Varia
Seltenes Forscher-Jubiläum
Professor dr. Aloys Ruppel am 1. August 1960 vierzig Jahre Direktor des Mainzer Gutenberg-Museums
Professor Dr. Aloys Ruppel, ordentlicher Professor auf dem Gutenberg-Lehrstuhl der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, hat am 1. August 1960 ein nicht sehr häufiges Direktoren-Jubiläum gefeiert. An diesem Tage blickte er auf eine vierzigjährige erfolgreiche Tätigkeit als Direktor des Gutenberg-Museums in Mainz zurück.
Am 1. August 1920 trat Professor Ruppel die Stelle des Direktors der Stadtbibliothek, des Stadtarchivs und des Gutenberg-Museums an; gleichzeitig wurde er auch zum Geschäftsführenden Vorsitzenden der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft gewählt. Seitdem ist sein Name mit der Stadt Mainz, besonders aber mit deren grössten Sohn, Johannes Gensfleisch zum Gutenberg, eng verbunden. Professor Ruppel ist heute, im Urteil der internationalen Fachwissenschaft, der bedeutenste lebende Gutenberg-Forscher. Sein Hauptwerk, ‘Johannes Gutenberg’ bei den Gebrüder Mann in Berlin 1939 und 1947 in starken Auflagen herausgebracht, steht in allen grossen wissenschaftlichen Bibliotheken der Welt. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus ist der Mainzer Forscher des Buch-, Druck- und Schriftwesens aber auch bekannt geworden durch das von ihm 1926 gegründete und seitdem alljährlich in ununterbrochener Folge herausgebrachte fünfsprachtige internationale Gutenberg-Jahrbuch; nicht zuletzt noch durch die nach seinen Plänen rekonstruierte Gutenberg-Werkstatt mit Presse und Schriftgiesserei. Einer grösseren Öffentlichkeit wurde sie zuerst 1927 auf der Kölner ‘Pressa’ gezeigt, dann 1928/29 auf der Ibero-Amerikanischen Ausstellung in Sevilla, 1933 auf der Weltausstellung in Chicago, 1936 auf der Olympia-Ausstellung in Berlin, 1937 auf der Weltausstellung in Paris und nach dem Zweiten Weltkrieg auf grossen Ausstellungen in Düsseldorf (1951), Amsterdam (1952) und Kopenhagen (1953). Auch mit äusseren Zeichen der Anerkennung ist Professor Ruppel bisher reich bedacht worden. Ausser der Ehrenmitgliedschaft zahlreicher in- und ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien sowie anderer Ehrengen ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes, Ritter der französischen Ehrenlegion und Ehrenbürger der Stadt Mainz und seiner
Heimatgemeinden Neuhof bei Fulda und Oberrodenbach bei Hanau. Dem schon in hohem Alter Stehenden winkt in absehbarer Zeit noch eine weitere grosse Ehre: die Stadt Mainz hat auf seine zähe Initiative hin den Ausbau des Gutenberg-Museums zum Weltmuseum der Druckkunst beschlossen. Zur 2000-Jahrfeier der Stadt Mainz im Jahre 1962 soll Professor Ruppel das von ihm in vierzig Jahren Stück für Stück aufgebaute und in seiner Art einmalige Museum in der erweiterten und repräsentativen Form eröffnen.
Fritz Bayer