derwertigen Gegnern sogar nicht einmal von besonderer Tapferkeit zeugte. Das Aufgebot der gesammten britischen Kriegsmacht erreicht bald die Kopfzahl der Bevölkerung beider Burenstaaten und vermag doch nicht einen schnellen Sieg herbeizuführen. Europa hat also weder die roughriders zu Fuss, die vor den spanischen Soldaten davonliefen, noch das sonderbare englische Heer zu fürchten, das bisher den Kugelfang burischer Scharfschützen bildete.
Das Angelsachsentum hat mit grosser politischer Klugheit die günstige Weltlage für seine Zwecke ausgebeutet. Es ist daher unrichtig, den Imperialismus beider Staaten als eine politische Verirrung zu betrachten. Es ist vielmehr eine berechtigte und geschickt durchgeführte Kraftäusserung, die freilich zu Abwehrmassregeln zwingen wird. Im spanisch-amerikanischen Kriege hatte Europa kaum einen Anlass zur Einmischung, da die beiden grossen Antilleninseln doch nur noch nominell zum Mutterland gehörten und der Erwerb der Philippinen ein sehr heikles Unternehmen war. Die natürliche Entwicklung erleichterte das amerikanische Vorgehen, das alte spanische Sünden rächte. Der Burenkrieg fand schon eine andere Konstellation vor. Englands Lage hätte bedrohlich werden können, wenn die 3 ausschlaggebenden Mächte Europas ihre Aufgabe erkannt hätten, und sicher hätten sie England das Ruhehalten aufgezwungen. Dazu gehörte aber Einigkeit der Gegner, was England auch wusste. Daher war seine Raubpolitik bei aller Rücksichtslosigkeit und den gemeinen Beweggründen durchaus ein Werk nationaler Politik. Tatsächlich erscheint Chamberlain als ein weitsichtigerer Politiker, wie der welterfahrene bedächtige und vornehme Salisbury. Rhodes ist vom englischen Standpunkt aus nicht der überführte Schmuggler und Börsenjobber, sondern der grossartige nationale Finanzmann, dem England mit Recht den Weg vom Kap zum Nil zu danken hat. Die Volksstimmung auf beiden Seiten des Weltenmeeres hat auch den greifbaren Vorteil solcher Gewaltpolitik, der Niemand Widerstand leistete, richtig erkannt.