Was würde man wohl in der französischen Presse erzählen, wenn bei Gelegenheit eines ähnlichen Festaktes der deutsche Gesandte z. B. in Lüttich oder Verviers eine eben solche Ansprache gehalten hätte? Das Umsichwerfen mit französischen Orden nimmt erstaunlichen Umfang an, leider erfährt man nur wenig mehr davon, wer so glücklich ist, davon getroffen zu werden, da ausländische Orden und Ehrenzeichen nicht mehr offiziell mitgetheilt und auch die Erlaubniss zum Anlegen derselben nur erforderlich ist, wenn man Staatsbeamter ist. Politische Persönlichkeiten, städtische Beamte u.s.w. können sich ohne jede Erlaubniss mit allen möglichen fremden Vögeln und Federn schmücken, da kräht kein Hahn darnach.
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Mit dem Bankgesetz hat es seine liebe Noth in der Kammer. Von den vlämischen Forderungen De Vriendts sind einige durchgedrungen, u. A. müssen die Banknoten in beiden Landessprachen bedruckt werden und zwar in vollem Text. Die Wehen dieses Gesetzes sind äusserst schmerzlich, es kommt zur förmlichen Schlacht dabei. Die französischen und tschechischen Sitten bürgern sich mehr und mehr ein.
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Dieser Tage hielt unser treuer Mitarbeiter Pol de Mont einen prächtigen Vortrag im Verein der vlämischen freisinnigen Studenten: ‘Geen taal geen vrijheid.’ Er behandelte die Burenfrage vom Gesichtspunkte der Rassengemeinschaft aus, die sich durch dieselbe in überraschender Weise sowohl in Transvaal, als auch in Deutschland und den Niederlanden dargethan habe. Niemals hä.ten die Glocken von Berlin, Gent und Antwerpen ihre Stimme so oft erschallen lassen, als die Volksstimme sich jetzt hören lässt, welche die Gemeinschaft der Rasse verkündigt (lebhafter Beifall).
Mein Herz gehört den Buren nicht alleín, sagte ferner der gefeierte Redner weil sie den Kampf des Davids gegen den Riesen Goliath kämpfen, oh nein, sondern weil die Buren von meiner Rasse sind. Ich bin glücklich, weil sie das Recht auf ihrer Seite haben, aber wenn dies auch nicht der Fall wäre, so stände ich doch auf ihrer Seite. Die Rassengemeinschaft geht Allem vor! Die Belgier hegen den Glauben, dass England ihre Neutralität beschütze, sie täuschen sich. England unterstützt niemals ein Volk, ausser wenn seine eigenen Interessen dies verlangen und darin hat es recht. Im nächsten Kriege, der unsere Unabhängigkeit vom Süden her bedrohen wird, bleibt unsere einzige Stütze der starke Nachbar im Osten, er gehört zu unserer Rasse, dorthin müssen wir blicken, nicht nach dem begehrlichen England, das unsere Kolonien bedroht und unseren Bruderstamm im