tegenstelling) steht zu den Bestrebungen (streven) welche mit den selbständigen Staaten Südafrikas aufräumen wollen. - Graf Hakfeld, unser Botschafter (gezant), in London, hatte dort in unzweideutiger Weise erklärt: ‘Wir würden die Aufhebung der Unabhängigkeit der Burenstaten als eine schwere Schädigung deutscher Interassen ansehen.’ Mit Recht drängt sich da die Frage auf: Will denn der Reichskanzler, Herr von Bülow, solche, doch damals offenbar kaiserliche Politik heute allen Ernstes als ‘Bierbankpolitik’ bezeichnen? Ich meine, er hätte diese ‘terra firma’ doch lieber nicht verlassen sollen. Der Herr Reichskanzler muss übrigens im Geheimen mit solcher Auffassung ganz einverstanden (het eens) sein, denn er erklärte im Reichstag wörtlich: ‘Ich denke gar nicht daran, dieses Telegramm in seiner Tendenz zu verleugnen.’ Und auch in seinen zwei grossen diesbezüglichen (daarmede in verband staande) Reichstagsreden ist Herrn von Bülow das buchstäblich (letterlijk) nachzuweisen, denn er erklärte dort ausdrücklich: ‘Wir beklagen aufs Tiefste diesen Krieg in Südafrika, denn:
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Nun sind den diese anerkannten deutschen Interessen noch nicht deutsch und noch nicht wichtig genug, um den Vertreter jenes Volkes, das doch offenbar für diese Interessen mit ficht, wenigstens zu empfangen? Der Herr Reichskanzler sagt zwar: ‘Wir hatten politisch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass dieser Krieg keine schädlichen Rückwirkungen auf unseren afrikanischen Besitzstand (eigendom) ausübte (oefende).’ Allein ich behaupte (houd staan), wenn wir auch Deutsch-Südwestafrika nunmehr von Englands Gnaden geographisch behalten, wirtschaftlich, wird es nach der Niederringung (verplettetering) der Boerenstaaten ganz sicher an England, an Cecil, den Industrieritter mit der vergoldenden aber schmutzigen (vuile) Hand, verloren gegangen sein. Der Herr Reichskanzler hat des weiteren (verder) auch erklärt, die Reichsregierung habe die Burenstaaten vor dem Kriege verwarnt (gewaarschuwd) und zum Nachgeben gegen England geraten, zum Anpassen an Englands Wünsche. Nun, das liegt doch klar, die Erfüllung der Wünsche Englands hiess für die Bürenstaaten absoluter politischer Selbstmord. Diesen ohne Schwertstreich zu begehen, ist nicht Germanen-Art, dann doch lieber bis zum letzten Blutstropfen kämpfen! Nein, Herr von Bülow, Ihre Gründe sind fadenscheinig (doorschijnend), das deutsche Volk verwirft sie, die Art des Nichtempfanges Krügers hat es empört (verontwaardigd) und stürmisch verlangt es nach Aufklärung, verlangt es, dass sein Wille auch einmal respectiert und Krüger doch noch in Berlin empfangen werde. | |||||||||
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Tief und fest sitzt im deutschen Volke die Ueberzeugung, dass der Nichtempfang lediglich (enkel) eine Liebedienerei (flikflooierij) gegen England sei, ein dem deutschen Reiche auferlegtes Zwangsopfer, ein zweiter Canossagang, und an dieser Meinung ändern weder die Witze (geestigheden) des Reichskanzlers, noch die Purzelbäume (bokkesprongen) der Kölnischen Zeitung etwas. Und war es denn wirklich für uns eine so grosse Gefahr, wenn Deutschland die Haager Gefühlsduselei einmal ins Praktische übersetzte und wenigstens den Versuch eines Schiedsgerichts machte? Unser Kaiser hat es ja ausgesprochen, dass gewichtige Interessenfragen in der Welt nicht mehr entschieden werden sollen, ohne dass Deutschlands Stimme gehört werde. Nun diese Frage war eine wichtige, denn es war, wie wir gesehen haben, eine deutsche Interessenfrage. Gerade Deutschland, war der einzige berufene Vermittler (bemiddelaar) in dem Streite. Von unserm allerbesten Willen musste England von vornherein (meet af aan) überzeugt sein, denn ‘Deutschland hat so viel für England schon gethan, dass mehr zu thun ihm fast nicht übrig bleibt. ‘Wir haben Witu zu Englands Gunsten im Stich gelassen, wir haben Zansibar an England verschenkt, das deutsche Volk ist im Zorn errötet unter der Schmach (smaad) von Samoa, deutsche Reichsdampfer sind vor Durban von englischen Soldaten besetzt und durchsucht worden;’ ‘in Transvaal ist nur das deutsche Briefgeheimnis von den Engländern in frechster (onbeschaamdste) Weise gebrochen worden;’ ‘das deutsche Reich hat in Südafrika zum Teil Konsuln angestellt, die nicht allein englisch dachten und sprachen, sondern auch englisch handelten;’ | |||||||||
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‘wir haben uns in Köln und Berlin eine mit englischem Geld unterhaltene englische Agitation gefallen lassen müssen;’ ‘wir haben der strikten Neutralität eine ganz eigene englische Auslegung gestattet (toegestaan);’ ‘das deutsche Volk muss es dulden, dass in einem kerndeutschen Lande ein kernenglischer Fürst regiert u.s.w.’ Und angesichts solcher Thatsachen (feiten) will man uns weiss machen, der Empfang Krügers sei als Neutralitätsbruch auszulegen, ein Vermittelungsversuch hätte einen englischen Krieg nach sich ziehen können?? Wie tief ist der deutsche Einfluss im Rate der Völker gesunken seit dem Friedenskongress in Berlin im Jahre 1878: Nein, satt (genoeg), gründlich satt hat das deutsche Volk van das ewige englische Gängelband (leiband)! Stets hat uns England lackiert (als lakei gebruikt), und wir haben noch immer die Kastanien für die Engländer aus dem Feuer geholt. Der Judaskuss dieses Volkes ist uns ein Ekel (walg). Wir wollen diese Vetternschaft (kosijnschap) energisch von den Rockschössen (rokslippen) schütteln (afschudden). Mannhaft will das deutsche Volk regiert sein, und da es eben ein deutsches Volk ist, so will es deutsch regiert werden und nicht englisch! Mit Sehnsucht (smauchtend) erwartet das deutsche Volk den Tagseiner Flottenreife (vollediging der vloot), um dann endlich auch zu Wasser Herr im eigenen Hause zu sein. Aber auch vorher brauchte man das erschöpfte (uitgeputte) England nicht zu fürchten: man setze das deutsche Reich nur aufs Wasser, schwimmen wird es schon können!
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Meine Damen und Herren! Mitten in unsere Versammlungen hinein ertönt plötzlich neuer Siegesjubel der Buren. Mit welchen Gefühlen mag der alte Krüger diese neue frohe Botschaft verneh- | |||||||||
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men? Mit welchen möglichkeiten wird man sich aber in Berlin abzufinden (afterekenen) haben, wenn sich das Blättchen (blad) schliesslich (ten slotte) doch noch wendet? Wird man dann noch am Vaal und am Orangestrom auch in Zukunft noch das Lied von der ‘deutschen Treue’ singen? Höften und beten wir mit dem alten Krüger, dass das, was den Bitten seines greisen Führers (leider) unerreichbar scheint, von seinem Volke mit dem starken Schlachtschwert erkämpft werden möge, nämlich, dass es bleibt, was es war und was es ist; ein germanisches Helden-, ein Herrenvolk! indes (terwijl) das deutsche Volk sich immer einrichte auf seine Zukunftsparole: ‘Los von England!’
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Es wurde darauf die Absendung folgender Zustimmungskundgebung an Präsident Krüger einstimmig unterjubelndem Beifall beschlossen. -
Hochedler Herr! Tausende von Bürgern Leipzigs aus allen Ständen und Parteien, im Verein mit den Mitgliedern der Leipziger Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, unterbreiten (bieden) Ew. Hochedeln die Versicherung unentwegter (onverminderde) deutscher Treue und ehrender Bewunderung. Wir beklagen es aufs Tiefste - und mit uns nahezu (bijna) unser ganzes Volk, - dass gewisse, dem deutschen Volksempfinden (gevoel) bei aller Hingabe (genegenheid) für Kaiser und Reich unverständlich gebliebene Rücksichten (beschouwingen) der diplomaten den Empfang Ew. Hochedeln bei dem höchsten Vertreter (vertegenwoordiger) und berufenen Schirmherrn deutschen Volkstums nicht ermöglicht haben. Allein das kann uns nicht hindern, Ew. Hochedeln feierlich (plechtig) zu versichern, dass das Herz des deutschen Volkes | |||||||||
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nach wie vor (voor als na) in fester, verlässlicher (onwankelbare) Treue für die von Ew. Hochedeln so heldenhaft geführte Sache der Freiheit und Unabhängigkeit des niederdeutschen Stammes in Südafrika schlägt, und dass unser Volk niemals dafür zu haben sein wird, dass die deutsche Treue aus der Reihe der realpolitischen Faktoren ausgeschaltet (uitgesloten) werde. Gott aber geleite und segne Sie und Ihr schwergeprüftes Land und helfe Ihnen, denn ‘Recht muss Recht bleiben!’
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Das darauf eingegangene Antwortschreiben hat folgenden Wortlaut:
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'S Gravenhage, den 8. Februar 1901.Herren Dr. med. Ernst W. Schmiedt und J.F. Zeiss, Im Auftrage des Herrn Staatspräsidenten der Süd-Afrikanischen Republik beehre ich mich, den Empfang zu bestätigen (melden) der prächtigen Adresse, ihm durch Ihre geehrte Vermittlung gesandt, und deren Wortlaut (bewoording) in einer am 18. Dezember v. J. in Leipzig abgehaltenen Versammlung von 5000 deutschen Männern einstimmig ist beschlossen worden. Seine Hochedeln wünscht, das ich Ihnen mitteile, wie tief Ihre Sympathie und die des grossen deutschen Volkes im allgemeinen ihn gerührt hat. Der Präsident hat es erfahren, wie Sie mit ihm fühlen für die gerechte Sache der Republiken. Sie haben dies gezeigt nicht allein im Wort, sondern auch in der That, und er spricht Ihnen dafür seinen allerherzlichsten Dank aus. Ihre Wünsche für seine eigene Person werden durch Seine Hochedeln ebenso besonders hochgeschätzt, und es wird ihm weiter überaus angenehm sein, wenn Sie seinen herzlichsten Dank den übrigen Mitbeteiligten (medeleden) übermitteln wollen. Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochachtung gez. Grobler. |
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