Germania. Jaargang 2
(1899-1900)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
[pagina 337]
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bijlage van Germania, Februari 1900 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I. Linienschiffe.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
II. Küstenpanzerschiffe.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
III. Grosse Kreuzer.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IV. Kleine Kreuzer.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
[pagina 338]
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jm Bau 3 weitere kleine Kreuzer vom Gazelletypus. Kreuzer B (1898), C und D (1899). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
V. Panzerkanonenboote.
Ähnlich: 12. Brummer, 13. Bremse. Tiefgang nur 3½ Meter. - Erbaut zum Schutz seichter Küstengewässer. - Die Baujahre sind 1875-1883. - Die Boote tragen nur eine grosse Kanone, dazu etwas leichte Artillerie zum Schutz gegen Torpedoboote. Gefechtswert äusserst gering; sie werden aufgebraucht. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
VI. Kanonenboote.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
VII. Schulschiffe.
1. bis 9. Kadetten-und Schiffsjungenschiffe, 10. und 11. Artillerie-schulschiffe, 12. Torpedoschulschiff. - Sämtlich ohne Gefechtswert; keine Panzerung u.s.w. - Baujahre 1875-1883. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
VIII. Schiffe zu besonderen Zweden.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IX. Torpedoboote.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
X. Zeichenerklärung.
Als nicht mehr dienstbrauchbar gelten nach dem Flottengesetz von 1898 und ersatzt werden: Linienschiffe nach 25 Jahren Grosse Kreuzer nach 20 Jahren Kleine Kreuzer nach 15 Jahren Eingerückt sind in der Tabelle diejenigen Schiffe, die augenblicklich - Herbst 1889 - nicht zur Berfügung stehen, weil im Bau oder Umbau. Baujahr = Beginn des Baues. Bis zum Stapellauf: ca. 1 Jahr. Bis zur völligen Fertigstellung (mit Einschluss der Probefahrten u.s.w.) sind in Deutschland erforderlich: für Linienschiffe ca. 4, für kleinere Schiffe 2-3 Jahre. 1 Tonne = 1000 kg = 20 Zentner. Zahl der Tonnen = Menge des verdrängten Wassers = Gewicht des Schiffes. Die Dampfstrede (= Aktionsradius) richtet sich naturgemäss nach der Grösse der Kohlenräume. 1 Knoten = 1 Seemeile = 1852 m (Fahrt in einer Stunde), also annähernd 2 km. Falls nicht besondere Gile nötig ist, fahren die Schiffe in der Regel nur etwa 10 Knoten oder Seemeilen in der Stunde, also 19 km. Die Fahrt Kiel-Danzig z. B. (350 Seemeilen) pflegt in 35 Stunden vor sich zu gehen. Hamburg-Kapstadt (6500 Seemeilen) in 650 Stunden = ca. 27 Tage, falls kein Aufenthalt Kreuzer Gefion unter günstigen Umständen zu machen im stande, ohne unterwegs Kohlen einzunehmen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XI. BemerkungenLinienschiffe.Admiral Tirpitz betonte 1898 im Reichstage: ‘Schlachtschiffe müssen den Kern der Flotte bilden. Sie sind es, die dem Ganzen das Rückgrat geben.’ Kreuzer, die ja populärer sind, nützen nichts, wenn es zum Kämpfen kommt. Sie sind nur das unerlässliche Beiwerk, die Hülfskräfte der Flotte. Kaum waren diese Worte verhallt, da bewies der Spanisch-Amerikanische Krieg schlagend, dass der deutsche Admiral recht geurteilt hatte. Die Amerikaner hatten 5 Schlachtschiffe, die Spanier nur Panzerkreuzer; nicht einmal zum Fliehen kam diesen ihre grössere Schnelligkeit zu gute! - Deutschland baut zunächst 2 Geschwader zu 8 Linienschiffen, dazu ein Admiralschiff und 2 weitere Linienschiffe als Materialreserve. Sa. 19. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Küstenpanzerschiffe.Diese Siegfriedklasse ist zum Schutze des Kaiser Wilhelm-Kanals bestimmt. Sie entsprechen vollkommen dem Zweck, für den sie gebaut sind; darüber hinaus aber, etwa in einem Kampf auf hoher See, sind sie nicht zu verwenden. Ein Linienschiff kann es mit 3 Küstenpanzern aufnehmen! Jhre Dampfstrede beträgt nur 1500 Seemeilen. Um die Kohlenräume zu vergrössern, sollen die Schiffe je um 7 Meter verlängert werden. Der Anfang ist gemacht mit Hagen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Grosse Kreuzer.Hier werden bei uns zur Aushülfe drei ganz veraltete Linienschiffe geführt: König Wilhelm, Kaiser, Deutschland. Jm auswärtigen Dienst können sie noch kurze Zeit Dienste thun, sind aber im Kampfe gegen moderne Schiffe völlig wehrlos. ‘Der Besatzung eines veralteten Schiffes hilft aller Heldenmut, alle Geschicklichkeit nichts, sie sind dem sicheren Untergange geweiht - Kanonenfutter -; denn bei folchen Unterschieden in Wehr und Waffen entscheidet schliesslich das Material.’ So sagte sehr treffend Kapitän-Leutnant Wener und zwar schon vor dem Seekampf bei Manila! Als wirkliche Kreuzer sind diese drei Schiffe schon deshalb unbrauchbar, weil sie nur 13-14 statt 20 Knoten laufen. Sogar die Brandenburgklasse läuft deren 16-17; die Kreuzer aber sollen eilig Nachricht bringen über den Anmarsch des Feindes u.s.w., was natürlich unmöglich ist, wenn sie langsamer sind. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kleine Kreuzer.Ein Teil soll den Aufklärungsdienst für die Schlachtflotte besorgen. Andere sind als Stationsschiffe auf unsere Kolonieen und fremde Länder verteilt, um den Deutschen in Friedenszeiten überall Schutz und Beistand zu verbürgen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Torpedoboote.Die Torpedowaffe hat man Jahre lang weit überschätzt. Das war der Grund, warum in den 14 Jahren von 1876-1890 in Deutschland nur ein einziges Linienschiff gebaut worden ist. Und dieses eine, Oldenburg, ist eigentlich mehr ein Küstenpanzer, es ist bloss 5200 Tonnen gross, hat eine Dampfstrecke von nur 1500 Seemeilen, und läuft gar nur 12 Knoten. Wir glaubten mit billigen Torpedobooten durchzukommen. Aber durch gespannte Aufmerksamkeit, elektrische Scheinwerfer u.s.w. wird man eine Überraschung durch Torpedoboote meist verhindern können. Sind die Torpedoboote einmal entdeckt, so müssen sie sofort umkehren, oder sind verloren. Denn die Schnellfeuergeschütze bohren sie sicher in den Grund, ehe sie auf 2-300 Meter heran kommen und einen Schutz mit einiger Aussicht auf Erfolg abgeben können. Kaiser Friedrich III. z. B. kann mit einer Breitseite mindestens 148 starke Schüsse in der Minute abgeben. Schliesslich, falls ein modernes Linienschiff wirklich getroffen wird, geht es keineswegs unter, sondern eine oder die andere der wasserdicht abgeschlossenen Abteilungen des Schiffes läuft eben voll Wasser, und das Schiff kann ruhig weiter kämpfen. Jm spanisch-amerikanischen Kriege hat die Torpedowaffe gänzlich versagt. Nur dreimal wurden Angriffe versucht; aber jedesmal trieb ein Hagel von Geschossen die Angreifer zurück. Kurz, der Torpedo ist als Gelegenheitswaffe in der Hand todesmutiger Männer nicht zu verachten, aber Entscheidungen wird er schwerlich herbeiführen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XII. Entfernungen.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XIII. Der Schutz der Deutschen im Auslandeist von Jahr zu Jahr wichtiger geworden, zumal unsere eigenen auswärtigen Besitzungen sich stetig vermehren. Das Ausland wird für die Verwendung unserer Kriegsschiffe in Stationen eingeteilt. Es befinden sich im Herbst 1899 auf der
Jm Kriege würden diese Schiffe natürlich nicht im Stande sein, alle deutschen Jnteressen in Auslande zu schützen. Über den Besitz der Kolonien wird nicht draussen durch die Kreuzer, sondern daheim durch die Schlachtflotte entschieden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XIV. Geschwindigkeit und Tiefgang.
Der Nordostseekanal hat eine Tiefe von über 9 Meter, er ist fast 100 km lang. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XV. Artillerie.1. Schwere Artillerie: Durchmesser des Geschützrohres innen (Kaliber) von: 30,5 cm je 1 auf den Panzerkanonenbooten 1-11 (veraltet). 28 cm je 6 auf Brandenburg ff. 26 cm je 6 auf Sachsen ff. (veraltet). 24 cm je 4 Sf. (Schnellfeuer) Kaiser Friedrich ff.; Bismarck; je 3 Siegfried ff. 21 cm je 2 Sf. Hertha ff. 2. Mittlere Artillerie: 15 cm je 18 Sf. Kaiser Friedrich ff. 10,5 cm je 8-10 Sf. die neueren kleinen Kreuzer ff. 3 Leichte Artillerie: 8,8 cm je 6-12 Sf. die Linienschiffe, Küstenpanzer und grossen Kreuzer, 3,7 cm je 12 Sf. Kaiser Friedrich ff. Maschinengewehre 8 mm je 12 Kaiser Friedrich ff. je 2-4 viele kleine Kreuzer. Torpedoausstossrohre haben fast alle Kriegsschiffe je 1-6. je 3 die Torpedoboote. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVI. Das deutsche Flottengesetz von 1898.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVII. Deutscher Flottenbauplan nach dem Flottengesetz von 1898.
Fett gedruckt sind die Schiffe, die bis Ablauf des Rechnungsjahres 1903 fertig sein sollen. 1 Torpedobootsdivision besteht aus 1 Divisionsboot und 6 kleineren Booten oder aus 5 grösseren Booten. Ein weitverbreiteter Jrrtum ist es zu glauben, unsere Schlachtflotte bestände im Jahre 1903 aus 19 vollwertigen Linienschiffen. Obige Tabelle zeigt, dass die Ersatzbauten für Baiern 1902 und für Baden 1903 angesetzt sind; Ersatz für die gleichfalls ganz veralteten Sachsen, Württemberg und Oldenburg ist gar auf noch später verschoben. Es wäre zu wünschen, dass der Reichstag sich entschlösse, die Ersatzbauten früher anzusetzen. Das würde nur eine kleine Verschiebung der vorgesehenen Summe, aber keine Neubelastung ausmachen. Es könnte aber für uns vielleicht dermaleinst wichtig sein, ob wir 5 vollwertige Linienschiffe mehr haben oder jene 5 veralteten, die etwa nur 1/3 so viel wert sind wie ein ‘Kaiser Friedrich III.’ (4: 11 Gefechtskräften). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XVIII. Gefechtskräfte zur See im Jahre 1900.
Zur Abschätzung der Leistungsfähigkeit eines Kriegsschiffes für den Kampf giebt es kein absolut sicheres Mittel. Doch eine annähernde Vorstellung davon giebt uns die einfache Berechnung des Kapitänleutnants a. D. Wislicenus. Er geht davon aus, dass Kriegsschiffe gleicher Gattung und gleicher Grösse, die ungefähr zu gleicher Zeit erbaut sind, in allen modernen Marinen annähernd gleichen Gefechtswert haben. Giebt man nun den modernen Linienschiffen von 10000 Tonnen (wie unsere Brandenburgklasse) als Gefechtswert 10 ‘Gefechtskräfte’, kleineren Schiffen entsprechend kleinere Werte, ferner auch mit zunehmendem Alter eine immer geringere Zahl, bis 1 herab (25-30 Jahre), so ergiebt sich ein einfacher Massstab, der mit den feinsten Berechnungen merkwürdig übereinstimmt. Mitgerechnet sind für obenstehende Tabelle alle Schiffe aller wichtigen Seenationen, soweit sie 1900 fertig werden. Hiernach ist die Gefechtskraft Frankreichs sogar stärker (466) als der ganze Dreibund (432).
England allein (1001) würde jetzt noch den 4 Flotten von Frankreich, Russland, Jtalien und Deutschland gewachsen sein (1114). Denn den Überschuss von 100 Gefechtskräften bei diesen 4 Mächten würde die Einheitlichkeit der Ausrüstung und Leitung der englischen Flotte wett machen. Diese Überlegenheit Englands wird jedoch durch die Anstrengungen der übrigen Mächte von Jahr zu Jahr geringer.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XIX. Linienschiffe und Panzerkreuzer um das Jahr 1900.
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XX. Die Kosten der Kriegsflotten.
Die Etatsstärke der deutschen Marine beträgt 26.000 Köpfe. Davon stehen 1300 Personen im Range der Offiziere (Jngenieure, Ärzte, Zahlmeister); darunter 800 eigentliche Seeoffiziere. Auf die Deckoffiziere entfallen 1000, auf die Unteroffiziere 4700 Mann.
England giebt für seine Flotte jährlich 12½ Mk. auf den Kopf der Bevölkerung aus. Deutschland noch nicht 2½ Mk. Frankreich genau 2½ mal so viel: 6,16 Mk. Dabei ist das Landheer Frankreichs (640 Mill Mk.) noch etwas teurer, als das deutsche (600 Mill. Mk.). Das englische (geworbene) Heer leistet äusserst wenig und kostet doch 400 Mill. Mk. Darin liegt - schon volkswirtschaftlich - eine glänzende Rechtfertigung der allgemeinen Dienstpflicht.
Das Gesamteinkommen des deutschen Volkes ist heutzutage bereits grösser als das Frankreichs:
Andererseits beträgt die Belastung durch Zölle und Konsumsteuern auf den Kopf der Bevölkerung in Frankreich das doppelte, wie in Deutschland, in England die Hälfte mehr.
Die Pro-Kopf-Ausgaben für Landheer, Marine und Staatschuld betragen in:
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
XXI. Schutz der Handelsdampfer.
In Spalte 2 sind die Handelsdampfer über 100 To. berechnet. In Spalte 3 sind zusammengezählt: 1. die Tonnenzahl der Linienschiffe über 5000 To. und 2. die Tonnenzahl der Kreuzer über 800 Tonnen. Deutschland hat die zweitgrösste Handelsflotte der Welt. Binnen kurzem wird die deutfche Handelsdampferflotte doppelt so gross sein, wie die dann folgende französische; denn die deutsche geht mit Riesenschritten vorwärts. 1870 war die Dampferflotte Deutschlands halb so gross, wie die französische; heute ist sie fast doppelt so gross. Die englische Dampferflotte war 1870 16 mal grösser, als die deutfche; heute nur noch 7 mal grösser. Mit diesen gewaltigen Fortschritten der Handelsflotte aber hat der nötige Schutz durch die Kriegsschiffe nicht entfernt Schritt gehalten! Zwar scheint es nach obiger Tabelle so, als ob die Engländer ihre Handelsdampfer am wenigsten schützten, da sie immer einer Tonne der Kriegsschiffe den Schutz von 6½ Tonnen der Handelsdampfer zumuten. Aber in Wirklichkeit schützt England mit seiner Riesenflotte natürlich seinen Handel am allerbesten. Denn überall auf der Erde hat es ganze Geschwader von grossen Kriegsschiffen aufgestellt, die durch schnelle Kreuzer in kürzester Frist nach einer bedrohten Stelle gerufen werden können. Das ist aller Welt bekannt und deshalb wagt so leicht Niemand ein englisches Schiff zu schädigen. Wir Deutschen sind leider nicht entfernt so seegewaltig wie die Engländer und dürfen uns nur mit den anderen 4 Nationen vergleichen. Da ergiebt sich denn, dass die übrigen Mächte je einer Kriegschiffstonne den Schutz von etwa 1⅓ Tonnen der Handelsdampfer anvertrauen. Deutschland jedoch besitzt gerade nur den vierten Teil dieses Schutzes! An nichts anderem, als an dem Mangel staatlichen Schutzes ist die Hansa zu Grunde gegangen. Welcher wirthschaftliche Leichtsinn steckt in der Zahl 1:5,3. Man kann geradezu sagen: Die teuren Dampfer und die noch kostbarere Ladung sind im Kriegsfall dem Feinde gänzlich preisgegeben; denn bei der geringen Gesamtzahl der deutschen Kriegsschiffe ist 1: 5,3 kein Schutz mehr. Deutschlands Überschutz der Geburten über die Todesfälle beträgt 816000 Seelen jährlich. Für diese muss Getreide eingeführt werden, da Deutschland nur ¾ seiner Bewohner mit eigenem Getreide ernährt. Das Korn muss bezahlt werden mit Jndustrie-produkten. Dieser Jmport und Export muss geschützt werden, wenn Deutschland nicht Not leiden soll! Ferner: Wenn ein Staat, etwa Nordamerika, sich gegen uns plötzlich mit hohen Zöllen abschliesst, so können wir nicht Krieg führen. Wir müssen aber sofort andere Absatzgebiete suchen. Um solchen neuen Handel in die Wege zu leiten, bedürfen wir wieder der Kriegsschiffe. Sonst tritt der Fall ein: der Export stockt, der deutsche Fabrikant muss seine Arbeiter entlassen, die Arbeiter hungern! - Also keineswegs um der Regierung einen Gefallen zu thun, sondern aus Gelbsterhaltungstrieb müssen die Fabrikarbeiter neue Schiffe bewilligen. Nur wenn die deutsche Jndustrie sieghaft ist und geschützte Absatzgebiete hat, kann eine weitere Verbesserung der Lage der Arbeiter eintreten; denn in Zeiten des Rückganges lassen sich bekanntlich keine Fortschritte durchsetzen. Deutschlands Handel hat nun in den letzten Jahren einen so gewaltigen Aufschwung genommen, wie er in der ganzen Geschichte des Handels noch nie vorgekommen ist. Deutschlands Aus- und Einfuhr stieg von 1881-1898 von 6 auf 9½ Milliarden. England kam in dieser Zeit nur von 11½ auf 13 Milliarden. Zwar ist Englands Einfuhr noch um 3 Milliarden höher als die unsere (8½: 5½ Milliarden), aber Englands Ausfuhr ist nur noch ½ Milliarde grösser, als die deutsche (4½: 4 Milliarden). - 1894-1898 hat die deutsche Ausfuhr um 1 ganze Milliarde Mark zugenommen, die englische um 300 Millionen abgenommen. Das Kennzeichen der englischen Politik war von je her die äusserste Rücksichtslosigkeit gegen die Schwachen. Von stetig sich schärfendem Konkurrenzneid getrieben, wird England kein Mittel unversucht lassen, den verhassten Nebenbuhler zu zermalmen, wenn es dazu im Stande ist. Diese Absicht hat es offen genug ausgesprochen. Ein kleiner Anfang dazu sollte ‘Samoa’ werden. Seien wir England dankbar, dass es auch die harmlosesten Gemüter unseres deutschen Voltes rechtzeitig aufgerüttelt hat. Jn der Weltwirtschaft und Weltpolitik stehen wir mitten inne; zurück können wir nicht, selbst wenn wir es wollten. Deshalb müssen wir zur rechten Zeit die rechten Folgerungen aus dieser Lage ziehen. Und das ist ja das Wunderbare, das Herrliche an der deutschen Flottenfrage: sie besitzt eine volkseinende Kraft ohne Gleichen. Denn aus den nüchternsten kaufmännischen Erwägungen heraus kommen die einen (selbst wenn sie mit den heutigen Zuständen schmollen) zu demselben Ergebnis wie andere, denen Deutschlands Macht und Herrlichkeit zunächst am Herzen liegt. Und dies Ergebnis lautet: Unsere Seemacht müssen wir verstärken! Nassow. Dieses Flugblatt erscheint in 4 Ausgaben: A. zweiseitig bedruckt, zur Verbreitung in grossen Massen, zum Beilegen bei Zeitungen u.s.w. Preis 1 Stück 1 Pfg. ohne Porto. B. zweiseitig bedruckt auf besserem Papier, diese Ausgabe eignet sich zum Verkauf oder zur Verteilung bei patriotischen Versammlungen. Preis 1 Stück 10 Pfg., 25 Stück 2,25 Mk., 100 Stück 8,- Mk., 500 Stück 35,- Mk., 1000 Stück 60,- Mk., Porto eingeschlossen. C. zweiseitig bedruckt auf bestem weissen Karton, mit Ösen zum Aufhängen versehen. Diese Ausgabe eignet sich zum Aufhängen in Wirtschaften, in Kontoren, im Hause u.s.w. Versendung nur in Schutzrolle. Preis 1 Stück 50 Pfg., bei Bezug von 5 Stück und mehr, Porto und Schutzrolle eingeschlossen. D. einseitig bedruckt auf bestem weissen Karton in 4 Farben, mit Ösen zum Aufhangen versehen. Versendung nur in Schutzrolle. Preis 1 Stück (aus je 2 Blättern bestehend) 1 Mk., 3 Stück 2, - Mk. Porto und Schutzrolle eingeschlossen. Bestellungen an die Baedekersche Buch- u. Kunsthandlung u. Buchdruckerei, A. Martini u. Grüttefien, G.m.b. H., Elberfeld, Herzogstrasse 33. |
|